Farbige Soldaten im ersten Weltkrieg auf deutscher Seite?

Dieses Thema im Forum "Der Erste Weltkrieg" wurde erstellt von BlauerDragoner, 4. März 2015.

  1. letztergisone

    letztergisone Aktives Mitglied

    Lach, kenn leider auch keinen mit den 6 und Superzahl. :yes:

    Vieles ist möglich, nur wo ist der Nachweis! :winke:
     
  2. muheijo

    muheijo Aktives Mitglied

    Ich fand die Webseite von Alfirin bisher am hilfreichsten:
    German Colonial Uniforms

    Ich wuerde bei den Schwarzen, die in Europa eingesetzt wurden, auf Militærmusikanten* tippen, die dann im Verlaufe des Krieges anderweitig eingesetzt wurden.

    Gruss, muheijo

    * gemæss der "traditionellen" Verwendung
     
  3. Ugh Valencia

    Ugh Valencia Aktives Mitglied

    In Alfrins Link wird Josef Mambo erwähnt:
    "Mambo, (...), mit dem wir sprachen, erzählte uns von seiner Heimat, die er als Kind verließ. Er wurde im Jahre 1897 vom Freiherrn von Elsaß mit nach Dresden genommen und dort als Pfegekind erzogen. Seine Heimat Ostafrika hat er nicht wiedergesehen. Dafür hat Mambo eine gewisse Berühmtheit in Deutschland erlangt, denn er war von 1904 bis 1913 der Kesselpauker der Grenadierregiments zu Pferde in Bromberg, dem er zum 200.Jubiläum des Regimentes vom Kaiser zugeteilt wurde. Als der Weltkrieg ausbrach, ging Mambo mit seinem alten Regiment zunächst nach Rußland und dann nach Frankreich. Das Eiserne Kreuz zweiter Klasse und das Verwundetenabzeichen zeugen davon, daß er während der Jahre des Krieges seinen Mann gestanden hat."

    Quelle: Bundesarchiv R 1001/6383, Blatt 319 Schreiben der "Deutschen Gesellschaft für Eingeborenenkunde" an das Auswärtige Amt, Pol X, 16.05.1939.
    Zitiert in Susann Lewerenz "Die Deutsche Afrika-Schau (1935-1940)" Peter Lang Verlag 2006

    Die Quelle habe ich nicht überprüft sondern hier - wie auch das Zitat - gefunden: Africans in the Imperial German Navy and Army. - Page 2 - Axis History Forum
     
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  4. BlauerDragoner

    BlauerDragoner Neues Mitglied

    Ich hab hier mal ein Bild von der Rück- und Vorderseite hochgeladen, vielleicht hilft das ja weiter.
     

    Anhänge:

  5. Ugh Valencia

    Ugh Valencia Aktives Mitglied

    Danke für den Upload - wenn auch beim ersten Bild eine Drehung um 90Grad gegen den Uhrzeigersinn bequemer für das Auge gewesen wäre;)

    Jetzt können wir diskutieren, wer da in was für einer Uniform abgebildet wurde. :winke:
     
  6. silesia

    silesia Moderator Mitarbeiter

    Vielen Dank, damit haben wir die Stecknadel im Heuhaufen.

    Ersatzabteilung 11. (Bayrisches) Feld-Artillerie-Regiment? Würzburg?
    Betrifft der Poststempel 1917?
     
  7. muheijo

    muheijo Aktives Mitglied

    Als erstes fællt auf, dass der Farbige als einziger eine andere Kopfbedeckung hat. An eine Offiziersmuetze mag ich aber nicht glauben - trugen auch gemeine Soldaten diese Art Kopfbedeckung, z.B. Musikanten?

    Gruss, muheijo
     
  8. Wilfried

    Wilfried Aktives Mitglied

    nein, die ist zwar neu aber der Soldat "Oben" im hellen Streifen trät ebenso eine andere Mütze, aber ohne Schirm.

    Warum sollte der keine Offiziersanwärtermütze tragen? Einjähriger mit Abitur? Um 1900 war es durchaus nicht üblich, das einfache junge Männer sich auf Hoch/Schriftdeutsch zu verständigen
     
  9. Alfirin

    Alfirin Aktives Mitglied

    Ich tu' mir mit dem Entziffern des Textes auf der Postkarte etwas schwer. Die von Silesia ins Spiel gebrachten Stichwörter finde ich, über den Absendernamen müßte sich doch eigentlich die Einheit identifizieren lassen. Was mich wundert (oder was ich womöglich eben nicht entziffern konnte): Mit keinem Wort wird der doch sicherlich für die Empfänger, die Eltern des jungen Mannes in einem kleinen Dorf im tiefsten Spessart, exotisch anmutende Kamerad erwähnt.

    Andererseits fehlt mir jede Grundlage, muß ich zugeben, um abschätzen zu können, wie repräsentativ z.B. die Auffassung eines Eduard von Liebert war, der als Abgeordneter 1909 im Reichstag wettert:
     
  10. Ugh Valencia

    Ugh Valencia Aktives Mitglied

    Ist es denn sicher, dass der Poststempel in einem Zusammenhang mit dem Regiment steht, in dem die abgebildeten Personen dienten?

    Dann müssten doch auch auf den Mützen bayerische Kokarden sein. Leider kann man das auf dem Foto schwer erkennen.

    Könnte bitte jemand den Text der Postkarte hier posten? Meine Kenntnisse in altdeutscher Schrift sind zu schlecht dafür.
     
    Zuletzt bearbeitet: 13. März 2015
  11. friloo

    friloo Mitglied

    Hi,

    Der farbige Soldat trägt eine Schirmmütze, warum, wieso, weshalb kann ich nur vermuten. Die anderen Soldaten tragen ein sog. "Krätzchen", ähnlich wie heute das Barett bei der BW, trägt es jeder auf indiviuelle Art.

    Die Schirmmütze könnte zur Ausgehuniform gehören, selbst beschafft sein (war eine Zeit lang möglich) oder einen Militärmusiker bezeichnen. An eine Offiziersmütze denke ich eher nicht. Ausserdem ist seine Hose über dem rechten Knie geflickt, so würde sich kein Offizier ablichten lassen. Für einen Offizier fehlt auch das Portepee (Säbelgürtel).

    Die Kokarden sind alle gleich, oben die Farben des Kaiserreichs unten die Landesfarben. Bei keinem der Soldaten ist ein Dienstgradabzeichen zu erkennen. Schulterabzeichen (wie heute bei der BW) trugen damals nur Offiziere und Unteroffiziere mit Portepee (vereinfacht Offiziersanwärter), normale Unteroffiziere (Feldwebel) trugen einen "Sergeantenknopf" am Kragen.

    Keiner der abgebildeten Soldaten trägt sowas. Die beiden knieenden rechts und links tragen die Feldjacke, alle anderen die Ausgehjacke.
     
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  12. Sepiola

    Sepiola Aktives Mitglied

    Liebe Eltern!
    Habe eure Karte erhalten
    besten Dank dafür. Mir geht es
    noch[?] gut hoffentlich euch auch. Aber
    ich hab mehr Hunger wie Ihr. An
    Pfingsten werde ich nicht kommen
    vieleicht später. Es grüßt Euch
    herzlich Euer Sohn Wilhelm
     
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  13. Ugh Valencia

    Ugh Valencia Aktives Mitglied

    @Sepiola: Vielen, vielen Dank für das Posten des Postkartentextes. Dieser scheint jedoch in gar keinem Zusammenhang mit den abgebildeten Personen zu stehen. Ich kann, denke ich, zu der Postkarte wenig Antworten beitragen - vielmehr ergeben sich bei mir viele offene Fragen. Steht die Postkarte in einem Zusammenhang mit dem Poststempel? Ist die abgebildete Person mit dunklerer Hautfarbe tatsächlich Afrikaner oder vielleicht Afro-Deutscher, aufgewachsen in Deutschland mit einem afrikanischen Eltern- oder (Ur-)Großelternteil? Wir wissen es nicht. Würde mich freuen, wenn da noch mehr bei herauskommt.

    Für mich ist zumindest - jenseits der Identität der abgebildeteten Person - schon mal herausgekommen, dass das offizielle Propagandadogma der "reinrassigen deutschen Armee" und dass Afrikaner "nur" als Askaris in Afrika eingesetzt wurden, eben nicht mehr als ein Dogma ist. Es tauchten, isb in Alfrins Link, genug Einzelfälle auf, um dieses Behauptung als propagandistischen Topos zu entlarven. Ich denke, wenn das OHL die Möglichkeit gehabt hätte, ähnlich wie die Franzosen und Briten, massiv Kolonialtruppen in Europa einzusetzen, hätte es das auch getan. Die Propaganda des "reinrassigen Heeres" sollte diesen Mangel an Möglichkeiten eventuell vertuschen.

    Ich habe mir vorher nie Gedanken gemacht über Afrikaner in Europa, die im 1.WK für das Kaiserreich kämpften. Daher vielen Dank an den Threadersteller.:winke:
     
    Zuletzt bearbeitet: 16. März 2015
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  14. Wilfried

    Wilfried Aktives Mitglied

    Da muß ich jetzt heftig widersprechen. Die Deutsche Armee war eine rein deutsche Armee ...
    In ihr dienten nur "Deutsche", also Angehörige der Länder des deutschen Reichs. Benachteiligungen , wie Heimatferner Einsatz und ähnliches (auf dem Papier nicht vorgesehn) , gabs allerdings für Elsaß-Lothringer, Polen und andere Minderheiten, je nach Stand und Herkunft auch für Leute mit anderen Haut und Haarfarben.
     
  15. Scorpio

    Scorpio Aktives Mitglied

    Man wird trotzdem mit großer Sicherheit davon ausgehen dürfen, dass die deutsche Armee, hätte sie in ähnlichem Umfang auf "farbige" Kolonialtruppen zurückgreifen können wie es die Briten und Franzosen konnten, hätte sie von dieser Möglichkeit auch Gebrauch gemacht. 1916 schufen die Mittelmächte ein neues Königreich Polen, nicht zuletzt deshalb, um mehr Soldaten gegen Russland mobilisieren zu können. Ludendorff schrieb am 17. Juli 1916 "In vaterländischer Sorge an den damaligen Unterstaatssekretär Arthur Zimmermann:
    "Die Schweinerei mit den Österreichern hört nicht auf. Die Truppe hält nicht mehr, wie auch die traurigen Ereignisse der letzten Tage bewiesen haben. (Anlässlich der Brussilow Offensive gingen ganze Regimenter über zu den Russen). Da richtet sich mein Auge wiederum auf Polen. Der Pole ist ein guter Soldat. Versagt Österreich, so müssen wir uns andere Kräfte zufügen. Schaffen wir ein Großfürstentum Polen aus Warschau und Lublin und dann eine polnische Armee unter deutscher Führung."

    Die Russen unternahmen übrigens ähnliche Anstrengungen und warben unter Kriegsgefangenen der K.K Armee Slawen, vor allem Ukrainer und Tschechen an. Jaroslaw Hasek, der Verfasser des "braven Soldaten Schwejk" diente in der Tschechischen Legion, die noch im Russischen Bürgerkrieg von sich reden machte.

    In Galizien kam nach dem Debakel der Österreicher bei Luczk im Juni 1916 ein türkisches Hilfskorps zum Einsatz, um die wankende Ostfront zu stabilisieren. Hätten die Mittelmächte über Kolonialtruppen verfügen können, so hätten sie es sicher getan. Die aufgesetzte Empörung über die "Kulturschande"der Alliierten, Senegalesen, Marokkaner, Inder und Gurkhas an der Westfront einzusetzen, gehört zum Fundus der Kriegspropaganda, deren Widersinnigkeit frappierend ist. Soldaten mit Giftgas und Flammenwerfern ums Leben zu bringen war nach der Logik kriegsnotwendig, aber dass die Briten und Franzosen deutschen Soldaten zumuteten, sich von "Negern" umbringen lassen zu müssen, war eine "Kulturschande".
     
    Zuletzt bearbeitet: 17. März 2015
  16. Wilfried

    Wilfried Aktives Mitglied

    Bei dem Thema sollte man aber bitte n icht vergessen, das dieser ganze Rassenwahn erst in der Entstehung war.
    Und die Sauerei mit den männermordenden Negern ist ja nun mal, das man nach damaliger Auffassung bei etlichen auch Deutschen eben "leute aus dem Busch" in Uniformen steckte und auf zivilisierte Leute losließ. Dabei war die Hautfarbe für viele wohl unerheblich.
     
  17. Ugh Valencia

    Ugh Valencia Aktives Mitglied

    Die indigene Bevölkerung der deutschen Kolonien waren i.d.R. keine deutschen Staatsbürger. Sie hatten den Status von "Schutzbefohlenen des Reiches".
    "Während der weißen Bevölkerung die vollen Rechte garantiert wurden, sollten die Eingeborenen als 'Schutzbefohlene des Reiches' mit einem 'besonderen' Rechtsstatus ausgestattet werden, der sich stets durch Ungerechtigkeit auszeichnete."
    Schwarzer Untertan versus schwarzer Bruder, S. Utermark (Diss.), 2011, S. 285
    https://kobra.bibliothek.uni-kassel...012082441677/5/DissertationSoerenUtermark.pdf

    Dies wurde nach dem Ende des Krieges noch verworrener. "
    Die junge Weimarer Republik lehnte entschieden die Einbürgerung der hinterbliebenen Kolonial-Afrikaner ab. Personalpapiere vermerkten entweder 'staatenlos' oder 'ehemaliger deutscher Schutzgebietsangehöriger' bzw. 'früherer, deutscher Schutzbefohlener' (oder ähnliche Begriffe purer Verlegenheit). Arbeitslosenhilfe durften nur deutsche Staatsangehörige kassieren."
    http://www.golf-dornseif.de/uploads/Des_Kaisers_Afrikaner_im_Berliner_Fegefeuer.pdf

    Sowohl im Kaiserreich als auch in der Weimarer Republik gab es mehrere Petitionen von Schwarzen an den Reichstag, um u.a. eine Verbesserung ihrer rechtlichen Situation zu erwirken. Sie blieben erfolglos.
    Oguntoye - afrikanische Diaspora
     
    Zuletzt bearbeitet: 17. März 2015
  18. Scorpio

    Scorpio Aktives Mitglied

    Weißt du, wie die Lage bei den Kolonialtruppen Frankreichs aussah? Manche Senegalesen wiesen zu Recht darauf hin, dass sie im französischen Parlament früher vertreten waren, als die Bewohner Nizzas, die, ich glaube 1867 französisch wurden. Ein Studienfreund von mir hatte eine Menge Briefdokumente seines Urgroßvaters übernommen. Dieser stammte aus einer "Kriegerfamilie", sein UrUrgroßvater musste ein großer Warlord im französischen Kongo gewesen sein, bis die Franzosen 1904 seine Boma stürmten. Der Urgroßvater war dagegen ein Bewunderer der europäischen Kultur und zog 1914 gegen den Willen seines Vaters in den 1. Weltkrieg und verbrachte in den 20er Jahren einige Jahre als Besatzungssoldat im Rhurgebiet. In den Materialschlachten des 1. Weltkriegs verlor er allerdings einen Großteil seiner Begeisterung und den Glauben an die Überlegenheit der europäischen Zivilisation.

    Der 1. Weltkrieg erschütterte die "natürliche Ordnung" von Macht und Herrschaft. Viele Kolonialsoldaten wünschten sich nach all den Opfern und Entbehrungen mehr Mitspracherecht oder Unabhängigkeit vom "Mutterland". Lange vor den Militärstreiks in der französischen Armee 1917, gab es im Februar 1915 eine Meuterei indischer Truppen in Singapur, die in Europa eingesetzt werden sollten. Dabei wurden 6 britische Offiziere und 16 Unteroffiziere getötet, bis der Aufstand niedergeschlagen wurde:
    1915 Singapore Mutiny - Wikipedia, the free encyclopedia
     
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  19. Ugh Valencia

    Ugh Valencia Aktives Mitglied

    In Frankreich galt bis 1848 der Code Noire. Ab 1865 galt zunächst in Algerien der Code de l’indigénat, der dann nach und nach auch in den anderen französischen Kolonien Gültigkeit erlangte.

    Der Code Noire von 1685 regelte den Umgang mit Sklaven. Der Code de l’indigénat unterschied zwischen französichen Staatsbürgern (citoyens) und französischen Untertanen (sujets). Er wurde laut wiki auch Knüppelcode (Code matraque) genannt.

    "Insgesamt kann der so kodifizierte französische Kolonialismus als eine Fortsetzung der Sklaverei betrachtet werden, was ein Vergleich mit dem bis 1848 gültigen 'Code noir' zeigt.", resümmiert wiki.
     
  20. Wilfried

    Wilfried Aktives Mitglied

    Da gibts einen Gegenentwurf, Seite 2 von 5 | Der Mohr des Herzogs | ZEIT ONLINE

    Ob es sowas auch an anderen Hfen gab, weiß ich nicht. Grund der Behandlung als Menschen ist die Erklärung der Braunschweiger Herzöge von 1517 "das es nicht Recht sei, das ein Christenmensch einem andere gehört"

    Somit muß man annehmen, das deutsche Bundesstaaten in ihren Armeen zwar nicht gerecht, aber immerhin farbenblind waren
     
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