Februarrevolution - Die Politiker

Amnael

Neues Mitglied
Mich interessiert, welche Politiker bei der russischen Februarrevolution von 1917 die Fäden zog. Nicht nur der Zar und die Kommunisten unter Lenin, die soweit ich weiss in der Februarrevolution kaum eine Rolle gespielt hatten, sondern auch die Politiker der damaligen Duma, die Berater des Zaren, die Minister und so weiter.
Welche Rolle haben all diese Leute gespielt, wie standen sie zu einander und so weiter. Und wie gross war der russische Adel, wie stand er der Duma und dem Zaren gegenüber?
Ausserdem würde mich noch die Verwaltung des Zarenreiches interessieren. Wieviele Gouvernements hatte den das Zarenreich, wer waren die Gouverneure, also bürgerliche oder Adel und was stand unter den Gouvernements.

Es wäre gut, wenn mir auch jemand ein Buch zum Zarenreich und zur Februarrevolution empfehlen könnte, denn alle Bücher die im Internet finde, hängen mit der mir gut bekannten Oktoberrevolution zusammen oder sind von Kommunisten wie Lenin oder Trotzki geschrieben worden und Propaganda kann ich nun mal nicht gross gebrauchen. Auch in Wikipedia steht wenig über das Zarenreich am Anfang des 20. Jahrhunderts...

Danke im voraus für alle nützliche Infos! :D
 
Die zwei interessantesten Bücher zu dem Thema, aber darüber kann man sich natürlich streiten, sind:

Als generelle Einführung, um das zaristische, das bürgerliche und das revolutionäre Russland zu verstehen

Die Tragödie eines Volkes: die ... - Orlando Figes - Google Bücher

Eine sehr kompetente, und analytische Darstellung der Revolution.

Die Russische Revolution: 1905-1921 - Manfred Hildermeier - Google Bücher

Beides zusammen dürfte einen nicht geringen Teil der durchaus komplexen Fragen beantworten.

Vielleicht noch ergänzt durch Hobsbawn, einem "linken" Historiker, der m.E. allerdings die notwendige Distanz zu seinem Gegenstand bewahrt.

http://books.google.de/books?id=nx_...ook_result&ct=result&resnum=6&ved=0CFgQ6AEwBQ
 
Zuletzt bearbeitet:
Danke für die Antworten, ich werde die Bücher einmal unter die Lupe nehmen. Wenn sonst noch jemand Infos weiss, soll er nicht zögern sie mir hier mitzuteilen. Danke nochmals.
 
Hmmmm, die 'Geschichte der russischen Revolution' von Leo Trotzki ist bestimmt nicht objektiv, aber als Propaganda würde ich sie nicht bezeichnen. Wenn Du das Buch bekommen kannst, würde sich ein Blick schon lohnen.
 
Hmmmm, die 'Geschichte der russischen Revolution' von Leo Trotzki ist bestimmt nicht objektiv, aber als Propaganda würde ich sie nicht bezeichnen. Wenn Du das Buch bekommen kannst, würde sich ein Blick schon lohnen.

"Objektiv" ist ohnehin eine beliebte Fiktion. Wie sagte "Franz Alt" (ZDF) mal so schön, objektiv ist nur der "Liebe Gott" (wer immer das sein mag).

Und was soll bitte an einem (fiktiven) "katholischen, konservativen Historiker aus den USA des Jahres 1928 " bitte objektiv sein in der Darstellung, wenn der über die Russische Revolution geschrieben hätte??

Wichtig ist, sich der unterschiedlichen Positionen in der Historiographie zu stellen, sie zu erkennen und das spezifische Erkenntnisinteresse zu sehen.

Also eine kritische Beurteilung der Quellen respektive Literatur vorzunehmen. Und die ergibt sich aus dem Kontrast unterschiedlicher, rivalisierender Darstellungen.

Und dann kann Trotzki eine ungemein erhellende Literatur sein, trotz und gerade wegen seiner Parteilichkeit! Und natürlich war es Propaganda, was er geschrieben hat, bewußt! Sein Anspruch war nicht lediglich die analytische Einsicht, sondern das Mobilisieren des Proletariats. Auch wenn diese Haltung aus der heutigen Zeit wie ein Anachronismus anmutet. Und deswegen ist es auch wichtig, die einzelnen Theoretiker aus ihrem historischen Kontext heraus zu rezipieren, zu verstehen und entsprechend kritisch zu beurteilen.
 
Zuletzt bearbeitet:
"Objektiv" ist ohnehin eine beliebte Fiktion. Wie sagte "Franz Alt" (ZDF) mal so schön, objektiv ist nur der "Liebe Gott" (wer immer das sein mag).

Und was soll bitte an einem (fiktiven) "katholischen, konservativen Historiker aus den USA des Jahres 1928 " bitte objektiv sein in der Darstellung, wenn der über die Russische Revolution geschrieben hätte??

Wichtig ist, sich der unterschiedlichen Positionen in der Historiographie zu stellen, sie zu erkennen und das spezifische Erkenntnisinteresse zu sehen.

Also eine kritische Beurteilung der Quellen respektive Literatur vorzunehmen. Und die ergibt sich aus dem Kontrast unterschiedlicher, rivalisierender Darstellungen.

Und dann kann Trotzki eine ungemein erhellende Literatur sein, trotz und gerade wegen seiner Parteilichkeit! Und natürlich war es Propaganda, was er geschrieben hat, bewußt! Sein Anspruch war nicht lediglich die analytische Einsicht, sondern das Mobilisieren des Proletariats. Auch wenn diese Haltung aus der heutigen Zeit wie ein Anachronismus anmutet. Und deswegen ist es auch wichtig, die einzelnen Theoretiker aus ihrem historischen Kontext heraus zu rezipieren, zu verstehen und entsprechend kritisch zu beurteilen.

:confused: Lesen kannst Du? Die Geschichte der russischen Revolution wurde von Amnael abgelehnt weil "... sind von Kommunisten wie Lenin oder Trotzki geschrieben worden und Propaganda kann ich nun mal nicht gross gebrauchen." Ich habe dann ohne grosses Gesülze geschrieben, dass das Buch lohnenswert ist, obwohl es von einem der 'Macher' der Oktoberrevolution geschrieben ist. Propaganda ist das Buch für mich jedenfalls nicht, wahrscheinlich sind unsere Vorstellungen von 'Propaganda' verschieden, und zum "Mobilisieren des Proletariats" ist es meiner Meinung nach auch nicht geschrieben worden. Dafür gab's früher (in Deutschland) den Funken (4. Internationale, I.K.).
 
Nein natürlich nicht. Ich lasse es mir vorlesen.

Ansonsten war zum damaligen Zeitpunkt das Schaffen von Trotzki an zwei Aspekten / Zielen orientiert.

1. Zum einen die intellektuelle Deutungshoheit über die weitere Entwicklung der weiteren revolutionären Prozesse zu behalten und die entsprechenden ideologischen Leitplanken (Theorie der permanenten Revolution) für den Personenkreis einzuziehen, die sich ihm politisch verbunden fühlten. Zum einen bezogen auf die Prozesse in der UdSSR und zum anderen auch sehr dezidiert in Abgrenzung zum Faschismus.

2. Zum anderen dienten seine Schriften und Artikel zunächst als "Munition" im Machtkampf bis 1929 in der UdSSR und danach im Fernduell mit Stalin und seiner Interpretation des "Kommunismus in einem Land" aus dem Exil.

Und natürlich waren seine Schriften durchaus intellektuell anspruchsvoll und präzise in der Analyse und dennoch war ihr politischer Wert im Sinne der beabsichtigten Wirkung als Propaganda zu verstehen. Sie zielten auf das politische Bewußtsein der Rezipienten ab und wollten entweder politische Einstellungen stabilisieren oder neue Anhänger für seinen politischen Kurs im Rahmen der IV Internationale zu gewinnen. Als deutliche Gegenposition zur Komintern.

Und dienten primär den beiden obigen Zielsetzungen.

Und das war für die damalige Zeit ein Vorgehen im Rahmen der Propaganda und politischen Agitation (Agitprop). Begriffe, die zum damaligen Zeitpunkt sicherlich nicht die gleiche negative Konnotation besaßen wie heute. Politische Praxis wurde damals in einem wesentlich "ganzheitlicheren" Sinne durch die damaligen Revolutionäre gedacht und auch gelebt und in diesem Sinne durchdrangen sich Politik, Kultur und soziales Leben in einem höheren Maße wie heute.

Ansonsten wäre über die Interpretation des Begriffs von Propaganda bzw. Agitation im damaligen Verständnis zu diskutieren.

Agitprop ? Wikipedia
 
Zuletzt bearbeitet:
Leute beruhigt euch, wie schon gesagt interessieren mich weniger die weiteren revolutionären Prozesse nach der Februarrevolution, sondern mehr der detaillierte Ablauf der Februarrevolution selbst und das vorrevolutionäre Russland in der Zeit zwischen 1905 und Frühjahr 1917.
 
Zurück
Oben