Film Kolberg Zuschauerreaktionen

Ekaterina

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Hallo Ihr Lieben,
meines Wissens wurde der Film Kolberg von Veit Harlan Ende Januar 1945 u.a. in Berlin uraufgeführt. Am Ende des Films gibt es ja eine ganze Weile Kriegsszenen mit Kanonendonner, Feuer und allem anderen, was dazu gehört, und ich stelle mir vor, dass jeder der Zuschauer, egal ob Nazi oder nicht, die Bombardierungen Berlins ja erlebt hat, vielleicht sogar selbst ausgebombt war, und dass es für jeden Zuschauer unerträglich gewesen sein muss, das nun auch noch im Kino zu sehen. Ich stelle mir vor, dass jeder Zuschauer, egal ob Nazi oder nicht, dabei die Augen fest zugekniffen hat - aber ich weiß es natürlich nicht. Gibt es Berichte darüber? Weiß das jemand?
Liebe Grüße! Ekaterina
 
Ich weiß es nicht. Aber ich glaube dass der Film affirmativ gewirkt hat. Er hat in der Dramaturgie versucht einen Sinn im Kämpfen, "im Opfer" zu geben. Es war darüber hinaus ein mit viel Komparsen und bekannten Schauspielern ausgestatteter Farbfilm. Damit gab er ein Pathos dass das Leiden am banalen Alltag des Krieges erträglicher machte.
Bittere Ironie ist doch dass gerade die Stadt Kolberg wenige Wochen später von der Roten Armee eingekesselt wurde und nur zum Teil, und unter großen Verlusten, evakuiert werden konnte.
Die Seeflieger aus Bug auf Rügen, frühere Einheit meines Vaters, hatten z.B. hohe Verluste bei den Evakuierungsflügen aus Kolberg.
 
Die "Reichsuraufführung" sollte - dem ganzen Filmprojekt angemessen - in der Reichshauptstadt Berlin stattfinden. Da der repräsentative Ufa-Palast am Zoo infolge des alliierten Bombardements bereits vollständig zerstört war, musste man die Premierengäste am 30. Januar 1945 kurzerhand in den (noch) unversehrten Tauentzien-Palast und in das Ufa-Theater am Alexanderplatz einladen. Es war der Ufa nur mit Mühe gelungen, zur Premierenfeier im Tauentzien-Palast ein kaltes Büffet - Thunfisch und ein paar Büchsen Ölsardinen - zusammenzustellen, welches in einiger Hast verzehrt wurde von einem besorgten Publikum, das gern vor dem nächsten Luftangriff nach Hause kommen wollte. Die Aufführung des Films hinterließ nach Zeugenberichten ein "Gefühl der Verlassenheit und der Eiseskälte." (Kahlenberg, a.a.O., S. 162)

http://www.jenspeterkutz.de/kolberg_historie.pdf
 
Nach Veit Harlan in einem Interview von 1963 war Goebbles von dem Resultat gar nicht begeistert. Er habe einen Tobsuchtsanfall bekommen. Die Kriegsszenen seien zu naturalistisch und zu drastisch. Harlan musste nach eigenen Angaben 2 Mio Mark an "Grauen" aus dem Film schneiden.
 
Vielen herzlichen Dank für Eure Antworten! Ich habe ja eine Menge gelesen zum Thema Harlan-Filme, aber den Link, den mir Sepiola geschickt hat, kannte ich noch nicht. Das hilft mir sehr.
Danke schön!
 
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