Fluechtlingsproblematik im 16. Jahrhundert

M

Mona89

Gast
Heute las ich das:

Ein Flüchtlingsproblem gab es in Europa auch schon ab dem 16. Jahrundert nach der religiösen Bereinigung Spaniens, schreibt Isabelle Poutrin mit Seitenblicken auf die aktuelle Debatte in La Vie des Idées.

Wie Bevölkerungspolitik per Ausweisung geführt wurde, zeigt sie am Beispiel der Morisken, also zwangskonvertierten ehemaligen Muslimen, die im Jahr 1609 von Philipp III. ausgewiesen wurden: "Überall in Europa waren Ausweisungen minoritärer Gruppen ein Mittel, den sozialen und politischen Körper zu einen. Philipp III. wurde in diesem Fall wohl von dem Wunsch getrieben, sein Bild wiederherzustellen, nachdem er mit den holländischen Protestanten Frieden geschlossen hatte. Indem er die Morisken verjagte, wollte er vor der Nachwelt als Ebenbürtiger der katholischen Könige dastehen, die 1492 die Juden verjagt hatten."

Weiss jemand mehr und genaueres zu diesem Thema?

Danke!
 
Einen Zusammenhang mit einem Friedensschluss mit den Niederländern und der Moriskenvertreibung höre ich zum ersten Mal und er würde mich auch überraschen, da der 80jährige Krieg zwischen Spanien und den Niederlanden erst mit dem Westfälischen Frieden 1648, also 39/40 Jahre nach der Moriskenvertreibung geschlossen wurde. Bereits in den 120 Jahren zuvor hatte es immer wieder Brüche de Capitulaciones de Granada gegeben, die spektakulärsten wohl durch Kardinal Cisneros 1499 und Philipp II. 1570/1... Da reiht sich die Vertreibung 1608/9 eigentlich ein, ohne dass man dazu irgendwelche Friedensschlüsse als Begründung dafür hernehmen müsste, eine angeschlagene königl. Autorität wiederherzustellen.

Edit: Nach einer Kurzrecherche finde ich folgende Ereignisse: eine für die Spanier verheerende Seeschlacht in der Bucht von Gibraltar 1607, die eine große Schmach für Spanien gewesen sein dürfte und den Zwölfjährigen Waffenstillstand von 1609, der wohl mit dem Ergebnis dieser Seeschlacht (un)mittelbar zusammenhängt. Trotzdem halte ich den Zusammenhang zwischen Seeschlacht/Waffenstillstandsverhandlungen (der Waffenstillstand selbst ist zu spät) und Moriskenvertreibungen aus oben genannten Gründen für nicht unmittelbar gegeben.
 
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