Flugzeuge im Osten

Legat

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Jeder kennt den Luftkrieg im Westen. Aber wie sah es im Osten aus? Wurden dort auch Flugzeuge eingesetzt?
Ich denke mal aufgrund des Bewegungskrieges dort war das eher schwierig, aber erst kürzlich sah ich Filmaufnahmen eines russischen Flugzeuges, also muss sich dort in der Luft ja auch was getahn haben.
 
Jeder kennt den Luftkrieg im Westen. Aber wie sah es im Osten aus? Wurden dort auch Flugzeuge eingesetzt?
Ich denke mal aufgrund des Bewegungskrieges dort war das eher schwierig, aber erst kürzlich sah ich Filmaufnahmen eines russischen Flugzeuges, also muss sich dort in der Luft ja auch was getahn haben.


Du meinst den 1. Weltkrieg?

Googel mal nach Sikorsky und Ilia Muromez


auch dort hat man das Licht nicht mehr mit dem Hammer ausgemacht.:friends:
 
Der Luftkrieg gegen Russland fand nicht nur mit Flugzeugen, sondern auch mit Luftschiffen statt. Der erste deutsche Luftschiffverlust im Osten war PL 19 (Prallluftschiff 19). Es sollte am 25. 01. '15 mit 3,3 Tonnen Nutzlast in Libau die Nobel Öltanks, das Gießerei und Walzwerke und die russische Marinekaserne angreifen. Damit war es einfach überfordert. Die Eisenbahn war als Ausweichziel gedacht und dann sollte man auch nach Mienenfelder Ausschau halten.
Bei der Fahrt bildete sich eine Schicht von Raureif auf der Luftschiffhülle, die man auf ca. 200 kg Mehrgewicht schätzte. Auch auf den Propellern bildete sich dieses Eis, was sich durch die Fliehkraft löste und die Gashülle durchlöcherte. Das Luftschiff verlor an Höhe, aber man setzte den Angriff fort. Die erste Bombe auf eine erkannte Fabrik; ein Blindgänger. Die Russen zogen alles zusammen, was sie besaßen und schossen mit allem, was sie hatten. Pl 19 entkam. Über der Ostsee dann, barst das Getriebe eines Motors mit lautem Knall. Das Luftschiff sank und obwohl man es mit der Nase nach oben mit dem anderen Motoren fuhr, sank es. Die Luftschiffbesatung wurde nach ihere Wasserung von zwei russischen Minensuchern aus dem Wasser gefischt und gefangen genommen.
 
Der erste deutsche Luftschiffverlust im Osten war PL 19 (Prallluftschiff 19).

PL19 war zwar ein unstarres (Prall-)Luftschiff, aber die Abkürzung PL bezieht sich auf den Hersteller: Parseval.

PL19 war -zusammen mit PL 20, 21 und 22 - an die britische Royal Navy verkauft und sollte dort HMA No. 5 heißen.

Im Gegensatz zu Zeppelin-Luftschiffen, deren Export vom Kaiser untersagt worden war, durften Parseval-Luftschiffe ins Ausland geliefert werden. So war bei der Royal Navy bereits PL 18 als HMA No. 4 im Einsatz und blieb es bis zum Sommer 1917.

PL 19, als erstes der vier von Großbritannien bestellten Luftschiffe, war bei Kriegsausbruch noch nicht fertig und wurde deshalb von der Kaiserlichen Marine übernommen.

Die Konstruktionsunterlagen für PL 19 - 22 waren jedoch bereits in Großbritannien und dort sollte nun Vickers drei Luftschiffe dieses Typs bauen, HMA No 5, No. 6 und No. 7. Wegen anderer Prioritätensetzungen wurden diese Schiffe jedoch erst 1917 fertig. HMA No. 5 machte die erste Fahrt im November 1917 und wurde für das Training der Besatzungen von Starrluftschiffen eingesetzt, jedoch nach einer harten Landung im Juli 1918 kannibalisiert. HMA No. 6 begann die Versuchsfahrten am 17. Dezember 1916 und war bis Mai 1919 im Einsatz, nach dem Krieg als Minisucher. HMA. No. 7 machte nur kurze Versuchsfahrten und wurde dann als Ersatzteilträger für HMA No. 6 benutzt.

Übrigens bekam Vickers auf Grund dieser Erfahrungen 1920 einen Auftrag für ein Luftschiff des Parseval-Typs von der japanischen Marine, das deren Naval Airship No. 1 wurde.
 
Zuletzt bearbeitet:
Selbst Richthofen war im Osten, ist dort aber nie zum Luftkampf gekommen. Es war ödes Bombenschmeißen ohne große Wirkung.
 
Selbst Richthofen war im Osten, ist dort aber nie zum Luftkampf gekommen. Es war ödes Bombenschmeißen ohne große Wirkung.

Das ging wohl auch kaum, denn Richthofen war im Sommer 1915, bevor er eine Pilotenausbildung absolviert hatte, ein paar Wochen als Beobachter im Osten.

Zu dieser Zeit gab es im Osten auch keine Jagdflieger. Die ersten Jagdfliegerverbände Russland und Österreich-Ungarns wurden erst 1916 aufgestellt.

Die russische Industrie war im übrigen gar nicht in der Lage, Jagdflugzeuge herzustellen. Man war also auf französische Lieferungen angewiesen, wobei die Franzosen nicht unbedingt ihre besten Flugzeugtypen lieferten. Außerdem waren die Einsatzflugzeuge generell in einem miserablen Zustand. Damit waren die tatsächlichen Einsatzzeiten sehr begrenzt. In einem typischen Sommermonat 1916 etwa flogen die russischen Luftstreitkräfte pro Tag etwa 70 Einsätze von jeweils knapp einer Stunde Dauer auf einer Frontlänge von mehr als 1000 km.

Über den Zustand der russischen Flugzeuge sagt ein Bericht des US War Department vom 24. August 1916:
"The great majority of Russian machines are very dangerous to fly, due to lack of proper over-hauling and having been tinkered with by inexperienced men. Lack of spare-parts induced the Russians to fit magnetos and sparking-systems to motors for which they were not built, and this makes the wear and tear excessive all around." zitiert nach Durkota/Darcy/Kulikov The Imperial Russian Air Service- 1995.

Bei dieser Situation des Gegners ist es nicht verwunderlich, dass die deutschen und österreichisch-ungarischen Luftstreitkräfte ihre besten Einheiten und Flugzeugtypen an anderen Fronten konzentrierten und im Osten Typen einsetzten, die den Anforderungen an anderen Fronten nicht gewachsen waren.
 
Ein paar Punkte zur russischen / sowjetischen Luftwaffe im WW1.

- 1910 baute das zaristische Russland sein erstes Flugzeug. Die erste Einheit wurde ein Jahr später augestellt.
- 1914 waren ca. 250 Flugzeuge in der zaristischen Armee im Einsatz.
- 1917 übernahmen die Bolschewiki ca. 2000 bis 2500 Flugzeuge.

Eine Bestandsaufnahme im Dez. 1917 erbrachte 579 Flugzeuge entlang der Front, 237 in der Nähe der Front (Vorbereitung auf Einsatz etc.), 293 waren in Flugschulen und ca. 150 (Flugboote) im Einsatzbereich der Marine. Der Rest verteilte sich unsystematisch über die SU (A. Boyd: The Soviet Airforce Since 1918, S. 1)
 
Heute ist linkin' day. Auch hier ein Hinweis:

Whitley , Craig Henry: Cavalry of the clouds : aspects of the air war in the eastern theatre, 1914-1918.
1997. University of Canterbury. History
(29 MB download)

Achtung :winke:: Der Luftkrieg im Osten ist aus britischer Sicht beschrieben, betrifft also den Luftkrieg gegen das Osmanische Reich, ua. Eisenbahnlinien, Gallipoli, die Osmanische Luftwaffe, Palästina etc.

Auf jeden Fall für die deutsche Sicht ein weitgehend unbekanntes Feld des ersten Weltkrieges (was der Themensteller mit "Flugzeuge im Osten" so nicht angesprochen hat). Falls OT, kann man das auch gern noch verschieben.
 
Geoffrey Regan (1997): Militärische Blindgänger... - Komet Verlag.
Dort wird auf S. 207 erwähnt, dass im 1. WK russische Flugzeuge permanent "friendly fire" bekamen, weil sich die einfachen russ. Soldaten nicht vorstellen konnten, dass solche techn. Wunderwerke auf eigener Seite vorhanden waren. Genauso kam es angeblich vor, dass mitunter die Kommunikation an der russ. Front zusammenbrach - die Telegrafenmasten landeten im Biwakfeuer der Muschiks (gleiche Quelle, ebenda).
 
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Dann will ich auch noch zwei Quellen einstellen:

Alan Durkota, Thomas Darcey, Victor Kulikov
The Imperial Russian Air Service
Flying Machines Press, Mountain View, CA
1995

Beschreibt sehr umfassend die Entwicklung der russischen Luftstreitkräfte bis zur Revolution, ihre wesentlichen Flugzeuge, die Flugzeugindustrie und die wesentlichen Piloten.

Smithsonian History of Aviation Series
John H. Morrow jr.
The Great War In The Air
Military Aviation from 1909 to 1921
Smithsonian Institution Press, Washington, DC
1993

Das Buch ist für die Jahre des ersten Weltkrieges nach Jahren und innerhalb der Jahre nach Ländern und innerhalb dieser nach Fronten geordnet.
Für den Luftkrieg an der Ostfront muss man also in den einzelnen Jahren jeweils bei Russland, Deutschland und Österreich-Ungarn nachschlagen, was einige Mühe macht. Die Informationstiefe, die man dann erhält, ist allerdings recht umfassend.
 
@silesia: Nö ich finde man kann das "Osten" im Threadtitel auch gut mit den Kleinasiatischen Gebieten verbinden :)
 
Heute ist linkin' day. Auch hier ein Hinweis:

Whitley , Craig Henry: Cavalry of the clouds : aspects of the air war in the eastern theatre, 1914-1918.
1997. University of Canterbury. History
(29 MB download)

Achtung :winke:: Der Luftkrieg im Osten ist aus britischer Sicht beschrieben, betrifft also den Luftkrieg gegen das Osmanische Reich, ua. Eisenbahnlinien, Gallipoli, die Osmanische Luftwaffe, Palästina etc.

Auf jeden Fall für die deutsche Sicht ein weitgehend unbekanntes Feld des ersten Weltkrieges
(was der Themensteller mit "Flugzeuge im Osten" so nicht angesprochen hat). Falls OT, kann man das auch gern noch verschieben.

Sooo unbekannt auch wieder nicht.
Bei Bedarf kann ich Bilder raussuchen, die dt. Aufklärer über den Pyramiden von Gizeh zeigen.
 
Da gab es doch einen bayrischen Flieger, der in Palästina so nebenbei Ruinenstätten systematisch fotografierte. Habe darüber mal eine Reportage gesehen, leider ist mir der Name dieses Pioniers der Luftbildarchäologie entfallen.

Bilder von Osmanischen Flugzeugen wären auch interessant .)
Gab es die? Mit türkischen Piloten? Ist mir nicht bekannt.
 
Geoffrey Regan (1997): Militärische Blindgänger... - Komet Verlag.
Dort wird auf S. 207 erwähnt, dass im 1. WK russische Flugzeuge permanent "friendly fire" bekamen, weil sich die einfachen russ. Soldaten nicht vorstellen konnten, dass solche techn. Wunderwerke auf eigener Seite vorhanden waren. Genauso kam es angeblich vor, dass mitunter die Kommunikation an der russ. Front zusammenbrach - die Telegrafenmasten landeten im Biwakfeuer der Muschiks (gleiche Quelle, ebenda).


Das wird aber von deutschen Flugzeugführern 1914 dito erzählt, ständig unter Feuer der eigenen.

OT: In einem der Nahostkriege hatten die Ägypter mit den "Einmann-Luftabwehrraketen" etliche Erfolge. Der damalige Luftwaffeninspekteur (Steinhoff?) wurde gefragt, warum man ähnliches nicht bei der Bundeswehr einführen würde. Hat er glatt abgelehnt, "Ein Infanteriest schießt auf alles von was er sich bedroht fühlt, und alles was fliegt bedroht ihn."

Heute ist Linking-Day, ist mir doch die Quelle wieder eingefallen.
Spiegel von 1973 (nun was höre ich zu meinen grauen Zellen?"

aus dem Link:
Diese Sam-7, sind ja Infrarot-Raketen. von Infanteristen abgefeuert. Diese Art von Raketen kann Freund und Feind nicht auseinanderhalten, und Infanteristen schießen auf alles, was ihnen gefährlich scheint. Das können wir uns nicht leisten, einen Krieg, bei dem man alles abschießt und dann hinterher zählt, wieviel eigene und wieviel feindliche es waren. Außerdem wirken Infrarot-Waffen nicht bei Regen und Schnee. oder wenn sie nachts in den Wolken fliegen.
 
Zuletzt bearbeitet:
Da gab es doch einen bayrischen Flieger, der in Palästina so nebenbei Ruinenstätten systematisch fotografierte. Habe darüber mal eine Reportage gesehen, leider ist mir der Name dieses Pioniers der Luftbildarchäologie entfallen.


Gab es die? Mit türkischen Piloten? Ist mir nicht bekannt.

Ja ich erinnere mich. Es ging dabei um den "Limes des Ostens" wo dieser Flieger Fotos von römischen Kastellen gemacht hatte.
 
Gab es die? Mit türkischen Piloten? Ist mir nicht bekannt.

siehe hier, auch mit Foto für Legat:
The Ottoman Army 1914-18 - Google Bücher

Repos Hinweis ist natürlich wichtig, sofern der Einsatz von Flugzeugen im Krieg des Osmanischen Reiches gänzlich unbekannt war. Die Osmanische Luftwaffe verfügte 1912 über 12 gekaufte Flugzeuge, aufgrund der Erfahrungen im Libyschen Krieg.

Der Hinweis bezog sich natürlich - wie ablesbar - auf den britischen Luftkrieg gegen das Osmanische Reich. Den link hatte ich doch glatt vergessen:
UC Research Repository: Cavalry of the clouds : aspects of the air war in the eastern theatre, 1914-1918.
 
siehe hier, auch mit Foto für Legat:
The Ottoman Army 1914-18 - Google Bücher

Repos Hinweis ist natürlich wichtig, sofern der Einsatz von Flugzeugen im Krieg des Osmanischen Reiches gänzlich unbekannt war. Die Osmanische Luftwaffe verfügte 1912 über 12 gekaufte Flugzeuge, aufgrund der Erfahrungen im Libyschen Krieg.

Der Hinweis bezog sich natürlich - wie ablesbar - auf den britischen Luftkrieg gegen das Osmanische Reich. Den link hatte ich doch glatt vergessen:
UC Research Repository: Cavalry of the clouds : aspects of the air war in the eastern theatre, 1914-1918.


Der erste Einsatz von Flugzeugen "schwerer als Luft" war tatsächlich der, italienischer Aufklärer in Libyen gegen die Türken.
OT: Die Türken haben sich laufend mit moderner Kriegstechnik versorgt, hatten auch längst U-Boote.

Habe ich doch tatsächlich das Bild zu Hause vergessen,
2 deutsche Aufklärer über den Pyramiden von Gizeh, wobei das "fotografierende" Flugzeug am Schatten auf dem "Wüstenboden" erkennbar ist.
 
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