Folgen/Auswirkungen auf Europa durch die Eroberung Konstantinopels 1453

bulgar

Neues Mitglied
Guten Abend,
Ich bin Abiturient und stehe bald vor meiner Geschichtspräsentation.
Suche Informationen zu folgendem Thema:

-Auswirkungen/folgen auf/für Europa durch die eroberung konstantinopels durch das Osmanische Reich.

Ich habe darüber mir schon ein paar gedanken gemacht, jedoch finde ich sehr schwer was im world-wide-web...

Handelswege wurden durch die eroberung konst. geschlossen => neue Handelswege müssen gefunden werden => SPanien und Portugal machen sich dies zur aufgabe(kolonialismus)

Habt ihr weitere Ideen oder Quellen wie Bücher ,filme oder Internetseiten?
Können Auswirkungen sogar bis heute sein!...

würde mich über interessante informationen freuen....

mfg

bulgar:winke:
 
Zuerst ist einmal zu klären, worum es genau geht: Geht es Dir wirklich um das Ereignis der Eroberung Konstantinopels 1453? Oder geht es Dir umfassender um den Untergang des Byzantinischen Reiches?

Die praktischen Folgen der Eroberung Konstantinopels 1453 waren gering. Schließlich bestand das Byzantinische Reich zu diesem Zeitpunkt nur noch aus der Stadt, ein paar Inseln und einem Teil des Peloponnes. Die Osmanen hatten sich bereits im 14. Jhdt. auf dem Balkan festgesetzt und bis zur Mitte des 15. Jhdts. einen großen Teil des Balkans erobert. Für die Osmanen bedeutete die Eroberung der Stadt nur, dass sie ihre Hauptstadt hierher verlegen konnten und den Bosporus kontrollierten. Eine echte Bedrohung waren die Byzantiner für sie schon lange nicht mehr gewesen. Für das christliche Europa waren die realen Auswirkungen auch gering, da die Osmanen, wie bereits erwähnt, ohnehin längst am Balkan saßen. Der psychologische Effekt, der Schock, war allerdings groß.

Der Niedergang des Byzantinischen Reiches insgesamt war für Europa wesentlich gravierender: Jahrhundertelang hatte das Reich als Bollwerk gegen den Islam gedient, aber nun drangen die Osmanen nach Europa vor. Die wirtschaftlichen Folgen hast Du schon angesprochen, da litten vor allem Genua und Venedig unter dem Niedergang des Byzantinischen Reiches, weil sie umfangreiche Handelsprivilegien hatten, die sie jetzt verloren.
 
Ich möchte vielleicht mit Literaturhinweisen dienen, wobei ich keines der Werke selbst eingesehen habe, sodass ich nicht weiß, ob darinnen Antworten auf Deine Fragestellung zu finden sind:


Buchmann, Bertrand Michael: Österreich und das Osmanische Reich. Eine bilaterale Geschichte, Wien 1999.


Delanty, Gerard: Inventing Europe. Idea, Identity, Reality; 1995.


Erkens (Hrsg.): Europa und die osmanische Expansion im ausgehenden Mittelalter (Zeitschrift für historische Forschung, Beiheft 20), Berlin 1997, S. 59-78.


Meuthen, Erich: Der Fall von Konstantinopel und der lateinische Westen, in: Historische Zeitschrift 237 (1983), S. 1-35.


Pfetsch, Frank R.: Das neue Europa, Wiesbaden 2007, S. 111. [Auf dieser Seite 111 im Kapitel zur Identität Europas wird eine bis heute mögliche Bedeutung des Falls von Konstantinopel aufgezeigt]


Runciman, Steven: Die Eroberung von Konstantinopel 1453, München 20076.


Schulze, Winfried: Reich und Türkengefahr im späten 16. Jahrhundert. Studien zu den politischen und gesellschaftlichen Auswirkungen einer äußeren Bedrohung, München 1978.


Schwoebel, Robert: The shadow of the crescent. The Renaissance Image of the Turk 1453-1517, Niuewkoop 1967.
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich habe mich im Rahmen meines Studiums mal im Rahmen der Vorbereitung auf eine mündliche Prüfung, deren Thema u. a. die Wahrnehmung des Islam bzw. der Türken nach der Eroberung von Konstantinopel war.

Hierzu habe ich mal ein Thesenpapier erstellt, das ich einfach mal reinkopiere. Natürlich könnte man das Eine oder Andere noch ausbauen, aber als Anregung oder Einstieg in diesen Bereich des Themas könnte es vielleicht doch dienlich sein:

[FONT=&quot]"Die Eroberung Konstantinopels durch die Osmanen („Türken“) im Jahr 1453 war ein Ereignis, das die Bedrohung durch den Islam bzw. die Türken in den Fokus der Betrachtungen des christlichen Europas rückte. [/FONT]

[FONT=&quot]Als Reaktion auf die Eroberung Konstantinopels wurde ein „Türkenkrieg“ als notwendige Gegenmaßnahme Gegenstand der Überlegungen weiterer Kreise des „christlichen Europas“. Es blieb jedoch vor allem auf Seiten der christlich-europäischen Herrscher bei theoretischen Überlegungen, in denen der Krieg eines vereinten christlichen Europa gegen eine nichtchristliche Bedrohung quasi zum Ideal erhoben wurde, wobei die Idee eines solchen Krieges mit großem Aufwand propagiert und verbreitet wurde. Tatsächlich wurde die für einen solchen Krieg notwendige Einheit Europas nie erreicht, so dass der geforderte Krieg nie in Angriff genommen werden konnte. [/FONT]

[FONT=&quot]Die Verbreitung der Idee des Türkenkriegs hatte zur Folge, dass ein regelrechtes Feindbild aufgebaut wurde, in das bestehende Informationen über „die Türken“ sowie konstruierte Vorstellungen einflossen. Dazu konnten sowohl die tatsächlichen Erfahrungen aus den kriegerischen Auseinandersetzungen mit all den Gräueltaten und Verwüstungen, die derartige Konflikte zwangsläufig zur Folge hatten, dienen, wie auch die negative Beschreibung einzelner osmanischer Herrscherpersönlichkeiten.[/FONT]

[FONT=&quot]Andererseits verbreiten sich auch Zeugenberichte, in denen die türkischen durchaus positiv Beurteilt wurden, zumindest was ihre militärischen Fähigkeiten bzw. ihre militärische Stärke betraf.[/FONT]

[FONT=&quot]Das „Anderssein“ der „Türken“ trug erheblich dazu bei, dass sich Vorurteile ausbilden und halten konnten und so zum Aufbau eines regelrechten Feindbilds führten. Dies war insbesondere dadurch möglich, dass die Beurteilung des Anderen, des Fremden vor dem Hintergrund eigener Sozialisation, Erfahrungen und kultureller Entwicklungen erfolgt und eng mit dem Aspekt der Tradiertheit, der Verankerung im eigenen gesellschaftlichen Werte- und Normensystem zusammenhängt. Erst durch den Vergleich werden die Unterschiede sichtbar. [/FONT]

[FONT=&quot]Die Beurteilung der Türken und das von ihnen verbreitete Bild hing neben der Andersartigkeit ganz erheblich auch von den Interessen des jeweiligen Verbreiters ab. Standen z. B. politische oder auch religiöse Interessen, für die ein Feindbild benötigt wurde im Vordergrund, werden die „Türken“ entsprechend negativ dargestellt. Geht es jedoch um wirtschaftlichen Austausch haben die Beurteilungen einen eher sachlichen Charakter. [/FONT]

[FONT=&quot]Für die Kirche, zunächst nur die katholische Kirche, später auch für die protestantischen Gruppierungen war eine Großmacht, die eine andere Religion als das Christentum quasi zur „Staatsreligion“ erhoben hatte, eine besondere Bedrohung. Die christlichen Religionsgemeinschaften hatten deshalb ein besonderes Interesse daran, das Feindbild des grausamen und gottlosen Türken zu verbreiten und in den Köpfen der Gläubigen zu verankern. So ist es nicht verwunderlich, dass der „Türke“ zum „Erbfeind der Christenheit“ hochstilisiert wurde. [/FONT]

[FONT=&quot]Allerdings ist diese Haltung gerade bei den Protestanten nicht immer so. Luther verdammte zwar den Islam als „Irrlehre“, lobte aber die gute moralische Praxis der Muslime. Sein Feind war eher der Papst und dessen Anhänger.[/FONT]

[FONT=&quot]Unmittelbar nach dem Fall Konstantinopels wurde sogar der mittelalterliche Kreuzzugsgedanke wieder belebt. Später wurde allerdings (besonders von protestantischer, dann auch von katholischer Seite) der „Türke“ nicht mehr als Strafe Gottes angesehen, sondern als Feind und Mordbrenner, gegen den ein gerechter Krieg zur Verteidigung christlicher Länder zulässig sei (Schulze S. 47 ff). Diese Ansicht nutzte wiederum den „von Gott eingesetzten“ europäischen Herrschern, die somit zur Finanzierung der Abwehr der Türkengefahr Steuern erheben und ihre Macht im Inneren festigen konnten und an einer sachlichen Auseinandersetzung mit den Türken kein gesteigertes Interesse hatten. [/FONT]

[FONT=&quot]Dank der Erfindung des Buchdruckes konnte die Verbreitung des Feindbilds „Türke“ gezielt, schnell und preiswert erfolgen. Es wurden extra Türkenbücher und Flugblätter gedruckt, aber auch Lieder und Gedichte über Türken. [/FONT]

[FONT=&quot]Daneben fanden aber auch Reiseberichte Verbreitung. Da diese i. d. R. nicht zur Durchsetzung bestimmter politischer Ziele verfasst wurden, stellt sich das Bild der Türken hier differenzierter dar. Oftmals wurden diese Berichte von Personen geschrieben, deren Aufenthalt im osmanischen Reich unfreiwillig war, z. B. von Kriegsgefangenen oder Verschleppten, die das Schicksal der Sklaverei erdulden mussten. Deren Schilderung gründet sich dann auf persönliche, zumeist negative Erfahrungen. [/FONT]

[FONT=&quot]Insgesamt gesehen, waren die Beschreibungen der Türken in der zweiten Hälfte des 15 Jahrhunderts und im 16. Jahrhundert überwiegend negativ. Die Gründe hiefür sind vielfältiger Natur. Es spielten sowohl politische wie religiöse Aspekte eine Rolle, wie persönliche Erfahrungen. Wenn vereinzelt auch positive Darstellungen erfolgten, so beziehen sich diese zumeist auf persönliche Erfahrungen oder haben z. B. die Absicht, den eigenen Landsleuten den Spiegel vorzuhalten, wenn einzelne Aspekte „der Türken“ positiv herausgestellt werden." [/FONT]

Viele Grüße

Bernd

P. S. Literatur könnte ich evtl. noch angeben, wenn dieser Aspekt der Geschichte im Zusammenhang mit der Eroberung Konstantinopels für die Geschiochtspräsentation von Interesse sein sollte.
 
Ich denke, man muss im Zusammenhang mit dieser Frage auch "Europa" definieren bzw. differenzieren. Neben den in der Eingangsfrage bereits angeführten handelspolitischen Auswirkungen öffnete der Fall Konstaninopels dem osmanischen Reich den militärischen Weg nach Südosteuropa.
Für die in der Folge eroberten Gebiete waren die Auswirkungen durchaus positiv. Das Gebiet des heutigen Bulgariens etwa erhielt durch die Eroberungen Zugang zu südostmediterranen Märkten, und trieb in erheblichem Umfang Handel nicht nur mit Konstantinopel / Istanbul, sondern auch mit Tunis, Kairo und Damaskus, was insbesondere zum Aufschwung der bulgarischen Metallverarbeitung führte. (Ich habe hierzu keine deutschsprachige Quelle, sondern beziehe mich auf Ausstellungsstücke / Dokumente, die ich in bulgariscehn Museen gesehen habe).

In Mitteleuropa sehe ich zwei wesentliche Auswirkungen der türkischen Expansion, nämlich
  1. Eine Schwächung des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation, da die kaiserliche Hausmacht (Österreich) nunmehr über Jahrhunderte militärisch in Südosteuropa gebunden war, und zudem wirtschaftlich an Einfluß verlor (Genua/ Venedig lagen ja im Hegemoniebereich des Heiligen Römischen Reiches, der Weitertransport von Venedig führte über Reichsgebiet).
  2. Politisches Erstarken ost-mitteleuropäischer Länder, insbesondere Polens, die als "Bollwerk gegen die Türken" gebraucht wurden - insofern ließ der deutsche Kolonialisierungdruck nach, und Polen wurde für Jahrhunderte zum Alliierten der Habsburger.
Indirekt dürfte die Schwächung des Heiligen Römischen Reichs auch dazu beigetragen haben, dass in Deutschland, anders als in England und Frankreich, keine Machtzentralisierung gelang, und insbesondere Frankreich seine politische Stellung in Europa ausbauen konnte. Nach der "Entdeckung" Amerikas und des Seewegs um Afrika änderte sich dann die Wirtschaftsgeographie Europas radikal - die italienischen Seestädte, aber auch Handelszentren in Süddeutschland (Augsburg, Nürnberg) verloren an wirtschaftlichem Gewicht und wurden mittelfristig durch England und die Niederlande als Handelszentren abgelöst.

In Nordeuropa gewann zeitweise die Nordroute der Seidenstraße (bis Nowgorod) an Gewicht, dies führte zum Erstarken Russlands, Schwedens und der Hanse, bis die "Entdeckung" Amerikas und des Seewegs um Afrika die innereuropäischen Handelsströme von der Ost-West-Richtung in die West-Ost-Richtung umkehrte.
 
Zuerst ist einmal zu klären, worum es genau geht: Geht es Dir wirklich um das Ereignis der Eroberung Konstantinopels 1453? Oder geht es Dir umfassender um den Untergang des Byzantinischen Reiches?

Die praktischen Folgen der Eroberung Konstantinopels 1453 waren gering. Schließlich bestand das Byzantinische Reich zu diesem Zeitpunkt nur noch aus der Stadt, ein paar Inseln und einem Teil des Peloponnes. Die Osmanen hatten sich bereits im 14. Jhdt. auf dem Balkan festgesetzt und bis zur Mitte des 15. Jhdts. einen großen Teil des Balkans erobert. Für die Osmanen bedeutete die Eroberung der Stadt nur, dass sie ihre Hauptstadt hierher verlegen konnten und den Bosporus kontrollierten. Eine echte Bedrohung waren die Byzantiner für sie schon lange nicht mehr gewesen. Für das christliche Europa waren die realen Auswirkungen auch gering, da die Osmanen, wie bereits erwähnt, ohnehin längst am Balkan saßen. Der psychologische Effekt, der Schock, war allerdings groß.

Der Niedergang des Byzantinischen Reiches insgesamt war für Europa wesentlich gravierender: Jahrhundertelang hatte das Reich als Bollwerk gegen den Islam gedient, aber nun drangen die Osmanen nach Europa vor. Die wirtschaftlichen Folgen hast Du schon angesprochen, da litten vor allem Genua und Venedig unter dem Niedergang des Byzantinischen Reiches, weil sie umfangreiche Handelsprivilegien hatten, die sie jetzt verloren.


es geht mir vor allem um die eroberung und deren folgen.stimmt es ,dass mit der eroberung die byzantiner nach italien auswanderten und deren Kultur und Kunst mitbrachten,wie zb Ikonen usw. ?

schöne grüße
 
Ich habe mich im Rahmen meines Studiums mal im Rahmen der Vorbereitung auf eine mündliche Prüfung, deren Thema u. a. die Wahrnehmung des Islam bzw. der Türken nach der Eroberung von Konstantinopel war.

Hierzu habe ich mal ein Thesenpapier erstellt, das ich einfach mal reinkopiere. Natürlich könnte man das Eine oder Andere noch ausbauen, aber als Anregung oder Einstieg in diesen Bereich des Themas könnte es vielleicht doch dienlich sein:

[FONT=&quot]"Die Eroberung Konstantinopels durch die Osmanen („Türken“) im Jahr 1453 war ein Ereignis, das die Bedrohung durch den Islam bzw. die Türken in den Fokus der Betrachtungen des christlichen Europas rückte. [/FONT]

[FONT=&quot]Als Reaktion auf die Eroberung Konstantinopels wurde ein „Türkenkrieg“ als notwendige Gegenmaßnahme Gegenstand der Überlegungen weiterer Kreise des „christlichen Europas“. Es blieb jedoch vor allem auf Seiten der christlich-europäischen Herrscher bei theoretischen Überlegungen, in denen der Krieg eines vereinten christlichen Europa gegen eine nichtchristliche Bedrohung quasi zum Ideal erhoben wurde, wobei die Idee eines solchen Krieges mit großem Aufwand propagiert und verbreitet wurde. Tatsächlich wurde die für einen solchen Krieg notwendige Einheit Europas nie erreicht, so dass der geforderte Krieg nie in Angriff genommen werden konnte. [/FONT]

[FONT=&quot]Die Verbreitung der Idee des Türkenkriegs hatte zur Folge, dass ein regelrechtes Feindbild aufgebaut wurde, in das bestehende Informationen über „die Türken“ sowie konstruierte Vorstellungen einflossen. Dazu konnten sowohl die tatsächlichen Erfahrungen aus den kriegerischen Auseinandersetzungen mit all den Gräueltaten und Verwüstungen, die derartige Konflikte zwangsläufig zur Folge hatten, dienen, wie auch die negative Beschreibung einzelner osmanischer Herrscherpersönlichkeiten.[/FONT]

[FONT=&quot]Andererseits verbreiten sich auch Zeugenberichte, in denen die türkischen durchaus positiv Beurteilt wurden, zumindest was ihre militärischen Fähigkeiten bzw. ihre militärische Stärke betraf.[/FONT]

[FONT=&quot]Das „Anderssein“ der „Türken“ trug erheblich dazu bei, dass sich Vorurteile ausbilden und halten konnten und so zum Aufbau eines regelrechten Feindbilds führten. Dies war insbesondere dadurch möglich, dass die Beurteilung des Anderen, des Fremden vor dem Hintergrund eigener Sozialisation, Erfahrungen und kultureller Entwicklungen erfolgt und eng mit dem Aspekt der Tradiertheit, der Verankerung im eigenen gesellschaftlichen Werte- und Normensystem zusammenhängt. Erst durch den Vergleich werden die Unterschiede sichtbar. [/FONT]

[FONT=&quot]Die Beurteilung der Türken und das von ihnen verbreitete Bild hing neben der Andersartigkeit ganz erheblich auch von den Interessen des jeweiligen Verbreiters ab. Standen z. B. politische oder auch religiöse Interessen, für die ein Feindbild benötigt wurde im Vordergrund, werden die „Türken“ entsprechend negativ dargestellt. Geht es jedoch um wirtschaftlichen Austausch haben die Beurteilungen einen eher sachlichen Charakter. [/FONT]

[FONT=&quot]Für die Kirche, zunächst nur die katholische Kirche, später auch für die protestantischen Gruppierungen war eine Großmacht, die eine andere Religion als das Christentum quasi zur „Staatsreligion“ erhoben hatte, eine besondere Bedrohung. Die christlichen Religionsgemeinschaften hatten deshalb ein besonderes Interesse daran, das Feindbild des grausamen und gottlosen Türken zu verbreiten und in den Köpfen der Gläubigen zu verankern. So ist es nicht verwunderlich, dass der „Türke“ zum „Erbfeind der Christenheit“ hochstilisiert wurde. [/FONT]

[FONT=&quot]Allerdings ist diese Haltung gerade bei den Protestanten nicht immer so. Luther verdammte zwar den Islam als „Irrlehre“, lobte aber die gute moralische Praxis der Muslime. Sein Feind war eher der Papst und dessen Anhänger.[/FONT]

[FONT=&quot]Unmittelbar nach dem Fall Konstantinopels wurde sogar der mittelalterliche Kreuzzugsgedanke wieder belebt. Später wurde allerdings (besonders von protestantischer, dann auch von katholischer Seite) der „Türke“ nicht mehr als Strafe Gottes angesehen, sondern als Feind und Mordbrenner, gegen den ein gerechter Krieg zur Verteidigung christlicher Länder zulässig sei (Schulze S. 47 ff). Diese Ansicht nutzte wiederum den „von Gott eingesetzten“ europäischen Herrschern, die somit zur Finanzierung der Abwehr der Türkengefahr Steuern erheben und ihre Macht im Inneren festigen konnten und an einer sachlichen Auseinandersetzung mit den Türken kein gesteigertes Interesse hatten. [/FONT]

[FONT=&quot]Dank der Erfindung des Buchdruckes konnte die Verbreitung des Feindbilds „Türke“ gezielt, schnell und preiswert erfolgen. Es wurden extra Türkenbücher und Flugblätter gedruckt, aber auch Lieder und Gedichte über Türken. [/FONT]

[FONT=&quot]Daneben fanden aber auch Reiseberichte Verbreitung. Da diese i. d. R. nicht zur Durchsetzung bestimmter politischer Ziele verfasst wurden, stellt sich das Bild der Türken hier differenzierter dar. Oftmals wurden diese Berichte von Personen geschrieben, deren Aufenthalt im osmanischen Reich unfreiwillig war, z. B. von Kriegsgefangenen oder Verschleppten, die das Schicksal der Sklaverei erdulden mussten. Deren Schilderung gründet sich dann auf persönliche, zumeist negative Erfahrungen. [/FONT]

[FONT=&quot]Insgesamt gesehen, waren die Beschreibungen der Türken in der zweiten Hälfte des 15 Jahrhunderts und im 16. Jahrhundert überwiegend negativ. Die Gründe hiefür sind vielfältiger Natur. Es spielten sowohl politische wie religiöse Aspekte eine Rolle, wie persönliche Erfahrungen. Wenn vereinzelt auch positive Darstellungen erfolgten, so beziehen sich diese zumeist auf persönliche Erfahrungen oder haben z. B. die Absicht, den eigenen Landsleuten den Spiegel vorzuhalten, wenn einzelne Aspekte „der Türken“ positiv herausgestellt werden." [/FONT]

Viele Grüße

Bernd

P. S. Literatur könnte ich evtl. noch angeben, wenn dieser Aspekt der Geschichte im Zusammenhang mit der Eroberung Konstantinopels für die Geschiochtspräsentation von Interesse sein sollte.

danke sehr interessant.
ich würde mich über literatur freuen.danke
 
es geht mir vor allem um die eroberung und deren folgen.stimmt es ,dass mit der eroberung die byzantiner nach italien auswanderten und deren Kultur und Kunst mitbrachten,wie zb Ikonen usw. ?
Nur teilweise. Bereits seit dem 14. Jhdt. wurden vor allem griechische Handschriften nach Italien, wo gerade die Renaissance begann, gebracht - teils gekauft, teils gestohlen. Seit damals kamen auch Gelehrte aus Byzanz nach Italien, wo man sie vor allem als Griechischlehrer brauchte.

Ich vermute mal, bei der Eroberung Konstantinopels 1453 selbst werden nicht gerade viele Gelehrte mit Handschriften entkommen sein.
 
wär es möglich gewesen ,dass wenn die bewohner von konstantinopel länger widerstand geleistet hätten und niemand die tür offen gelassen hätte,das andere christliche Armeen geholfen hätten?des weiterem (sehr weit her geholt) frage ich mich ob die türkei heute da wär wo sie ist wenn die byzantiner mehr unterstützung von europa bekommen hätten und nicht so viele verräter in ihren reihen gehabt hätten.
Ein , glaube ich , entscheidender punkt war sicherlich auch die differenzen zwischen katholen und orthodoxen.
 
Nur teilweise. Bereits seit dem 14. Jhdt. wurden vor allem griechische Handschriften nach Italien, wo gerade die Renaissance begann, gebracht - teils gekauft, teils gestohlen. Seit damals kamen auch Gelehrte aus Byzanz nach Italien, wo man sie vor allem als Griechischlehrer brauchte.

Ich vermute mal, bei der Eroberung Konstantinopels 1453 selbst werden nicht gerade viele Gelehrte mit Handschriften entkommen sein.

gibt es irgendwelche auswirkungen auf heute? kann man sagen,dass durch die eroberung konstantinopels eine wesentlicher grundstein für die zukunft des osmanischen reiches(türkei) auf dem europäischen kontinent gelegt wurde?schlieslich soll konstantinopel eine gute befestigung gehabt haben.
 
wär es möglich gewesen ,dass wenn die bewohner von konstantinopel länger widerstand geleistet hätten und niemand die tür offen gelassen hätte,das andere christliche Armeen geholfen hätten?des weiterem (sehr weit her geholt) frage ich mich ob die türkei heute da wär wo sie ist wenn die byzantiner mehr unterstützung von europa bekommen hätten und nicht so viele verräter in ihren reihen gehabt hätten.
Ein , glaube ich , entscheidender punkt war sicherlich auch die differenzen zwischen katholen und orthodoxen.
Echte Pläne zur Rettung Konstantinopels gab es nicht. Dass das arg geschrumpfte byzantinische Reich arg bedroht war, war natürlich schon länger klar. 1422 war Konstantinopel schon einmal von den Türken belagert worden, allerdings musste der Sultan die Belagerung abbrechen, um sich gegen einen Usurpator zu wehren. Kaiser Johannes VIII. unternahm sogar eine Rundreise durch Europa, um um Hilfe zu bitten, aber ohne nennenswerten Erfolg. Ein Hindernis war das von Dir angesprochene Schisma zwischen katholischer und orthodoxer Kirche. Gegen massiven Widerstand seiner Untertanen ließ Johannes VIII. daher eine Union mit der katholischen Kirche schließen, durch die die beiden Kirchen offiziell wiedervereinigt werden sollten. Als Gegenleistung rief der Papst zu einem Kreuzzug gegen die Türken auf, an dem sich im Wesentlichen aber nur König Wladislaw III. von Polen und Ungarn beteiligte und der 1444 mit einer Niederlage in der Schlacht von Warna endete. Als Konstantinopel 1453 erneut belagert und letztlich erobert wurde, kam ihm fast niemand zu Hilfe. Lediglich der Papst schickte ein paar Schiffe mit Hilfsgütern, außerdem beteiligten sich genuesische und venezianische Söldner an der Verteidigung der Stadt.
Ich glaube nicht, dass mehr Hilfe gekommen wäre, wenn Konstantinopel länger der Belagerung standgehalten hätte. Man sollte das Verhalten der meisten europäischen Staaten aber nicht pauschal als Desinteresse abtun, denn viele hatten eigene Probleme: England und Frankreich waren vom Hundertjährigen Krieg erschöpft, Ungarn und Polen hatten gerade erst 1444 eine Niederlage erlitten etc.
Letztlich war die Eroberung Konstantinopels ohnehin nur noch eine Frage der Zeit. Das Byzantinische Reich war längst ein ohnmächtiger Vasall der Osmanen. Um die Stadt dauerhaft zu retten, hätte es nicht gereicht, ihr 1453 zu helfen, sondern man hätte die Osmanen zumindest vom Balkan vertreiben und nach Asien zurückschlagen müssen. Das war im 15. Jhdt. schon aufgrund der damaligen Überlegenheit des osmanischen Heerwesens eher unrealistisch.

gibt es irgendwelche auswirkungen auf heute? kann man sagen,dass durch die eroberung konstantinopels eine wesentlicher grundstein für die zukunft des osmanischen reiches(türkei) auf dem europäischen kontinent gelegt wurde?schlieslich soll konstantinopel eine gute befestigung gehabt haben.
Die gute Befestigung war egal, da Istanbul unter osmanischer Herrschaft nie belagert wurde. Die Osmanen hatten durch die Eroberung der Stadt eine neue Hauptstadt gewonnen, und der Sultan nahm fortan für sich in Anspruch, der Erbe des Kaisers zu sein. Auswirkungen auf heute gibt es nur insofern, als Istanbul immer noch türkisch ist.
 
danke sehr interessant.
ich würde mich über literatur freuen.danke

Das war meine Literaturliste:

[FONT=&quot]Cardini, Franco: Europa und der Islam. Geschichte eines Missverständnisses. München, Verlag C. H. Beck, 2000[/FONT]
[FONT=&quot] [/FONT]
[FONT=&quot]Ehmann, Johannes: Luther, Türken und der Islam. Gütersloher Verlagshaus, 2008[/FONT]
[FONT=&quot] [/FONT]
[FONT=&quot]Göllner, Karl: Chronica und Beschreibung der Türckey. Köln, Böhlau Verlag, 1983[/FONT]
[FONT=&quot] [/FONT]
[FONT=&quot]Höfert, Almut: Den Feind beschreiben. „Türkengefahr“ und europäisches Wissen über das osmanische Reich 1450 – 1600. Frankfurt, Campus Verlag GmbH, 2004[/FONT]
[FONT=&quot] [/FONT]
[FONT=&quot]Matschke, Klaus-Peter: Das Kreuz und der Halbmond. Die Geschichte der Türkenkriege. Düsseldorf und Zürich, Patmos Verlag, 2004[/FONT]
[FONT=&quot] [/FONT]
[FONT=&quot]Mertens, Dieter: Europäischer Friede und Türkenkrieg im Spätmittelalter, in: Duchhardt, Heinz: Zwischenstaatliche Friedenswahrung in Mittelalter und früher Neuzeit. Köln, Münsterische Historische Forschungen, Böhlau Verlag, 1991[/FONT]
[FONT=&quot] [/FONT]
[FONT=&quot]Mertens, Dieter: Claromontanii Passagi Exemplum. Papst Urban II und der erste Kreuzzug in der Türkenkriegspropaganda des Renaissance-Humanismus, in: Guthmüller, Bodo/Kühlmann, Wilhelm (Hg.): Europa und die Türken in der Renaissance. Tübingen, Max Niemeyer Verlag, 2000[/FONT]
[FONT=&quot] [/FONT]
[FONT=&quot]Özyurt, Senol: Die Türkenlieder und das Türkenbild in der deutschen Volksüberlieferung vom 16. bis zum 20. Jahrhundert. München, Wilhelm Fink Verlag, 1972[/FONT]
[FONT=&quot] [/FONT]
[FONT=&quot]Schulze, Winfried: Reich und Türkengefahr im späten 16. Jahrhundert. München, Verlag C. H. Beck, 1978[/FONT]
[FONT=&quot] [/FONT]
[FONT=&quot]Soykut, Mustafa (Hrsg): Historical Image of the Turk in Europe: 15th century to the present. Istanbul, The Isis Press, 2003[/FONT]
[FONT=&quot] [/FONT]
Was davon nun genau wirklich brauchbar war für mein Thema, bzw. welche Info ich aus welchem Buch rausgezogen habe, weiß ich nicht mehr genau. :pfeif:

Viele Grüße und viel Erfolg bei der Präsentation!

Bernd
 
kann man sagen,dass durch die eroberung konstantinopels eine wesentlicher grundstein für die zukunft des osmanischen reiches(türkei) auf dem europäischen kontinent gelegt wurde?schlieslich soll konstantinopel eine gute befestigung gehabt haben.

Auf jeden Fall hatte die Eroberung Konstantinopels durch die Türken eine gewaltige symbolische Bedeutung sowohl für das Osmanische Reich als auch das ganze Abendland.

Obwohl Konstnatinopel zum Schluss nur noch ein Kleinstaat und schließlich lediglich ein Stadtstaat war, bedeutete seine Eroberung eine deutlich sichtbare Zäsur: Die muslimischen Türken hatten das Byzantinische Reich endgültig vernichtet und den Staaten Europas wurde schlagartig bewusst, was sie vielleicht verdrängt hatten: Da kam ein neuer und gefährlicher Eroberer auf sie zu, der militärisch höchst gefährlich war und dessen Religion, Kultur und Gesellschaft sich erheblich von der des Abendlandes unterschied.

In militärischer Hinsicht war die Eroberung Konstantinopels bedeutungslos, denn der byzantinische Stadtstaat war seit langem schon ein osmanischer Vasall und nur ein christlicher Punkt inmitten des ihn umgebenden muslimisch-türkischen Meers.
 
Die direkte Folge der Eroberung war die, das Europa klar wurde, dass die Osmanen nunmehr nicht mehr aus Europa wegzudenken waren. Die Osmanen etablierten sich als "europäische" regionale Großmacht. Dies wurde vielen europäischen Reichen klar und z.B. Venedig beeilte sich schnell Frieden mit dem Großherrn zu schließen und bevorzugte den lukrativen Handel. Schon 1454 wurde ein Handelsvertrag mit den Osmanen geschlossen.

Für die Bewohner der Stadt selbst waren die Veränderungen gar nicht so groß. Sie mussten nur einem anderen Herrscher huldigen. Die Steuern waren mit Sicherheit niedriger als die Summe verschiedener oströmischer Steuern. Juden, Christen und Muslime lebten fortan friedlich in der Stadt zusammen.

Für die direkten Nachbarn (römische Gebiete auf der Peleponnes, Ungarn und dem Rest des Balkans) bedeutet die Eroberung von 1453 eine kurzzeitige Galgenfrist. Nach und nach fallen die von mir genannten Gebiete in die Hände der Osmanen.

Das soll für das erste reichen. Ergänzungen können folgen.

mfg
Seldschuk
 
Die direkte Folge der Eroberung war die, das Europa klar wurde, dass die Osmanen nunmehr nicht mehr aus Europa wegzudenken waren. Die Osmanen etablierten sich als "europäische" regionale Großmacht.

Der größte Teil des Osmanischen Reichs lag seit dem 15./16. Jh. mit Kleinasien, dem Irak, Syrien, Palästina, Armenien, Georgien und großen Teilen Arabiens in Asien. Ferner mit dem osmanischen Ägypten und Libyen in Nordafrika. Die eroberten Territorien in SO-Europa machten höchstens ein drittel dieser Ländermasse aus. Somit war das Osmanische Reich nicht nur ein multiethnischer Staat, sondern auch ein auf drei Erdteilen verankertes geografisches Gebilde, das seinen Schwerpunkt in Kleinasien hatte.

Dies wurde vielen europäischen Reichen klar und z.B. Venedig beeilte sich schnell Frieden mit dem Großherrn zu schließen und bevorzugte den lukrativen Handel. Schon 1454 wurde ein Handelsvertrag mit den Osmanen geschlossen.

Venedig hat auch nach der Eroberung Konstantinopels immer wieder Krieg gegen die Türken geführt. So u.a.: 1478 um Skutari, 1500 um Modon und Koron, 1537 um die Inseln im Ionischen und Ägäischen Meer, 1571 um den Besitz Zyperns, 1669 äußérst blutig um Kreta usw. usw. Man kann sagen, dass sich Venedig vom 14.-17. Jh. in ständigem Kriegszustand mit den Türken befand, der immer wieder einmal von einem Frieden unterbrochen wurde. In dieser Zeit verlor die Signoria ihren ganzen Besitz im östlichen Mittelmeer und der Ägäis und kämpfte wiederholt um Dalmatien.

Für die Bewohner der Stadt selbst waren die Veränderungen gar nicht so groß. Sie mussten nur einem anderen Herrscher huldigen. Die Steuern waren mit Sicherheit niedriger als die Summe verschiedener oströmischer Steuern. Juden, Christen und Muslime lebten fortan friedlich in der Stadt zusammen.

Ob die Veränderungen für die Bewohner Konstantinopels nicht groß waren, ist eine Frage der Perspektive. Die seit 1000 Jahren christlichen Einwohner waren von einem muslimischen Sultan unterworfen worden, der die teilweise entvölkerte Stadt durch die Förderung des Zuzugs von Muslimen auffüllte. Die alte Einwohnerschaft musste sich also sowohl an völlig neue Lebensverhältnisse und Herren gewöhnen, ferner an eine neue Religion und musste die künftig für Christen zu zahlende Kopfsteuer als Diskriminierung empfinden - auch wenn diese Kopfsteuer möglicherweise für eine gewisse Zeit geringer ausfiel, als die vordem gezahlte Steuer im christlichen Byzanz.
 
Zuletzt bearbeitet:
Der größte Teil des Osmanischen Reichs lag seit dem 15./16. Jh. mit Kleinasien, dem Irak, Syrien, Palästina, Armenien, Georgien und großen Teilen Arabiens in Asien. Ferner mit dem osmanischen Ägypten und Libyen in Nordafrika. Die eroberten Territorien in SO-Europa machten höchstens ein drittel dieser Ländermasse aus. Somit war das Osmanische Reich nicht nur ein multiethnischer Staat, sondern auch ein auf drei Erdteilen verankertes geografisches Gebilde, das seinen Schwerpunkt in Kleinasien hatte.

Schon 1456 - 3 Jahre nach der Eroberung Konstantinopels - wurde Belgrad belagert und somit eine Stoßrichtung der Osmanen offensichtlich. Syrien und Ägypten wurden erst 1516/1517 erobert. Die Ressourcen aus diesen Gebieten haben dann ja einen neuerlichen Feldzug mit Stoßrichtung Nord-West ermöglicht. Und 1521 ist dann ja auch Belgrad erobert worden. Und dieses "Drittel" Europa der Osmanen, wie du es nennst, macht sie -1453- doch zu einer europäisch-asiatischen Regionalmacht.



Dieter schrieb:
Venedig hat auch nach der Eroberung Konstantinopels immer wieder Krieg gegen die Türken geführt. So u.a.: 1478 um Skutari, 1500 um Modon und Koron, 1537 um die Inseln im Ionischen und Ägäischen Meer, 1571 um den Besitz Zyperns, 1669 äußérst blutig um Kreta usw. usw. Man kann sagen, dass sich Venedig vom 14.-17. Jh. in ständigem Kriegszustand mit den Türken befand, der immer wieder einmal von einem Frieden unterbrochen wurde. In dieser Zeit verlor die Signoria ihren ganzen Besitz im östlichen Mittelmeer und der Ägäis und kämpfte wiederholt um Dalmatien.

Hierzu kopiere ich einen Text:

Venedig ? Wikipedia

Die Republik setzte in der Außenpolitik auf Diplomatie und ein effizientes Informationssystem. Pragmatismus, präzise Rechenhaftigkeit und Rationalität waren in der Regel Grundlagen politischen Handelns. Aus den ideologischen und religiösen Streitigkeiten hielt man sich möglichst heraus. Venedig hatte weder dauerhaft Probleme mit Muslimen noch mit Juden, man wusste sich vielmehr ihres Nutzens zu versichern. Probleme gab es allenfalls mit dem Papst wegen der politischer Vormachtbestrebungen und der Territorialpolitik der Kurie.

Demzufolge setze ich eine weitaus friedlichere (lukrativere) Vorgehensweise der Venezianer voraus.



Dieter schrieb:
Ob die Veränderungen für die Bewohner Konstantinopels nicht groß waren, ist eine Frage der Perspektive. Die seit 1000 Jahren christlichen Einwohner waren von einem muslimischen Sultan unterworfen worden, der die teilweise entvölkerte Stadt durch die Förderung des Zuzugs von Muslimen auffüllte. Die alte Einwohnerschaft musste sich also sowohl an völlig neue Lebensverhältnisse und Herren gewöhnen, ferner an eine neue Religion und musste die künftig für Christen zu zahlende Kopfsteuer als Diskriminierung empfinden - auch wenn diese Kopfsteuer möglicherweise für eine gewisse Zeit geringer ausfiel, als die vordem gezahlte Steuer im christlichen Byzanz.

Das ist deine Sicht, aber wohl nicht die der Einwohner damals.
Mit der islamischen Religion kamen die Orthodoxen ja kaum in Berührung und Ihnen war die eigene Relegionsausübung auch nicht versagt.
Und ich schreibe, wenn die Kopfsteuer niedriger war als die alten römischen Steuern, war dies für die Orthodoxen sicherlich hinnehmbar gewesen und niemand hat sich diskriminiert gefühlt.
 
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Schon 1456 - 3 Jahre nach der Eroberung Konstantinopels - wurde Belgrad belagert und somit eine Stoßrichtung der Osmanen offensichtlich. Syrien und Ägypten wurden erst 1516/1517 erobert. Die Ressourcen aus diesen Gebieten haben dann ja einen neuerlichen Feldzug mit Stoßrichtung Nord-West ermöglicht. Und 1521 ist dann ja auch Belgrad erobert worden. Und dieses "Drittel" Europa der Osmanen, wie du es nennst, macht sie -1453- doch zu einer europäisch-asiatischen Regionalmacht.

Die Stoßrichtung des Osmanischen Reichs ging nach Vorderasien, Nordafrika und SO-Europa. Angesichts der muslimischen Religion, der zentralasiatischen Herkunft der turkmenischen Stämme, die das Fundament des frühen osmanischen Staates bildeten, und den vielfältigen asiatischen Wurzeln in Gesellschaft und Kultur muss man das Osmanische Reich des 14.-17. Jh. als (vorder)asiatischen Staat bezeichnen. Während die gleichfalls aus Asien stammenden Ungarn seit dem 10. Jh. vollständig christianisiert und ins Abendland integriert wurden, war das beim Osmanischen Reich nicht der Fall. Daran ändern auch die in SO-Europa eroberten Gebiete nichts, wo die Balkanvölker ihre abendländischen Traditionen weiter pflegten.

Allerdings wuchs das Osmanische Reich zu einem multiethnischen Gebilde an, das ähnlich wie die Habsburger Monarchie daran interessiert war, die unterschiedlichen Völker weder hinsichtlich ihrer Religion noch ihrer ethnischen Herkunft zu drangsalieren. Wenn der Streit bis heute anhält, ob die Türkei eher eine europäische oder vorderasiatische Macht ist, so zeigt das die sehr unterschiedlichen Meinungen in dieser Frage.
Demzufolge setze ich eine weitaus friedlichere (lukrativere) Vorgehensweise der Venezianer voraus.

Die Venezianer verloren zwischen dem 13. und 17. Jh. ihren gesamten Besitz im östlichen Mittelmeeran an die Türken. Unter anderem: Morea, Euboa, die Inseln der Ägäis, Zypern und Kreta, ferner Landstriche in Dalmatien. All das war mit ständigen Kriegshandlungen und Gefechten der Flotten beider Kontrahenten verbunden, denn die Venezianer gaben ihre Besitzungen nicht freiwillig auf. Zwischen diesen Gefechten und Kriegen gab es immer wieder auch Phasen des Friedens, doch sind die Türkenkriege der Republik von San Marco sprichwörtlich.

Das ist deine Sicht, aber wohl nicht die der Einwohner damals.

Byzanz und Konstantinopel kämpften nahezu 400 Jahre erbittert gegen die Türken. Du wirst sicher nicht glauben, dass sie die Türken nach dem Zusammenbruch der Hauptstadt als Befreier und Heilsbringer feierten.
 
Natürlich hat Venedig in "blutigen Kämpfen" gegen Osmanen wichtige Häfen, ja sogar inseln verloren. Und natürlich war das diesen nicht Recht. Nur konnten die Venezianer eben nicht mit der Kontinentalmacht aus Istanbul mithalten. Deswegen nahmen die Dogen die Niederlagen hin und versuchten schnell Verträge mit den Siegern abzuschließen und damit zu retten, was zu retten war.

Ich habe auch nicht geschrieben, dass die Römer die Osmanen als Befreier empfangen und bunte Fähnchen geschwungen haben, als Mehmet der Eroberer in die Stadt einzog. Ich habe lediglich festgestellt, dass die Änderungen für manchen Orthodoxen nicht sehr gross waren, nachdem die Osmanen Konstantinopel besetzt haben.
Zum Vergleich:
Die Eroberung Konstantinopels 1204 durch die Lateiner war sicherlich verheerender für die Orthodoxen, als die der Osmanen 1453.
 
Natürlich hat Venedig in "blutigen Kämpfen" gegen Osmanen wichtige Häfen, ja sogar inseln verloren. Und natürlich war das diesen nicht Recht. Nur konnten die Venezianer eben nicht mit der Kontinentalmacht aus Istanbul mithalten. Deswegen nahmen die Dogen die Niederlagen hin und versuchten schnell Verträge mit den Siegern abzuschließen und damit zu retten, was zu retten war.

Vor allem haben die Venezianer unzählige Seeschlachten mit den Türken ausgefochten, von denen viele durchaus siegreich waren, da die vernezianische Flotte in ihren besten Zeiten (12.-16. Jh.) ein mächtiges Kriegsinstrument im östlichen Mittelmeer repräsentierte. Ich empfehle dir hierzu:

Alvise Zorzi, Venedig. Die Geschichte der Löwenrepublik, Mailand 1979/Düsseldorf 1985, 810 Seiten

Ich habe auch nicht geschrieben, dass die Römer die Osmanen als Befreier empfangen und bunte Fähnchen geschwungen haben, als Mehmet der Eroberer in die Stadt einzog. Ich habe lediglich festgestellt, dass die Änderungen für manchen Orthodoxen nicht sehr gross waren, nachdem die Osmanen Konstantinopel besetzt haben.
Zum Vergleich:
Die Eroberung Konstantinopels 1204 durch die Lateiner war sicherlich verheerender für die Orthodoxen, als die der Osmanen 1453.

Wenn eine seit über 1000 Jahren christliche Stadt nach langer Belagerung von muslimischen Truppen erobert wird, kann man gewiss nicht behaupten, es hätte "keine großen Veränderungen" gegeben. Mach dir das am besten klar mit der Vorstellung, dass christliche Heere Damaskus oder Bagdad erobert hätten.
 
Vor allem haben die Venezianer unzählige Seeschlachten mit den Türken ausgefochten, von denen viele durchaus siegreich waren, da die vernezianische Flotte in ihren besten Zeiten (12.-16. Jh.) ein mächtiges Kriegsinstrument im östlichen Mittelmeer repräsentierte. Ich empfehle dir hierzu:

Alvise Zorzi, Venedig. Die Geschichte der Löwenrepublik, Mailand 1979/Düsseldorf 1985, 810 Seiten

Ich bin sicher es gibt mehr freidliche Jahre als kriegerische. Und die Anzahl an Verträgen übersteigt sicherliche die der Seeschlachten. Belegen kann ich dies nicht. Sagen tut mir das mein Bauchgefühl.



Wenn eine seit über 1000 Jahren christliche Stadt nach langer Belagerung von muslimischen Truppen erobert wird, kann man gewiss nicht behaupten, es hätte "keine großen Veränderungen" gegeben. Mach dir das am besten klar mit der Vorstellung, dass christliche Heere Damaskus oder Bagdad erobert hätten.
Wenn eine mehr als 1000-jährige christliche Stadt 250 Jahre vor Eroberung der Osmanen dermaßen durch Lateiner verwüstet wurde und nun im Verhältnis, die "moderaten" Osmanen die Stadt erobern, ist dies auch 500 Jahre später für mich ein eindeutiger Hinweis dafür, dass die Veränderungen für die Orthodoxen größer gewesen sein müssen, als die Lateiner die Stadt bestzten als bei den Osmanen.
Kurzum - die Leiden der Orthodoxen waren 1204 größer als 1453. Also waren die Veränderungen wesentlich größer als 1453.
 
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