Foltermethoden - wer dachte sie sich aus - Entstehung?

maximiliott

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Hallo,

ein nicht gerade geringes Thema im Mittelalter bringen die Foltermethoden mit sich, die ja in ihrer Grausamkeit kaum zu überbieten sind.

Zwar bin ich schon länger erfolglos im Netz auf der Suche gewesen, wie die Methoden (nicht nur zur Hexenverfolgung) überhaupt entstanden sind, wer sie sich ausgedacht hatte und wann (Zeitabschnitte) welche Foltermethodik von Bedeutung war und wann bei welchem Vergehen was angewandt wurde.


Die Methoden an sich sind zwar bekannt, doch unklar ist mir oben genanntes.

Über Antworten oder weiterführende Links würde ich mich freuen. (Oder auch Buchtipps!)
 
"Nenn mir ein Volk und ich sage Dir, wie sie foltern."

Das könnte hier der Leitspruch sein. Von Anbeginn der Zeit gibt es die Folter, oft verbunden mit dem Tod oder der Todesstrafe. Folter ist so alt wie die Menschheit selbst.

Für Foltermethoden gibt es folgende Weblinks, außer der Wiki-Seite (die in diesem Fall wirklich ausgezeichnet ist)...

www.todesstrafe.de
(Hab die anderen vergessen.)

Es gibt auch in Wien das hervorragende Foltermuseeum...
 
Erst einmal muß ich SRuehlows Aussage dick unterstreichen: Folter und v.a. auch grausame Folter ist leider zeitlos und nicht auf das Mittelalter beschränkt. Es gab sie in den Zeiten vorher, es gab sie auch danach noch, und es gibt sie noch heute - das ist zwar nicht schön, aber eben fakt.

Außerdem gab es dazu schon ein ähnliches Thema hier: http://www.geschichtsforum.de/showthread.php?t=3642
(Strafen im Mittelalter)

maximiliott schrieb:
... ein nicht gerade geringes Thema im Mittelalter bringen die Foltermethoden mit sich, die ja in ihrer Grausamkeit kaum zu überbieten sind.

Sorry, aber der Satz ist mir zu plakativ und klischeehaft...

War die Praxis im Imperium Romanum, Gefangene in der Arena wilden Tieren vorzuwerfen, weniger grausam?
Waren die Verwüstungen und Entvölkerungen ganzer Landstriche durch die Söldner im Dreißigjährigen Krieg weniger grausam?
War das Vorgehen der SS im Dritten Reich weniger grausam?
War das Verhalten der Roten Armee bei ihrem Einmarsch in Ostpreußen 1945 weniger grausam?

maximiliott schrieb:
Zwar bin ich schon länger erfolglos im Netz auf der Suche gewesen, wie die Methoden (nicht nur zur Hexenverfolgung) überhaupt entstanden sind, wer sie sich ausgedacht hatte und wann (Zeitabschnitte) welche Foltermethodik von Bedeutung war und wann bei welchem Vergehen was angewandt wurde.

Und wie ich an anderen Stellen bereits mehrfach betont habe, gehört die Hexenverfolgung nicht mehr ins Mittelalter, sondern in die Frühe Neuzeit!
 
Zuletzt bearbeitet:
Was ich nicht verstehe ist Folgendes :

Warum wurden Gefangene so lange gefoltert, bis sie alles gestanden, was man von ihnen hören wollte ? Wäre es da nicht einfacher gewesen, sie sofort hinzurichten und das "Geständnis" gleich selbst zu formulieren ? Das wäre zwar "gemogelt", das Ergebnis wäre aber dasselbe gewesen.

Offenbar war es für die Machthaber wichtig, dass das Geständnis aus dem Munde des Gefolterten kam, auch wenn es (eigentlich) offensichtlich war, dass es nicht stimmte. Wem gegenüber glaubten sie "ehrlich" sein zu müssen ? Gott ? Dem Recht ? Dem Volk ? Dem Deliquenten ?

Ich stelle diese Frage, weil mir davon eine Idee vom Selbstbild der Machthaber verspreche.
 
@Klaus:
Genau das wurde in dem von mir im vorigen Beitrag verlinkten Thema auch angesprochen und diskutiert...
 
Klaus schrieb:
Warum wurden Gefangene so lange gefoltert, bis sie alles gestanden, was man von ihnen hören wollte ? Wäre es da nicht einfacher gewesen, sie sofort hinzurichten und das "Geständnis" gleich selbst zu formulieren ? Das wäre zwar "gemogelt", das Ergebnis wäre aber dasselbe gewesen.

Offenbar war es für die Machthaber wichtig, dass das Geständnis aus dem Munde des Gefolterten kam, auch wenn es (eigentlich) offensichtlich war, dass es nicht stimmte. Wem gegenüber glaubten sie "ehrlich" sein zu müssen ? Gott ? Dem Recht ? Dem Volk ? Dem Deliquenten ?

Auch, wenn die Methoden des Mittelalters vom heutigen Standpunkt aus betrachtet grausam erscheinen, unser rechtsstaatliches System hat darin seine Wurzeln. Genausowenig wie man heute jemand verurteilt, ohne ihm einen Prozess zu gewähren, konnte man damals jemand einfach so hinrichten lassen. Dass der Angeklagte damals keinen fairen Prozess geboten bekam, versteht sich von selbst. (Aber was ist schon gerecht, sind es die Gerichte unserer Zeit?)

Das peinliche Verhör bot die Gelegenheit, die Verurteilung durch ein Geständnis zu legitmieren.
 
timotheus schrieb:
Erst einmal muß ich SRuehlows Aussage dick unterstreichen: Folter und v.a. auch grausame Folter ist leider zeitlos und nicht auf das Mittelalter beschränkt. Es gab sie in den Zeiten vorher, es gab sie auch danach noch, und es gibt sie noch heute - das ist zwar nicht schön, aber eben fakt.

Außerdem gab es dazu schon ein ähnliches Thema hier: http://www.geschichtsforum.de/showthread.php?t=3642
(Strafen im Mittelalter)



Sorry, aber der Satz ist mir zu plakativ und klischeehaft...

War die Praxis im Imperium Romanum, Gefangene in der Arena wilden Tieren vorzuwerfen, weniger grausam?
Waren die Verwüstungen und Entvölkerungen ganzer Landstriche durch die Söldner im Dreißigjährigen Krieg weniger grausam?
War das Vorgehen der SS im Dritten Reich weniger grausam?
War das Verhalten der Roten Armee bei ihrem Einmarsch in Ostpreußen 1945 weniger grausam?



Und wie ich an anderen Stellen bereits mehrfach betont habe, gehört die Hexenverfolgung nicht mehr ins Mittelalter, sondern in die Frühe Neuzeit!


Das ist nicht ganz richtig, sicherlich hatte die Hexenverfolgung in der Neuzeit ihre Hochzeit erreicht, jedoch gab es bereits im 13. und 12. Jahrhunder Hexenverfolgungen.

Im Jahre 1275 in Toulouse wurde die erste Hexe auf dem Scheiterhaufen verbrannt. Und das war noch keine Neuzeit.
 
maximiliott schrieb:
Im Jahre 1275 in Toulouse wurde die erste Hexe auf dem Scheiterhaufen verbrannt. Und das war noch keine Neuzeit.

Das mag wohl sein, das Augenmerk der Inquisition richtete sich im Mittelalter jedoch auf Ketzer.

Großangelegte Verfolgung von Hexerei findest du erst in der Frühen Neuzeit.
 
Nunja, das sicherlich - die großen Hexenverbrennungen waren erst später, jedoch nochmal zur Frage:

Die Grausamkeit der Folterung bezog sich auf die westliche Welt. Mir ist schon klar, dass es noch heute im Iran Steinigungen und dergleichen gibt, aber ich beziehe mich jetzt auf Europa und mir ist nicht bekannt, dass hier Leute vor öffentlichen Gerichten noch gepfählt werden.

Daher stammte die Frage, woher die grausamen "Ideen" stammten. Wenn man nun sagt, diese grausamen Foltermethoden gibt es auch heute noch in Afrika, mag das stimmen, aber ich beziehe mich jetzt auf die westliche Welt.
 
maximiliott schrieb:
Im Jahre 1275 in Toulouse wurde die erste Hexe auf dem Scheiterhaufen verbrannt. Und das war noch keine Neuzeit.

Ich darf anmerken, dass dies nur auf Europa beschränkt ist. Aber in wievielen Ländern gibt es den Glauben an Hexen und Zauberern? Das findet sich in jeder Epoche auf jedem Kontinent wieder! Als können wir gar nicht davon ausgehen, dass die erste Hexe um 1275 verbrannt wurde. Es ist die erste europäische Erwähnung, aber das schließt nicht aus, dass es schon vorher Verbrennungen dieser Art gegeben hat. Auch stimmt es nicht, dass die Hexenverfolgungen im Zeitalter der Aufklärung zuende war. Vor ein paar Tagen waren erst wieder Berichte in den Medien, dass es in Indien zu einem Fall von Hexenwahn gekommen war...
 
maximiliott schrieb:
Das ist nicht ganz richtig, sicherlich hatte die Hexenverfolgung in der Neuzeit ihre Hochzeit erreicht, jedoch gab es bereits im 13. und 12. Jahrhunder Hexenverfolgungen.

Also wenn, dann erst ab dem 13. Jh., was aber dennoch genau zu prüfen wäre, denn...

maximiliott schrieb:
Im Jahre 1275 in Toulouse wurde die erste Hexe auf dem Scheiterhaufen verbrannt. Und das war noch keine Neuzeit.

... es ist vor dem Erscheinen des Maleus Maleficarum oder Hexenhammers äußerst schwierig, dies von der existierenden Ketzerverfolgung zu trennen.
Bist Du Dir sicher, daß es sich um eine Verbrennung wegen Hexerei und nicht wegen Häresie handelte?
 
maximiliott schrieb:
Nunja, das sicherlich - die großen Hexenverbrennungen waren erst später, jedoch nochmal zur Frage:

Die Grausamkeit der Folterung bezog sich auf die westliche Welt. Mir ist schon klar, dass es noch heute im Iran Steinigungen und dergleichen gibt, aber ich beziehe mich jetzt auf Europa und mir ist nicht bekannt, dass hier Leute vor öffentlichen Gerichten noch gepfählt werden.

Daher stammte die Frage, woher die grausamen "Ideen" stammten. Wenn man nun sagt, diese grausamen Foltermethoden gibt es auch heute noch in Afrika, mag das stimmen, aber ich beziehe mich jetzt auf die westliche Welt.

Woher stammten die grausamen Methoden der verschiedenen Arten der Folter? Da gibt es für mich eine einfache Antwort. Die stammt aus den Gehirnen der Menschen. Man kann Foltermethoden nicht datieren, Folter gibt es seit es Menschen gibt. Und die Folter wurde auch in der arabischen und afrikanischen Welt angewendet nicht nur in Europa oder westlichen Welt.
 
Auf die Gefahr hin, daß ich mich wiederhole...

maximiliott schrieb:
Daher stammte die Frage, woher die grausamen "Ideen" stammten. Wenn man nun sagt, diese grausamen Foltermethoden gibt es auch heute noch in Afrika, mag das stimmen, aber ich beziehe mich jetzt auf die westliche Welt.

Die "Ideen" sind zeitlos und damit wesentlich älter als das Mittelalter - vgl. meinen Beitrag weiter oben.

PS: Seit wann ist im westlichen Europa die Todesstrafe abgeschafft? (Hat nicht unbedingt mit Folter u. dgl. zu tun, aber vielleicht als Gedankenstütze hilfreich...)
 
Zuletzt bearbeitet:
Lukrezia Borgia schrieb:
Dass der Angeklagte damals keinen fairen Prozess geboten bekam, versteht sich von selbst.

Ich glaube, dass ist richtig, aber nur vom heutigen Standpunkt aus betrachtet. Vielmehr könnte man sagen, dass die Leute heute, wie damals, davonüberzeugt waren, dass das System funktioniert (Warum fallen mir immer die Amerikaner dabei ein? Komisch!). Die weltlichen Richter und vor allem die Inquisitoren waren über die Maßen überzeugt, dass es Hexen gibt und dass sie mit dem Bösen, dem Teufel und der CIA im Bunde waren. Die wenigen, die es nicht glaubten, lebten sehr gefährlich, denn ihnen drohte dieselbe peinliche Befragung und der vorgezeichnete Weg zum Scheiterhaufen, wie den "echten" Hexen. Leider waren Leute, die sich aktiv gegen die Kirche und ihre Lehrmeinung von den Hexen stellten ziemlich selten. Diejenigen, die es taten, taten es anonym, wie Friedrich Spee von Langenfeld...

Allgemein ist zur Folter zu sagen, dass sie immer und überall grausam und ungerechtfertigt war und ist (Das sehen wir aber erst seit der Aufklärung so, und wir kurz das im Vergleich zur Foltergeschichte ist, brauche ich nicht zu erwähnen!). Was haben wir heute um es zu verhindern? Nichts, denn trotz Genfer Konvention und ai und anderen tollen Einrichtungen, hält man sich sowieso nicht daran. Beispiel: USA, GUS und Israel...
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Lukrezia Borgia schrieb:
Genau der Meinung bin ich auch. Deshalb auch mein einleitender Satz, den du leider nicht mit zitiert hast:

T´schuldigung! ...meine Brille ist so verschmiert... ich habe mal wieder zuviel Weihrauch im Zimmer verbrannt und das Fenster klemmt... ich kann eigentlich gar nicht lesen, und so...

:scheinheilig: :pfeif:
 
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