fränkisch-karolingische Rodungsperiode (ab 750)

Tyra

Neues Mitglied
Hallo zusammen,

für ein Buchprojekt beschäftige ich mich gerade ein wenig mit Geschichte und versuche Hintergründe zu recherchieren. Leider weiß ich sehr wenig bis gar nichts :pfeif:und erhoffe mir hier durch das Forum ein wenig Hilfe.

In der zeitlichen Einordnung befinde ich mich irgendwo um das Jahr 800, auf dem heutigen Gebiet Mittelhessens (genauer gesagt im heutigen Vogelsberg) und möchte verstehen, wie das Leben hier ausgesehen haben könnte.
Primär interessiert mich im ersten Step, wie man sich das Entstehen von Dörfern und Siedlungen vorzustellen hat. Wenn man in die Geschichte einzelner Orte eintaucht, heißt es da oft: entstanden wahrscheinlich im Jahr xx und in dem Zusammenhang fällt der Begriff der (frankisch-karolingischen) Rodungsperiode. Daher meine Frage: wie muss ich mir das vorstellen?

Gab es eine Aufforderung Land neu zu besiedeln und für Landwirtschaft zugänglich zu machen? z.Bsp. von Klöstern, Gaugrafen

Oder war das eher ein Prozess, der stattgefunden hat, weil die Menschen (Bauern) damals einfach neue Siedlungsmöglichkeiten gesucht haben?

Für alles, was mir als Laie helfen kann, zu verstehen, wie das Leben um diese Zeit ausgesehen haben könnte, wäre ich echt dankbar. Gerne auch in Form von weiterführender Literatur (nur bitte beachten, ich bin des Latainischen absolut nicht mächtig :red:).

Vorab schon einmal lieben Dank!
Tyra
 
Hallo Tyra,

wenn du möchtest, können wir gerne hierzu auch näher in Kontakt treten, dann kannst du mir eine PN schreiben. Ich habe Geschichte studiert, dabei meinen Schwerpunkt in der hessischen Landesgeschichte gesetzt und meine Magisterarbeit beschäftigte sich mit der Siedlungsentwicklung im 7. und 8. Jahrhundert.

Der Vogelsberg ist aus meiner Sicht die mit Abstand am schlechtesten historisch erforschte Landschaft in Hessen. Dies ist mit der Randlage begründet und auch damit, dass es dort so gut wie keine Institutionen gibt, die professionelle Forschung betreiben - am ehesten noch in Alsfeld und Lauterbach.

Außer ein paar Ersterwähnungen gibt es für diese frühe Zeit eigentlich keine schriftlichen Quellen über den Vogelsberg. Eine Quelle, die zumindest etwas von der Atmosphäre in der Region wiedergibt, ist die um 820 entstandene Vita des Sturmi des Fuldaer Abtes Eigl. Dabei ist aber zu beachten, dass die konkreten Schauplätze eher nördlich und östlich des Vogelsbergs liegen.

Auch was die archäologische Forschung betrifft, gibt es so gut wie keine Arbeiten für diese Zeit im Vogelsberg. Es gibt auch wenige frühmittelalterliche Funde. Mir ist noch nicht mal ein Befund einer Kirche, Burg oder einer Siedlung bekannt, die in diese Zeit datiert wird.

Teilweise wird sogar davon ausgegangen, dass große Teile des Vogelsbergs von ungefähr der Hallstattzeit bis weit ins Hochmittelalter unbesiedelt waren. Von den zehn Städten des Vogelsbergkreises werden nur drei, Lauterbach, Schlitz und Schotten, urkundlich schon um 800 erwähnt.
 
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