Frage zu Bar(r)en (frühzeitliche Wohnanlagen vorwiegend in Waldgebieten)

Sunyani

Neues Mitglied
Guten Tag in die Runde,

ich fand beim Stöbern nach Antworten dieses Forum und versuche mal mein Glück. Ich bin oft auf den Spuren alter "Kultstätten" unterwegs (ein simples Beispiel mögen die Externsteine sein.) und finde nebenbei manch interessantes.

Ich besuchte vor kurzem bei Grasdorf / Hildesheim den Barenberg (die Wortschöpfung soll lt. Google / Wikipedia eher auf Bären hindeuten) und fand oben am Gipfel auf einem Kamm rundliche Vertiefungen im Durchmesser von mehreren Metern. Diese Vertiefungen liegen dicht nebeneinander, so dass zwischen den Kuhlen Wälle entstanden.

Eine Nachfrage bei einem Freund brachte die Information, dies wären frühzeitliche Siedlungsanlagen, in denen die Menschen früher Erdkuhlen ausschachteten und mit Stämmen / Holz / Erde etc. abdeckten um darin zu leben. Später sollen in diesen Kuhlen kleine Häuser gestanden haben und auf den durch die dicht aneinanderliegenden Kuhlen Palisaden um das ganze zu schützen. Die äußere Begrenzung dieser "Siedlung" soll vom Wall her höher gewesen sein und ein umgebende Palisade mit einem Eingang und kleinen Turm zum Schutz. Auf diesem Kamm am Barenberge wird die Siedlung zwei Seiten von stark abfallenden Hängen geschützt, kein schlechter Platz also.

Nun etwas sensibilisiert auf derartige Gebilde fand ich an weiteren Stellen, unter anderem oberhalb von Königsdahlum im Wald ein ähnliches Kuhlenfeld, wohl an die 10 Stück, dicht an dicht und ähnliche Gebilde finden sich im Deister, Süntel und Ith.

Leider schweigt sich Tante Google zu diesem Thema aus (vermutlich weil mir die richtige Zeitepoche / Bezeichnung fehlt) und ich mag hier mal in die Runde fragen:

Ist Baren oder Barren die richtige Bezeichnung für eine solche "Wohnkuhle", "Wohnhöhle" und sind dies überhaupt Zeugnisse alter Dörfer oder Gemeinschaften?

In welcher Zeit wurde so gelebt?

Und, last, but noch least, gibt es Ihnen bekannte Bücher / Schriften / Webseiten, die sich genau mit diesem Thema auseinander setzen?

Ich würde denken, dass diese Art der Siedlung noch vor Germanen / Kelten anzusetzen ist, schwimme hier als Unkundiger aber mächtig.

Ich freue mich auf Ihre Antworten

Rainer Strebel, Isernhagen
 
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Ein Beispielbild

vom Barenberg oberhalb von Grasdorf.

Man sieht gut den Eingangsbereich und die seitlichen Wälle und die recht ebene Grundfläche. Jedoch sind die Wälle teils nur einen knappen Meter an der Krone stark zwischen den Gruben, so dass aneinanderstehende Grubenhäuser im klassischen Sinne, also mit überstehendem Dach darüber eigentlich ausscheiden. Ich hätte eher an einfache, durch die Wälle geschützte Häuser gedacht, aber, wie gesagt, ich lasse mich sehr, sehr gern eines Besseren belehren.

Grüße

Rainer Strebel
 

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Hallo Sunyani,

das ist schon ein recht massiver Wall, wird ja so mal ca. 2-3 Meter hoch sein, den Bäumen nach zu urteilen.. Könnte alles mögliche sein (gilt auch für die Zeitstellung), aber als Teil eines Hauses scheidet er m.E. aus.
 
Preisfrage, sind das überhaupt Reste von Behausungen? Im Bergischen gibt es ähnliche Formen von Gruben, das sind die Reste vom Rasenerz-Abbau (germanischer Zeit). Sind dort aber länglich und nicht rund.
 
Du meinst doch dieses Grasdorf im Innerstetal, Sunyani?
Grasdorf (Holle) ? Wikipedia

Nach Maps liegt der Barenberg nördlich des Tales oberhalb von Grasdorf. Fallen die 2 Hänge zum Innerstetal steiler ab?
Der Wohldenberg, wo die Tillytruppen ihr Lager aufschlugen, läge dann gegenüber südlich von Grasdorf?
Der Oheberg, wo es lt. Wiki Funde gab, die einen steinzeitlichen Lager- und Siedlungsplatz belegen, scheint leicht erhöht direkt in Grasdorf an der Innerste zu liegen? Derneburg - Hans-Jürgen Schmejkal - Google Books

Nach Blick auf dein Foto und die Karte, wenn die Stelle überhaupt richtig ist, kann ich mir auf dem Barenberge keinen Siedlungsplatz vorstellen, jedenfalls nicht ohne Not, Bedrohung, Kriegszeiten.

Eine bandkeramische Siedlung würde ich eher im Tal vermuten. Vom Oheberg soll es nach dem verlinkten Buch Flintsteinfunde geben, die liegen im Landesmuseum in Hannover. Hast du da schon mal nachgefragt?
Bandkeramik an Flüssen in der Hildesheimer Börde ist ganz spannend.:winke:
Aber dein Platz liegt ja auf dem Berg, der heute bewaldet ist. Rein spekulativ vermute ich bei Berg eine Bedrohungssituation, jedenfalls bei Menschen, die ansonsten von Ackerbau und Viehzucht leben.
Rasenerzabbau- oder Köhlerreste kann ich nicht einschätzen. Das ganze wirkt nach deinem Foto auf mich auch sehr massiv. Unter dem Stichwort "Wall-Graben-Anlage" findet man Fotos aus Springe. Wall-Graben-Anlage der Hallermundskopfburg. - Springe
Du schreibst ja von ähnlichen Ortsverhältnissen im Deister, sowas wie die mittelalterliche Burg Hallermund ? Wikipedia meinst du nicht, oder?
 
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@Mummius Picius

Bergbau oder auch z.B. das Abfahren von Erde scheidet hier m.E. aus. Die Fläche um die es geht, liegt auf dem Bergrücken ähnlich wie ein Kamm, von zwei Seiten durch Steilhänge geschützt. Abbauhalden sind eher länglich und nicht so unterbrochen. Hier haben wir hinter- / nebeneinander liegend etwa 6-8 Kuhlen, ähnlich wie die gezeigte, die direkt nebeneinander liegen, nur durch einen Wall begrenzt.

@rena8

Ja, ich meine das Grasdorf bei Holle und zwar etwa hier:

https://maps.google.de/maps?q=52.115532,+10.131451&num=1&t=h&vpsrc=0&ie=UTF8&z=16&iwloc=A

Da geht ein Kammweg Richtung Süden auf die A7 zu, an diesem liegen diese Kuhlen. Der östliche und der südliche Hang fallen steil ab. Von Norden ist der Zugang, von Westen ein "normaler Hang".

Wo genau die Stellen in Deister und Süntel waren, müßte ich erneut erwandern. Eine weitere Stelle, die ähnliche Kuhlen aufweist, kann ich jedoch genau benennen:

https://maps.google.de/maps?q=51.975258,+10.098274&num=1&t=h&vpsrc=0&ie=UTF8&z=15&iwloc=A

Dies ist westlich von Königsdahlum, ebenso im Wald gelegen auf einem Kamm aber ohne richtige Steilhänge.

Ich habe auch viele Wallburgen besucht, das sieht dort grundsätzlich anders aus, die Wälle sind an der Basis breiter, oben flacher.

Das Thema Bedrohungssituation gefällt mir recht gut, denn wenn dort Menschen gelebt haben und nicht am nahen Fluss, dann nur, weil sie Überfälle fürchteten und sich schützen musste. Kann es ein Ableger eines Dorfes im Tal gewesen sein, wohin man sich zurückzog, wenn Gefahr drohte? Gab es solche Konstellationen?

Im Museum habe ich noch nicht nachgefragt, werde dies aber Anfang der nächsten Woche nachholen, da bin ich in Hannover und kann dies direkt vor Ort tun.

Viele Grüße und vielen Dank für die anregende Diskussion! Weiter so!

Rainer Strebel
 
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