Frage zu Karl d. Gr.

H

Hans-Heiner2

Gast
Hallo,
soweit ich weiß, wurde Karl am 25.12.800 vom Papst zum Kaiser gekrönt. Dieses Ereignis führte später zu einer Erneuerung des westlichen Kaisertums. Dies ist mein Problem.
Meine Vermutung für den Grund: Es gab einen Meinungsunterschied zwischen dem Papst(war das LeoIII?) und Karl hinsichtlich der Kaiserrolle. Der Papst war nämlich der Meinung, er sei der "Kaisermacher"(weil Gottes Stime etc.). Karl war der Schutzherr der Christenheit und besaß die potestas. Er fühlte sich also nicht dem Papst unterlegen, der ihn eingesetzt hat. Im Gegenteil. Er schenke seinem Sohn Ludig später den Kaisertitel, was aufgrund der Rolle des Papstes eigentlich unmöglich war. Dies war ein Bruch der Tradition.
Ich versteh jetzt nur nicht, wie genau die Erneuerung des westl. Kaisertums aussah und woddrch genau sie hervorgerufen wurde?
Hat jemand vielleicht einen aufschlussreichen Link parat oder möchte mir jemand mit einem Post helfen?

Gruß Hans-Heiner
 
Ich würde einfach mal sagen die Erneuerung liegt in der 1. Vergabe des Kaisertitels durch kirchliche Macht, seit dem Untergang des westlichen Teils des römischen Reiches. Zumal es dann auch später noch zu Kaiserkrönungen kam, die dazu führten, das der östliche Teil des frankenreichs (heute grob deutschland) sich als Nachfolger Roms betrachtete (heiliges römisches Reich deutscher Nation).
 
Stimmt, du hast Recht.
Ich habe die Erneuerung missverstanden (ich habe an Veränderung gedacht)

Mit der Erneurung ist ja nur gemeint, dass es erstmals wieder einen Kaiser im Westen gab.

Danke für die aufschlussreiche Hilfe.
 
Dieses Ereignis führte später zu einer Erneuerung des westlichen Kaisertums.
Ablauf und Benennung lehnten sich zwar an das überkommene oströmische Beispiel an, doch mit der Krönung durch den ehrwürdigen Vater als begründende Tat und dem rombezogenen Namen des Kaisers, einer Entsprechung zum römischen Patrizius, wurde am ersten Weihnachtstag des Jahres 800 tatsächlich das abendländische Kaisertum aus der Taufe gehoben, das hinfort, wettstreitend mit Byzanz, Regnum und Sacerdotium des Imperium christianum fest aneinander band und ein neuartiges Gleichgewicht zwischen den beiden Gewalten, die die christliche Welt beherrschten, herstellte, wobei die Waage spätestens nach dem sogenannten Investiturstreit zugunsten des Papsttums ausschlug.
Es gab einen Meinungsunterschied zwischen dem Papst (war das Leo III.?) und Karl hinsichtlich der Kaiserrolle. Der Papst war nämlich der Meinung, er sei der "Kaisermacher" (weil Gottes Stimme etc.). Karl war der Schutzherr der Christenheit und besaß die potestas. Er fühlte sich also nicht dem Papst unterlegen, der ihn eingesetzt hat. Im Gegenteil. Er schenkte seinem Sohn Ludwig später den Kaisertitel, was aufgrund der Rolle des Papstes eigentlich unmöglich war. Dies war ein Bruch der Tradition.
Name und Würde des westlichen Kaisers wurden erst in den kommenden Jahren mit bestimmtem Inhalt gefüllt, bis sich im Selbstverständnis Karls zu dem östlichen ein westliches, nämlich sein Weltreich hingesellt hatte, das eben kein westliches des späten Altertums war, sondern ein mittelalterliches, neues, wenn auch angefüllt und bereichert von älteren Traditionen. Der ehrwürdige Vater, das läßt der Zusatz Romanorum zum Kaisernamen unschwer erkennen, verband mit dieser Würde eine besondere Schutzaufgabe Karls für Rom, die diesem einen größeren Handlungsspielraum als die auf Stadt und Dukat von Rom bezogene Aufgabe eines Patrizius eröffnen sollte. An eine Wiederbelebung des seit Romulus Augustulus verwaisten westlichen Kaisertums kann Leo III. wohl kaum gedacht haben, hatte doch die noch vergleichsweise frische Fälschung auf den Namen des großen Konstantin dem ehrwürdigen Vater gleich einem Kaiser den Westen anvertraut, ihm kaiserliche Zeichen und Ehrenrechte eingeräumt und seiner Herrschaft Hesperien samt den Inseln übertragen. So hätte ein neuer westlicher Imperator zwangsläufig die Herrschaft des ehrwürdigen Vaters über den Kirchenstaat bedroht, der sich zwar vornehmlich auf die Schenkungen Pippins und Karls stützte, seine umfassendere Rechtsgrundlage aber im Constitutum Constantini besaß. Für die Krönung und Bekleidung Karls mit kaiserlichen Gewändern sowie für die Ausrufung war das Beispiel Konstantinopels maßgebend gewesen. Kaiser Karl war mit Gottes Hilfe und auf Bitten des Volkes der neue Konstantin, weil damals auf seiten der Griechen die Kaiserwürde aufgehört hatte, das heißt frei geworden war. Der Pontifex maximus war zur Demutsgeste des Fußfalls vor dem Kaiser verpflichtet. So verbanden sich die beiden Gewalten in einer Weise, die erst der sogenannte Investiturstreit des 11. Jahrhundert beendete.
Quelle: Dieter Hägermann, Karl der Große - Herrscher des Abendlandes, 2003
 
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