Für Flori nocheinmal die ganze Story:
Auf Initiative von Heinrich dem Seefahrer gründete sich im portugiesischen Sagres um 1420 eine Schule, die sich vornehmlich mit Nautik, Kartographie und Navigation befasste. Ziel war es, durch die Umsegelung des afrikanischen Kontinents Indien zu erreichen. Das Vorgehen der Portugiesen war sehr bedacht. Entdecken hieß nicht, in unbekannte Gefilde vorzustoßen, sondern Schritt für Schritt eine Handelsroute systematisch zu erkunden und zu kartografieren. Das erste Hindernis war das sagenumwobene Kap Bojardor an der Westküste Afrikas, das bis dahin das Ende der bekannten Welt bedeutete und als unüberwindlich galt. 1434 gelang schließlich Gil Eanes dieses eher psychische als reale Hindernis zu überwinden. Jahr für Jahr wurden nun Schiffe aus Portugal entsandt, um jedes Mal die zuvor zurückgelegte Wegstrecke zu übertreffen und neue Informationen über den Küstenverlauf zurück zu bringen, die in Sagres ausgewertet wurden. An der Atlantikküste Afrikas wurden zudem kleinere Stationen errichtet, die zur Proviantaufnahme dienten.
Als Heinrich 1460 starb, hatten die portugiesischen Kapitäne immerhin den Gambia-Fluss erreicht und damit eine Wegstrecke von 3000 km zurückgelegt. Um 1470 schien man den nach Westen vorgewölbten Teil Afrikas umrundet zu haben, denn nun verlief die Küstenlinie ziemlich genau in östlicher Richtung. Mit großem Eifer versuchten sich die einzelnen Expditionen gegenseitig zu übertreffen und schon zwei Jahre später war man gegenüber dem Gambia-Fluss rund 3000 km weiter nach Osten vorgedrungen. Alles schien glatt zu laufen, doch dann knickte die Küstenlinie plötzlich wieder nach Süden ab.
Nach dieser herben Enttäuschung ließen die Anstrengungen drastisch nach. In dieser Zeit trat Toscanelli mit seiner Idee einer westlichen Seeroute nach Indien am portugiesischen Hof auf. Allerdings konnte sein Plan dort nicht überzeugen.
Erst als Joao II., ein Großneffe von Heinrich dem Seefahrer, 1481 den portugiesischen Thron bestieg, lebte das Projekt des Seeweges nach Indien neu auf. Nun wurden Toscanellis Überlegungen durch Kolumbus an den Monarchen herangetragen, begutachtet, jedoch erneut abgelehnt.
Die Anstrengungen zur Umrundung Afrikas wurden dagegen wieder aufgenommen. Schon ein Jahr später drangen portugiesische Schiffe 2500 km über den Punkt hinaus, an dem die afrikanische Küste nach Süden abknickte. Joao II. verdoppelte den Einsatz und entsandte 1487 zusätzlich eine Expedition durch das Mittelmeer und das Rote Meer. Unter der Leitung von Pedro de Covilhao zog die Gruppe über Kairo und die Küsten des Roten Meeres bis nach Aden; dort bestieg man ein Schiff nach Indien. Auf dem Rückweg drang Covilhao an der ostafrikanischen Küste bis zum Sambesi-Fluss im heutigen Mozambique vor. Durch Berechnungen kam er zu dem Schluss, dass an diesem Punkt Afrika kaum breiter als 2400 km sein konnte, während es im Norden etwa 6400 km Ausdehnung in west-östlicher Richtung zu haben schien. Die Landmasse verjüngte sich offensichtlich nach Süden, so dass die eventuelle Südspitze nicht mehr weit entfernt liegen konnte. Im gleichen Jahr war von Portugal aus Bartolomeo Diaz gestartet. Stürmische See beförderte ihn Anfang Februar 1488 um die Südspitze Afrikas, bevor er wieder umkehrte. Damit war bewiesen, dass Afrika südlich umrundet werden konnte. Theoretisch war der Seeweg nach Indien somit bekannt, es fehlte nur noch ein Draufgänger, der auch die letzte Etappe durch den Indischen Ozean wagen würde. In die Vorbereitungen zur entscheidenden Expedition platzte die Nachricht herein, dass der Genueser, dessen hartnäckige Angebote man vehement abgelehnt hatte, bereits auf dem (westlichen) Seeweg Indien (man ahnte noch nicht, dass es in Wirklichkeit ein unbekannter Kontinent war) erreicht hatte und erfolgreich zurückgekehrt war. Die Neuigkeit ging wie ein Lauffeuer durch Europa. Wieder musste Portugal eine herbe Enttäuschung einstecken, wieder verharrte man zunächst in Erstarrung. Als man den Schilderungen des Kolumbus entnehmen konnte, dass er offensichtlich Asien, noch nicht jedoch Indien oder die Gewürzinseln erreicht hatte, entschloss man sich dazu, die jahrzehntelange mühsame Arbeit zu Ende zu bringen und entsandte Vasco da Gama, dem nach abenteuerlicher Fahrt das Erreichen Indiens am 19.Mai 1498 gelang. Noch ging man in Portugal davon aus, in diesem Teil der Erde irgendwann den Spaniern zu begegnen.
LG Nicole