Mir geht um die osterreichische Literatur als Weltliteratur...
Wirklich ein sprödes Thema. Im KNLL [1] gibt es zwar Essays über die faröische, samojedische und madegassische Literatur, aber nicht über die österreichische und schweizerische - die laufen unter "deutschsprachig" mit, und bei der Frage "Gibt es eine österreichische Literatur?" [2] - und wenn ja, seit wann? - scheiden sich nach wie vor die Geister.
...Druck der Zensur... etwas Magisches, Fantastisches, Maerchenhaftes...
...der multikulturelle Charakter des Staates...
...spezifischer Humor ...Das Satirische...
Der zweite Punkt ist vielleicht der am wenigsten umstrittene. Hilde Spiel [3] zitiert François Bondy mit dem Satz "Das Österreichische ist wie das Lächeln der Cheshire-Katze, die aus der Monarchie noch übrig ist" und fügt hinzu: "Gleich jener Katze aus Lewis Carrolls Alice im Wunderland, die selbst längst verschwunden ist, hängt der alte Vielvölkerstaat, sichtbar nur als sein deutschsprachiger Rest, immer noch im 'geistigen Raum der Nation'".
Der Literaturkritiker Ulrich Greiner hat sich 1979 ebenfalls auf den "habsburgischen Mythos" bezogen und drei weitere Thesen aufgestellt [4]: Bestimmend für die österreichische Literatur "
- seien ihre Wirklichkeitsverweigerung und ihr Handlungsverzicht,
- sei ihre zumeist apolitische Haltung, die jedoch zu poetischer Radikalität und eskapistischer Schönheit führe,
- sei schließlich eine häufige Haßliebe zum eigenen Staat."
Zum Teil überlappt sich das mit Deinem ersten und dritten Punkt. Wenn Du die an Beispielen festmachst, könntest Du so zu argumentieren versuchen.
[1] Kindlers Neues Literatur Lexikon. Band 20. München 1988
[2] So der Einstieg von Hilde Spiel in ihrer Einführung in: Kindlers Literaturgeschichte der Gegenwart. Die zeitgenössische Literatur Österreichs I. Frankfurt 1980
[3] aaO., S. 8
[4] ebd.