Fragen zu Hindenburg

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Hallo,

Ich habe mal ein paar Fragen zu Paul von Hindenburg.

In vielen Geschichtsdokus wird immer gesagt, dass Hindenburg Monarchist gewesen sei, der Demokratie und Republik verachtete. Auch gilt Hindenburg als Erfinder und bekanntester Vertreter der sogenannten "Dolchstoßlegende", wonach die Republik eigentlich als "Staat der Verräter" angesehen wurde, die 1918 der Kaiserlichen Armee in den Rücken gefallen seien.

Hindenburg war aber gleichzeitig von 1925 an das Staatsoberhaupt der Weimarer Republik. Damit erkannte Hindenburg doch einerseits die Demokratie als Prinzip an und war selbst Teil davon. Er war ausserdem über so viele Jahre eine tragende Säule für die Weimarer Republik.

Für mich passt das irgendwie nicht zusammen. War Hindenburg nun Monarchist und verachtete die Republik und wollte eigentlich das Kaiserreich zurück oder akzeptierte er die Republik und die Demokratie und wollte deren Fortbestand?

Dann noch zwei Fragen zu Hindenburgs Rolle bei der nationalsozialistischen Machtergreifung.

Ich habe oft gehört, dass Hindenburg Hitler verachtete, ihn abschätzig den "böhmischen Gefreiten" nannte und es strikt ablehnte diesen Mann zum Reichskanzler zu ernennen. Später dann scheint er aber doch der Meinung gewesen zu sein, dass Hitler der richtige Mann wäre Deutschland zu führen. Wann genau und wodurch kam da bei Hindenburg dieser radikale Meinungswechsel über Hitler?

Es heisst auch, Hindenburg sein bis zu seinem Lebensende im Vollbesitz seiner geistigen Kräfte gewesen und habe alles mitbekommen. Was sagte Hindenburg denn zu den Untaten der Nationalsozialisten in den Jahren 1933/34, wie die brutale Verfolgung politischer Feinde, die Einrichtung der ersten Konzentrationslager, die politischen Morde an Kurt von Schleicher und Co.? Solche Barbarei und völlige Rechtlosigkeit müsste doch einen alten Preußen wie Hindenburg eigentlich sehr abgeschreckt haben.

War Hindenburg nicht bewusst, dass Hitler die Demokratie und Republik abschaffte? Wieso war er damit dann auf einmal einverstanden, nachdem er vorher 7 Jahre eine Stütze der Republik war?

Vielleicht könnt ihr da ein wenig Licht ins Dunkel bringen. Ich finde das alles sehr widersprüchlich bei Hindenburg.
 
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.... Auch gilt Hindenburg als Erfinder und bekanntester Vertreter der sogenannten "Dolchstoßlegende", wonach die Republik eigentlich als "Staat der Verräter" angesehen wurde, die 1918 der Kaiserlichen Armee in den Rücken gefallen seien....
Dazu könntest du das mal lesen:
Dolchstoßlegende – Wikipedia

...Ich habe oft gehört, dass Hindenburg Hitler verachtete, ihn abschätzig den "böhmischen Gefreiten" nannte und es strikt ablehnte diesen Mann zum Reichskanzler zu ernennen. Später dann scheint er aber doch der Meinung gewesen zu sein, dass Hitler der richtige Mann wäre Deutschland zu führen. Wann genau und wodurch kam da bei Hindenburg dieser radikale Meinungswechsel über Hitler?...

Und dazu das da:
Osthilfe (Deutsches Reich) – Wikipedia
Vor allem ab da:
Osthilfe (Deutsches Reich) – Wikipedia
 
Zuletzt bearbeitet:
Hindenburg war aber gleichzeitig von 1925 an das Staatsoberhaupt der Weimarer Republik. Damit erkannte Hindenburg doch einerseits die Demokratie als Prinzip an und war selbst Teil davon.
Das ist eine falsche Schlussfolgerung.

Auch die Nazis haben nach dem gescheiterten Putsch von 1923 erkannt, dass die Voraussetzung zur Abschaffung der Demokratie war, nach ihren Regeln an die Macht zu kommen. Das hat Goebbels 1928 in einem für alle öffentlich lesbaren Leitartikel im Völkischen Beobachter so formuliert:

Wir sind doch eine antiparlamentarische Partei, lehnen aus guten Gründen die Weimarer Verfassung und die von ihr eingeführten republikanischen Institutionen ab, [...] Was also wollen wir im Reichstag?

Wir gehen in den Reichstag hinein, um uns aus dem Waffenarsenal der Demokratie mit deren eigenen Waffen zu versorgen. Wir werden Reichstagsabgeordnete, um die Weimarer Gesinnung mit ihrer eigenen Unterstützung lahm zu legen. Wenn die Demokratie so dumm ist, uns für diesen Bärendienst Freifahrkarten und Diäten zu geben, so ist das ihre eigene Sache. [...]

Wenn es uns gelingt, bei diesen Wahlen sechzig bis siebzig Agitatoren und Organisatoren unserer Partei in die verschiedenen Parlamente hineinzustecken, so wird der Staat selbst in Zukunft unseren Kampfapparat ausstatten und besolden.

[...]Wir kommen als Feinde! Wie der Wolf in die Schafherde einbricht, so kommen wir. Jetzt seid ihr nicht mehr unter euch! Und so werdet ihr keine reine Freude an uns haben!​

Dass man sich in einer demokratischen Wahl zur Wahl stellt, bedeutet also nicht, dass man eine demokratische Gesinnung hat.

Hindenburg hat freilich etwas anders getickt als die Nazis. Der Widerspruch, als im Innern überzeugter Monarchist Reichspräsident eines demokratischen Staates zu sein, dürfte weniger aus den politischen Überzeugungen Hindenburgs rühren, sondern daraus, dass er sich in erster Linie dem deutschen Staat verpflichtet sah, egal, ob dieser einer monarchistische oder eine demokratische Verfassung hatte.
Allerdings hat Hindenburg nicht erst 1933 am Abbau der Demokratie und Weimarer Verfassung mitgewirkt, sondern schon mittels der Präsidialkabinette die ihm gegebenen Befugnisse genutzt, um das Parlament zu entmachten (Präsidialkabinette, in diesem Rahmen auch Hindenburgs Rolle beim Preußenschlag.)
 
Hindenburg war aber gleichzeitig von 1925 an das Staatsoberhaupt der Weimarer Republik. Damit erkannte Hindenburg doch einerseits die Demokratie als Prinzip an und war selbst Teil davon. Er war ausserdem über so viele Jahre eine tragende Säule für die Weimarer Republik.

Erkannte er die Demokratie damit im Prinzip an?
So wie er seint Amt ab spätestens 1930 führte, tat er das eigentlich nicht.
Er entließ unnötig Reichskanzler die jedenfalls eine gewisse politische Unterstützung hatten (Brüning), sorgte mehrfach für im Prinzip überflüssige Auflösungen des Reichstags und Neuwahlen, die am Ende den extremen Parteien nutzten und das einzig aus dem Grund, dass er seine politische Wunschkonstellation durchsetzen wollte.
Ansonsten setzte er dann mit v. Papen und v. Schleicher seine persönlichen Favoriten ein, die keinerlei Rückhhalt in der Bevölkerung oder bei den Parteien hatten, ließ per Notverordnungen am Parlament vorbei regieren und schöpfte auch seine Möglichkeiten im Hinblick auf den Umgang mit den extremen Parteien nicht aus.
Diese selbst oder wenigstens ihre paramilitärischen Verbände hätte man von Rechts wegen verbieten können, für beides lieferte die Geschichte der Weimarer Republik Präzedenzfälle.

Erkennt jemand, der im Amt so handelt die Demokratie an?
Spätestens ab 1930 hat sich Hindenburg sehr darum bemüht die Demokratie auseinander zu nehmen oder zumindest mal massiv dazu beigetragen.

Für mich passt das irgendwie nicht zusammen. War Hindenburg nun Monarchist und verachtete die Republik und wollte eigentlich das Kaiserreich zurück oder akzeptierte er die Republik und die Demokratie und wollte deren Fortbestand?

Hindenburg war zweifellos Monarchist, nur war ihm klar, dass die Rückkehr zur Monarchie politisch kaum möglich war, schon gar nicht im Rahmen der Verhältnisse vor 1918 und schon gar nicht mit einem Wilhelm II. oder dem Ex-Kronprinzen als Monarchen.
Dafür gab es keine politische Basis und Hindenburg war nicht realitätsfern. Ein besonderer Freund der Republik war er sicherlich auch nicht, konnte sich aber damit abfinden, so lange man ihm massiven Einfluss auf den Gang der Politik ermöglichte (Amt des RP).

Hindenburg war bereit den Fortbestand der Republik so lange zu stützen, wie ihm kein politisches System, das ihm genehmer war umsetzbar schien.
In dem Moment, in dem er annahm, dass es möglich sei, die Demokratie auszuhölen und die Republik de facto in den Zustand einer rechtskonservativen bis rechtsextremen Diktatur zu versetzen und die linken Parteien und ihre Wählerschaft von der politischen Macht auszuschließen ging er diesen Weg.

Ich habe oft gehört, dass Hindenburg Hitler verachtete, ihn abschätzig den "böhmischen Gefreiten" nannte und es strikt ablehnte diesen Mann zum Reichskanzler zu ernennen. Später dann scheint er aber doch der Meinung gewesen zu sein, dass Hitler der richtige Mann wäre Deutschland zu führen. Wann genau und wodurch kam da bei Hindenburg dieser radikale Meinungswechsel über Hitler?

Das wird gerne falsch dargestellt.
Hindenburg hat Hitlers Ernennung zum Reichskanzler vor dem Januar 1933 nicht konsequent abgelehnt, sondern er hat es abgelehnt Hitler diktatorische Vollmachten zu verleihen.
Wenn man hier Pytas Argumentation folgen will aber nicht weil er generell etwas gegen Hitler oder diktatorische Vollmachten gehabt hätte, sondern Weil Hitler in Sachen Staatsämtern vollkommen unerfahren war, nie eine solche Funktion inne hatte und zum anderen, Weil er das Zentrum und die DNVP an der Macht beteiligt sehen wollte.

Hindenburgs Wunschkonstellation war eine Koalition von Zentrum über die Kaiserlichen und Hugenberganhänger bis zu den Nationalsozialisten und das wenn möglich auf Dauer.
Da wollte Hindenburg hin.
Dabei wollte aber eben Hitler nicht mitspielen, Hugenberg auch nicht wirklich.
 
Warum hatte Hindenburg ein besonderes Interesse an der Zentrumspartei? War der nicht als Vertreter des alten, protestantischen Preußen eher antikatholisch geprägt? Hab keine Ahnung, wundert mich aber.
 
Brüning war ein Monarchist. In seinen Memoiren macht er das Ziel der Wiedereinführung der Monarchie auch in einem Gespräch mit Schleicher in 1929 deutlich (S. 145ff):

Brüning: "Dann stimmen wir darin überein......Die Monarchie muss am Ende der Reformen stehen.

Dabei ging es um die Idee mit Hilfe des §48 das Parlament "temporär zu beurlauben", so ca 6 Monate, und mit den "jüngeren Kräften" die entsprechenden Reformen durchzuführen.

Dieses konkretisierte sich in der Erwartungshaltung, so Brüning, in einem Gespräch im Dezember 1929. Aus der Sicht von Hindenburg, so Brüning, war das Zentrum die wichtigste konservative Kraft, auf die sich Hindenburg perönlich in der Person von Brüning stützen wollte.

Eschenburg" kommt in diesem Kontext zu der Einschätzung: "Wäre er [Hindenburg] mehr Demokrat, mehr Politiker gewesen, so hätte er den Staatsstreich, um die verfassungsmäßige Ordnung zu retten, gewagt und hätte nicht aus formaler Verfassungskorrektheit die demokratische Republik ihren Feinden ausgeliefer." (zitiert in Junker, S. 70)

Dabei ging das Zentrum in der Folge, so Junker (S. 72ff), davon aus, dass es zu einer verfassungskonformen Zusammenarbeit mit der NSDAP - ab ca. 1932 - kommen würde.

Junker, Detlef (1969): Die Deutsche Zentrumspartei und Hitler 1932/33. Ein Beitrag zur Problematik des politischen Katholizismus in Deutschland. 1. Aufl.
 
Zuletzt bearbeitet:
Auch die Nazis haben nach dem gescheiterten Putsch von 1923 erkannt, dass die Voraussetzung zur Abschaffung der Demokratie war, nach ihren Regeln an die Macht zu kommen.

Ja, aber die Nazis haben dann auch unmittelbar, nachdem Hitler Reichskanzler wurde, alles unternommen um die Demokratie und die Republik in sehr kurzer Zeit abzuschaffen und zu beseitigen.

Hindenburg hat das nach seiner Wahl zum Reichspräsidenten nicht getan, obwohl er als Reichspräsident sogar eine viel grössere Machtfülle hatte als später der Reichskanzler Hitler.

Die Zeit von Mitte der 20er bis zur Weltwirtschaftskrise waren doch eigentlich sogar die goldenen Jahre der Weimarer Republik. Und da war Hindenburg, der angeblich doch Monarchist und Verächter der Demokratie war, das Staatsoberhaupt der Weimarer Republik.

Hatte Hindenburg nach 1925 nie Pläne oder Absichten seine erlangte Macht auszunutzen, um die Demokratie abzuschaffen, den Kaiser vielleicht aus dem Exil zurückzuholen, die Monarchie wieder einzusetzen? Das wäre doch eigentlich das, was man von einem überzeugten Monarchisten erwarten würden.

Allerdings hat Hindenburg nicht erst 1933 am Abbau der Demokratie und Weimarer Verfassung mitgewirkt, sondern schon mittels der Präsidialkabinette die ihm gegebenen Befugnisse genutzt, um das Parlament zu entmachten (Präsidialkabinette, in diesem Rahmen auch Hindenburgs Rolle beim Preußenschlag.)

Naja, ab 1930 gab es doch im Reichstag keine Mehrheit der demokratischen Parteien mehr. Eine von Parlament mehrheitlich unterstütze Regierung konnte nicht mehr gebildet werden. Im Prinzip war doch ab da die parlamentarische Demokratie handlungsunfähig.

Warum hat Hindenburg, wenn er Monarchist war, da nicht schon den Reichstag aufgelöst und z.B. vorübergehend eine Militärregierung eingesetzt, um dann den Kaiser aus dem Exil zurückzuholen und die Monarchie wiedereinzusetzen? Gab es solche Überlegungen denn nie?
 
Hindenburgs Wunschkonstellation war eine Koalition von Zentrum über die Kaiserlichen und Hugenberganhänger bis zu den Nationalsozialisten und das wenn möglich auf Dauer.
Da wollte Hindenburg hin.
Dabei wollte aber eben Hitler nicht mitspielen, Hugenberg auch nicht wirklich.

Erkannte Hindenburg nicht den verbrecherischen Charakter Hitlers und der NS-Ideologie?
Erkannte er nicht, dass Hitler und die NSDAP die gesamte Macht an sich rissen und eine totalitäre Diktatur errichteten?
War Hindenburg nicht abgestossen von der SA-Schlägertrupps, der Gestapo und dem vulgären Auftreten der Nationalsozialisten?
Wie war Hindenburgs Reaktion auf z.B. die politischen Morde an von Schleicher und Co.?
 
Naja, ab 1930 gab es doch im Reichstag keine Mehrheit der demokratischen Parteien mehr. Eine von Parlament mehrheitlich unterstütze Regierung konnte nicht mehr gebildet werden. Im Prinzip war doch ab da die parlamentarische Demokratie handlungsunfähig.
Wie kommst dadrauf? Es gab 577 Sitze im Reichstag. Die NSDAP hatte 107, die KPD 77 und wenn man die DNVP als undemokratisch ansieht hatte diese 41 Sitze. Das sind 215 von 577 Sitzen, die an nicht demokratische Parteien gingen.
Eine Regierung aus SPD (143 Sitze), Zentrum (68 Sitze), DVP (30 Sitze) und BVP (19 Sitze), WP/Mittelstandspartei (23 Sitze) oder DStP (19 Sitze) hätte zu einer absoluten Mehrheit (269 Sitze) im Parlament geführt. Es hätten sich nur 2 Parteien aus BVP, DStP und WP einer Koalition aus SPD, Zentrum und DVP anschließen müssen - oder aber eine größere Zahl von noch kleineren Parteien. Es wäre also rechnerisch möglich gewesen und es wäre auch nicht die erste 5-Parteien-Koalition in der Weimarer Republik gewesen. Das Kabinett Marx IV 1927/28 bestand aus einer 6-Parteien-Koalition.
 
Erkannte Hindenburg nicht den verbrecherischen Charakter Hitlers und der NS-Ideologie?

Das haben damals viele nicht erkannt, oder nicht ernst genug genommen. Auch in den bürgerlichen Parteien glaubten viele, man könne die Nazis durch eine Regierungsbeteiligung einhegen.

Lion Feuchtwanger legt einem der Geschwister Oppermann im gleichnamigen Roman diese Worte in den Mund, die mE ganz gut zeigen, wie viele aus der bürgerlichen Elite dachten (aus dem Gedächtnis zitiert): "Wir haben jahrelang die Sozis an der Nase herumgeführt, und das waren immerhin kluge Leute. Da werden wir auch mit dem Schreihals Hitler fertig."

Naja, errare humanum est...
 
Erkannte Hindenburg nicht den verbrecherischen Charakter Hitlers und der NS-Ideologie?
Ist dir eigentlich klar, was Hindenburg durch sein Wirken im Ersten Weltkrieg selbst auf dem Kerbholz hatte, dass durch keine kriegsrechtliche Konvention gedeckt war?

Den Einsatz von Giftgas z.B. das unterschiedslos auch Zivilisten, Verwundete und Sanitätspersonal tötet und damit die Genfer Konvention mit Füßen trat?
Den uneingeschränkten U-Boot-Krieg der auf eine Aushungerung der britischen Zivilbevölkerung hinaus lief, was bereits damals gegen alle rechtlichen Normen verstieß und man heute einen versuchten Völkermord nennen würde?

Warum sollte jemand, der so etwas maßgeblich herbeigeführt hat Skrupel haben, mit einem wie Hitler zu paktieren?

War Hindenburg nicht abgestossen von der SA-Schlägertrupps, der Gestapo und dem vulgären Auftreten der Nationalsozialisten?

Die GeStaPo entstand ab 1933 aus Kadern der preußischen Polizei die durch Gesetzesänderungen extreme Kompetenzerweiterungen erfuhr.
Diese Gesetzesänderungen wurden von Hindeburg durchgewunken.
Man könnte also durchaus behaupten, an der Entstehung der GeStaPo hatte Hindenburg selbst Aktien und so überhaupt nichts dagegen, jedenfalls nicht grundsätzlicher Weise.

Die SA wurde, nachdem sie zuvor wegen terroristischer Umtriebe verboten war auf Betrieben des Kanzlers v. Papen durch Hindenburg persönlich wieder zugelassen.

Noch Fragen?

Naja, ab 1930 gab es doch im Reichstag keine Mehrheit der demokratischen Parteien mehr.

Wie @Ugh Valencia bereits geschrieben hatte, ist das schlicht falsch.
Die Mehrheit der extremen Parteien im Reichstag wurde erst durch die Wahlen im Sommer 1932 herbei geführt.
Die wiederrum waren vollkommen unnötig, der Reichstag war grundsätzlich handlungsfähig, reguläre Wahlen wären erst im Herbst 1934 fällig gewesen.

Mal davon abgesehen, mit der Ernennung v. Papens zum Reichskanzler, einem Mann, der bei keiner der politischen Parteien irgendeinen Einfluss oder irgendwelche Sympathien hatte, noch vor der ersten Reichstagsauflösung in 1932 hatte Hindenburg sehr deutlich gemacht, dass er auf politische Mehrheiten keinen Wert legte.

Franz von Papen stand politisch deutlich zu weit rechts um die Zustimmung der Sozialdemokraten erhoffen zu können. Er selbst war vorher Mitglied der Zentrumspartei gewesen und einem Rauswurf, weil er gegen seinen eigenen Parteivorsitzenden Heinrich Brüning gearbeitet und an dessen Sturz mitgewirkt hatte nur dadurch entgangen, dass er aus der Partei austrat, bevor die ihn rauswerfen konnte.
Nachdem Papen weder auf die Unterstützung der SPD noch des Zentrums hoffen durfte, war vollkommen klar, dass der nie im Leben eine regierungsfähige Mehrheit zustande bringen würde.

Wenn es Hindenburg daran gelegen gewesen wäre, hätte er jemanden vom rechten Flügel der SPD oder vom linken Flügel des Zentrums ernannt und erst einmal abgewartet ob dieser Kandidat eine Regierungsbildung hinbekommt, bevor man den Reichstag auflöst.

Das wollte Hindenburg aber gar nicht. Er wollte Neuwahlen um die Mehrheitsverhältnisse zu Gunsten der Rechtsparteien zu manipulieren und er wollte einen schwachen von ihm völlig abhängigen weil durch keine Partei gestützten Kanzler.
Nur deswegen kamen die fatalen Reichstagswahlen von 1932 und die Präsidialkabinette v. Papen und v. Schleicher zustande.

Hindenburg hätte außerdem die Möglichkeit gehabt im Rahmen seiner Amtsbefugnisse als Reichspräsident auf Basis des 1922 geschaffenen und 1930 novellierten Republikschutzgesetzes gegen die extremen Parteien und ihre paramilitärischen Organisationen vorzugehen.
Präzedenzfälle hätte das Jahr 1923 geboten, als auf dieser Basis die KPD und die NSDAP wegen ihrer Umsturzversuche (die KPD in Hamburg, die NSDAP wegen dem Hitlerputsch in München) verboten wurden.

Diese Möglichkeit hätte auch 1930 und folgend zu Gebote gestanden, wurde von Hindenburg aber nicht in Erwägung gezogen (kein Wunder er sympathisierte ja mit den Extremisten).
Im Gegenteil Hindenburg ließ sogar persönlich die zeitweilig wegen terroristischer Machenschaften verbotene SA wieder zu.
 
Zuletzt bearbeitet:
Warum hatte Hindenburg ein besonderes Interesse an der Zentrumspartei? War der nicht als Vertreter des alten, protestantischen Preußen eher antikatholisch geprägt? Hab keine Ahnung, wundert mich aber.

Das ist zu stereotyp gedacht.
Hindenburg hatte kein grundsätzliches Problem mit dem Katholizismus oder dem Zentrum, wenn sie nur konservativ genug waren.

Hindenburg hat mit Wilhelm Marx, Heinrich Brüning, Franz v. Papen und (zumindest nominell) auch Adolf Hitler 4 katholische Politiker zu Kanzlern gemacht und mit der Regierungsbildung beauftragt und den größten Teil seiner Amtszeit hindurch hat er mit diesen Leuten zusammen gearbeitet.

Außerdem stammte Hindenburg selbst aus der Provinz Posen, wo die Katholiken die Mehrheit hatten und erlebte den Großteil seiner Sozialisation bereits vor der Bismarck'schen Kulturkampf-ära, also bevor die preußische Toleranzpolitik in religiösen Dingen letztendlich preisgegeben wurde.
Der Mann ist 1847 geboren worden.

Insofern widerspricht es sich bei ihm auch nicht Monarchist zu sein und gleichzeitig den Katholiken gegenüber einigermaßen aufgeschlossen.
Er war eben in diesen Dingen kein Wilhelminer, sondern noch altpreußisch geprägt.
 
Es wäre also rechnerisch möglich gewesen und es wäre auch nicht die erste 5-Parteien-Koalition in der Weimarer Republik gewesen. Das Kabinett Marx IV 1927/28 bestand aus einer 6-Parteien-Koalition.

Ja, rechnerisch. Die sogenannten Bürgerlichen Parteien bevorzugten es beispielsweise lieber Panzerkreuzer bauen zu lassen, deren Einsatzzweck, Küstenschutz Ostsee auch noch umstritten war, statt Zuschüsse zu Schulkinderspeisungen zu zahlen.
 
Den uneingeschränkten U-Boot-Krieg der auf eine Aushungerung der britischen Zivilbevölkerung hinaus lief, was bereits damals gegen alle rechtlichen Normen verstieß und man heute einen versuchten Völkermord nennen würde?

Der uneingeschränkte U-Bootkrieg, für den hat Wilhelm II. letzten Endes verantwortlich zu zeichnen. Er hatte diesen letztlich abgesegnet; er war formell der Oberbefehlshaber und Staatsoberhaupt. Es war seine Verantwortung. Sicher, Hindenburg hat diesen Schwachsinn nicht nur mitgetragen, sondern nachdrücklich unterstützt.

Völkermord? Ich denke nicht, das dieser als solches beabsichtigt gewesen war und die deutschen Kräften reichten hierfür auch gar nicht aus.
Und, deinen Argumentationsgedanken folgend, dann wäre den Engländern ja auch die Absicht des Völkermord unterstellen. Denn ihre Blockade war ja ebenso fragwürdig. Etwas über 700.000 Deutsche sollen an der Blockade oder deren Folgen ihr Leben verloren haben. Ich glaube aber auch hier nicht, das dies die Absicht der Engländer war. Die Absicht auf beiden Seiten war, die jeweils andere Seite so in die Knie zu zwingen, das diese den Krieg verliert.
 
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