iamNex
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Vom Thema Franco komm ich irgendwie nicht mehr los..
Ein autoritäres Regime, in Phasen faschistoid, für fast 40 Jahre bestehend. Im Gegensatz zu vielen anderen autoritären, faschistoiden oder totalitären Regimen speiste sich Francos Macht bzw. Legitimation fast ausschließlich aus dem Sieg im Spanischen Bürgerkrieg.
Ohne Bürgerkrieg kein Franco.
Und so blieb der Bürgerkrieg im Grunde während der gesamten franquistischen Periode der zentrale Bezugspunkt des "Neuen Staates".
Aber wie wurde sich von offzieller Seite erinnert, um eben jene Legitimation auch in die Öffentlichkeit zu tragen?*
Während des Krieges in den eroberten Gebieten, nach dem Krieg in ganz Spanien folgten massive Repressionen gegen die Anhänger der Republik (ich vereinfache in diesem Fall: "Republikaner" meint hier Republikaner, Sozialisten, Kommunisten, Anarchisten, etc.)
Es kam zu Massenverhaftungen, Erschießungen und es entstanden schnell Internierungslager bzw. Konzentrationslager. Hier herrschte Hunger, Demütigung und Misshandlung. Es kam zu abertausenden Todesurteilen.
Aber auch nach einer möglichen Haftentlassung bestanden Schikanen fort. In vielen Fällen erfolgte die Vergabe von Arbeitsplätzen danach, auf welcher Seite man im Bürgerkrieg gestanden hatte.
Insgesamt kam es also zu einer Aufteilung der spanischen Gesellschaft in Sieger und Besiegte. In Francos Jagon: Glorreiches Nationalspanien vs "Anti-Spanien"
Wichtig für die spanische Erinnerungskultur bzw. -politik ist also, dass es nun kein System gab, in dem eine objektive wissenschaftliche Aufarbeitung des Bürgerkriegs möglich gewesen wäre. Anstattdessen herrschten Zensur und eine von oben aufoktroyierte Geschichtspolitik. Die einzige offizielle Erinnerung war die der Sieger. So wurde der Bürgerkrieg zum Ursprungsmythos des Regimes.
Kreuzzugsmotiv
Die meisten der katholischen Bischöfe unterstützten bereits 1936 Franco und einige segneten den Bürgerkrieg sogar als "Kreuzzug", womit es zu einer Sakralisierung des Konfliktes kam. Der Bischof von Salamanca beschrieb den Krieg 1936 als "Kreuzzug für Religion, das Vaterland und die christliche Zivilisation."
Die nationalistischen Aufständischen unter Franco sahen die gottgewollte Ordnung in Spanien gefährdet und wollten diese unbedingt wieder herstellen, in dem sie die, wie sie es empfanden, "unchristlichen" und "unspanischen" Teile aus der Gesellschaft entfernten.
Somit tauchen in der offiziellen Erinnerungspolitik an den Bürgerkrieg häufig Bezeichniungen wie cruzada (Kreuzzug), guerra de liberacion (Befreiungskrieg) oder sogar neue Reconquista auf.
Märtyrer und Helden
Dieses religiöse Motiv wurde auch dahingehend weitergeführt, dass man die für Franco gefallenen Soldaten nun konsequent als Märtyrer bzw. Helden verehrte. So ordnete die neue Regierung an, dass an allen Kirchen des Landes Tafeln angebracht werden sollten, auf welchen die Namen aller nationalistischen Gefallenen standen. Hinter den Namen stand der Schriftzug "Presentes!" Des weiteren kam es zu staatlich initiierten Prozessionen und Gedenkfeiern sowie du Exhumierungen und feierlichen Bestattungen.
Spektakulär war hier vor allem die Exhumierung des Leichnams von Jose Antonio Primo de Rivera, dem 1936 von Republikanern hingerichteten Gründer der Falange-Partei. Um Primo de Rivera wurde von Anfang an ein rießiger Personen- und Totenkult aufgebaut.
Zeitliche Erinnerungspolitik
Die Franquisten schufen einen neuen Festtagskalender, dessen Feiertage sich fast ausschließlich am Bürgerkrieg bzw. an den Siegern orientierte. So wurde 1936 zum "Ersten Triumphjahr" und 1939 zum "Siegesjahr".
Jährlich wurde der 1. April als "Tag des Sieges" mit einer großen Militärparade gefeiert, Beispiele für solche Feiertage gibt es viele. So z.B. den Día del Caudillo, Día de la Raza, etc.
Räumliche Erinnerungspolitik
Ähnlich verfuhr man im "Neuen Staat" mit dem öffentlichen Raum bzw. mit Orten. Konsequenz änderte man die Namen von Straßen, Institutionen, Gebäuden, etc. und versah sieh mit Assoziationen zum Krieg und zu den Franquisten.
So wurde z.B. der "Paseo de la Isla" in Burgos zur "Avenida gel Generalísimo" oder die "Calle del Progreso" zur "Calle General Mola"
Aber auch ganze Ortsnamen wurden verändert, meist durch ein Suffix. So hieß Alcocero fortan "Alcocero" de Mola oder Francos Geburstort Ferrol wurde als "Ferrol del Caudillo" bezeichnet.
Wichtig für die franquistische Erinnerungspolitik waren vor allem entsprechende Gedächtnisorte, wobei hier vor allem drei Beispiele hervorstechen. Einerseits das Ruinendort Belchite, welches im Bürgerkrieg von republikanischen Truppen belagert und zerstört wurde. Franco ordnete nach dem Krieg an, dass man die Ruinen genau so stehen lassen sollte, damit Belchite zum "nationalen Denkmal" werden sollte, das an die Grausamkeit der "roten Horden" erinnern sollte.
Noch bekannter ist wohl der Alcázar von Toledo, dessen erfolgreiche Verteidigung durch Franquisten gegen die republikanische Armee zu einem zentralen Mythos in Francos "Neuem Spanien" wurde. Neben der Grausamkeit der "Roten" sollte der Mythos auch wieder dem religiösen Motiv dienen, indem er die "helfende Hand" Gottes nachweisen sollte. Nach dem Alcázar wurden in Spanien viele Straßen, Plätze, Schulen und sogar Kinos, Militäreinheiten und eine Zeitung benannt.
Der aber wohl wichtigste Gedächtnisort Franco-Spaniens ist/war das Valle de los Caídos (Tal der Gefallenen) in der Sierra de Guadarrama. An der Planung des riesigen Denkmals war Franco persönlich sehr aktiv beteiligt. Er wollte ein Denkmal, dass von allen Seiten aus sichtbar sein sollte und somit die Größe und Ehre seines neuen Staates verdeutlichen sollte. Die erdrückende Größe des Komplexes (allein das Kreuz ist142 m hoch und 58 m breit) hatte noch eine weitere Aussage: "Widerstand ist zwecklos".
Aus Mangel an Arbeitskräften setzte man Zwangsarbeiter der republikanischen Seite ein, die hier ihre "Sünden" abarbeiten konnten.
Im Valle wollte man die im Bürgerkrieg für Franco gefallenen Soldaten bestatten, so ist hier auch das Grab José Antonio Primo de Riveras.
In diesem Komplex wird die Verbindung von militärischen und religiösen Aspekten wieder sehr deutlich, so befinden sich innerhalb der Basilika Wandmalereien von Heiligenbildern (u.a. Die Heiligen von Heer, Marine und Luftwaffe) neben Malereien von nationalistischen Soldaten.
Eingeweiht wurde das Valle de los Caidos am 1. April (Dia de la Victoria) 1959.
Literatur
Schon während des Bürgerkrieges, aber auch danach entstand eine Reihe von Literatur, die vornehmlich darauf abziehlte, den Krieg und das Regime zu rechtfertigen und zu verherrlichen. Hier dominierten vor allem affirmative Frontromane, wie etwa “Checas de Madrid” von Tomás Borrás oder “Se ha ocupado el kilómetro seis” von Cecilio Benitez de Castro.
Die Motive waren meist die selben: Ästhetisierung von Krieg und Gewalt, Dämonisierung der republikanischen Seite und das omnipräsente Kreuzzugs- und Märtyrermotiv.
Oftmals taucht aber auch die Botschaft auf, dass wenn die Besiegten sich ihre Sünde eingestehen würden und sich Franco anschließen würden, man ihnen verzeihen würde.
Film
Wie in der Literatur dominierten auch in Film und Kino affirmative Werke mit ähnlichen Motiven wie in den Frontromanen. Eines der hier wichtigsten Propagandainstrumente waren die "NO-DOs" (Noticarios y Documentales), die staatliche Wochenschau. Diese musste in jedem Kino vor Spielfilmen gezeigt werden und trug die Motive somit in breite Teile der Bevölkerung. Gerade in Zeiten, in der die meisten Haushalte keinen Fernseher hatten und die Analphabetenquote in Spanien noch groß war.
In den Kinos selbst wurden des Öfteren dann aber apolitische Filme gezeigt, mit einfachen, sentimentalen Handlungen. Dies lässt sich eventuell vergleichen mit dem "Boom" von Heimatfilmen in Deutschland und Österreich nach dem Zweiten Weltkrieg.
Interessant ist dann noch ein Film namens "Raza" (Rasse) aus dem Jahr 1942. Das Drehbuch stammt von einem Jaime de Andrade, was jedoch nur ein Pseudonym für Franco selbst war. Der Plot des Filmes, die Einzweihung zweier politisch entgegensetzt denkenden Brüder durch den Bürgerkrieg ist relativ simpel. Am Ende sieht der republikanische Bruder seine Sünden ein und läuft über. Nach der Wegorientierung vom Faschismus wurde der Film nochmal überarbeitet, in der zweiten Fassung (Espiritu de una Raza) fehlen viele faschistische Symbole und auch das Amerika-Bashing der ersten Fassung fehlt.
Personenkult um Franco
Auch viele Aspekte des Personenkults um den Diktator nahmen Bezug auf den Bürgerkrieg. So wurden im ganzen Land eine Reihe von Reiterstandbildern Francos errichtet, teils mit der Aufschrift "Por la Cruz y por la espada" (Durch das Kreuz und durch das Schwert). Es gibt sogar ein Plakat, das Franco in Kreuzritter-Uniform zeigt, wie über ihm der Heilige Jacobus wacht. (http://wa2.www.artehistoria.jcyl.es/histesp/jpg/HIA19462.jpg)
Neben der Bezeichnung "Caudillo" (Führer) existierten für Franco auch Bezeichnungen, wie etwa "hijo predilecto de Dios" ("Gottessohn"). Das Franco sich von Gott berechtigt und eingesetzt sah bzw. sehen wollte, wird auch an dieser Münze deutlich: "Francisco Franco. Caudillo de Espana por la G. De Dios"
http://upload.wikimedia.org/wikipedia/en/1/16/Spanish_peseta_coin_with_Franco_1963.gif
In ihrem Buch "Kampf der Erinnerungen" (empfehle ich unbedingt zu lesen!) schreiben Bernecker und Brinkmann: „Mit tatkräftiger Unterstützung der Kirche glaubte er schließlich wohl selbst daran, der gottgewollte Retter Spaniens und würdige Nachfolger der Katholischen Könige und Kaiser Karls V. zu sein.“
Erinnerungspolitik im Spätfranquismus
Ein langsamer Wandel des Bürgerkriegsbildes begann bereits in den 1950er Jahren, als vor allem im Kreis der Studenten die Idee immer beliebter wurde, sich als bürgerkriegsfremde Generation zu sehen. Vor dem Hintergrund eines wirtschaftlichen Aufschwungs (und später auch wegen den Ergebnissen des 2. Vatikanischen Konzils) kam es dann zu einer "erneuerten" Erinnerungspolitik Anfang der 1960er Jahre. Durch den wirtschaftlichen Erfolg konnte das Regime seine Legitimationsquelle reformieren. Der erreichte materielle Wohlstand sowie der lange Frieden galten nun als Hauptquelle für Francos Machtstellung.
Statt "Sieg" sprach die staatliche Propaganda nun deshalb immer öfter von "Frieden", der Krieg wurde häufiger als gesellschaftliche Katastrophe oder Bruderkrieg angesehen, als als Kreuzzug.
Dies wird besonders deutlich im Jahr 1964, dass anstatt als 25. Siegesjahr als 25. Friedensjahr gefeiert wurde, so hieß die alljährliche Militärparade in diesem Jahr auch "Friedensparade".
Während frühere Briefmarkenserien bewaffnete Engel, den Alcazar, etc. Zeigten, kam 1964 eine neue Serie auf den Markt, die vor allem Motive aus Sport, Bauwesen, Landwirtschaft, etc. Abbildete. Außerdem das Bild des Diktators mit dem Titel „Franco, creador de la paz“ (Franco, Schöpfer des Friedens).
In diese Zeit fallen auch erste Texte und Dokumentationen, die den Hauch von Objektivität besitzen und von Bürgerkrieg anstatt von "Kreuzzug" sprechen
Ein autoritäres Regime, in Phasen faschistoid, für fast 40 Jahre bestehend. Im Gegensatz zu vielen anderen autoritären, faschistoiden oder totalitären Regimen speiste sich Francos Macht bzw. Legitimation fast ausschließlich aus dem Sieg im Spanischen Bürgerkrieg.
Ohne Bürgerkrieg kein Franco.
Und so blieb der Bürgerkrieg im Grunde während der gesamten franquistischen Periode der zentrale Bezugspunkt des "Neuen Staates".
Aber wie wurde sich von offzieller Seite erinnert, um eben jene Legitimation auch in die Öffentlichkeit zu tragen?*
Während des Krieges in den eroberten Gebieten, nach dem Krieg in ganz Spanien folgten massive Repressionen gegen die Anhänger der Republik (ich vereinfache in diesem Fall: "Republikaner" meint hier Republikaner, Sozialisten, Kommunisten, Anarchisten, etc.)
Es kam zu Massenverhaftungen, Erschießungen und es entstanden schnell Internierungslager bzw. Konzentrationslager. Hier herrschte Hunger, Demütigung und Misshandlung. Es kam zu abertausenden Todesurteilen.
Aber auch nach einer möglichen Haftentlassung bestanden Schikanen fort. In vielen Fällen erfolgte die Vergabe von Arbeitsplätzen danach, auf welcher Seite man im Bürgerkrieg gestanden hatte.
Insgesamt kam es also zu einer Aufteilung der spanischen Gesellschaft in Sieger und Besiegte. In Francos Jagon: Glorreiches Nationalspanien vs "Anti-Spanien"
Wichtig für die spanische Erinnerungskultur bzw. -politik ist also, dass es nun kein System gab, in dem eine objektive wissenschaftliche Aufarbeitung des Bürgerkriegs möglich gewesen wäre. Anstattdessen herrschten Zensur und eine von oben aufoktroyierte Geschichtspolitik. Die einzige offizielle Erinnerung war die der Sieger. So wurde der Bürgerkrieg zum Ursprungsmythos des Regimes.
Kreuzzugsmotiv
Die meisten der katholischen Bischöfe unterstützten bereits 1936 Franco und einige segneten den Bürgerkrieg sogar als "Kreuzzug", womit es zu einer Sakralisierung des Konfliktes kam. Der Bischof von Salamanca beschrieb den Krieg 1936 als "Kreuzzug für Religion, das Vaterland und die christliche Zivilisation."
Die nationalistischen Aufständischen unter Franco sahen die gottgewollte Ordnung in Spanien gefährdet und wollten diese unbedingt wieder herstellen, in dem sie die, wie sie es empfanden, "unchristlichen" und "unspanischen" Teile aus der Gesellschaft entfernten.
Somit tauchen in der offiziellen Erinnerungspolitik an den Bürgerkrieg häufig Bezeichniungen wie cruzada (Kreuzzug), guerra de liberacion (Befreiungskrieg) oder sogar neue Reconquista auf.
Märtyrer und Helden
Dieses religiöse Motiv wurde auch dahingehend weitergeführt, dass man die für Franco gefallenen Soldaten nun konsequent als Märtyrer bzw. Helden verehrte. So ordnete die neue Regierung an, dass an allen Kirchen des Landes Tafeln angebracht werden sollten, auf welchen die Namen aller nationalistischen Gefallenen standen. Hinter den Namen stand der Schriftzug "Presentes!" Des weiteren kam es zu staatlich initiierten Prozessionen und Gedenkfeiern sowie du Exhumierungen und feierlichen Bestattungen.
Spektakulär war hier vor allem die Exhumierung des Leichnams von Jose Antonio Primo de Rivera, dem 1936 von Republikanern hingerichteten Gründer der Falange-Partei. Um Primo de Rivera wurde von Anfang an ein rießiger Personen- und Totenkult aufgebaut.
Zeitliche Erinnerungspolitik
Die Franquisten schufen einen neuen Festtagskalender, dessen Feiertage sich fast ausschließlich am Bürgerkrieg bzw. an den Siegern orientierte. So wurde 1936 zum "Ersten Triumphjahr" und 1939 zum "Siegesjahr".
Jährlich wurde der 1. April als "Tag des Sieges" mit einer großen Militärparade gefeiert, Beispiele für solche Feiertage gibt es viele. So z.B. den Día del Caudillo, Día de la Raza, etc.
Räumliche Erinnerungspolitik
Ähnlich verfuhr man im "Neuen Staat" mit dem öffentlichen Raum bzw. mit Orten. Konsequenz änderte man die Namen von Straßen, Institutionen, Gebäuden, etc. und versah sieh mit Assoziationen zum Krieg und zu den Franquisten.
So wurde z.B. der "Paseo de la Isla" in Burgos zur "Avenida gel Generalísimo" oder die "Calle del Progreso" zur "Calle General Mola"
Aber auch ganze Ortsnamen wurden verändert, meist durch ein Suffix. So hieß Alcocero fortan "Alcocero" de Mola oder Francos Geburstort Ferrol wurde als "Ferrol del Caudillo" bezeichnet.
Wichtig für die franquistische Erinnerungspolitik waren vor allem entsprechende Gedächtnisorte, wobei hier vor allem drei Beispiele hervorstechen. Einerseits das Ruinendort Belchite, welches im Bürgerkrieg von republikanischen Truppen belagert und zerstört wurde. Franco ordnete nach dem Krieg an, dass man die Ruinen genau so stehen lassen sollte, damit Belchite zum "nationalen Denkmal" werden sollte, das an die Grausamkeit der "roten Horden" erinnern sollte.
Noch bekannter ist wohl der Alcázar von Toledo, dessen erfolgreiche Verteidigung durch Franquisten gegen die republikanische Armee zu einem zentralen Mythos in Francos "Neuem Spanien" wurde. Neben der Grausamkeit der "Roten" sollte der Mythos auch wieder dem religiösen Motiv dienen, indem er die "helfende Hand" Gottes nachweisen sollte. Nach dem Alcázar wurden in Spanien viele Straßen, Plätze, Schulen und sogar Kinos, Militäreinheiten und eine Zeitung benannt.
Der aber wohl wichtigste Gedächtnisort Franco-Spaniens ist/war das Valle de los Caídos (Tal der Gefallenen) in der Sierra de Guadarrama. An der Planung des riesigen Denkmals war Franco persönlich sehr aktiv beteiligt. Er wollte ein Denkmal, dass von allen Seiten aus sichtbar sein sollte und somit die Größe und Ehre seines neuen Staates verdeutlichen sollte. Die erdrückende Größe des Komplexes (allein das Kreuz ist142 m hoch und 58 m breit) hatte noch eine weitere Aussage: "Widerstand ist zwecklos".
Aus Mangel an Arbeitskräften setzte man Zwangsarbeiter der republikanischen Seite ein, die hier ihre "Sünden" abarbeiten konnten.
Im Valle wollte man die im Bürgerkrieg für Franco gefallenen Soldaten bestatten, so ist hier auch das Grab José Antonio Primo de Riveras.
In diesem Komplex wird die Verbindung von militärischen und religiösen Aspekten wieder sehr deutlich, so befinden sich innerhalb der Basilika Wandmalereien von Heiligenbildern (u.a. Die Heiligen von Heer, Marine und Luftwaffe) neben Malereien von nationalistischen Soldaten.
Eingeweiht wurde das Valle de los Caidos am 1. April (Dia de la Victoria) 1959.
Literatur
Schon während des Bürgerkrieges, aber auch danach entstand eine Reihe von Literatur, die vornehmlich darauf abziehlte, den Krieg und das Regime zu rechtfertigen und zu verherrlichen. Hier dominierten vor allem affirmative Frontromane, wie etwa “Checas de Madrid” von Tomás Borrás oder “Se ha ocupado el kilómetro seis” von Cecilio Benitez de Castro.
Die Motive waren meist die selben: Ästhetisierung von Krieg und Gewalt, Dämonisierung der republikanischen Seite und das omnipräsente Kreuzzugs- und Märtyrermotiv.
Oftmals taucht aber auch die Botschaft auf, dass wenn die Besiegten sich ihre Sünde eingestehen würden und sich Franco anschließen würden, man ihnen verzeihen würde.
Film
Wie in der Literatur dominierten auch in Film und Kino affirmative Werke mit ähnlichen Motiven wie in den Frontromanen. Eines der hier wichtigsten Propagandainstrumente waren die "NO-DOs" (Noticarios y Documentales), die staatliche Wochenschau. Diese musste in jedem Kino vor Spielfilmen gezeigt werden und trug die Motive somit in breite Teile der Bevölkerung. Gerade in Zeiten, in der die meisten Haushalte keinen Fernseher hatten und die Analphabetenquote in Spanien noch groß war.
In den Kinos selbst wurden des Öfteren dann aber apolitische Filme gezeigt, mit einfachen, sentimentalen Handlungen. Dies lässt sich eventuell vergleichen mit dem "Boom" von Heimatfilmen in Deutschland und Österreich nach dem Zweiten Weltkrieg.
Interessant ist dann noch ein Film namens "Raza" (Rasse) aus dem Jahr 1942. Das Drehbuch stammt von einem Jaime de Andrade, was jedoch nur ein Pseudonym für Franco selbst war. Der Plot des Filmes, die Einzweihung zweier politisch entgegensetzt denkenden Brüder durch den Bürgerkrieg ist relativ simpel. Am Ende sieht der republikanische Bruder seine Sünden ein und läuft über. Nach der Wegorientierung vom Faschismus wurde der Film nochmal überarbeitet, in der zweiten Fassung (Espiritu de una Raza) fehlen viele faschistische Symbole und auch das Amerika-Bashing der ersten Fassung fehlt.
Personenkult um Franco
Auch viele Aspekte des Personenkults um den Diktator nahmen Bezug auf den Bürgerkrieg. So wurden im ganzen Land eine Reihe von Reiterstandbildern Francos errichtet, teils mit der Aufschrift "Por la Cruz y por la espada" (Durch das Kreuz und durch das Schwert). Es gibt sogar ein Plakat, das Franco in Kreuzritter-Uniform zeigt, wie über ihm der Heilige Jacobus wacht. (http://wa2.www.artehistoria.jcyl.es/histesp/jpg/HIA19462.jpg)
Neben der Bezeichnung "Caudillo" (Führer) existierten für Franco auch Bezeichnungen, wie etwa "hijo predilecto de Dios" ("Gottessohn"). Das Franco sich von Gott berechtigt und eingesetzt sah bzw. sehen wollte, wird auch an dieser Münze deutlich: "Francisco Franco. Caudillo de Espana por la G. De Dios"
http://upload.wikimedia.org/wikipedia/en/1/16/Spanish_peseta_coin_with_Franco_1963.gif
In ihrem Buch "Kampf der Erinnerungen" (empfehle ich unbedingt zu lesen!) schreiben Bernecker und Brinkmann: „Mit tatkräftiger Unterstützung der Kirche glaubte er schließlich wohl selbst daran, der gottgewollte Retter Spaniens und würdige Nachfolger der Katholischen Könige und Kaiser Karls V. zu sein.“
Erinnerungspolitik im Spätfranquismus
Ein langsamer Wandel des Bürgerkriegsbildes begann bereits in den 1950er Jahren, als vor allem im Kreis der Studenten die Idee immer beliebter wurde, sich als bürgerkriegsfremde Generation zu sehen. Vor dem Hintergrund eines wirtschaftlichen Aufschwungs (und später auch wegen den Ergebnissen des 2. Vatikanischen Konzils) kam es dann zu einer "erneuerten" Erinnerungspolitik Anfang der 1960er Jahre. Durch den wirtschaftlichen Erfolg konnte das Regime seine Legitimationsquelle reformieren. Der erreichte materielle Wohlstand sowie der lange Frieden galten nun als Hauptquelle für Francos Machtstellung.
Statt "Sieg" sprach die staatliche Propaganda nun deshalb immer öfter von "Frieden", der Krieg wurde häufiger als gesellschaftliche Katastrophe oder Bruderkrieg angesehen, als als Kreuzzug.
Dies wird besonders deutlich im Jahr 1964, dass anstatt als 25. Siegesjahr als 25. Friedensjahr gefeiert wurde, so hieß die alljährliche Militärparade in diesem Jahr auch "Friedensparade".
Während frühere Briefmarkenserien bewaffnete Engel, den Alcazar, etc. Zeigten, kam 1964 eine neue Serie auf den Markt, die vor allem Motive aus Sport, Bauwesen, Landwirtschaft, etc. Abbildete. Außerdem das Bild des Diktators mit dem Titel „Franco, creador de la paz“ (Franco, Schöpfer des Friedens).
In diese Zeit fallen auch erste Texte und Dokumentationen, die den Hauch von Objektivität besitzen und von Bürgerkrieg anstatt von "Kreuzzug" sprechen
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