Französische Revolution: Republik?

K

Kuli

Gast
Hej,

kann mir jemand sagen ob die Mehrheit der Franzosen eine wirkliche Republik wollten oder ob das nur von bestimmten Volksgruppen wie z.B. den Jakobiner ausging?
 
Ich verstehe deine Frage nicht ganz. Die Republik war die Folge einer Kette von Umstände. Das Bürgertum erstarkte in den Jahren vor der Revolution stark, auch ökonomisch waren sie auf der Überholspur. Dass sie sich da nicht mehr vom Adel "gängeln" lassen wollten und vom Urteil eines Monarchen abhängig sein, liegt auf der Hand. Die Unzufriedenheit des Bürgertums wuchs. Zur gleichen Zeit kamen Montesquieus Schriften zur Gewaltenteilung und Rousseaus Schriften auf. Das alles führte auf die Republik hin. Sie wurde schliesslich auch einstimmig angenommen.
 
Erstmal danke für die Antwort.
Ich hab irgendwo mal geselen, dass die Jakobiner die Republik einfach proklamiert haben und das die Mehrheit der Franzosen das gar nicht wollte.
Aber wenn du sagst, dass die Republik einstimmig angenommen wurde beantwortet das meine Frage ja schon.
 
Kuli schrieb:
kann mir jemand sagen ob die Mehrheit der Franzosen eine wirkliche Republik wollten oder ob das nur von bestimmten Volksgruppen wie z.B. den Jakobiner ausging?

Eigentlich muss ich Joelina widersprechen. Das Ziel der Revolution von 1789 war ursprünglich die Abschaffung von Ständesystem und Absolutismus. Mitnichten war der Sturz der Monarchie und die Schaffung einer Republik das eigentliche Ziel des Bürgertums gewesen.

Was man wollte war die konstitutionelle Monarchie. Nur die Radikalen wollten eine "Bürgerrepublik". Die radikalen Kräfte bemächtigten sich jedoch mit der Zeit der Revolution, was zur Katastrophe der Terrorherrschaft führte und schließlich zum Verlust der meisten positiven Errungenschaften der Revolution.

Joelina schrieb:
Zur gleichen Zeit kamen Montesquieus Schriften zur Gewaltenteilung und Rousseaus Schriften auf. Das alles führte auf die Republik hin. Sie wurde schliesslich auch einstimmig angenommen.

Zwangsläufig führte das überhaupt nicht zur Republik. Montesquieu zielt auf die konstitutionelle Monarchie ab und Rouseau war klar, dass sein Gemeinwesen auf Grundlage des contrat social nicht realisierbar war. Außerdem hat vor 1791 so gut wie kein Mensch seinen contrat social gelesen. Außer vielleicht Robespierre und der hat Rousseau dann noch nicht einmal richtig verstanden.

Die Schaffung der Ersten französischen Republik erfolgte nach einem Putsch durch die Jakobiner. Einstimmig war da gar nichts. 1793 war das frz. Volk tief gespalten: in Republikaner und Monarchisten.

Lieber Kuli, eine Mehrheit der Franzosen war sicherlich nicht für Republik, aber auch nicht für die Monarchie. Sicher ist, eine große Mehrheit war gegen die Exekution des Königs. :winke:
 
Zuletzt bearbeitet:
Von einer Einstimmigkeit kann tatsächlich nicht die Rede sein. Selbst die 1793 beherschende Parteiung der Anhänger Vergniauds und Brissots, hatten sich vormals durchaus auf eine Kooperation mit der Monarchie (Regierung Dumouriez http://en.wikipedia.org/wiki/Charles_Fran%C3%A7ois_Dumouriez ) eingelassen. Der König brach allerdings im Spätfrühling/Frühsommer mit der Gironde, indem er deren Minister entließ und eine Feuillant-Regierung berief. Nach der Suspendierung des Königs, setzte sich die Gironde für eine Volksbefragung betreffend der Hinrichtung des Königs ein, welche allerdings vom Gros des Konvents abgeschmettert wurde, da, wohl zu Recht, ein Votum für den König zu erwarten war, welches die Rev. und die Ereignisse bis zu diesem Moment in Frage gestellt hätte.

Man darf auch die erheblichen Erhebungen in der Vendée, der Bretagne und Südfrankreich nicht außer Acht lassen. Markov wie andere Autoren hauen allerdings diese Erhebungen und die gegen Paris opponierende Gironde-Exilregierung (nach dem Juni-Putsch 1793) in Westfrankreich in einen Topf! Da muss man wohl aufpassen.

Ich selber bin mir kaum sicher, ob nun Republik oder Monarchie von dem Großteil der Bev. Frkr. bevorzugt wurde. Die Ausschreitungen gegen Juden wie Protestanten, welche als Anhänger der Jakobiner (auch ein schwieriger Begriff, weil Feuillants, Girondisten etc. auch früher Jacobins waren) deffamiert wurden, scheinen für mich allerdings eher auf eine antirepubikanische Grundhaltung hin zu deuten. Der Zentralismus und die Aufgezwungenheit des neuen Systems dünken mir auch Ursachen dafür zu sein. Man darf nicht vergessen, dass der Putsch von 1793 ein rechtmäßiges Wahlergebnis ignorierend machte und einfach eine, einem Teil der Bev. von Paris u. einem kleinen Teil des Konvents, unliebsame aber gewählte Regierung absetzte, die gewählten Häupter hinrichten ließ. Was sollte mehr an den Errungenschaften der Revolution zweifeln lassen (außer die Sept.massaker etc.)?

Gibt es statistische Auswertungen? Wieviele Einwohner, heutige Schätzungen, waren für wieviele gegen die Republik? Die Erhebungen scheinen mir recht großflächig, eben aus den genannten Gründen.
 
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