Französische Revolution und der Feudalismus

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Gast

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Wurde durch die Franz. Revolution der Feudalismus zwischen Bauern und Grundherren aufgelöst?
 
In der Nacht vom 4. auf den 5. August 1789 gab es einige Verzichtserklärungen des Adels, womit ich das Ende des bis dahin bestehenden Systems als eingeleitet sehe.
Hier scheint alles recht übersichtlich geschildert:
http://geschichtsverein-koengen.de/FranzRevolution.htm
Es sollte daraufhin zwar Ausgleichszahlungen an den Adel geben (der König hinterfragte nicht umsonst, wovon der Niedere Adel sonst leben sollte), aber die Ereignisse überschlugen sich und effektiv ging der Adel recht leer aus. Unter den Vertretern des 2. und 1. Standes, welche bereitwillig und rasch auf ihre Privillegien bzw. die der Provinzen verzichteten, hatten viele ja ohnehin Posten im Staate und hätten sich wohl auch ohne die Einnahmen über Wasser halten können.

Wenn dies auch zu weit führt, solltest du dir mal anschauen, wieviel Prozent des Landes überhaupt in den Händen der Adeligen war, wieviel Bürgern und wieviel den Bauern gehörte. Das Bild von einem fast völlig von Adel und Klerus als Landbesitzer überzogenen Frankreich ist nicht ganz richtig.

Zu den Forderungen und dergleichen der Emigranten, die dann während des Empire teilweise und die radikalsten von ihnen 1814/15 zurück kehrten sollte man nochmal nachschlagen.
 
Ok! Aber ganz allgemein gesehen kann man nicht von einer kompleten Abschaffung des Feudalsystems sprechen?
 
Wurde durch die Franz. Revolution der Feudalismus zwischen Bauern und Grundherren aufgelöst?
Dazu folgende Zitate:

"Die Erstürmung der Bastille versorgte die Radikalen und das Volk von Paris mit ausreichend Selbstbewusstsein, und es begann eine Zeit der Tumulte und Aufstände, die sich auf das ganze Land ausbreiteten. Als die Nationalversammlung daraufhin die Befreiung der Bauern proklamierte und der König es akzeptierte, bedeutete dies das Ende des Feudalismus in Frankreich. Am 27. August 1789 erklärte die Nationalversammlung die Menschenrechte, wie sie von Lafayette vorgeschlagen wurden, den die Unabhängigkeitserklärung der Vereinigten Staaten von Amerika inspiriert hatte. So heißt es in Artikel 2: "Diese Rechte sind Freiheit, Eigentum, Sicherheit und Widerstand gegen Unterdrückung." Inzwischen war eine konstituierende Versammlung gewählt worden, die eine neue Verfassung ausarbeitete und die Errungenschaften der Revolution in Gesetzesform festhielt. Frankreich wurde in Departements eingeteilt, die adligen Privilegien und Titel wurden aufgehoben, und das Strafrecht wurde humanisiert. Das Wahlrecht erhielt jedoch nur derjenige, der Steuern zahlte (Zensuswahlrecht). Den Staatsbankrott behob man damit, dass man die Kirchengüter verstaatlichte (Säkularisierung)."
aus: http://www.zdf.de/ZDFde/inhalt/5/0,1872,2025509,00.html
und
"Das Ende des Feudalismus
Mit dem Aufkommen des Absolutismus war das feudale System schon lange aus dem Lot gekommen. Es basierte darauf dass Bauern und Bürger an den Klerus und Adel Abgaben leisteten und dafür Schutz und die Aufrechterhaltung der Ordnung erhielten. Dieses Gleichgewicht verschob sich immer mehr: Durch die absolutistische Herrschaftsordnung wurden die ersten beiden Stände von ihrer Regierungsverantwortung immer mehr entlastet während ihre Rechte fortbestanden. Adel und Klerus hatten also immer weniger Pflichten bewahrten aber trotzdem ihre Rechte wie Abgaben und Frondienste. Der dritte Stand arbeitete mehr und mehr für Herrscher die gar nicht mehr ihre Herrscher waren. Dieses fehlende Abhängigkeitsverhältnis wird in vielen späteren Revolutionsschriften in denen der dritte Stand zur autarken Nation und erster wie zweiter Stand zu " Parasiten " der französischen Volkswirtschaft erklärt werden deutlich (vergleiche zum Beispiel die Schriften von Abbé Sieyès ).
Auch das starre Ständesystem verlor zusehends seine Rechtfertigung. Innerhalb des dritten Stands - der von vermögenden Kapitalrentnern bis zu armen Bauern und Tagelöhnern 98% der französischen Bevölkerung umfasste - kam es zu sehr großen wirtschaftlichen Gegensätzen und damit auch zu unterschiedlichen Interessen. Während die unter dem Merkantilismus leidenden Bauern eine Befreiung von Abgaben und Frondiensten forderten forcierte die neu entstandene Schicht des reichen Großbürgertums - insbesondere mit Blick auf England in dem die bürgerliche Oberschicht großen Einfluss ausübte - ihre Forderungen auf politische Mitspracherechte.
Auch im ersten Stand wurden die Gegensätze deutlicher: Niederer Adel und Hochadel kämpften um die Wiederherstellung beziehungsweise Erhaltung ihrer politischen Mitspracherrechte gegenüber dem König und standen somit prinzipiell in Opposition zum absolutistisch ausgerichteten Herrscher. Gemeinsam war ihnen das Interesse keinerlei Privilegien an den aufstrebenden Teil der Bürgertums abzugeben. Die Grenze zwischen Adel und Nichtadel verschwamm außerdem da König und Hof mit Blick auf die finanzielle Lage immer mehr Bürgerlichen gegen entsprechende Zahlungen den Eintritt in den Adelsstand erlaubten."
aus: http://www.uni-protokolle.de/Lexikon/Franz%F6sische_Revolution.html
Weitere Infos gibt es unter der Suchwortkombination "Französische Revolution+Ende des Feudalismus" bei Google.
 
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