Freizeitbeschäftigung im Regency bzw. den Victorianern

Anna Carruthers

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Hallo,

wie beschäftigten sich junge Mädchen vor ihrem Debüt jener Zeit????

Ich habe irgendwo gelesen, daß ein Mädchen vor ihrem offiziellen Debüt nicht eingeladen wurde.
Aber die Mädchen waren doch nicht eingesperrt?!
Wenn man z. B. die Dame des Hauses zum Tee einlud oder einen Morgenbesuch machte, kam es dann vor, daß die 15 jährige Tochter mitkommen durfte? Oder ein Picknick, Kricketspiel veranstaltet wurde, durften dann Teenager mitkommen?

Davon abgesehen, womit vertrieb man sich denn die Zeit? Sticken, Kartenspielen ....?

Liebe Grüße, Anna
 
Nun - bis zum Debüt darf man wohl annehmen, dass der Hauptteil der Zeit darauf verwendet wurde, die geforderten "Fähigkeiten" zu erwerben - wie z.B. Klavierspielen (oder ein anderes Instrument), Malen, Lesen*, Schreiben, Handarbeiten wie Nähen und Sticken, Tanzen... und obendrein noch Etikette, also wie man sich wem gegenüber verhält.

Je nach Stand der jeweiligen Dame, muss man da wohl auch noch hinzufügen, ich gehe mal davon aus, dass die Töchter von Händlern und anderen "gemeinen" Leuten weder ein Debüt noch eine größere Ausbildung als unbedingt nötig erhielten.

Was auch noch ein Punkt ist, bei dem ich mir allerdings nicht sicher bin, dürfte die Anfertigung der Aussteuer gewesen sein (Tischdecken, Kissen- und Bettbezüge mit entsprechender Stickerei, etc.) - in wieweit das auf die höhergestellten Damen zutrifft, ist da eben die Frage.


Man muss zudem unterscheiden, ob eine junge Dame schon im "Schulzimmer" sitzt oder noch im "Kinderzimmer" - Mädchen, die kurz vor ihrem Debüt stehen, dürften auch schon an der einen oder anderen kleinen Teegesellschaft teilgenommen haben, um vor dem eigentlichen Debüt herumgezeigt zu werden. Auch bei Vormittagsbesuchen der Mutter dürften teilweise ihre Töchter und Söhne dabei gewesen sein, wenn man z.B. an Jane Austens Romane denkt, so sind junge Mädchen nicht per se von Gesellschaften ausgeschlossen, nur wird von ihnen auch bei kleineren Anlässen eben ein bestimmtes Verhalten erwartet.

Zeitvertreib dürfte damals wohl alles gewesen sein, was außerhalb einer Gesellschaft eben die Zeit vertrieb - von Reiten, über Karten spielen mit der Familie über Malerei oder Musizieren dürfte alles vertreten gewesen sein.

* Ich habe das Sternchen beim Lesen gesetzt, weil Frauen zwar ab einer gewissen zeit lesen und schreiben lernten, es aber als unfein galt, als Frau die Nase viel in Bücher zu stecken. Damen, die ihre Neigung zum Lesen allzusehr auslebten, wurden schnell als "Blaustrumpf" abgestempelt - zur Erklärung: Blaustrumpf
 
Manche Mädchen wurden tatsächlich bis fast zu ihrer Hochzeit "eingesperrt", nämlich in Klosterschulen!
Das Beispiel ist zwar aus dem 18.Jh. aber Cécile de Volanges in dem zeitgenössischen Roman "Gefährliche Liebschaften" ist bis kurz vor ihrer anberaumten Verheiratung in einem Kloster als Pensionärin untergebracht und desswegen auch extrem naiv.

Auch im 19.Jh. gab es ja noch solche Einrichtungen wo man Töchter zur Erziehung "entsorgen" konnte.
 
Manche Mädchen wurden tatsächlich bis fast zu ihrer Hochzeit "eingesperrt", nämlich in Klosterschulen!
Das Beispiel ist zwar aus dem 18.Jh. aber Cécile de Volanges in dem zeitgenössischen Roman "Gefährliche Liebschaften" ist bis kurz vor ihrer anberaumten Verheiratung in einem Kloster als Pensionärin untergebracht und desswegen auch extrem naiv.

Auch im 19.Jh. gab es ja noch solche Einrichtungen wo man Töchter zur Erziehung "entsorgen" konnte.


Aber hatten die da nicht auch mal "Ferien" wie die Jungs in Eton, z.B. ? Ich kann mir schwerlich vorstellen, dass die Mädels da wirklich das ganze Jahr ununterbrochen "abgeschoben" waren - oder etwa doch?
 
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