Freydis Eriksdottir

Klaus

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Ich möchte Euch eine bemerkenswerte Frau vorstellen, die es in sich hat: Freydis Eriksdottir.

Sie wurde vor gut 1000 Jahren auf Grönland geboren, als Tochter von Erik dem Roten, dem Begründer der dortigen Wikinger-Kolonie.

Mit ihren Brüdern unternahm sie vier Expeditionen nach "Vinland", also Amerika.

Bei einer der Expedition ließen die Wikinger sie bei einem Angriff von "Skrälingen" (Eskimos oder Indianern) hochschwanger an Land zurück. Sie brachte ihr Kind allein zur Welt und versteckte sich 1 - 2 Jahre an Land.

Bei einer anderen Reise war sie Kapitän eines der Schiffe, mit dem die Wikinger Amerika besiedeln wollten. Die Aktion scheitete. Im Winterlager ließ Freydis die komplette Besatzung des anderen Schiffes umbringen. Als ihre Leute nur die Männer töteten, erledigte sie die fünf Frauen eigenhändig.

Über den Grund des Massakers habe ich unterschiedliche Geschichten gefunden:

Laut Wikipedia ( http://de.wikipedia.org/wiki/Freydis ) war es die Rache für eine Vergewaltigung Freydis', in anderen Quellen (http://www.smithsonianmagazine.com/issues/2004/december/vikings.php?page=4) diente das Massaker der Rettung ihrer Leute vor dem Hungertod.

Auf jeden Fall wäre ihr Leben eine ideale Rolle für Greta Garbo gewesen.

Was meint ihr ?
 
Hierzu 2 Anmerkungen:

1.) Das Wort "bemerkenswert" ist an und für sich wertneutral. Man kann sowohl etwas Gutes als auch etwas Schlechtes bemerkenswert finden. Genauso wie "interessant".
In diesem Sinn ist die Dame schon bemerkenswert, denn ihre Erlebnisse und Taten sind ja in der Tat nicht alltäglich, auch nicht in einer solchen Zeit.
Und selbstverständlich lehne ich solche Gewaltexzesse ab!

2.) Greta Garbo scheint mir nicht die richtige Darstellerin für eine Verfilmung zu sein, dafür war die Garbo einfach zu sehr Dame. Ich wüsste jetzt niemanden für die Rolle, die Schauspielerin müsste aber eher dem Typ Kugelstoßerin entsprechen.
 
Jacobum schrieb:
1.) Das Wort "bemerkenswert" ist an und für sich wertneutral. Man kann sowohl etwas Gutes als auch etwas Schlechtes bemerkenswert finden. Genauso wie "interessant".
In diesem Sinn ist die Dame schon bemerkenswert, denn ihre Erlebnisse und Taten sind ja in der Tat nicht alltäglich, auch nicht in einer solchen Zeit.

Na ja, aufgrund der oben geschilderten Taten (ich habe zuvor noch nie von ihr gehört) ist diese „Dame“ es in meinen Augen nicht wert, beachtet oder bemerkt zu werden; also nicht bemerkenswert. Daher passt dieser Begriff meiner Meinung nach nicht.
Kaltblütig, verabscheuenswürdig oder von mir aus außergewöhnlich würde da wohl eher passen. ;)
 
:gelbekarte: Bitte keine weiteren Diskussionen über das Wort "bemerkenswert". :gelbekarte:
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Mal gucken ob einer merkt, dass ich kein Mod bin... :tuete:
 
El Quijote schrieb:
:gelbekarte: Bitte keine weiteren Diskussionen über das Wort "bemerkenswert". :gelbekarte:
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Mal gucken ob einer merkt, dass ich kein Mod bin... :tuete:

Ich finde es schon bemerkenswert, was Du hier treibst, mein lieber Quijote!
 
Lieber Klaus,

ich glaube nicht, dass Greta Garbo so konsequent gewesen wäre. Zu ihrer Entschuldigung ist zu schreiben, dass sie sicherlich in einer harten Zeit gelebt hat.
Von ihr hatte ich vorher schon gelesen und zwar über die Wikinger und deren Besiedlungsversuche in Nordamerika. Ob alles tatsächlich so stattgefunden hat und sie eine geschichtliche Figur war, darüber wird noch gestritten.:confused:
 
Nun, als Darstellerin in einer Verfilmung sollte man vielleicht an Brigitte Nielsen oder eine vergleichbare Wuchtbrumme denken (wie hieß diese "Terminatrix" im dritten Teil?) Und im übrigen ist es nicht sicher, ob es die Dame überhaupt gegeben hat ; Sagatexte sind als Quelle für solche Figuren mit gebührender Vorsicht zu betrachten.
 
Tannhaeuser schrieb:
Nun, als Darstellerin in einer Verfilmung sollte man vielleicht an Brigitte Nielsen oder eine vergleichbare Wuchtbrumme denken (wie hieß diese "Terminatrix" im dritten Teil?) Und im übrigen ist es nicht sicher, ob es die Dame überhaupt gegeben hat ; Sagatexte sind als Quelle für solche Figuren mit gebührender Vorsicht zu betrachten.

So manche Saga hat irgendwo einen wahren Kern. Und wenn eine Geschichte über 1000 Jahre lang hauprsächlich mündlich weitergegeben wird, dann bleibt es natürlich nicht aus, dass die Fakten etwas modifiziert werden...

Auf alle Fälle ist die Story interessant, um nicht zu sagen: Bemerkenswert!

Stoff für eine Hollywood-Verfilmung ist es allemal. Ob Brigitte Nielsen für die Rolle geegnet wäre, weiß ich nicht, die Jüngste ist sie ja auch nicht mehr.

Grüße,

Jacobum
 
heinz schrieb:
Lieber Klaus,

ich glaube nicht, dass Greta Garbo so konsequent gewesen wäre. Zu ihrer Entschuldigung ist zu schreiben, dass sie sicherlich in einer harten Zeit gelebt hat.
Zur Frage "Konsequenz" und "Entschuldigung" bzgl des Massakers:

Stellen wir uns einmal die Situation vor: Die Wikinger-Expedition ist im Frühling mit zwei Schiffen gestartet und hat es drei Monate später, als auf diesen Breitengraden der Frost wieder einsetzt, bis Neufundland geschafft. Da wird das Winterlager bezogen. Allen ist klar, dass dort im Winter nichts wächst, dass es zum Überleben nur die knapp bemessenen eigenen Vorräte gibt. Zu jagen gab es offenbar nichts, denn dann hätte man es getan. Leider ist unterwegs eines der Schiffe mitsamt seinen Vorräten gesunken. Die Besatzung wurde auf Freydis' Schiff übernommen.

Es stehen also nur Vorräte für die Hälfte der Leute zur Verfügung. Das hieße aber, wenn man alles teilt, reicht es nur bis zur Hälfte des Winters, danach verhungern alle.

Freydis fasst also den Entschluss, alle Mitglieder der Besatzung des gesunkenen Schiffes, also die, deren Vorräte gesunken sind, zu töten. Dann kann die Hälfte der Leute überleben. Besser die Hälfte als gar keiner.

Ihr Plan ist aber nicht mehrheitsfähig; sie muss erst einen Vergewaltigungsvorwurf aus dem Hut zaubern, um einen Vorwand für die Tat zu schaffen (trotzdem wird sie später in der Heimat dafür geächtet). Diese gelingt nur teilweise, denn ihre Mitstreiter wollen die 5 Frauen der Gegenpartei verschonen. Fünf Esser mehr bedeutet aber, dass entweder fünf eigene Leute sofort getötet werden müssen oder dass mehr als fünf im Laufe des Winters verhungern werden (da die fünf, bevor sie verhungern, den anderen noch einiges wegessen). Also muss sie den Job selbst erledigen. Das war konsequent. Muss sie sich dafür entschuldigen ? Oder wäre sie nicht eher schuldig, wenn sie alle hätte verhungern lassen ?

Kann man ihr vorwerfen, dass sie sich über moralische Tabus hinweggesetzt hat, um die Hälfte der Expeditionsteilnehmer zu retten? Welche Moral ? Die christliche ? Die Wikinger wurden erst später Christen. Die Moral des Überlebens ? Der wurde entsprochen.

Oder kann man ihr vorwerfen, dass sie weniger Menschen gerettet hat, als möglich war? Das schon eher, aber...

Um dies zu schaffen hätte sie sich über ein weiteres Tabu hinwegsetzen müssen: das des Kannibalismus. Jawohl, es hätte gereicht, nur einen Teil der Besatzung des gesunkenen Schiffes zu töten, wenn man diese dann als Nahrungsmittel genutzt hätte...

So konsequent war sie dann wohl doch nicht, aber das sollte man ihr nicht vorwerfen.

Trotzdem bemerkenswert, diese Frau.
 
Lieber Klaus,
wenn das so war, wie du es geschildert hast, dann war sie sicherlich eine bemerkenswerte Frau. Mir liegt es auch fern sie zu verurteilen.
Frauen sind meistens konsequenter als Männer.:grübel:
 
Hallo Klaus,

Die Geschichte, die du nun im zweiten Post weiter ausführst, klingt in meinen Ohren zwar plausibel, allerdings würde ich gerne wissen, woher du die Annahme hast, daß das zweite Schiff mitsamt den Vorräten gesunken sei?
In den Links, die du angegeben hast, findet sich eine solche Behauptung nicht. Da wird davon gesprochen, daß sie für die Heimreise nach dem harten Winter, für sich und die Ihren das zweite, größere Schiff der isländischen Gruppe wollte. Von einer Motivation um einem Hungertod zu entgehen steht da nichts.

An sich ist deine Geschichte sicherlich ein spannende Variante für eine Kurzgeschichte oder auch einen Film , aber es klingt sehr nach reiner Spekulation deinerseits.

Es spricht aber mal wieder für sich, wie sehr hier wieder von den Diskutanten mit der eigenen Moral gewertet wird... daher ist es schon erfrischend, deine "Gegendarstellung" zu lesen, auch wenn sie für mich eben nach viel Phantasie mit Schneegestöber aussieht.
 
Hier findest du eine englische Übersetzung der Grönland Saga, die die Geschichte mit Freydis überliefert. Wenn du sie gelesen hast, wirst du merken, wie wenig man auf solche Seiten, wie deine zuletzt gepostete, geben kann, die im Internet einfach einmal eine Behauptung aufstellen ohne auch nur einen Beleg dafür zu bringen...:winke:
 
Wenn das die "authentische" Version ist, sollte auch Wikipedia sie wiedergeben.
 
Zuletzt bearbeitet:
Bei Freydis Eiriksdottir stellt sich zunächst einmal die Frage, inwieweit sie tatsächlich eine historische Figur ist. Die (klassischen) Islandsagas sind in erster Linie literarische Werke. Inwieweit sie als geschichtlich zulässige Quellen gelten können, ist bis heute keineswegs eindeutig geklärt.

Freydis wird nur in zwei dieser Sagas erwähnt, die immerhin über Entdeckungsreisen berichten, die auch in anderen Quellen erwähnt werden und daher wohl historisch sein dürften. (Auch wenn bei den Details der Sagas auch einiges dazu erfunden wurde oder eher auf Überlieferung / Legende beruht.)

Wie die meisten Hauptfiguren bzw. wichtigen Nebenfiguren in einer Islandsaga stammt sie aus prominenter isländischer (Oberschicht-)Familie. Offensichtlich ist sie mit einem vermögenden, aber eher unbedeutenden Mann verheiratet. Möglicherweise ist schon das eine negative Wertung, die Freydis hier erfährt, denn es wird nicht berichtet, dass sie etwas dagegen unternimmt oder eine Beendigung dieser Ehe anstrebt.

Dazu ein Vergleich mit einer anderen Sagaheldin, die allerdings sogar als Hauptfigur ihrer Saga gesehen werden kann: Gudrun Osvifsdottir (Laxdoela-Saga). Sie wird in ihrer 1. Ehe mit einem Mann verheiratet, den sie als ihrer unwürdig ansieht (was auch auf der Handlungsebene dieser Saga der Fall Bestätigung erfährt). Gudrun lässt sich aber diese "Verschacherung unter ihrem Wert" nicht bieten, sie macht alles, dass die Ehe nicht gut läuft und sorgt dafür, dass sie zuletzt von ihm unter für ihn peinlichen Umständen geschieden wird und eine neue Ehe mit einem für sie angemessenen Partner eingehen kann.

Freydis wird zwar nicht als glückliche Ehefrau präsentiert, scheint aber nichts für eine "Verbesserung ihres Ehestatus" zu unternehmen. Sie sieht es vielleicht sogar als positiv an, dass der Ehemann der Unterlegene ist.

Während sie in der einen Saga eigentlich recht gut wegkommt, (hochschwanger) bei der Flucht zurückgelassen (befindet sich also in einer absoluten schlimmen Lage), weiß sie sich gegen Feinde selbst zu helfen (ohne dass sie diese tötet), kommt sie in der anderen Saga äußerst schlecht weg, da sie gleich zwei Verbrechen begeht.
Sie zettelt ein Massaker an, und was im Kontext der Saga (und der mittelalterlichen Gesellschaft) noch schlimmer sein dürfte: an den Leuten aus der eigenen Gruppe, nicht also gegen Feinde.
Sie tötet einige wehrlose Frauen (womit sie verhindert, dass es Überlebende gibt, die vielleicht darüber berichten könnten), und begeht damit eine Tat, zu der ihre Komplizen, die Männer, nicht mehr bereit sind.

In den Sagas ist die Frau üblicherweise selbst nicht in Kampfhandlung verwickelt (es gibt Ausnahmen), sondern sie beschränkt sich darauf, einen Mann / Männer zu einer Tat zu veranlassen (Aufhetzen). Das macht Freydis zunächst, dann aber greift sie selbst zur Waffe und tötet, womit sie eindeutig aus dem Rahmen dessen, was bei Frauen "zulässig" ist, ausbricht.

Die Negativität wird auch dadurch betont, dass Freydis sich an wehrlosen Opfern vergreift und dass das Töten dieser Frauen selbst von den Männern in diesem Fall abgelehnt wird.
Gewalt gegen Frauen (solange es keine zauberkundigen Frauen sind, die anderen geschadet haben) wird in den Sagas üblicherweise verurteilt, und Männer, die so etwas tun, sind stets Negativcharaktere (und das nicht erst, weil sie einer Frau Gewalt angetan, sie z. B. geschlagen haben).

Eine weitere Verschärfung erfährt die Tat übrigens auch dadurch, dass Freydis damit Menschen tötet, die möglicherweise über das Massaker hätten berichten können. Sie sorgt also dafür, dass die Tat nicht weitererzählt werden kann (bzw. nur von den Tätern und ihr weitererzählt werden kann).

In den Sagas spielt aber durchaus bei der Wertung einer Tötung eine Rolle, ob sich der Täter nach der Begehung zu dieser bekennt. Nur, wenn er diese Tötung verschweigt, geheimzuhalten versucht oder es darauf anlegt, dass er nicht mit ihr in Verbindung gebracht wird, gilt sie als Mord.
Für uns mag diese Vorstellung ein wenig befremdlich sein: dass jemand, der einen anderen tötet, wenn seine Gründe "ehrenhaft" sind, diese nicht verheimlichen darf. Verheimlichung wird aber in der Welt der Islandsagas sehr negativ gesehen, und deswegen dürfte Freydis die Frauen auch umbringen. Damit sie nicht darüber berichten, und damit sie nicht vielleicht eine Racheaktion starten können.

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Interessant (und vielleicht aus heutiger Sicht sehr überraschend) ist, dass Freydis auf der Handlungsebene nicht wirklich für das, was sie getan hat, bestraft wird. (Vielleicht spiegelt hier die Saga die "Realität" wieder. Da es keine Überlebenden bei den Opfern gab, wofür sie selbst gesorgt hatte, konnte keine Anklage von ihnen bzw. ihren Familien erhoben werden. Vielleicht wagte auch niemand gegen Freydis vorzugehen, da sie aus der mächtigsten Familie in Grönland war. In der Saga ist die Zugehörigkeit zur Familie wichtig, und was Freydis auch immer macht, nicht nur sie selbst, sondern auch ihre Familie ist von ihren Taten betroffen. Wenn also ihr Halbbruder / Vater nicht bereit waren, die Tat intern zu ahnden, war davon auszugehen, dass eine Anklage automatisch auch die Gegnerschaft mit ihnen bedeutet hätte.
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Zumindest im Kontext der Islandsaga ist die Darstellung von Freydis eindeutig negativ.

Andererseits lässt sich nicht leugnen, dass ihr Verhalten von der üblichen Frauenrolle abweicht. Und auch in der Eirkssaga, wo sie besser wegkommt, ist sie als Frau dargestellt, die offensichtlich selbst die Initiative ergreift und sich auch ohne Mann zu helfen weiß.

War die historische Freydis eine Außenseiterin, weil sie nicht dem gängigen Frauenbild entsprach, und konnte sie sich das vielleicht aufgrund der gesellschaftlichen Stellung ihrer Familie leisten, weswegen ihr schon von Zeitgenossen eine Menge übler Dinge nachgesagt wurden, die gar nicht stimmten, aber von späteren Generationen für Tatsachen gehalten wurden. Zumindest wäre es vorstellbar.

Das Massaker, das Freydis anstiftet und an dem sie beteiligt ist, wirkt in der Saga selbst etwas merkwürdig, was die Motivation betrifft. Da das Massaker in keiner anderen Quelle erwähnt wird, könnte es tatsächlich eine Erfindung sein, um Freydis, ihre Familie und ihre Leute zu diskretieren.
Vielleicht steckt dahinter letztlich nur ein Vorurteil: Eine Frau unternimmt eine Expedition in die "Neue Welt", das kann nur katastrophal enden. Immerhin - auch die anderen Expeditionen nach Vinland, von denen die Grönländersaga berichtet, und die alle von Männer durchgeführt werden, sind nicht erfolgreich.

Eine weitere Möglichkeit: das Massaker fand nicht in Grönland oder Island statt, wo die Geschichte entstanden sein dürfte. Durchaus vorstellbar, dass die, die darüber berichten, bereits eine schlechte Quellenlage hatten, z. B. nur Gerüchte über Todesfälle im damaligen Amerika, einen Kampf innerhalb einer Gruppe oder bereits verzerrte Information. Die Geschichte könnte also vielleicht doch ganz anders rüberkommen, wenn wir den tatsächlichen Kontext wüssten. (Wenn z. B. die Knochen der Getöteten gefunden würden, und da entdeckt wird, dass ...)
 
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