Friesische Freiheit

Gibt es zu dem Thema eigentlich spezifische Literatur? Oder muss man sich da durch Archive und allgemeine Literatur wühlen?

Gute informationen bieten z.B. diese Titel:

1) Carl Woebcken, Kurze Geschichte Ostfrieslands, Jever 1959

1) Karl Cramer – Die Geschichte Ostfrieslands. Ein Überblick, Isensee – Oldenburg

2) Karl-Ernst Behre, Hajo van Lengen: Ostfriesland. Geschichte und Gestalt einer Kulturlandschaft, Aurich 1995, ISBN 3-925365-85-0

3) Franz Kurowski: Das Volk am Meer – Die dramatische Geschichte der Friesen, Türmer-Verlag 1984, ISBN 3-87829-082-9

4) Hajo van Lengen (Hrsg.): Die Friesische Freiheit des Mittelalters – Leben und Legende, Verlag Ostfriesische Landschaft 2003, ISBN 3-932206-30-4

Da einige Bücher sicher vergriffen sind, wird dir der Gang in eine Bibliothek nicht erspart bleiben!
 
Prima und Danke für die ausführliche Literaturliste. Ich guck mal, welche Bücher ich so bekomme (gibt ja auch Antiquariate). Sonst geh ich in die Bibliothek!
 
Ich fand gerade durch Zufall:

Fanz Kurowski, Die Friesen. Das Volk am Meer. Hamburg 2009 (Nikol-Verlag).

Kleiner Tipp: Kann man zur Zeit günstig "jokern" ;-)

lg Galgenpapst
 
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Mit Friesen kene ich mich nicht so aus, aber da gab's Berührungspunkte mit den Wikingern, mit denen ich mich doch etwas auskenne.

Das altfriesische Recht (17 Keuren und 24 Landrechte, die wohl im 11. Jahrhundert verschriftlicht wurden), wird auch von den skandinavischen Feinden gehandelt. In den 17 Keuren wird auf sie in drei Paragraphen eingegangen. In § 10 wird den Friesen zugestanden, dass sie zur Verteidigung gegen die heidnischen Heere (“hethena here”; “northhiri”) nach Osten nicht weiter als bis zur Weser und nach Westen nicht weiter als bis Fli (= Vlie in Friesland zwischen Vlieland und Terschelling) zu fahren brauchten. § 14 behandelte den Fall, dass jemand von den Nordmannen („nord mon“; „dae noerd manne“) verschleppt worden war. In der niederdeutschen Variante dieser Keuren wurden diese Feinde als “konnynck von Noerweghen”, “noerthliuden”, “dat northiere” oder “Noermannen” bezeichnet.

In diesem Recht dürfte also einiges von den Freiheiten der Friesen dokumentiert sein.

Karl von Richthofen: Friesische Rechtsquellen. Berlin 1840. Neudr. Aalen 1960.
 
Ich fand gerade durch Zufall:

Fanz Kurowski, Die Friesen. Das Volk am Meer. Hamburg 2009 (Nikol-Verlag).

Kleiner Tipp: Kann man zur Zeit günstig "jokern" ;-)

lg Galgenpapst

Kann das Buch was?
Ich habe Sashnotas von dem Autor, das gleitet teilweise ziemlich ins isotherische ab, von wegen Externsteine der Mittelpunkt der Welt etc…


Ein paar frühe fr. Gesetze zur Zeit KdG finden sich hier drin:

http://www.amazon.de/Deutsche-Geschichte-Quellen-Darstellungen-Mittelalter/dp/315017001X/ref=sr_1_9?ie=UTF8&qid=1249983800&sr=8-9



Deutsche Geschichte 1 in Quellen und Darstellungen: Frühes und hohes Mittelalter. 750 - 1250: BD 1 ISBN-13: 978-3150170014

Kann sein, dass es auch aus dem Hochmittelalter was dabei ist, aber die lagen schon außerhalb meines Interesses…
 
Kommt nicht der Ausspruch: Lewer düd als Slaav aus dem Zusammenhang mit der friesischen Freiheit?

Der Gedenkstein am roten Kliff im niederländischen Friesland ist aus dem 20. Jhdt und erinnert an den Sieg der friesischen Bauern im Jahr 1345. http://www.ussgp.com/uss_gp/warns_monument.jpg
Über diesen Spruch möchte ich mehr wissen, vor allem, ob er überliefert oder eine späte Interpretation aus dem 20.Jhdt. ist.
Er würde sowohl zur Nationenbildungsphase passen, der friesischen Bewegung der Halbertsmas und anderer Friesen im frühen 19. Jhdt. Justus Hiddes Halbertsma ? Wikipedia als auch zu den friesischen Autonomiebestrebungen im 20. Jhdt. Friesisch ist in Mittelfriesland (Provinz Fryslan, weil Westfriesland =Nordholland auf der anderen Seite des Ijsselmeers) neben niederländisch Amtssprache und die Friesen haben dort einen anerkannten Minderheitenstatus.

Zumindest nennt Eala Frya Fresena ? Wikipedia den Ausruf Lever dood as Slaav bzw. Lewer duad üs Slav als Antwort auf den Wahlspruch Eala Frya Fresena.
Allerdings erscheint mir die Quellenlage etwas dünn...

Die im Wikilink genannte Jahreszahl von 1585 bezieht sich ja auf "Wohlauf, aufgestanden freie Friesen" und nicht auf "Lieber tot als Sklave"

Darüberhinaus suche ich Informationen über die Schwanengiebel Oeleboerd on Flickr - Photo Sharing! , die man im niederländischen Friesland überall sieht. Die soll es z.B. auch im alten Land geben und in anderen Gebieten, in die Holländer einwanderten. Etwas erinnert diese Giebelzier an die niedersächsischen Roßgiebel, die angeblich heidnischen Ursprungs sind. Die Schwanengiebel dagegen werden mit der Reformation und dem Ausspruchs Jan Hus „Heute bratet ihr eine Gans, aber aus der Asche wird ein Schwan entstehen“ in Zusammenhang gebracht.

Insgesamt möchte ich mehr über die Friesen des späten Mittelalters wissen. Die friesische Freiheit wird auch damit begründet, dass die Friesen erst eine Grenzmark gegen die Wikinger waren und dann ihr Land durch Deichbau und andere Maßnahmen selbst dem Meer abrangen. Kann man da Parallelen zur Ostkolonisation und zur Rodungsphase auf minderwertigen Flächen sehen?
Gab es im 12./13. Jhdt. ein Bewußtsein bei den Bauern gegen die Grundherren, dass man in etwa mit "wenn ich den Boden mühsam urbar mache, dann steht mir auch der ganze Ertrag zu" beschreiben kann?
 
Es liegt auch an dem Land, das dem Meer abgerungenen wurde. Es ist nicht einfach gewonnenes Land, wie beim Roden, sondern ein immer gefährdetes Land. Der Deich kann bei jeder nicht gerade gewöhnlichen Flutlage brechen und dann frisst der Blanke Hans das Land und die Leute. Dieses Land, das man den Elementen abgerungen hat und das immer bedroht ist, gibt man nicht so einfach preis. Einfache Leibeigene hätten nie die Energie aufbringen können, dieses Land zu halten. Es gab ja mehrere Mandränke (ich weiß jetzt nicht, wie ich den Plural schreiben soll). Es gingen ganze Ortschaften verloren oder wie Rungholt, eine Stadt. Dabei verlor oft die gesamte Bevölkerung der betroffenen Orte das Leben. Wer solche Opfer in Kauf nimmt, gibt seine Freiheit nicht einfach an einen schnöseligen Feudalherren ab.
Andererseits, das salzige Land gibt nicht genug her, als dass es auch noch einen Parasiten, wie einen Junker oder Grafen ernähren könnte.
Friesische Auswanderer kamen z.B. in Amerika mit ärmeren Böden besser klar, als ihre Konkurrenten. Sie hatten deshalb weniger Kontrahenten und waren in nicht so viele Schießereien verwickelt.
 
Es liegt auch an dem Land, das dem Meer abgerungenen wurde. Es ist nicht einfach gewonnenes Land, wie beim Roden, sondern ein immer gefährdetes Land.

Stimmt schon und Deichbau ist lokale Gemeinschaftsarbeit, das führt zu örtlichem Zusammenhalt. Die ständige Bedrohung durch Sturmfluten als besonders prägende Gefahr bei den Friesen muß man sicher in die Überlegungen einbeziehen, allerdings hatten sie ihr Wirtschaftssystem daran angepaßt.
Zu Zeiten der Römer sollen die Nordseeküstenbewohner auf ihren Warften gelebt haben, mit 2x täglich Wasser unterhalb der Warft. Diese Warftbewohner lebten von Fischfang, Salzgewinnung und Handel mit Salz, Fisch und Tuch. Das berühmte friesische Tuch läßt mich allerdings an der Darstellung zweifeln, denn die Wolle dazu muß doch von Schafen und Ziegen gekommen sein und die brauchen Grünfutter unterhalb der Warften, das wächst doch nicht bei ständiger Überflutung.
Jedenfalls waren die Friesen schon im frühen Mittelalter auch aktive Händler und Schiffbauer.
Ab ungefahr 1000 setzte verstärkter Deichbau ein, sie bauten nicht mehr nur ihre Höfe auf Warften und Dörfer auf Wurten, sondern schützten und gewannen auch Ackerland. Wahrscheinlich wurde diese Ausweitung durch die wachsende Bevölkerung nötig und da sehe ich immer noch eine Parallele zur Ostkolonisation und Rodungssiedlung. Da sind Bauern als Pioniere am Werk und Einschränkung von Freiheit demotiviert Pioniere.
 
S Wahrscheinlich wurde diese Ausweitung durch die wachsende Bevölkerung nötig und da sehe ich immer noch eine Parallele zur Ostkolonisation und Rodungssiedlung. Da sind Bauern als Pioniere am Werk und Einschränkung von Freiheit demotiviert Pioniere.
Ich wollte sagen, dass das Abgewinnen neuen Landes der Nordsee (nicht umsonst Mordsee genannt) eine andere Qualität hat. Dieses Land war vorher nicht vorhanden. Es war kein Wald, sondern See. Salziges Wasser, auf dem nichts wächst. Man musste also auch noch die Geduld haben zu warten, bis auf dem neu gewonnenen Land zumindest Gras gedieh. Schafe bieten sich da an. Wolle usw.
 
Warft und Hallig

Die Warften liegen auf Halligen. Die Halligen gehen nur bei Sturmflut unter. Und die Warft ist ein Siedlungshügel, auf welchem der Bauernhof steht, mit allem drum und dran. D.h. die Felder und Weiden sind nicht alle 12 Stunden unter Wasser. Ist aber trotzdem kein leichtes Leben, weder früher noch heute.

Apvar
 
na, da gehen Friesen und Sachsen aber mächtig durcheinander hier!
"Lever dod as Slave ist Plattdeutsch" aus Holstein.
Und kein Adel? naja, die Familie Enniga z.B.u.a. sind durchaus vom Stand her einem reichsunmittelbarem Ritter überlegen. Es gab in Friesland schon "gleichere"
 
Richtig ist, dass die Friesen im Mittelalter als frei galten und auf eigener Scholle saßen. Den Kaiser akzeptierten sie pro forma, aber wehe wenn ein von ihm belehnter Graf oder Bischof daraus Nägel mit Köpfen, sprich Abgaben und Fron machen wollte.

Falsch ist, dass dort "Kommunismus" herrschte. Es gab einige Sippen (tom Broke), die im Land mehr oder weniger feudal dominierten.

Im Grunde eine Konservierung "altgermanischer Zustände".

@rena: Insgesamt möchte ich mehr über die Friesen des späten Mittelalters wissen.
http://www.amazon.de/Die-Friesen-Da...=sr_1_1?ie=UTF8&s=books&qid=1272786325&sr=1-1
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich wollte sagen, dass das Abgewinnen neuen Landes der Nordsee (nicht umsonst Mordsee genannt) eine andere Qualität hat. Dieses Land war vorher nicht vorhanden. Es war kein Wald, sondern See. Salziges Wasser, auf dem nichts wächst. Man musste also auch noch die Geduld haben zu warten, bis auf dem neu gewonnenen Land zumindest Gras gedieh. Schafe bieten sich da an. Wolle usw.

Die Warften liegen auf Halligen. Die Halligen gehen nur bei Sturmflut unter. Und die Warft ist ein Siedlungshügel, auf welchem der Bauernhof steht, mit allem drum und dran. D.h. die Felder und Weiden sind nicht alle 12 Stunden unter Wasser. Ist aber trotzdem kein leichtes Leben, weder früher noch heute.

Deshalb bin ich ja so unsicher bei dem Pliniuszitat Alterthümer, Geschichten und Sagen der Herzogthümer Bremen und Verden/Plinius und Tacitus über das Land und Volk der Chauken ? Wikisource , das manchmal auch zur Beschreibung der Friesen in römischer Zeit verwendet wird. Ob Friesen und Chauken nur Nachbarn oder identisch sind, ist für mich unwichtig. Es geht in der Beschreibung offensichtlich um die Gebiete im direkten Einflussgebiet der Nordsee und der Gezeiten und das kann selbst vor 2000 Jahren nicht das gesamte friesische Siedlungsgebiet gewesen sein Datei:Friesengebiet.png ? Wikipedia
Ich könnte mir vorstellen, dass Plinius nur das Gebiet direkt an der Küste beschreibt, denn die Nordseeküste mit ihrem starken Gezeitenveränderungen muß ihm als Mittelmeeranrainer fremd vorgekommen sein.
OT: Ich bin jedesmal enttäuscht, wenn ich die Nordseeküste besuche und das Wasser wieder mal weg ist, weil gerade Ebbe ist.:winke: Ein Phänomen, das man an Ostsee, Mittelmeer und Atlantik so extrem nicht beobachten kann.
@Rurik, etwas hinter der Küste kommt es zu Verlandungen mit salzverträglichen Gräsern und Pflanzen und das sehe ich genauso, dass sich dort Schafe geradezu anbieten.
Und daraus könnte eine Spezialisierung auf Tuchmacherei entstanden sein, um neben dem Salz ein Handelsgut zu haben. Ob dieser Tuchhandel von allen Friesen betrieben wurde oder nur von den westlichen in der Nähe der Rheinmündung müßte ich genauer nachlesen. Der Handel entlang von Rhein und Ruhr bis Worms, Speyer scheint schon für das frühe Mittelalter belegt zu sein.
@Apvar, du beschreibst die Warften auf den heutigen nordfriesischen Halligen.
Wie das vor 2000 Jahren entlang der Nordseeküsten ohne Deiche aussah, möchte ich ja eben herausfinden.
In Wiki habe ich bisher einsetzende Verlandung und Deichbau ab etwa 1000 gefunden. Eine solche Entwicklung hat natürlich immer Vorläufer, so dass die Warften immer größer wurden. Geschichte des Deichbaus an der Nordseeküste wäre aber ein eigenes Thema wert.


na, da gehen Friesen und Sachsen aber mächtig durcheinander hier!
"Lever dod as Slave ist Plattdeutsch" aus Holstein.
Und kein Adel? naja, die Familie Enniga z.B.u.a. sind durchaus vom Stand her einem reichsunmittelbarem Ritter überlegen. Es gab in Friesland schon "gleichere"

In meinem ersten Beitrag 26 von gestern hatte ich den Gedenkstein mit dem Spruch aus NL-Friesland verlinkt, da wird er etwas anders geschrieben. Wäre schön, wenn du den noch mal ansehen könntest, denn darum geht es mir auch, ist der nun friesisch oder niederdeutsch.

Richtig ist, dass die Friesen im Mittelalter als frei galten und auf eigener Scholle saßen. Den Kaiser akzeptierten sie pro forma, aber wehe wenn ein von ihm belehnter Graf oder Bischof daraus Nägel mit Köpfen, sprich Abgaben und Fron machen wollte.

Man muß die Friesen bestimmt, wie alles, differenziert betrachten. Ich war nun aktuell im niederländischen Friesland am Ijsselmeer und bin durch den Gedenkstein zur Schlacht von Warns 1345 neugierig geworden. "Nordsee ist Mordsee": Sturmfluten ... - Google Bücher

Für das benachbarte, deutsche Ostfriesland oder Nordfrieland im heutigen Schleswig-Holstein müßte man genauer nachlesen.
 
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Nun, die Ansicht an sich ist in Norddeutschland weit verbreitet, ich meine den Spruch in einer Geschichte von Theodor Storm gelesen zu haben, in der Schule.
Amtmann aus Husum kommt Steuerneintreiben, kriegts nicht, spuckt dem Steuerpflichtigen in den Grünkohl, woraufhin der ihm mit diesen Worten den Kopf in die Schüssel drückt, bis der Amtmann erstickt.

@el Quijote:
kann man frysk und friesisch Platt immer unterscheiden?
 
Das Friesische ist eine eigenständige Sprache, Friesisch-Platt ist ein niederdeutscher Dialekt. Oder, da Sprachen wissenschaftlich gesehen auch Dialekte sind: Friesisch-Platt ist ein niederdeutscher Dialekt, Frysk ein eigenständiger germanischer Dialekt, der sich von den deutschen Dialekten dadurch unterscheidet, dass er die erste Lautverschiebung nicht mit gemacht hat.
 
Das Friesische ist eine eigenständige Sprache, Friesisch-Platt ist ein niederdeutscher Dialekt. Oder, da Sprachen wissenschaftlich gesehen auch Dialekte sind: Friesisch-Platt ist ein niederdeutscher Dialekt, Frysk ein eigenständiger germanischer Dialekt, der sich von den deutschen Dialekten dadurch unterscheidet, dass er die erste Lautverschiebung nicht mit gemacht hat.

Und welche Sprache steht nun auf dem Stein, liebe Sprachkenner? :winke:

Den Sinn habe ich sofort verstanden, ist ein bekannter Spruch. Da der Stein im 20. Jhdt. aufgestellt wurde, fände ich das interessant.
 
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