Frühe Christenmission in "Germanien"

@maglor: Der springende Punkt an den genannten Wörtern ist, dass sie die althochdeutsche Lautverschiebung bereits mitgemacht haben. Das heißt, der Diabolus muss schon im 5. oder 6. Jahrhundert entlehnt worden sein, sonst wäre er kein Teufel geworden.
Kann das nicht auch nachträglich bei Lehnworten erfolgt sein? Und sagt man im Alemannischen nicht auch "Deubel"?
 
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Um dem Teufel ein wenig auf die Spur zu kommen...

griechisch: diabolos = "Verleumder"
lateinisch: diabolus bzw. (regionale Varietät) diuvalus

altniederdeutsch (altsächsisch): diabol diubul diubal
altenglisch (angelsächsisch): deofol deoful deofel
altfriesisch: diovel divel
altnordisch: diöfull diofl
althochdeutsch: tiuval diuval tiufal diufal tiefal tievel tiefel

Anm.: Die (Zweite) Lautverschiebung d -> t legt in der Tat den Gedanken gotischer Vermittlung nahe.

mittelniederdeutsch: tûbel dûvel
mittelhochdeutsch: tiuvel tiufel tievel tiefel tivel tîvel

Anm.: Daß in vielen Regionen des hochdeutschen - insbesondere des oberdeutschen - Sprachgebietes zwar t geschrieben, aber d gesprochen wird, darf mit der o.g. Lautverschiebung nicht verwechselt werden.

Vgl. dazu:
Deutsches Wrterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm
Mittelhochdeutsches Handwrterbuch von M. Lexer
Mittelhochdeutsches Wrterbuch von G.F. Benecke, W. Mller und F. Zarncke

Noch eine weitere Anmerkung: Während die Sachsen in ihrem Taufgelöbnis (9. Jh.) bei den Abschwörformeln vom diobol(ae) sprechen, sprechen die Franken in ihrem Taufgelöbnis - etwa zeitgleich - bei den Abschwörformeln vom unhold(un), während das ebenfalls zeitgleiche Wessobrunner Gebet wiederum dazu ermahnt, dem tiufal bzw. den tiuflun zu widerstehen...
 
Die Christianisierung Dtlds.-Wille oder Zwang?

Eine Frage, die mir schon lange unter den Nägeln brennt.
Begrüßten die Völker des heutigen Dtld. die ersten Christianisierungsversuche?
Mussten Stämme mit Gewalt bekehrt werden?
Oder waren die meisten(sowohl Missionare als auch Stämme) friedlich gesinnt?
( Tante Wiki gibt mir irgendwie keine klare Antwort...)
Oder ist die Quellenlage zu spärlich, als dass man eine Aussage treffen könnte?
Fragen über Fragen... hoffentlich kommen genug Antworten :).
 
Von der reinen christlichen Lehre - und das gilt für alle Jahrhundert trotz teilweise gegenteiliger Fakten - muss die Christianisierung freiwillig erfolgen, denn in Glaubensdingen kann es keinen Zwang geben. Dies gilt aber nur, was die Mission angeht, umgekehrt ist natürlich die Aufgabe einer Religion häufig - und lange eben auch im Christentum - als Sakrileg bewertet, weil man ja an der hohen Erkenntnis teilhat und sich dennoch gegen diese stellt.

Anfänglich war es so, dass viele Missionare ermordet wurden, etwa Bonifatius, der "Apostel der Deutschen". Allerdings haben auch seit Karl Martell und ganz besonders unter Karl dem Großen Zwangsmissionierungen stattgefunden.
 
Von der reinen christlichen Lehre - und das gilt für alle Jahrhundert trotz teilweise gegenteiliger Fakten - muss die Christianisierung freiwillig erfolgen, denn in Glaubensdingen kann es keinen Zwang geben. Dies gilt aber nur, was die Mission angeht, umgekehrt ist natürlich die Aufgabe einer Religion häufig - und lange eben auch im Christentum - als Sakrileg bewertet, weil man ja an der hohen Erkenntnis teilhat und sich dennoch gegen diese stellt.

Anfänglich war es so, dass viele Missionare ermordet wurden, etwa Bonifatius, der "Apostel der Deutschen". Allerdings haben auch seit Karl Martell und ganz besonders unter Karl dem Großen Zwangsmissionierungen stattgefunden.

Die reine christliche Lehre der Missionierung, wann kam sie im großen Stil zustande! Ich glaube die Missionierung durch blanke Tatsachen hat überwogen.

Im Falle Bonifatius, der "Apostel der Deutschen" bin ich nicht ganz so einverstanden. In Hessen gab es während seiner Tätigkeit schon Zellen des christlichen Glaubens (siehe Amöneburg/Hessen).
Die armen Friesen waren es wieder, oder war es doch nicht ein Raubüberfall (also nicht ein Delikt im Sinne seiner Missionarstätigkeit), schau gleich mal nach.
Arme alte Bäume zu fällen, ist nun auch nicht die feine englische Art.
 
Ich bin der Meinung, dass nicht einfach jedes Volk zu jeder Zeit bekehrt werden kann, wenn nur der Missionar eine gute Show macht. Vielmehr müssen die Betroffenen mit der eigenen Religion unzufrieden sein. Die Frage müsste also besser lauten : Warum waren die "Deutschen" zu dieser Zeit unzufrieden mit ihren Göttern ?

Meine Antwort: Eine Religion ordnet eine Gesellschaft, gibt dem Einzelnen Verhaltensregeln, die im Einklang mit dem gesellschaftlichen System stehen und diese Regeln funktionieren nicht mehr, wenn die Gesellschaft sich ändert.

Sie änderte sich insbesondere auf Grund der steigenden Bevölkerungsdichte. Die bewährten Instrumente von kleinen Stammesverbänden in einem dünn besiedelten Gebiet - Zweikämpfe, Blutrache und Stammeskriege - fangen an zu eskalieren, wodurch ihre regelnde Funktion pervertiert wird. Es sterben einfach zu viele junge Leute - die Leistungsträger, die jede Gesellschaft braucht - bei solchen Ereignissen.

Das Christentum ist ausgelegt für größere Gesellschaften, die nicht das familiäre Band einer Sippe brauchen, um zu funktionieren, denn es propagiert Nächstenliebe statt Stammesloyalität, Jüngstes Gericht statt Zweikämpfen und Blutrache.

Natürlich orientiert sich ein frustierter Anhänger von Odin nicht an solchen gesellschaftlichen Folgen einer Religion, sondern an dem, was er glaubt. Offenbar waren die Heilsversprechen der neuen Religion genau komplementär zu den Enttäuschungen, die man im Niedergang einer unzeitgemäßen Religion erlebt.
 
Wo gibt es denn Daten über die steigende Bevölkerungsdicht zur Zeit der Missionierung?
(Google gibt sie nicht her... vielleicht frage ich falsch?)
 
Anfänglich war es so, dass viele Missionare ermordet wurden, etwa Bonifatius, der "Apostel der Deutschen". Allerdings haben auch seit Karl Martell und ganz besonders unter Karl dem Großen Zwangsmissionierungen stattgefunden.


Die angelsächs.Missionare bewegte zunächst die Absicht, ihre heidnischen Stammesverwandten, die Friesen und Sachsen zu bekehren. Willibrord kam aber nicht , wie sein Vorgänger Wilfrid v. York zum Friesenkönig (678 ) , um den König um Missionarserlaubnis zu bitten, sondern wandte sich an Pippin d.mittl. , der den Friesen soeben ihr südl.v. Rhein u. Maas besetztes Gebiet entrissen hatte und nun den Angelsachsen dorthin entsandte. IndemWillibrord seine Mission der Oberhoheit Pippins unterstellte ,fällte e eine Entscheidung v. hist. Tragweite; er wurde in Friesland Missionar im Zuge d. fränk. Eroberung und - bevor das Bekehrungswerk richtig begann –holt sich auch noch vom Papst die Missionserlaubnis. Die Friesen, die i.d.Völkerwanderungszeit sesshaft blieben, waren daher von diesem missionarischen Vorgehen wenig amused und wehrten sich auf ihre Weise vor dieser Einklammerung von ultramontan-karolingischer Missionierung.
Der Dienstweg bei den Friesen wurde nicht eingehalten , das hat der gute Winfrid- Bonifaz später ausbaden müssen ....
 
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Ich bin der Meinung, dass nicht einfach jedes Volk zu jeder Zeit bekehrt werden kann, wenn nur der Missionar eine gute Show macht. Vielmehr müssen die Betroffenen mit der eigenen Religion unzufrieden sein. Die Frage müsste also besser lauten : Warum waren die "Deutschen" zu dieser Zeit unzufrieden mit ihren Göttern ?

Meine Antwort: Eine Religion ordnet eine Gesellschaft, gibt dem Einzelnen Verhaltensregeln, die im Einklang mit dem gesellschaftlichen System stehen und diese Regeln funktionieren nicht mehr, wenn die Gesellschaft sich ändert...
Das sehe ich ehrlich gesagt nicht so. Bei den meisten Stämmen war die Übernahme des Christentums politisch motiviert und so erfolgte auch diese Übernahme des Christentum "von oben", das heißt, daß sich zuerst meist der König taufen ließ und dann erst das Gefolge und einfache Volk, wobei es beim Volk noch Jahrhunderte dauern konnte, bis alle restlos bekehrt waren. Das spricht nicht für eine Unzufriedenheit mit den alten Göttern, sondern eher für eine langwierige "Überzeugungsarbeit" der Missionare und des Adels.
 
Das spricht nicht für eine Unzufriedenheit mit den alten Göttern, sondern eher für eine langwierige "Überzeugungsarbeit" der Missionare und des Adels.
mit dem Schwert oder unter seinem Schutz,so wie Bonifatius der die Donareiche bei Fritzlar fällen lies,um zu zeigen das der christliche Gott stärker ist als die alten Götter,da hat man sich dann eben dem neuen stärkeren Gott unterworfen.Hätte Bonifatius nicht unter dem Schutz der fränkischen Soldaten von der Buraburg gestanden,wer weiß ob er es ohne Strafe überstanden hätte
auserdem wurde nur mit Christen Handel getrieben so das man zwangsläufig übertretten mußte wenn man etwas käuflich erwerben wollte
 
Das sehe ich ehrlich gesagt nicht so. Bei den meisten Stämmen war die Übernahme des Christentums politisch motiviert und so erfolgte auch diese Übernahme des Christentum "von oben", das heißt, daß sich zuerst meist der König taufen ließ und dann erst das Gefolge und einfache Volk, wobei es beim Volk noch Jahrhunderte dauern konnte, bis alle restlos bekehrt waren. Das spricht nicht für eine Unzufriedenheit mit den alten Göttern, sondern eher für eine langwierige "Überzeugungsarbeit" der Missionare und des Adels.

Aber der König konnte auch nur so lange König bleiben, wie ihm von seiten des Stammes das Vertrauen entgegen gebracht wurde. Die Macht eines Königs, der entgegen der Stammesnobilitätsmehrheit zum Christentum übertrat, war nichts mehr wert.
 
Wir hatten mal einen Thread, wo ich die These aufstellte, dass besonders Frauen und Gesinde als Bezugspersonen des Thronfolgers oft zuerst bekehrt wurden. In der nächsten Generation war das Werk dann vollbracht.
 
Aber der König konnte auch nur so lange König bleiben, wie ihm von seiten des Stammes das Vertrauen entgegen gebracht wurde. Die Macht eines Königs, der entgegen der Stammesnobilitätsmehrheit zum Christentum übertrat, war nichts mehr wert.
Wie gesagt - da kam es auf die richtigen Argumente an. Ein König, der schon viele Verdienste hatte, wie z. B. König Chlodwig bei den Franken, hatte kein Problem damit. Andere Stämme, wie z. B. die Westgoten, teilten sich: Die Westgoten mit dem "alten Glauben" zogen unter König Athanarich zogen in die Berge Transsylvaniens, der weitaus größere, christliche Teil zog unter Fritgern als Föderaten ins Römische Reich. Vorausgegangen war eine Missionierung von Bischof Wulfila, der eigens für die Goten ein Alphabet schuf.
Es fehlte den Missionaren nicht an Einfallsreichtum, um ihre Arbeit zum Erfolg zu führen.
 
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Hinkt die These nicht gerade an Wulfila, der als zu den gothae minores gehörig eben kein König war? Im Übrigen ist es falsch, dass die christlichen Goten zum damaligen Zeitpunkt der größere Teil waren. Im Gegenteil: Sie waren in der Minderheit.
 
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Hinkt die These nicht gerade an Wulfila, der als zu den gothae minores gehörig eben kein König war? Im Übrigen ist es falsch, dass die christlichen Goten zum damaligen Zeitpunkt der größere Teil waren. Im Gegenteil: Sie waren in der Minderheit.
Wulfila war der Missionar - Fritigern der (Stammes-)König des christlichen Teils der Westgoten, welcher nach meinen bisherigen Recherchen als der größere Teil ins Römische Reich zog, während Athanarich vom größten Teil der Goten verlassen wurde.
:grübel:

Oder welche (zuverlässige) Quelle hast du?
 
Nach H. Wolfram (Reallexikon der germanischen Altertumskunde Bd. X, Fritigern) hast Du recht, was Athanarich und Fritigern angeht. Bei Wulfila reden wir aneinander vorbei.
 
Die geschriebene Geschichte wird sicherlich mehr von Königen erzählen, weil es wichtige Menschen waren. Somit ist sie bestimmt kein Indikator für die Konfession im Volke.
Der Lebensalltag des einfachen Menschen bleibt zumeist auf der Strecke.


Ich halte Aussagen auf Grund von Schriften von elitären Leuten für elitäre Leute nicht für Aussagekräftig, was den einfachen Mann betrifft.
 
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