Gab es das Bajonett schon im 16. Jahrhundert?

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Ottokarr

Gast
Kannte das 16. Jahrhundert schon Bajonette? Vereinzelt tauchte der Ausdruck schon als Bezeichnung für einen Dolchtyp auf, aber existieren auch Hinweise, daß diese Dolche zum Nahkampf schon in die Gewehrläufe gesteckt bzw. als Tüllen auf Gewehre aufgepflanzt wurden?
 
Laut Delbrück, Geschichte der Kriegskunst, ist eine bei Bedarf in den Lauf gesteckte Ahle, um die Feuerwaffe so in einen Spieß zu verwandeln, bereits für das Jahr 1488 belegt (Passauer Zeughausregister).
Das war aber natürlich kein Bajonett nach unserem Verständnis, da man, während es "aufgepflanzt" war, nicht schießen konnte.
 
Solche Spundbajonette waren aber bis zur Mitte des 17. Jahrhunderts Exoten dann kam ihr Gebrauch in Frankreich auf und vebreitete sich von dort. 1669 wurde dann das Tüllebajonett erfunden, dass den Abschuss der Waffe mit aufgepflanztem Bajonett erlaubte. Erst Ende des Jahrhunderts kam der abgewinkelte Arm hinzu, der auch das Laden mit aufgepflanztem Bajonett erlaubte. Das ist dann auch in Zusammenhang mit der Abschaffung der Piken während des Spanischen Erbfolgekrieges zu sehen. (Einige Armeen hatten aber schon vorher Bajonette eingeführt und die Piken abgeschafft.)

Immerhin wurden die Bajonette als Gewehraufsatz wohl bei der improvisierten Verwendung von Dolchen erfunden. Ob die Anekdote mit Bayonne stimmt, ist dann noch eine andere Frage.
 
Kannte das 16. Jahrhundert schon Bajonette? Vereinzelt tauchte der Ausdruck schon als Bezeichnung für einen Dolchtyp auf, aber existieren auch Hinweise, daß diese Dolche zum Nahkampf schon in die Gewehrläufe gesteckt bzw. als Tüllen auf Gewehre aufgepflanzt wurden?

Es kam wohl vor, dass Jagdmesser in die Mündung gesteckt wurden, um das Gewehr in eine Pike umzurüsten. Das waren aber improvisatorische Maßnahmen. Spundbajonette kamen erst im 17. Jahrhundert auf. Statt Bajonette wurden eher die traditionellen Saufedern, Schweinsfedern benutzt.

Das Bajonett wurde Ende des 17. Jahrhundert in der französischen Armee u. a. durch Vauban eingeführt. Zuerst waren noch Spundbajonette verbreitet, bis zum Beginn der großen Kriege des 18. Jahrhunderts des Spanischen Erbfolgekrieges und des Großen Nordischen Krieges wurde in fast allen Armeen das Dillenbajonett eingeführt.

Das Bajonett erhielt seinen Namen von der Stadt Bayonne, die bekannt war für Klingenherstellung. Durch das Steinschloss war eine zuverlässigere und leichtere Bauweise möglich. Man brauchte keinen Stock mehr, um die Muskete aufzulegen, mit dem Dillenbajonett konnte man auch mit aufgepflanztem Bajonett schießen. Die Steinschlossmuskete konnte mit dem Bajonett in eine kurze Pike verwandelt werden, man brauchte nicht mehr die Pikenier-Tercios um die Musketiere zu schützen. Für den Siegeszug des Bajonetts war aber die Entwicklung der Steinschlossmuskete erforderlich. Mit Luntenschloss-Musketen war das viel zu unhandlich. Eine Steinschlossmuskete wog etwa 5 kg, mit einer solchen Waffe konnte man noch fechten, sie war handlich genug dafür.

Bei Jagdgewehren mit Radschloss wurde gelegentlich der Hirschfänger in die Mündung gesteckt, um eine Art Saufeder zu haben- üblich war es aber nicht- es kam zur Improvisation vor.

Möglicherweise war das Bajonett von der Makhila inspiriert. Die Makhila ist ein traditioneller Spazierstock aus dem Baskenland. Der Griff ist aufwändig verziert, und im Griff ist ein spitzer Dorn eingebaut, so dass die Makhila als kurze Pike gegen Angreifer oder auch Raubtiere benutzt werden konnte.

Makila - Wikipedia
 
Kannte das 16. Jahrhundert schon Bajonette? Vereinzelt tauchte der Ausdruck schon als Bezeichnung für einen Dolchtyp auf, aber existieren auch Hinweise, daß diese Dolche zum Nahkampf schon in die Gewehrläufe gesteckt bzw. als Tüllen auf Gewehre aufgepflanzt wurden?

Es gab Dolche, Bauernwehren, Hirschfänger, die für Jagd und Selbstverteidigung genutzt wurden. Hin und wieder kam es vor, dass improvisatorisch versucht wurde, geeignete Messer wie ein Spundbajonett zu benutzen.

Manche Feuerwaffen, Tromblons, Karabiner, seltener auch Pistolen wurden im 17. und 18. Jahrhundert manchmal mit Klappbajonetten ausgestattet.

Im 16. Jahrhundert gab es natürlich Blankwaffen mit schmaler Klinge ähnlich Seitengewehren. Die Entwicklung des Bajonetts ist aber so eng mit der Entwicklung des Steinschlosses verbunden. Die Luntenschlossmusketen des 16. Jahrhunderts waren noch zu schwer und der Feuermechanismus zu unzuverlässig, als dass sich diese Musketen durch eine aufpflanzbare Klinge in eine Art kurze Pike verwandeln ließen wie es mit den Steinschlossmusketen möglich war.

Ein viel zuverlässigerer Mechanismus war das Radschloss, das schon im 16, Jhd. existierte. Es wurde für Pistolen für die Kavallerie oder für sehr aufwändige teure Jagdwaffen benutzt.
 
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