Gab es direkte Kontakte zwischen dem alten China und der westlichen Welt?

Griffel

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Gestern, lief mal wieder eine hochinteressante Dokumentation über die Frühgeschichte Chinas! Dabei ging es zwar in der Hauptsache, um den ersten Kaiser von China, aber auch um China überhaupt und die Reformen, welche es zu einer der führenden Mächte in der Antike machten.

Als ich so interessiert zuschaute, schoss mir ein Gedanke durch den Kopf:
Seit der Frühzeit der Menschheit wurde durch Handel auch Wissen transportiert. Handel war ja an sich schon wichtig. Und diesen gab es erstaunlicherweise über alle politischen, religiösen und sonstige Differenzen hinweg.
Ich habe schon eine Menge Dokus geschaut und auch Bücher gelesen! Aber nirgendwo, habe ich etwas gefunden, was auf Kontakte zwischen der westlichen Welt, also Griechenland und Rom zu Asien bzw. China hindeutet. Was ich eigentlich nicht verstehen kann.:confused:

Es ist ja allgemein anerkannt, dass sowohl die Karawanenwege im Orient, wie auch die bekannte Seidenstraße, nicht erst seit dem Mittelalter, sondern weit davor bekannt waren und auch genutzt wurden. Daher ist es eigentlich fast zwingend, dass es irgendwann zu einer Art von Kontakt gekommen sein muss.
Da ja bekanntlich Geld bzw. Gold und Silber die Welt regieren.

Sollten mir entsprechende Bücher oder Filme entgangen sein, bitte ich um Hinweise.
 
Seide war im Imperium Romanum ein sehr gesuchter Handelsartikel, und Seide war nur in China zu haben. Es gab zwar auch in Europa/Kleinasien Seidenspinner. Aus dem Kokon einer auf Kos vorkommenden Seidenspinnerart wurde sogenannte "koische Seide" hergestellt. Es war dieses Produkt aber qualitativ nicht so hochwertig wie chinesische Seide.

Es gab in diesem Zusammenhang durchaus schon so etwas wie Wirtschaftsspionage. Mehrere byzantinische Mönche sollen in ausgehöhlten Wanderstäben schließlich Seidenraupen nach Konstantinopel geschmuggelt haben.

Es gibt einen Autor Markianos von Herakleia, der um ca. 400 einen Reisebericht Fahrten im äußeren Meere über China veröffentlichte, dem Angaben über China zu verdanken sind. Markianos verdankte seine Informationen aus weit älterer Literatur. Bei Markianos finden sich auch Berichte über ein südliches, unbekanntes Land. Den griechischen Ausdruck dafür übersetzte man ins Lateinische: Terra australis incognita. Der Kontinent Australien verdankt indirekt Markianos von Herakleia seinen Namen.

Chinesische Chroniken berichten von römisch-chinesischen Handelsbeziehungen, die auf eine Gesandschaft des Kaisers "An Tun" (Marcus Aurelius Antoninus) im Jahre 166 zurückgehen. Es gibt ein chinesisches Werk "Nachrichten über die Westländer", in dem alle Entfernungen nicht in chinesischen Längenmaßen, sondern in griechischen Stadien angegeben sind. Anscheinend basierte dieses Werk auf einem griechischen Handbuch für Reisende nach China.

Eigentlich ist die Existenz von Handelsbeziehungen zwischen dem römisch-hellenistischen Raum und China nicht wirklich überraschend. der Chinahandel wurde häufig über Land abgewickelt. Die Chinesen unterhielten nahe des Kaspischen Meers Handelsposten, wo Waren ausgetauscht werden konnten. Ungünstig für die Römer war allerdings, dass die Handelswege über die Seidenstraße vom Partherreich, später von den Sasaniden kontrolliert werden konnte. Seit der Zyklus der Monsunwinde entdeckt wurde, gab es aber auch regen Seehandel nach Indien und China.

Die Römer reisten, wenn sie nicht die Seidenstraße benutzten und den Seeweg bevorzugten den Nil stromaufwärts und segelten vom Roten Meer aus mit dem Monsun nach Indien (und auch wieder zurück).

Der direkte Handel zwischen dem Imperium Romanum und Indien und China wirkt für die Europäer nur deshalb so überraschend, weil europäische Autoren des 16. und 17. Jahrhunderts daran gewöhnt waren, dass das Osmanische Reich lange Zeit die Europäer vom Orienthandel abschnitt, so dass sie gezwungen waren, den langen Seeweg nach Indien um das Kap der Guten Hoffnung zu nehmen.
 
Danke! Tut mir leid, wusste nicht, dass es das Thema schon gibt.

Zu manch anderen Themen existieren auch mehrere Threads. Der andere Thread ist auch schon älter. Es handelt sich um ein interessantes Thema, auch wenn ich selbst nur oberflächliche Informationen beisteuern kann. Es kann durchaus nicht schaden, das Thema neu aufzugreifen.

Die angehängten Dateien zeigen die Monsunwindverhältnisse und Indo-Römischen Handel.
Zu den besonders geschätzten Handelsartikeln Indiens gehörte Zuckerrohr, Gewürze, Drogen und Kampftiere.

Auf den Mosaiken von Piazza Armerina sind mehrfach Tiere wie Tiger und Panzernashörner abgebildet.
 

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Es geht ja eigentlich um Chinesisch-Römische Kontakte. Bei Indisch-Römischen Kontakten könnten die Thomaschristen ein Beispiel sein. Angeblich soll der Apostel Thomas um 52 n.Chr. in Nordindien angekommen sein, wo er seine Missionsreise nach Süden fortsetzte. Er soll um 72 im südindischen Mailapur gestorben sein. Die christlichen Gemeinden in Indien bestanden nach dem Aufkommen des Islam jahrhundertelang isoliert von anderen christlichen Religionen.
 
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