Gab es germanische Phalanxen?

Wieso "nur"? ;)

Ohne Vergleichswerte oder exakte Wirtschaftszahlen sagt das doch gar nichts; und heutige zählen nicht. ME war der Aufwand für den Unterhalt der bewaffneten macht Roms sicherlich gewaltig. Vor allem dann, wenn man hierunter auch die Kosten berücksichtigt, die Heere in Konflikten um die Macht haben können. Ein stehendes Heer ist halt immer ein Schwert, was nicht nur teuer, sondern auch zweischneidig ist...
 
Ohne Vergleichswerte oder exakte Wirtschaftszahlen sagt das doch gar nichts; und heutige zählen nicht.
man hat doch ausgerechnet, dass eine Besteuerung der Reichen im röm. Imperium locker eine Riesenarmee von 500.000 ausgebildeten Soldaten finanziert hätte (und die richtig Reichen hätten es nicht mal richtig gespürt) ;) ...aber das hat man nicht gemacht... tja, Pech, dann kommen halt die Goten und Vandalen und man heult "Roma capta" und erfindet irgendwo in Afrika einen jenseitigen Gottesstaat :):)

Spaß beiseite: ich habe Zweifel daran, dass die Militärorganisationen der klass. griech. Zeit sowie der ersten 2-3 Jahrhunderte der röm. Kaiserzeit jenen Barbarenheeren der späteren Völkerwanderungszeit a priori militärisch überlegen gewesen wären (wie in einigen Büchern zu lesen ist)

Denn wäre das so gewesen, dann hätte doch jeder Kriegsherr, dessen Schatulle temporär prall gefüllt ist, seine Leute in dieser Weise ausgebildet - dem war aber nicht so. Insofern befürchte ich, dass die klass. Phalanx in der Spätantike (germanische Heere etc) unzeitgemäß und ineffektiv geworden ist.

Und damit zur eigentlichen Frage: die germanischen Aufgebote der Völkerwanderungszeit waren relativ erfolgreich in kriegerischen Angelegenheiten - sie haben ihre militär. Belange wahrscheinlich den Umständen angepasst, d.h. sie haben eher nicht auf veraltete Strategien gesetzt, sondern waren mobiler.
 
Zuletzt bearbeitet:
Denn wäre das so gewesen, dann hätte doch jeder Kriegsherr, dessen Schatulle temporär prall gefüllt ist, seine Leute in dieser Weise ausgebildet - dem war aber nicht so. Insofern befürchte ich, dass die klass. Phalanx in der Spätantike (germanische Heere etc) unzeitgemäß und ineffektiv geworden ist.

Die römischen, aus Berufssoldaten bestehenden Legionen waren in Intrument, bei dem viele Dinge zusammen wirkten; ökonomische Faktoren, soziale, militärische etc.pp. Eine solche Institution entwickelt man nicht nebenbei, oder weil man ein paar Sesterzen zu viel hat. Als es die Legionen, ihre Disziplin und Tradition nicht mehr gab, bzw sich diese verändert hatten, war es unmöglich, einfach den alten Standard wiederherzustellen.

Noch Jahrhunderte später waren die römischen Legionen legendär, aber was ihre Stärke gewesen waren (Disziplin, Subordniation und Organisation). Selbst das Wissen darum ging im Laufe des Mittelalters verloren, und wurde erst in der frühen Neuzeit "wiederentdeckt" bzw neu geschaffen, teilweise anhand des antiken Vorbildes.

Und damit zur eigentlichen Frage: die germanischen Aufgebote der Völkerwanderungszeit waren relativ erfolgreich in kriegerischen Angelegenheiten - sie haben ihre militär. Belange wahrscheinlich den Umständen angepasst, d.h. sie haben eher nicht auf veraltete Strategien gesetzt, sondern waren mobiler.

Was sind denn "veraltete Strategien"? Nichts ist ewig alt oder neu, oder wie heisst das Sprichwort?

"Neu" im römischen Heer der späteren Antike war die stärkere Gewichtung der Reiterei, und deren immer stärkere Panzerung. Ob dies wirklich an der Überlegenheit auf dem Schlachtfeld lag, an der größeren Beweglichkeit für strategische Operationen, will ich gar nicht entscheiden.

In den Heeren der Völkerwanderungszeit scheinen mir erst mal eher leichte Reiterei mit einer großen Beweglichkeit eine wichtige Rolle gespielt zu haben; auch wenn hier vermutlich zwischen den verschiedenen Völkerschaften differenziert werden muss, Franken, Hunnen, Ostgoten etc. Endgültig das Übergewicht auf dem Schlachtfeld erreichten Panzerreiter erst im Verlauf des Mittelalter. An dessen Ende wurden sie von pikenbewehrten geschlossenen Truppenkörpern zu Fuß abgelöst; eine Formation, die oberflächlich am ehesten an die mazedonische Phalanx erinnert, die den römischen Legionen Jahrhunderte zuvor unterlagen. Auch diese Entwicklung wurde von sozialen und ökonomischen Prozessen bestimmt oder zumindest stark beeinflusst, und lag nicht (nur) daran, dass die Schweizer eine innovative Idee hatten. Und in der langfristigen Entwicklung danach wurden die Volks- (Eidgenossen) bzw Söldneraufgebote durch stehende Heere abgelöst, die auf eine stärkere Differenzierung setzte, usw usf.

Militärische Entwicklungen sind mE nicht linear. Sie weden von den herrschenden gesellschaftlichen Zuständen bestimmt. Insofern hast Du natürlich Recht: Die Heere der Völkerwanderungszeit waren den Umständen angepasst; ua waren sie mobiler, und sie bedurften des organisatorischen Hintergrundes, der Verwaltung und Finanzierung einer Berufsarmee nicht.
 
Was sind denn "veraltete Strategien"? Nichts ist ewig alt oder neu, oder wie heisst das Sprichwort?
... mit einem Bronzeschwert aus uraltem Familienbesitz in attischem Stolz einem Goten das plündern zu untersagen, wäre wohl ein Schuß in die Hecke gewesen ;):) Bewaffnung, Ausrüstung, Strategie, Taktik, Organisation können durchaus "veralten", unzeitgemäß werden.

Als es die Legionen, ihre Disziplin und Tradition nicht mehr gab, bzw sich diese verändert hatten, war es unmöglich, einfach den alten Standard wiederherzustellen.

Noch Jahrhunderte später waren die römischen Legionen legendär, aber was ihre Stärke gewesen waren (Disziplin, Subordniation und Organisation). Selbst das Wissen darum ging im Laufe des Mittelalters verloren, und wurde erst in der frühen Neuzeit "wiederentdeckt" bzw neu geschaffen, teilweise anhand des antiken Vorbildes.
ja und nein - was mir auffällt, ist die Annahme, dass die römischen Legionen der späten Republik und frühen Kaiserzeit sozusagen viel späteren Gegnern (Goten, Franken, Vandalen, Hunnen) überlegen gewesen wären (Konjunktiv!) -- nun war aber theoretisch das Imperium im 4.-5.Jh. noch reich genug, um richtige Legionen aufzustellen (und zu dieser Zeit war das Wissen sicher noch nicht abhanden gekommen), tat das aber nicht. Stattdessen setzten die spätantiken Generäle auf unterschiedlich bewaffnete "Völker" quasi als Truppengattungen (z.B. Narses mit seinen u.a. langobardischen, isaurischen, sclavenischen Truppenteilen) - offenbar hielten die spätantiken Militärs das für stärker.

Militärische Entwicklungen sind mE nicht linear. Sie weden von den herrschenden gesellschaftlichen Zuständen bestimmt. Insofern hast Du natürlich Recht: Die Heere der Völkerwanderungszeit waren den Umständen angepasst; ua waren sie mobiler, und sie bedurften des organisatorischen Hintergrundes, der Verwaltung und Finanzierung einer Berufsarmee nicht.
einigen wir uns auf beides: gesellschaftliche Veränderungen und militärisch-technische bewirkten die gewiß nicht immer lineare Entwicklung des Militärs.
 
... mit einem Bronzeschwert aus uraltem Familienbesitz in attischem Stolz einem Goten das plündern zu untersagen, wäre wohl ein Schuß in die Hecke gewesen ;):) Bewaffnung, Ausrüstung, Strategie, Taktik, Organisation können durchaus "veralten", unzeitgemäß werden.

Was hätten denn die Goten gemacht, wenn ihnen an den Thermopylen zigtausend Hopliten gegenüber gestanden hätten? Ja, gut, vermutlich das gleiche wie Xerxes, den blöden Pfad wird's ja noch gegeben haben... ;)

Es gab eben keine Hopliten mehr; also Bürger bzw Bauern in ausreichender Zahl, die ihr Waffen zu Hause hatten und theoretisch jederzeit, praktisch hin und wieder Kämpfe gegen andere solche Bürger-Soldaten ausfechten konnten respektive mussten. Es war nicht mehr notwendig, und es war nicht mehr möglich, weil der pax romana widersprechend; daher ist die Frage halt möglich, aber nicht unbedingt sinnvoll.

Mal eine andere Idee zu Rom: Wenn ich das richtig erinnere, ging die Entwicklung im römischen Reich militärisch in Richtung einer Zentralisierung. Im 1. Jh. standen die Legionen in den Provinzen, also über das gesamt Reich verteilt, während vornehmlich Auxiliaren den Grenzschutz übernahmen.

In späteren Zeiten waren die Legionen zu zweitklassigen Hilfstruppen geworden, die Grenzen wurden von angeworbenen Völkern oder Wehrbauern geschützt, während die militärische Hauptschlagkraft an wenigen, zentralen Punkten konzentriert war; diese mögen dabei eine wesentlich bessere und kostspieligere Ausrüstung pro Mann gehabt haben als die römischen Legionäre oder (da beritten) als die besten Reiter "alter Tage".

Das alles nach mehr Bürgerkriegen, bei denen Generäle aus den Provinzen "Caesar anstelle des Caesar werden" gespielt haben, als ich aufzählen könnte; und die Leibgarden des Imperators ohnehin einen immer höheren Sold forderten, wenn sie die Krone nicht gleich an den verkauften, der am meisten bot.

Hhm... :grübel:

einigen wir uns auf beides: gesellschaftliche Veränderungen und militärisch-technische bewirkten die gewiß nicht immer lineare Entwicklung des Militärs.

Das ist bestimmt nicht falsch. :friends:
 
Zuletzt bearbeitet:
... mit einem Bronzeschwert aus uraltem Familienbesitz in attischem Stolz einem Goten das plündern zu untersagen, wäre wohl ein Schuß in die Hecke gewesen
Was hätten denn die Goten gemacht, wenn ihnen an den Thermopylen zigtausend Hopliten gegenüber gestanden hätten? Ja, gut, vermutlich das gleiche wie Xerxes, den blöden Pfad wird's ja noch gegeben haben...

Es gab eben keine Hopliten mehr; also Bürger bzw Bauern in ausreichender Zahl, die ihr Waffen zu Hause hatten und theoretisch jederzeit, praktisch hin und wieder Kämpfe gegen andere solche Bürger-Soldaten ausfechten konnten respektive mussten. Es war nicht mehr notwendig, und es war nicht mehr möglich, weil der pax romana widersprechend; daher ist die Frage halt möglich, aber nicht unbedingt sinnvoll.
Grundsätzlich war es offenbar schon noch möglich, eine größere bewaffnete Schar zusammenzutrommeln, wie ein Vorfall aus dem 3. Jhdt. zeigt: 267 fielen die Goten von der See her in Griechenland ein und eroberten u. a. Athen, wurden aber anschließend von einem ca. 2000 Mann starken athenischen Aufgebot unter der Führung des Historikers Dexippos besiegt. Diese Athener müssen durchaus über eine gewisse Kampfkraft verfügt haben, um mit den Goten fertigwerden zu können.
 
Der Punkt ist der; du hast kein praktisches Argument genannt in wie fern sich zwei ohne Frage in geschlossener Formation operierende Einheiten von einander unterscheiden sollen. Mir ist bewusst, dass allein schon aufgrund der Tatsache dass die Phalanx ein so herrlich in das griechische Umfeld eingebetteter Begriff ist, man sich schwer damit tut sie auf das zu reduzieren was sie nunmal war...
Du übersiehst hier den Umstand, dass eine Phalanx in geschlossener Formation operieren MUSSTE, weil sie sonst keine Phalanx mehr gewesen wäre. Und das hat mit "griechischem Umfeld" überhaupt nichts zu tun. Dass die Griechen das Konzept der Phalanx entwickelt haben KÖNNTEN (vielleicht gab es da vorher ja auch schon andere Leute wie zum Beispiel die Sumerer) hatte zweifellos soziale Ursachen. Daraus jetzt aber schließen zu wollen, dass die griechische Gesellschaft nötig gewesen wäre, um den "taktischen Körper" der Phalanx zu formen, wäre blödsinnig!

Es gibt zwischen "Phalanx" und "beliebigen Formationen" wie sie z.B. von den Germanen gebildet wurden, eine Reihe von Unterschieden.

- Die Phalanx bestand aus schwerer Infanterie. Die germanischen Streitkräfte bestanden aus leichter Infanterie. Und nur zur Klarstellung: Ich meine hier nicht das Körpergewicht der einzelnen Soldaten.

- In der Phalanx wurden NIEMALS, zu keinem Zeitpunkt, "Waffengattungen" durchmischt. Leichte Infanterie stand immer bei leichter Infanterie und nie inmitten der schweren Infanterie, Reiter waren immer mit anderen Reitern zusammen und nie in der Masse der Phalanx verteilt, Bogenschützen (Fernwaffenkämpfer) wurden zu anderen Bogenschützen gestellt und nie irgendwo anders hin etc. Das war bei den germanischen Aufgeboten anders, WEIL!:

- In der Phalanx-Streitmacht (die bestand ja nie nur aus der Phalanx selbst, sondern auch immer aus "Plänklern" und anderen "Hilfstruppen") wurden die Kämpfer entsprechend ihrer AUSRÜSTUNG aufgestellt (Speerträger zu Speerträgern, Schwertkämpfer zu Schwertkämpfern, Bogenschützen zu..... etc pp). In den germanischen Aufgeboten standen die Kämpfer entsprechend ihrer HERKUNFT. Das gab es noch viele Jahrhunderte später.

- Deshalb funktionierte die Phalanx als "Truppenkörper", weil der Kommandeur nicht die Kämper aus Nord-Schalupistan nach links und die Kämpfer aus Ost-Schalupistan nach rechts schicken konnte, sondern weil er ALLE SPEERTRÄGER zum Angriff schicken oder alle Bogenschützen zum Feuern auffordern konnte.

Fazit: Es mag ja sein, dass die vielen nebeneinander aufgestellten "Keile" der germanischen Truppen in Deinen Augen genauso aussehen wie eine griechische/römische/sumesische Phalanx. Die bildeten aber nicht bloß deshalb eine Phalanx, weil sie nebeneinander standen.

...ein wenig einfallsreicher taktischer Körper der jedoch hoch effizient ist und zwar dermaßen, dass sogar heutige Polizeieinheiten auf vergleichbare "Deeskalationsmaßnahmen" zurück greifen.
=)=)=) Dreimal kurz gelacht. Was passiert denn, wenn ein heutiger Polizeikommandeur bei einer heutigen Demo feststellt, dass die "Teileinheit Stalin" des schwarzen Blocks die Polizeiabsperrung links zu umgehen versucht? Er zieht eine "Kompanie" aus der Bepo-Front ab und schickt sie nach links. Voraussetzung dafür: Die erwähnte "Kompanie" darf nicht Teil der "Phalanx" sein. Es muss möglich sein, sie abzuziehen, ohne dadurch den Bestand des "taktischen Körpers" zu gefährden. Und genau hier liegt der Unterschied zwischen den griechischen und den römischen Truppen. Die Griechen konnten nur als geschlossene Phalanx operieren. Die Römer haben der Phalanx "Sollbruchstellen" verliehen und hinreichend große Teilstücke der Phalanx (Kohorten) zu eigener Geltung verholfen.

Nur indem man viele, viele Leute nebeneinander stellt, baut man noch lange keine Phalanx.

MfG
 
@Maelonn (ich glaub mein Gandalf pfeift):
Punkt 1 - deine Beschreibung einer griechischen Phalanx ist gut, mir jedoch bekannt.

Punkt 2 - die Trennung von Waffengattungen ist bei den Germanen weder hinreichend zu beweisen noch zu verwerfen.
Es dürfte ziemlich naiv sein zu glauben, dass ein kriegserprobtes "Volk" (hier die Germanen) zu keinem Zeitpunkt den Vorteil einer solchen Trennung erkannt und angewandt haben dürfte. Hinzu kommt, dass allein aufgrund des Ausrüstungsdefizits eine gewisse Einheitlichkeit der germanischen Truppen erzwungener Maßen vorgeherrscht haben dürfte.

Punkt 3 - Zum wiederholten Male weise ich darauf hin, dass ich in keinem vorangegangenen Beitrag als auch in diesem nicht behauptet habe, dass der germanische "Keil" (den ich nebenbei stark anzweifle) in allen Punkten einer griechischen Phalanx entsprach. Lediglich die Gemeinsamkeiten scheinen mir die Unterschiede zu überflügeln.
 
@Maelonn (ich glaub mein Gandalf pfeift):
Punkt 1 - deine Beschreibung einer griechischen Phalanx ist gut, mir jedoch bekannt.
Dann ist mir unklar, wieso Du Ähnlichkeiten zwischen einer Phalanx und in Linie aufgestellten germanischen Truppen siehst.

Punkt 2 - die Trennung von Waffengattungen ist bei den Germanen weder hinreichend zu beweisen noch zu verwerfen.
Von Beweisen hat auch niemand geredet. Indizien kann man aber schon anführen. Zum Beispiel die schriftlichen Schilderungen von Tacitus und Caesar. Aus denen geht unter anderem hervor, dass die Germanen nach Sippen geordnet zum Kampf antraten und dass Reiter und Infanteristen gern gemeinsam und paarweise kämpften. Das kann nur bedeuten, dass die Germanen "Waffengattungen" fröhlich gemischt haben. Meinethalben auch, dass sie dem Begriff "Waffengattungen" keine Bedeutung beigemessen haben. Natürlich kann es sein, dass Tacitus und Caesar einfach Schmarrn geschrieben haben.

Es dürfte ziemlich naiv sein zu glauben, dass ein kriegserprobtes "Volk" (hier die Germanen) zu keinem Zeitpunkt den Vorteil einer solchen Trennung erkannt und angewandt haben dürfte.
Ist es naiv zu glauben, dass die Römer germanische Hilfstruppen als leichte Infanterie eingesetzt haben, deren Aufgabe darin lag, die schwere (Legions-)Infanterie zu unterstützen? Die Wirkung der leichten Truppen liegt in ihrer Beweglichkeit. Eine Trennung und "Blockbildung" nach "Waffengattungen" ist damit unsinnig.

Hinzu kommt, dass allein aufgrund des Ausrüstungsdefizits eine gewisse Einheitlichkeit der germanischen Truppen erzwungener Maßen vorgeherrscht haben dürfte.
Das würde bedeuten, dass die Germanen gar nicht genug Schwertkämper hatten, um die zu eigenen "Kompanien" zusammenfassen zu können. Mithin müssen die paar Schwertkämpfer (10 bis 30 Prozent?) zwischen den Speerträgern gestanden haben. Zu den Reitern habe ich weiter oben schon was gesagt.

Punkt 3 - Zum wiederholten Male weise ich darauf hin, dass ich in keinem vorangegangenen Beitrag als auch in diesem nicht behauptet habe, dass der germanische "Keil" (den ich nebenbei stark anzweifle) in allen Punkten einer griechischen Phalanx entsprach. Lediglich die Gemeinsamkeiten scheinen mir die Unterschiede zu überflügeln.
Die einzige Gemeinsamkeit liegt darin, dass viele viele Leute nebeneinander stehen. Der wichtigste von diversen Unterschied besteht darin, dass die Phalanx ein geschlossener Verband ist, der von den Kommandeuren im Gefecht auch als geschlossener Verband angesprochen wird, während das, was hier als germanischer "Schildwall" benannt wurde, aus einer unbestimmten Zahl von einzelnen "Heerhaufen" bestand, die alle von eigenständigen Kommandanten geführt wurden. Wird so ein Schildwall durchbrochen, bleiben die Heerhaufen weiterhin eigenständig handlungsfähig. Wird die Phalanx durchbrochen, ist die Schlacht vorbei.

Übrigens: Ob die germanischen "Keile" wirklich keilförmig waren, steht hier nicht zur Debatte. Meiner Meinung nach waren sie es nicht. Aber das ist ein anderes Thema.

MfG
 
Zum Thema: Tacitus berichtet, dass Arminius und Marbod Krieger nach römischem Vorbild ausbildeten und sich eine rangierte Feldschlacht lieferten. Wenn man mit Delbrück die Kohortenlegion als weiterentwickelte Phalanx betrachtet, hätten wir da die germanische Phalanx. Jedenfalls für einen bestimmten Begriff von Phalanx.
 
Das ist der springende Punkt: Der Begriff "Phalanx" wurde in der Antike viel weiter als heute üblich verwendet, für jede Kriegeransammlung, die halbwegs geordnet in geschlossenen Gliedern stand. Caesar bezeichnete auch die Formationen der Gallier, wenn sie Schild an Schild standen, als Phalanx.
 
Zum Thema: Tacitus berichtet, dass Arminius und Marbod Krieger nach römischem Vorbild ausbildeten und sich eine rangierte Feldschlacht lieferten. Wenn man mit Delbrück die Kohortenlegion als weiterentwickelte Phalanx betrachtet, hätten wir da die germanische Phalanx. Jedenfalls für einen bestimmten Begriff von Phalanx.
Arminius und Marbod werden aber in den Schriftquellen (Tacitus) insbesondere deshalb herausgehoben, weil sie nicht nach der üblichen germanischen Taktik operierten. Im Umkehrschluss heißt das, dass die Germanen normalerweise nicht als Phalanx antraten.

Das ist der springende Punkt: Der Begriff "Phalanx" wurde in der Antike viel weiter als heute üblich verwendet, für jede Kriegeransammlung, die halbwegs geordnet in geschlossenen Gliedern stand. Caesar bezeichnete auch die Formationen der Gallier, wenn sie Schild an Schild standen, als Phalanx.
Zum Beispiel die Beschreibungen der Schlacht bei Cannae kann man so deuten, dass die Gallier - zumindest die im Süden lebenden - tatsächlich die Phalanx-Taktik kannten und nutzten. Ungewöhnlich wäre das nicht, da es griechische Pflanzstädte an der westlichen Mittelmeerküste gab.

Dass der Begriff Phalanx auf jede Kriegeransammlung angewandt wurde, halte ich für falsch. Hier Auszüge aus einer neueren Arbeit zum Thema:

Untersuchungen zur Schlacht von Cannae (216 v. Chr.) - Ingmar Knacke - Google Books

MfG
http://books.google.de/books?id=vxM...CFoQ6AEwBg#v=onepage&q=cannae phalanx&f=false
 
@Maelonn:
Natürlich war das eine Ausnahme; ich wollte nur sagen: Es existierte eine germanische Phalanx, wenn man die römische Fechtweise als Phalanx betrachtet.

Begrifflich bezog ich mich dabei nur auf Delbrücks Rekonstruktion und nicht auf die Antike Wortbedeutung.
 
@Maelonn:
Natürlich war das eine Ausnahme; ich wollte nur sagen: Es existierte eine germanische Phalanx, wenn man die römische Fechtweise als Phalanx betrachtet.

Begrifflich bezog ich mich dabei nur auf Delbrücks Rekonstruktion und nicht auf die Antike Wortbedeutung.

Die Definitionsfrage war als Antwort auf @Ravenik gedacht.

Was Marbod und (vermutlich) Arminius betrifft, stimme ich Dir im Grundsatz zu. Auch ich bin der Meinung, dass beide Elemente römischer Gefechtstechnik übernommen haben. Genauer gesagt: Sie haben "germanische Varianten" dieser römischen Taktik entwickelt. Jedenfalls bei Arminius ist erkennbar, dass er auch "Kleinkriegstaktiken" anwandte. Gleiches gilt vermutlich für Marbod. Ich stimme Dir auch zu, dass die Kohortentaktik eine "Weiterentwicklung" der Phalanx darstellte. Folglich ist es richtig, dass es mindestens zwei germanische Phalangen gab. Glaubt man, was Tacitus über die Chatten schreibt, könnte es sogar noch eine dritte gegeben haben. Ich hatte die Ausgangsfrage und diverse Antworten darauf allerdings grundlegender verstanden - als Theorie, dass mit der Aufstellung von Heerhaufen in Reihe grundsätzlich eine Phalanx gebildet worden wäre. Deshalb habe ich angemerkt, dass die von Dir treffend genannten Beispiele für germanische Phalangen römisch inspirierte Ausnahmefälle waren, die eigentlich nichts mit germanischem Heerwesen zu tun hatten.

Ingmar Knacke beschreibt in seiner Arbeit recht treffend, dass es grundlegende Unterschiede zwischen den zuvor üblichen "Masseneinzelkämpfen" und der Zusammenfassung von Kämpfern zu einem taktischen Körper gab. Allein aufgrund der Art der Rekrutierung von Kämpfern gehe ich davon aus, dass die üblichen germanischen Aufgebote noch nach dem Prinzip der "Masseneinzelkämpfe" vorgingen. Arminius und Marbod stellen nicht nur in militärtaktischer Hinsicht Sonderfälle dar. Sie waren auch die ersten uns bekannten Personen, die stammesübergreifende Aufgebote aufstellen und einer hierarchischen Gliederung unterwerfen konnten.

MfG
 
Dass der Begriff Phalanx auf jede Kriegeransammlung angewandt wurde, halte ich für falsch.
Nicht auf jede Kriegeransammlung, sondern auf jede Kriegeransammlung, die in geschlossenen Gliedern stand.
Z. B. schreibt Caesar in den Commentarii de bello Gallico 1,24 f., dass die Helvetier eine Phalanx bildeten und damit gegen die römische Schlachtreihe vorrückten. Doch die Römer zersprengten diese Phalanx von einer Höhe herab durch Pila-Beschuss. In 1,54 schreibt er, dass die Germanen Ariovists "nach ihrer Gewohnheit" rasch eine Phalanx bildeten und sich so gegen die mit Schwertern angreifenden Römer schützen konnten. Einige Römer versuchten diese Phalanx zu sprengen, indem sie mit den Händen die Schilde niederrissen und mit den Schwertern von oben her auf die Germanen einstachen.
In beiden Fällen wird man kaum an eine Phalanx im griechischen Sinn denken dürfen und auch nicht unbedingt an einen einexerzierten "taktischen Körper", sondern an eine Art Schildwall.
 
Meine Wortwahl war unglücklich. Mit "Schildwall" meinte ich nicht so eine komplizierte Konstruktion mit stehenden und knienden Kriegern, wie sie im Wikipedia-Artikel beschrieben wird, sondern einfach, dass die Krieger geschlossen standen, Schild an Schild, eventuell auch überlappend. So jedenfalls stelle ich mir die "Phalangen" der Helvetier und Germanen vor.
 
Wenn man etwas weiter zurück geht (Hallstatt-Zeit und früher, insbesondere auch zur Zeit der Urnenfelderkultur), dann wurde die Kriegsführung der Griechen in Mittel- und Nordeuropa durchaus mehr oder weniger unvollkommen kopiert. Von der Kampfweise mit Schild und Lanze in dichten Reihen bis hin zum Festungsbau. Ich würde die Kampfweise in dieser Zeit in Mitteleuropa aber nicht als Phalanx bezeichnen und zur Zeit der Urnenfelderkultur gab es auch in Griechenland noch keine Phalanx im klassischen Sinne.

Dennoch sind gewisse militärische Einflüsse der Griechen in Mitteleuropa geraume Zeit vorhanden gewesen, insbesondere ab der Spätmykenischen Zeit bis hin zu der Zeit wo die Phalanx in Griechenland eingeführt wurde. Schon in der Hallstattzeit sind aber diese Einflüsse wieder fast völlig untergegangen.

Interesant zum Beispiel ist hier auch der Einfluss griechischer Befestigungsanlagen auf den Befestigungsbau in Mitteleuropa. Ich war vor kurzem bspw. auf der Heunischenburg, die in ihren Anfängen eindeutig von der Bauweise der Spätmykener beeinflusst ist (also frühgriechisch geprägt ist). Auch die gerade in der Heunischenburg gefundenen Waffen lassen auf deutlich engere Kontakte zwischen Mitteleuropa und dem griechischen Raum schließen, als es gemeinhin angenommen wird.

Mit germanischen Phalanxen hat das natürlich rein gar nichts zu tun und die Kampfweise einer Phalanx machte in Mitteleuropa auch gar keinen Sinn. Die Phalanx war ja nicht zuletzt ein Versuch, die Kriegsdauer zu verkürzen, um damit die Verheerungen die ein Krieg mit sich brachte zu begrenzen. Diese Begrenzung ergab sich aus der Notwendigkeit begrenzter Umweltressourcen und der in Griechenland schon damals einsetzenden Landnot. Diese Faktoren waren in Mitteleuropa so nicht gegeben und die Kampfweise der Phalanx damit dort auch sinnfrei.
 
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