Der Punkt ist der; du hast kein praktisches Argument genannt in wie fern sich zwei ohne Frage in geschlossener Formation operierende Einheiten von einander unterscheiden sollen. Mir ist bewusst, dass allein schon aufgrund der Tatsache dass die Phalanx ein so herrlich in das griechische Umfeld eingebetteter Begriff ist, man sich schwer damit tut sie auf das zu reduzieren was sie nunmal war...
Du übersiehst hier den Umstand, dass eine Phalanx in geschlossener Formation operieren MUSSTE, weil sie sonst keine Phalanx mehr gewesen wäre. Und das hat mit "griechischem Umfeld" überhaupt nichts zu tun. Dass die Griechen das Konzept der Phalanx entwickelt haben KÖNNTEN (vielleicht gab es da vorher ja auch schon andere Leute wie zum Beispiel die Sumerer) hatte zweifellos soziale Ursachen. Daraus jetzt aber schließen zu wollen, dass die griechische Gesellschaft nötig gewesen wäre, um den "taktischen Körper" der Phalanx zu formen, wäre blödsinnig!
Es gibt zwischen "Phalanx" und "beliebigen Formationen" wie sie z.B. von den Germanen gebildet wurden, eine Reihe von Unterschieden.
- Die Phalanx bestand aus schwerer Infanterie. Die germanischen Streitkräfte bestanden aus leichter Infanterie. Und nur zur Klarstellung: Ich meine hier nicht das Körpergewicht der einzelnen Soldaten.
- In der Phalanx wurden NIEMALS, zu keinem Zeitpunkt, "Waffengattungen" durchmischt. Leichte Infanterie stand immer bei leichter Infanterie und nie inmitten der schweren Infanterie, Reiter waren immer mit anderen Reitern zusammen und nie in der Masse der Phalanx verteilt, Bogenschützen (Fernwaffenkämpfer) wurden zu anderen Bogenschützen gestellt und nie irgendwo anders hin etc. Das war bei den germanischen Aufgeboten anders, WEIL!:
- In der Phalanx-Streitmacht (die bestand ja nie nur aus der Phalanx selbst, sondern auch immer aus "Plänklern" und anderen "Hilfstruppen") wurden die Kämpfer entsprechend ihrer AUSRÜSTUNG aufgestellt (Speerträger zu Speerträgern, Schwertkämpfer zu Schwertkämpfern, Bogenschützen zu..... etc pp). In den germanischen Aufgeboten standen die Kämpfer entsprechend ihrer HERKUNFT. Das gab es noch viele Jahrhunderte später.
- Deshalb funktionierte die Phalanx als "Truppenkörper", weil der Kommandeur nicht die Kämper aus Nord-Schalupistan nach links und die Kämpfer aus Ost-Schalupistan nach rechts schicken konnte, sondern weil er ALLE SPEERTRÄGER zum Angriff schicken oder alle Bogenschützen zum Feuern auffordern konnte.
Fazit: Es mag ja sein, dass die vielen nebeneinander aufgestellten "Keile" der germanischen Truppen in Deinen Augen genauso aussehen wie eine griechische/römische/sumesische Phalanx. Die bildeten aber nicht bloß deshalb eine Phalanx, weil sie nebeneinander standen.
...ein wenig einfallsreicher taktischer Körper der jedoch hoch effizient ist und zwar dermaßen, dass sogar heutige Polizeieinheiten auf vergleichbare "Deeskalationsmaßnahmen" zurück greifen.
=)=)=) Dreimal kurz gelacht. Was passiert denn, wenn ein heutiger Polizeikommandeur bei einer heutigen Demo feststellt, dass die "Teileinheit Stalin" des schwarzen Blocks die Polizeiabsperrung links zu umgehen versucht? Er zieht eine "Kompanie" aus der Bepo-Front ab und schickt sie nach links. Voraussetzung dafür: Die erwähnte "Kompanie" darf nicht Teil der "Phalanx" sein. Es muss möglich sein, sie abzuziehen, ohne dadurch den Bestand des "taktischen Körpers" zu gefährden. Und genau hier liegt der Unterschied zwischen den griechischen und den römischen Truppen. Die Griechen konnten nur als geschlossene Phalanx operieren. Die Römer haben der Phalanx "Sollbruchstellen" verliehen und hinreichend große Teilstücke der Phalanx (Kohorten) zu eigener Geltung verholfen.
Nur indem man viele, viele Leute nebeneinander stellt, baut man noch lange keine Phalanx.
MfG