Gab es (seit dem Mittelalter) östlich der Oderlinie bis zum 1. Weltkrieg mehr/öfters grausamere Herrscher als in Westeuropa?

Ich würde diese Frage nicht an der Geographie festmachen wollen, auch nicht an der Kultur, sondern am Vorhandensein stabiler Herrschaftsstrukturen und allgemein akzeptierter mäßigender Einflüsse (dabei denke ich etwa an die Kirche mit ihrem Gottesfrieden).
Gottesfrieden? :confused: Um zu diesem Urteil zu kommen, muss du aber die christlichen Kreuzzüge von einst und die russisch-orthodoxe Kirche von heute ausgeklammert haben. :rolleyes:
 
Gottesfrieden? :confused: Um zu diesem Urteil zu kommen, muss du aber die christlichen Kreuzzüge von einst und die russisch-orthodoxe Kirche von heute ausgeklammert haben. :rolleyes:
"Gottesfrieden" ist kein Urteil, sondern ein Schlagwort im Zusammenhang mit den kirchlichen Bemühungen zur Beseitigung des Fehedewesens zum Zweck der Herstellung eines allgemeinen "Landfriedens" bzw. "Proto-Landfriedens" und Abstellung gewaltätiger Konfliktattitüden.


Auch wenn in deiner Vorstellung die Worte "Gott" und "Frieden" wahrscheinlich nur auf dem Friedhof miteinander vereinbar sind, hat es durchaus Bemühungen der Kirche in diese Richtung gegebeen, vor allem im Hoch und Spätmittelalter (sofern es das Heilige Römische Reich betrifft), als das Thema "Kreuzzüge" mehr oder weniger abgefrühstückt war.
 
Zuletzt bearbeitet:
Da dällt mir György Dózsa und der Bauernaufstand ein.
Die Anführer wurden auf Zápolyas Geheiß gefoltert. György Dózsa wurde, als „Bauernkönig“ verhöhnt, auf einen rot glühend erhitzten Eisenstuhl gesetzt, mit Krone und Szepter, ebenfalls rot glühend. Sein Körper wurde gevierteilt und in Ungarns Städten zur Schau gestellt.
 
Recht grausige (und mitunter fantasievolle) Folter- und Hinrichtungsmethoden (z.B. das Rädern oder das Ausweiden bei lebendigem Leib) waren bis weit in die Neuzeit hinein aber auch in Mittel- und Westeuropa verbreitet.
 
Recht grausige (und mitunter fantasievolle) Folter- und Hinrichtungsmethoden (z.B. das Rädern oder das Ausweiden bei lebendigem Leib) waren bis weit in die Neuzeit hinein aber auch in Mittel- und Westeuropa verbreitet.
Eben.
Z.B. wurde die Strafe "Hanged, drawn and quartered" in England erst 1870 offiziell abgeschafft, die letzte Hinrichtung auf diese Art gab es 1803.
 
Auch auf den Ozeanen ging es hoch her in Sachen Grausamkeiten: sowohl die (gerne cineastisch glorifizierten) Piraten/Freibeuter, als auch deren Gegner waren alles andere als zimperlich... Därme herausdrehen soll beliebt gewesen sein... da muss man auch erst mal drauf kommen
 
Zuletzt bearbeitet:
"Gottesfrieden" ist kein Urteil, sondern ein Schlagwort im Zusammenhang mit den kirchlichen Bemühungen zur Beseitigung des Fehedewesens zum Zweck der Herstellung eines allgemeinen "Landfriedens" bzw. "Proto-Landfriedens" und Abstellung gewaltätiger Konfliktattitüden.


Auch wenn in deiner Vorstellung die Worte "Gott" und "Frieden" wahrscheinlich nur auf dem Friedhof miteinander vereinbar sind, hat es durchaus Bemühungen der Kirche in diese Richtung gegebeen, vor allem im Hoch und Spätmittelalter (sofern es das Heilige Römische Reich betrifft), als das Thema "Kreuzzüge" mehr oder weniger abgefrühstückt war.
Du hast in der Sache Recht, im Detail teilweise Unrecht. Die Gottesfriedensbewegung entstand, als nach em Zusammenbruch der kraolingen Herrschaft in Westfranken die Kapetinger zwar nominell westfränkische Könige waren, sie aber kaum mehr als die Île de France beherrschten, in ihrem offiziellen Herrschaftsgebiet also Chaos herrschte. Die Kirche versuchte das Chaos zu regulieren, indem sie Ritter verpflictete, andere Ritter, die sich nicht an die Regularien der Fehdeführung hielten, in Schach zu halten. Die Gottesfriedensbewegung ist also im Grunde so etwas wie ein Vorläufer des Kreuzfahrerwesens. Also waren die Kreuzzüge noch nicht abgefrühstückt, sondern standen noch bevor. Aber die Idee der milites Christi, die kam ursprünglich aus der GFB.
 
Du hast in der Sache Recht, im Detail teilweise Unrecht. Die Gottesfriedensbewegung entstand, als nach em Zusammenbruch der kraolingen Herrschaft in Westfranken die Kapetinger zwar nominell westfränkische Könige waren, sie aber kaum mehr als die Île de France beherrschten, in ihrem offiziellen Herrschaftsgebiet also Chaos herrschte. Die Kirche versuchte das Chaos zu regulieren, indem sie Ritter verpflictete, andere Ritter, die sich nicht an die Regularien der Fehdeführung hielten, in Schach zu halten. Die Gottesfriedensbewegung ist also im Grunde so etwas wie ein Vorläufer des Kreuzfahrerwesens. Also waren die Kreuzzüge noch nicht abgefrühstückt, sondern standen noch bevor. Aber die Idee der milites Christi, die kam ursprünglich aus der GFB.

Gut, dann nehme ich das mit den abgfrühstückten Kreuzzügen zurück.
Mit dem Westfrankrenreich kenne ich mich zugegebenermaßen nicht aus, da scheint dass dann tatsächlich früher Auswirkungen gehabt zu haben, als weiter östlich.
Mir war das vor allem aus der Haltung der Kirche im Heiligen Römischen Reich gegenüber dem Fehdewesen und ihrem Interesse an der Herrstellung eines Landfriedens bekannt.
Das passiert ja vor allem im Spätmittelalter.
War dann aber wahrscheinlich mehr Reurs auf das ursprüngliche Modell.
 
Gottesfrieden? :confused: Um zu diesem Urteil zu kommen, muss du aber die christlichen Kreuzzüge von einst und die russisch-orthodoxe Kirche von heute ausgeklammert haben. :rolleyes:
Wie @Shinigami schon gesagt hat, es ging mir um den religiös angehauchten Vorläufer des Landfriedens. Wir können gerne über die Effektivität des Gottesfriedens streiten, aber für mein Teil ist mir außerhalb Europas (sans Afrika, da kenne ich mich nicht aus) nur ein Fall eines religiös begründeten innergesellschaftlichen Gewaltverbots bekannt: bei den Mongolen unter Dschingis Khan.
 
aber für mein Teil ist mir außerhalb Europas (sans Afrika, da kenne ich mich nicht aus) nur ein Fall eines religiös begründeten innergesellschaftlichen Gewaltverbots bekannt
Nach seiner Konvertierung zum Buddhismus hat der indische Herrscher Ashoka (304-232 v.Chr) nicht nur auf jegliche Kriegsführung verzichtet, sondern nach außen aktiv eine Friedensförderung betrieben und nach innen seine Untertanen ermahnt, auf jegliche Gewaltanwendung zu verzichten - Tieropfer wurden bspw. verboten. Diese Maßnahmen scheinen mit seinem Übertritt zum Buddhismus zusammenzuhängen. Ob diese hehren Ideale tatsächlich auch von allen eingehalten wurden, sei mal dahingestellt.
 
aber für mein Teil ist mir außerhalb Europas (sans Afrika, da kenne ich mich nicht aus) nur ein Fall eines religiös begründeten innergesellschaftlichen Gewaltverbots bekannt: bei den Mongolen unter Dschingis Khan.
Sofern man sich auf überregionale und dauerhafte Gewaltverbote beschränkt.
Gerade im Kontext religiöser oder mit Religion im Zusammenhang stehender Festivitäten gab es ja durchaus immer mal wieder örtlich und zeitlich begrenzte Verbote kriegerischer Aktivitäten.
 
Gottesfrieden? :confused: Um zu diesem Urteil zu kommen, muss du aber die christlichen Kreuzzüge von einst und die russisch-orthodoxe Kirche von heute ausgeklammert haben. :rolleyes:

Die "Gottesfrieden" waren ein Vorläufer der Landfrieden, in denen verschiedene Herrscher, zuletzt Kaiser Maximilian I. mit dem Ewigen Landfrieden, versuchten, Fehden und Gewalt einzuschränken, einzuhegen und an bestimmte Regeln zu binden.

Es gab Bestimmungen, dass Frauen und Kinder, Geistliche und bestimmte Berufe, Mühlen und Hospitäler zu verschonen waren.

Die "Gottesfrieden" von geistlichen Fürsten waren sozusagen ein Vorläufer der Landfrieden.

All diese Gottes- und Landesfrieden haben niemals Fehden und Vendettas verhindern können, immerhin aber haben sie dazu beigetragen, dass Fehden (ein legales Rechtsmittel im MA) stärker an Regeln gebunden wurden.

Ich musste mal eine Urkunde von Rudolf I. von 1200 Schlagmichtot übersetzen. Darin stand dass Fehden angesagt werden mussten, dass nur an bestimmten Tagen in der Woche man sich befehden durfte, dass Frauen, Jungfrauen, Kinder und Kleriker zu verschonen waren ebenso Mühlen, Hospitäler und Gotteshäuser.
 
Recht grausige (und mitunter fantasievolle) Folter- und Hinrichtungsmethoden (z.B. das Rädern oder das Ausweiden bei lebendigem Leib) waren bis weit in die Neuzeit hinein aber auch in Mittel- und Westeuropa verbreitet.

In Berlin wurden im Jahre 1813 ein Mann und eine Frau, Johann Christoph Horst und Christiane Delitz als Brandstifter durch eine Spiegelstrafe lebendig verbrannt. Horst und Delitz waren Mitglieder der Bande des Schönen Carls, die i9n Brandenburg und Sachsen ihr Unwesen trieb.

Ungewöhnlich war die Bande durch ihr Vorgehen: Sie legten Brände, um im entstehenden Tumult Diebstähle zu begehen. Die Beute war meist recht gering, umso größer aber der Schaden. Die Bande nahm in Kauf, dass dabei Häuser, Weiler und ganze Dörfer in Flammen aufgingen.

Bei solchen Bränden sind auch mehr als 10 Menschen ums Leben gekommen. Der Anführer der Bande, der Schöne Carl wurde in Magdeburg gehängt.

Delitz und Horst wurden dagegen mit dem Feuertod bestraft, an einen Pfahl gebunden und verbrannt.

Das solche Exekutionen noch im Jahre 1813 in Preußen vollstreckt wurden, hat mich damals etwas verwundert.
Mitten im Zeitalter der Aufklärung, eigentlich schon fast im Zeitalter der Industrialisierung, dennoch aber eine quasi mittelalterliche Strafe.

Am Rhein bediente man sich damals schon der Guillotine. Der bekannte Räuber Johannes Bückler, alias Schinderhannes und seine Bande waren 1801 die Ersten, die mit dem neumodischen "Rasiermesser der Nation" auf deutschem Boden hingerichtet wurden.

Auch Mathias Weber, genannt Fetzer und Carl Heckmann wurden in Köln guillotiniert. Mit der Schinderhannesbande stellte man allerlei gruselige Experimente an. Vor kurzem erst hatten Galvanis Experimente Aufsehen erregt.
 
Am Rhein bediente man sich damals schon der Guillotine. Der bekannte Räuber Johannes Bückler, alias Schinderhannes und seine Bande waren 1801 die Ersten, die mit dem neumodischen "Rasiermesser der Nation" auf deutschem Boden hingerichtet wurden.
Er starb in Mayence ("Mainz"), also in Frankreich.
Der "Schinderhannes-Turm", wo er eingesperrt war, steht heute noch.
 
Zurück
Oben