Was war der größte Fehler..
Sehr großes Thema. Ich neige John Keegan zu, der die Theorie vertritt, dass das Dritte Reich sich spätestens im Sommer 1940 in eine strategische Situation gebracht hat, in der es den Krieg militärisch nicht mehr gewinnen konnte (Hauptpunkte: 1. zu schwach für die Invasion gegen England, 2. Entscheidung, die Sowjetunion anzugreifen).
Wie genau liefen Besprechungen und Beschlüsse über Taktiken und Feldzüge aus? Sagte da der Führer einfach „Ja wir marschieren nach da“ oder saßen da die Generäle an einem großen Tisch zusammen und diskutierten gemeinsam drüber? Oder war es gar ganz anders?
Dazu gibt es viele Quellen. Es wurden vor und während des Krieges eine ganze Reihe von Führerhauptquartieren eingerichtet (das bekannteste davon war die "Wolfsschanze" bei Rastenburg/Ostpreußen). Dort hielten sich Hitler, viele höhere Offiziere vor allem des Generalstabs und die Verbindungsleute zu den Truppenteilen auf. Zumindest später im Krieg gab es nahezu täglich Besprechungen, wobei sich alle auf den Rhytmus des Nachtmenschen Hitler einzustellen hat. Hitler selbst lebte in den späteren Kriegsjahren hauptsächlich in seinen Hauptquartieren.
Wer verhandelte genau bei politischen Besprechungen, z.B. bei einem Bündnisvorschlag? ....
Das ist sehr unterschiedlich. Beim Abschluss des Hitler-Stalin-Pakts waren Ribbentrob und Molotow die Protagonisten. Generell zeigte Hitler in außenpolitischen Fragen aber selbst viel Präsenz, schon bei den großen Krisen vor dem Krieg. In der Zeit, als die Achse bröckelte, 1943/1944, mussten die Oberhäupter der Achsenmächte ihn häufig aufsuchen, fast als wäre es ein Rapport.
Was für Gewehre bildeten die Hauptwaffen der Infanterie, Maschinengewehre, Repetiergewehre oder Sturmgewehre? Welche Rolle spielten Bajonette? Und was machte die Infanterie-Bewaffnung damals im Vergleich zur heutigen aus?
Ist nicht so mein Thema. Die Hauptinfanteriewaffe war aber damals wohl noch bei allen kriegsführenden Staaten das Repetiergewehr.
Welche Länder verfügten über die erfahrensten und am besten ausgebildeten Offiziere und Generäle...?
Viele Militärs sind der Meinung, dass die Wehrmacht bei den Offizieren einen sehr hohen Ausbildungsstand und eine gute Truppenführung hatte, und damit auch technische Mängel wettmachen konnte. Genausogut könnte man aber auch sagen, dass viele der höheren Generale in gewisser Weise "inkompetent" waren, weil sie sich schrittweise Hitler völlig unterwarfen und schließlich auch in operativen Fragen eigentlich nicht mehr mitbestimmten.
Wie war zu Zeiten des Krieges die Stimmung zwischen Mao Zedong und Stalin?
Erstaunlicherweise zeigte die Sowjetunion relativ wenig Interesse am Bürgerkrieg in China, obwohl sie in dieser Zeit selten die Gelegenheit ausließ, aus Konflikten an ihren Grenzen einen Vorteil zu ziehen. Ich denke, das hatte - wiederum sehr grob - zwei Gründe: 1. war es, ähnlich wie bei Deutschland, ein Hauptziel, die Nachkriegsordnung nach dem Ersten Weltkrieg zu zerstören und verlorene Gebiete zurückzugewinnen, aber auch weiter zu expandieren. 2. dürfte eine Rolle gespielt haben, dass Russland und Japan 1941 einen Nichtangriffspakt schlossen und bereits seit 1939 und einigen für die Japaner ungünstigen Schlachten eine Art stillschweigender Neutralität pflegten. Die weiteren Ereignisse nach 1941 schlossen es dann bis 1945 völlig aus, sich entweder gegen Japan oder Kuomintang-China (das eng mit den USa verbunden war) zu wenden und Mao direkt zu helfen.
Wenn wir mal von der Idee ausgehen das Japan seine Pazifikhoheit erringen konnte ... gewesen?
Der Großteil der japanischen Armee lag seit 1937 in China fest, bei einem Konflikt, der nicht gewonnen werden konnte. Ich denke, dass man sicher sagen kann, dass die Japaner nie eine ernsthafte Chance auf eine Invasion hatten. Dies spielte in ihren Überlegungen aber auch keine Rolle.
Die USA selbst verfügte ja über kein stehendes Heer, ...
Die USA stampften aber 1941 in ziemlich kurzer Zeit ein riesiges Heer aus dem Boden. Die Flotte und Luftwaffe war ohnehin vorher schon stark.
Diesmal ein ähnliches Gedankenspiel wie in der Frage dazu, wäre eine Offensive Japans gegenüber der Sowjetunion möglich gewesen? ...
Das Problem der Japaner war, dass ihre Grenzen zur Sowjetunion über tausende Kilometer aus sehr unzugänglichem und ungünstigem Gelände bestanden. Nur ein Stoß gegen die sowjetischen Pazifikhäfen wäre vielleicht vielversprechend gewesen. Dazu war ihre Landarmee in China sehr schlecht ausgerüstet, so, wie in etwa die italienische Armee. Diese Erfahrungen konnten sie in zwei Grenzgefechten mit der sowjetischen Armee 1938 und 1939 selbst sammeln und verzichteten aus gutem Grund fortan auf jede Landoffensive gegen die Sowjetunion.
Gab es in Nordafrika Hoffnung, ..
Hoffnung? Kommt drauf an, für wen. In der Summe würde ich sagen, dass die Nordafrika-Offensive daran scheiterte, dass die Achsenmächte die See- und Luftherrschaft im Mittelmeer nicht erringen konnten und so das Afrika-Korps längerfristig nicht ausreichend versorgen konnten.
Hätte eine Eroberung Gibraltars durch die Achse, den Kriegsverlauf geändert?
Es wäre sicher ein Schritt in Richtung der Beherrschung des Mittelmeers gewesen. Der deutsche Admiral Weichold führte in seinen Untersuchungen zum Kriegsschauplatz nach dem Krieg an, dass vier Punkte entscheidend für die Seeherrschaft gewesen seien: 1. Gibraltar, 2. Malta, 3. Kreta, 4. der Suez-Kanal. Die Achsenmächte konnten davon nur Kreta erobern.
Was war das große Problem bei der Eroberung von den nordischen Ländern, da ging ja...
Es ging ein Großteil der Zerstörerflotte verloren. Generell waren die britischen Seekräfte in der Nordsee ohnehin stärker, und die Verluste wären vielleicht noch schlimmer gewesen, wenn die Truppen im Süden nicht so schnell angelandet worden wären. Die Operation gegen das auch im Vergleich zu den anderen Landezonen in Norwegen weit abgelegene Narvik war sehr ehrgeizig, vielleicht ein zu hoch gestecktes Ziel. Dass so viele Zerstörer versenkt wurden, hing mit dieser einen und nicht den anderen Landungen in Norwegen zusammen.
Malta hat sich sehr lange gehalten. Warum? Mit welchen Taktiken ...
Es war eine strategische Entscheidung, nicht zuletzt Rommels. An sich hatte man schon angefangen, eine Invasionsstreitmacht zusammen zu stellen, und das wäre wohl das einzige wirksame Mittel gewesen, um es dauerhaft zu sichern.
Welche Verbündeten hätte sich die Achse noch sichern können, ...
Ich denke, hier wurde fast das Maximum der Möglichkeiten erreicht. Deutschland verzichtete bewusst auf einen Beitrag der Vichy-Truppen, obwohl es 1941/1942 hier durchaus Angebote gab. Bulgarien konnte aufgrund einer traditionellen Nähe zu Russland nicht für den Feldzug gegen die Sowjetunion gewonnen werden. Ebenso bemühte sich die Achse erfolglos um die Türkei, deren politische Führung während des Krieges klug taktierte und so bei einer sehr ungünstigen Ausgangslage (alle Nachbarn waren irgendwie in den Krieg verwickelt) aus allen Kampfhandlungen heraushielt und sich nur die pro Forma-Kriegserklärung gegen die Achse 1945 abrang.
War die persische Armee sehr hoffnungslos als Russland sie angriff und...
Die persische Armee war quantitativ und qualitativ chancenlos; man darf dabei auch nicht vergessen, dass es sich um ein interalliiertes Projekt handelte. Dadurch, dass sie trotz anfänglicher Kämpfe rasch einlenkte, sicherte sich die Dynastie des Schahs ihren Machterhalt im Land.
War die Ostfront von vornerein verloren, oder hätte man dort noch siegen können hätte man früher, schneller und zielgerichteter gehandelt?
Ich denke, ersteres. Zumindest die anfänglichen Ziele hätten mit den Mitteln, die die Deutschen zur Verfügung hatten, und im Zweifrontenkrieg wohl niemals erreicht werden können.
Die Türkei verfügte damals über eine große Armee, ...
Die Türkei hätte allein wegen ihrer strategischen Lage enorme Bedeutung bekommen. Ich denke aber, dass ihre Regierung angesichts diverser offener territorialer Fragen seit dem Ersten Weltkrieg richtig erkannte, dass hier in jedem Bündnis - egal ob mit der Achse, oder mit der Sowjetunion - Konzessionen hätten gemacht werden müssen.
Wie sah es mit der deutschen Artillerie aus? Hatte sie damals noch Bedeutung, bzw. wie gut war sie?
Die Artillerie blieb während des ganzen Kriegs von Bedeutung, manche Historiker gehen davon aus, dass sie für sich als Waffengattung betrachtet, sogar zu den tödlichsten Waffen zählte. Was die eingesetzten Kaliber und Typen betrifft, ähnelten sich die großen kriegsführenden Mächte einigermaßen.
Wie sah es mit der Luftwaffe im Kampf um China aus? Verfügten die Chinesen über große Luftstreitkräfte im Kampf gegen Japan?
Nein. Deswegen unterstützte die USA China hier schon früh mit einer irregulären Jägereinheit, den "Flying Tigers".
Wie sah die politische Lage von Tibet damals aus?
Tibet war unabhängig und in dieser Zeit so abgelegen, dass es im Krieg keine größere Rolle spielte.
War die amerikanische Armee gut? Also war sie von Ausbildung und Ausrüstung her der deutschen ebenbürtig?
Generell war die amerikanische Armee die am besten ausgerüstete der Welt. Dies zeigt sich schon allein daran, dass sie zahlreiche Verbündete in mehr oder weniger großem Umfang gleich mit ausstattete. Auch die Ausbildung war gut, wobei sich nur in einer kurzen Phase zu Beginn des Krieges zeigte (1942/1943), dass es den Soldaten bei der sehr raschen Aufstellung dieser Massearmee an Erfahrung fehlte.
Verfügte Australien über eine ausreichende Armee, oder hätte es gegen eine japanische Invasion keine Chance gehabt?
Die Australier verfügten über ein fähige und erfahrene Armee (Beteiligung am Ersten Weltkrieg) und viele Australier und auch Neuseeländer kämpften schon früh, ab 1940/1941, in Europa als Commonwealth-Truppen mit.
Bei den Nazis wurde ja schon früh sehr viel Industriekraft in solche Designfehler wie z.B. den Panzer Maus gesteckt, wie hätte man die Industriekraft und die Forschungsgelder sinnvoller nutzen können, anstatt für super schwere Panzer?
Das ist ein unerschöpfliches Thema, und wird m.E. meist völlig von der falschen Seite betrachtet. Rüstung ist immer eine Art Wettstreit zwischen den Wünschen der Militärs und Lobbygruppen der Industrie, aber auch innerhalb des Militärs. Hätte sich eine Gruppierung für leichte und schnelle Panzer durchgesetzt, hätte es dann wohl an den schweren gefehlt. Den "Maus" an sich finde ich aber nicht so entscheidend im Gesamtkontext, er war zwar sicher ein verfehltes Design, aber es wurden auch nur zwei Prototypen gebaut.
Der erste Weltkrieg war ja berühmt für seien Giftgaseinsätze. Im 2.Weltkrieg hört man nur wenig von Giftgas. War es nicht mehr so effektiv wie früher oder lohnte sich dessen Produktion nicht mehr?
Die größeren Staaten verfügten über große Giftgasreserven. Allerdings erwies sich Giftgas aus meiner Sicht in keiner Schlacht des Ersten Weltkriegs wirklich als entscheidend und seine Wirkung war extrem schwer abzuschätzen. Ich denke, dass es solche taktischen Überlegungen waren, weswegen es dann keine große Rolle mehr spielte.
Welcher deutscher Panzer war der effektivste und am besten für den Kampf an der Ostfront geeignet?
Auch hier gehen die Meinungen weit auseinander, überspringe ich daher auch mal. Die längste Produktionsreihe war auf jeden Fall die der verschiedenen Typen des Panzer IV, der während des ganzen Kriegs produziert wurde.
Mussolini wurde ja am Ende vom italienischen König abgesetzt, und Italien trat den Alliierten bei. Wäre dies auch geschehen wäre der Weltkrieg zuvor erfolgreicher abgelaufen?
Wahrscheinlich nicht.
Wie sah der technische Stand der arabischen Armee aus?
Dürfte nicht allzu hoch einzuschätzen gewesen sein.
Waren die Gebiete Israel und Jordanien gut von England gesichert?
Nein, denn die Masse der Truppen wurde in Nord- und Ostafrika benötigt. Es spielte aber auch keine Rolle, denn die Nachbarn waren auch schwach. Die erfolgreichen und rasch beendeten Kämpfe in Syrien und im Irak 1941 konnten von einer überschaubaren Anzahl britischer Truppen bestritten werden. Im Irak reichte eine Divsion, in Syrien 35000 Mann.
Wie viele Truppen kämpften genau im Nordafrikafeldzug?
Kommt drauf an, welchen Zeitpunkt du nimmst. Der höchste Stand wurde aber erst während der Endkämpfe in Tunesien erreichte. Laut Wiki kämpften auf der Seite der Achse damals 300 000 Mann, bei den Alliierten dürften es noch mehr gewesen sein.
Die deutsche Luftwaffe war ja am Ende nicht mehr so effektiv wie anfangs. Welcher Flugzeug-Typ wurde zu sehr vernachlässigt und hätte in größerer Menge das Kriegsglück entscheiden können?
Auch diese Frage stellt sich nicht so richtig, denn im Grunde hatte die Luftwaffe spätestens ab 1941 immer von allen Typen zu wenig.
Indien war ja gegen einen Krieg mit Deutschland, hätten sie im Falle einer Niederlage Großbritanniens dies ausgenutzt um ihre Unabhängigkeit zu erreichen?
Mit Sicherheit. Das passierte ja wenige Jahre später ohnehin.
An der Ostfront und speziell in der Waffen-SS kämpften ja alle möglichen Völker für die deutsche, selbst Menschen aus Indien. Bei Kosaken kann ich es verstehen, aber wieso Inder?
Es waren indische Nationalisten, die sich davon Hilfe für ihre Sache erhofften. Allerdings war der Beitrag der "indischen Legion" eher symbolisch, denn es handelte sich um eine sehr kleine Einheit.
War die portugiesische Marine damals noch ernstzunehmend?
Nein. Nicht grundlos schlug sich Portugal rasch auf die Seite der Alliierten (und leistete, dadurch, dass die Azoren nun als Stützpunkt genutzt werden konnten, dadurch sogar einen bedeutenden Beitrag zum Atlantikkrieg).
War es damals noch üblich Truppen aus den Kolonien zu holen? Ähnlich wie Belgien im 1.Weltkrieg noch Truppen aus dem Kongo einflog?
Absolut. Besonders bei den britischen und französischen Truppen war der Beitrag aus den Kolonien enorm.
Um wie viel fach war die amerikanische Rüstungskraft höher als die deutsche?
Schwer, dass in einer einzelnen Zahl auszudrücken. Vergleich mal die während des Krieges produzierten Schiffe/Panzer/Flugzeuge, dann bekommst du einen Eindruck.