GB vor dem ersten Weltkrieg

Sunny151

Neues Mitglied
Hallo Zusammen,

ich bräuchte mal eure Hilfe zum Thema GB vor dem ersten Weltkrieg.
Sobald ich bei Google GB vor dem ersten Weltkrieg eingebe, werde ich auf Seiten vom ersten Weltkrieg hingewiesen und das betrifft ja garnicht meiner Interessenspanne.
Wäre super wenn ich mit zu folgen Punkten vll eine Seitenempfehlung geben könntet:
- Politik
- Wirtschaft
- Militär
und vll noch weitere Besonderheiten die ich vergessen hab.

zu den Themen Religion, Kolonialpolitik und das Verhältnis zu Deutschland hab ich schon meine Informationen.

Liebe Grüße & danke schonmal im vorraus
Sunny
 
Hier findest Du Auskünfte über Edward Grey, Außenminster von 1905-1916. Der war sehr anti-Deutsch.

Der Deutsche Reeder Ballin, Direktor der Hamburg-Amerika Linie, sah mit scheelen Blicken die Verschlechterung der britisch-deutsche Beziehungen. Er bekam Zustimmung des Kaisers und des Reichskanzlers um zu versuchen ob er vermitteln konnte. Er ließ seinen Kollegen und Freund von König Edward, Sir Ernest Cassel, wissen, daß Deutschland bereit wäre zu reden über eine Verringerung der Spannungen.
Grey war nicht so erfreut über diese Mitteilung. Nach Beratung mit Haldane und Churchill verfaßte er ein Memorandum, worin die «Wünsche» von GB formuliert wurden:

1 Deutschland erkannte, daß Großbritannien zur See überlegen war
2 Deutschland sollte sich bereit erklären ihr Flottenprogramm nicht auszubreiten; besser wäre noch es zu mindern
3 Als Gegenleistung war GB bereit Deutschland zu unterstützen bei Deutschlands kolonialen Interesse.
4 GB war bereit ein Abkommen zu schließen, worin festgelegt würde, daß beide Länder nicht Teil nehmen würden an Kombinationen, die dem Partner feindlich gegenüber standen.

Reichskanzler Bethmann-Hollweg studierte das Memorandum, und antwortete darauf, daß er diese Punkte als Ausgangspunkt für Besprechungen akzeptieren konnte. Er wies aber auch darauf, daß die neue Flottengesetzen von 1912 schon in Behandlung waren.

Grey kam danach mit neuen «Forderungen». Schließlich aber vereinte man sich darauf, daß Haldane nach Berlin gehen würde. Grey instruierte ihn aber
there is no question of entering into negotiations. We desire only to learn the intentions of the German Government and to inquire its plans for a naval program
Haldanes Besuch hatte Erfolg, und er und der Reichskanzler arbeiteten an eine Formel, womit das Fundament gelegt wurde für ein politisches Übereinkommen. Haldane war davon überzeugt, daß er eine konstruktive Lösung gefunden hatte
my work up to this point has been attended with a measure of succes that was neither foreseen nor attended
Grey aber weigerte die durch Haldane erreichte Erfolge zu honorieren. Er konnte ja nicht anders, denn er hatte mit Frankreich inoffizielle Verabredungen. Und die Neutralität währen, wäre damit in krassem Gegensatz.
Darum drehte er alles, was Haldane erreicht hatte, zurück, und forderte von Deutschland konkrete Zusagen, daß es die Flottengesetze ändern würde.
Zwar war Deutschland sehr enttäuscht, aber schließlich stimmte es zu unter der Bedingung, daß GB das erreichte politische Abkommen anerkannte.
Wiederum weigerte Grey. Jetzt forderte er sogar, auf Vorschlag der Marineleitung, daß die Novelle überhaupt nicht ausgeführt werden sollte.
Es war deutlich, daß damit die Möglichkeit eines Akkordes verpaßt war. Am 10. April 1912 ließ Deutschland wissen, daß es von weiteren Besprechungen absah.
Offiziell hatte Deutschland die Besprechungen beendet. Die Schuld hatte aber eindeutig Grey.

Daß Grey Haldanes Übereinkunft nichtig erklärte, hätte Haldane im Voraus wissen können, denn Grey hatte vor vielen Jahren geschrieben
If any (British) Government drags us back into the German net, I will oppose it openly at all costs
Der britischen Wissenschaftler Frederick Cornwalls Coneybear faßte Großbritanniens Politik 1922 in einem Brief zusammen mit
Grey was doubtles as much of a hypocrite in the week before the war as he had been for eight years before that. We attacked Germany for three reasons:
1: To down her Navy before it got any larger,
2: To capture her Trade and
3: To take her Colonies.
Auch interessant ist zu lesen über Field Marshal Wilson, der für Grey vieles mit den Franzosen regelte.
 
Haldanes Besuch hatte Erfolg, und er und der Reichskanzler arbeiteten an eine Formel, womit das Fundament gelegt wurde für ein politisches Übereinkommen. Haldane war davon überzeugt, daß er eine konstruktive Lösung gefunden hatte
Grey aber weigerte die durch Haldane erreichte Erfolge zu honorieren.
Bei wiki steht das so: "1912 versuchte er, ein Flottenabkommen mit dem Deutschen Reich auszuhandeln. Er verhandelte auf deutscher Seite mit Kaiser Wilhelm II. und Alfred von Tirpitz (sog. Haldane-Mission). Die Verhandlungen scheiterten am Widerstand von Tirpitz, da dieser eine Neutralitätsgarantie des Vereinigten Königreichs verlangte, was eine Auflösung der Entente zwischen Großbritannien, Frankreich und Russland bedeutet hätte, gleichzeitig das Tempo des deutschen Flottenbaus aber allenfalls verlangsamen wollte.":winke:
 
Tirpitz war involviert, aber Bethmann Hollweg und speziell Kiderlen-Wächter waren nicht weitab von der Linie.

Hier noch Material:
Beurteilung des Scheitern der Bündnisverhandlungen durch Historiker

Das Ganze erfolgte vor dem Hintergrund, dass beim Flottenrüsten Großbritannien den Vorsprung durch die aufgelegten Bauten quasi bereits gewonnen hatte.

Tirpitz ("Großvater der Lüge" - Spitzname von seinen Untergebenen) zog weder hier noch im Dez1912 beim "Kriegsrat" die politischen Konsequenzen. Vielmehr lavierte er bei letzterem um Aufschübe mit dem Hinweis, die Flottenrüstung (und der K.-W.-Kanal) würden noch 2 Jahre benötigen.
 
Vielen Dank, habe einige sehr wichtige Informationen noch erhalten :)
Jedoch hab ich noch ein Thema, wo ich noch nicht so ganz durchblicke.
Ich habe mir eine Quelle zur wirtschaftlichen Situation GB rausgesucht, wo man die relative Anteile an der Welt-Industrie-Produktion sehen kann und dort steht:
1880: GB 22,9%, 1900: 18,5% & 1913: 13,6%
Wisst ihr, wie es zu diesem starken Abfall kommen konnte?

Liebe Grüße
 
Wisst ihr, wie es zu diesem starken Abfall kommen konnte?Liebe Grüße

als Tendenzaussage: durch starkes Binnen-Wachstum in den übrigen Teilen der Welt, speziell USA, Südamerika, Japan, Rußland, Deutschland etc. Es handelt sich um einen relativen Rückgang, der nichts über die Entwicklung in Großbritannien aussagt, die nach Beendigung der Great Depression insgesamt positiv verlief.

Dazu einige Anmerkungen:

- die Kennzahl ist höchstens vorsichtig tendenziell verwendbar, da Messungen der Industrieproduktion 1880-1914 höchst zweifelhaft sind, schon gar in der globalen Aggregation.

- Großbritannien erlebte im Zeitraum 1900-1914, speziell ab 1907 eine gute Wirtschaftsentwicklung

- der ökonomische Faktor als Einflußgröße der britischen Politik wird in speziellen Untersuchungen sehr kritisch gesehen:
Hoffman, Ross J. S.: Great Britain and the German Trade Rivalry 1875-1914
Hollenberg, Günter: Englisches Interesse am Kaiserreich - Die Attraktivität Preußen-Deutschlands … 1860-1914 [mit weiteren Verweisen zu Analysen]


siehe auch hier ansatzweise:
http://www.geschichtsforum.de/f39/englische-wirtschaftsgeschichte-1860-1945-a-31358/
 
Zuletzt bearbeitet:
Bei wiki steht das so: "1912 versuchte er, ein Flottenabkommen mit dem Deutschen Reich auszuhandeln. Er verhandelte auf deutscher Seite mit Kaiser Wilhelm II. und Alfred von Tirpitz (sog. Haldane-Mission). Die Verhandlungen scheiterten am Widerstand von Tirpitz, da dieser eine Neutralitätsgarantie des Vereinigten Königreichs verlangte, was eine Auflösung der Entente zwischen Großbritannien, Frankreich und Russland bedeutet hätte, gleichzeitig das Tempo des deutschen Flottenbaus aber allenfalls verlangsamen wollte.":winke:
wegen des krankenlagers meiner mutter, daß mit ihrem tod endete, fand ich keine zeit zu reagieren. erst jetzt ist die zeit gekommen.

ich kopiere hier aus vier verschiedenen wikis einige zeilen über edward grey.
wer die hintergründe kennt (wie gray mit den franzosen verabredete gegen deutschland krieg zu führen, wie er drehte und log, wie höhe britische militären mit hohen belgischen und französischen offiziere vieles koordinierte, wie er scheinheilig tat ob er die friede retten wollte), der ist nicht erstaunt, daß gerade die französische wiki ihn am meisten lobt: „Edward Grey fut un Foreign Secretary plutôt compétent “ (EG wurde ein sehr guter außenminister). ich weiß, plûtot kann auch ziemlich bedeuten, aber in diesem kontext ist es deutlich sehr.

Edward Grey - Wikipédia
Edward Grey a occupé le poste de Foreign Secretary (ministre des Affaires étrangères du Royaume-Uni) de 1905 à 1916. Malgré son manque de connaissances en diplomatie et langues étrangères, Edward Grey fut un Foreign Secretary plutôt compétent : il négocia le traité d'Entente avec la Russie en 1907, le règlement pacifique de la crise d'Agadir, et dirigea des négociations pour le règlement des guerres des Balkans.
dagegen ist der niederländische wikibeitrag vernichtend:
in england wußten nur der premier Herbert Asquith, der kriegsminister Richard Haldane, einige generäle sowie das „Committee of Imperial Defense“, wovon Winston Churchill auch mitglied war, davon.
als das verheimlichte drohte durchzusickern, führte er das englische parlament hinters licht. kurz vor dem ausbrechen von WK I, gab er sich aus als friedestifter. nichts aber war minder wahr, er hat bewust darauf gesteuert, daß die deutschen gezwungen waren frankreich und rußland den krieg erklärt wurde und daß die in belgien einfielen.
Edward Grey - Wikipedia
In Engeland waren enkel minister-president Herbert Asquith, minister van Oorlog Richard Haldane, een paar generaals en de Committee of Imperial Defense, waar ook Winston Churchill lid van was, op de hoogte.
Toen een en ander dreigde uit te lekken leidde hij het Engelse parlement om de tuin. Vlak voor het uitbreken van de 1e wereldoorlog deed hij zich voor als vredestichter. Echter, niets was minder waar; hij had er bewust naar toegewerkt om de Duitsers te dwingen om aan Frankrijk en Rusland de oorlog te verklaren en België binnen te vallen.
Edward Grey ? Wikipedia
Die enge Zusammenarbeit mit Asquith und Haldane setzte Grey auch in der Regierung fort. Daneben stand er im Kabinett vor allem Robert Crewe-Milnes, 1. Marquess of Crewe sowie, insbesondere nach der Erste Marokkokrise, in der dieser de facto vom linken Flügel der Liberalen Partei auf den rechten wechselte, Winston Churchill nahe, für dessen Sohn Randolph Churchill er die Patenschaft übernahm.
In den Jahren vor dem Ersten Weltkrieg war Grey vor allem verantwortlich für die Abkehr Großbritanniens von der traditionellen bündnisvermeidenden britischen Außenpolitik im Geiste der splendid isolation. So initiierte er die Entente cordiale mit Frankreich von 1904. Der Ausgleich mit Russland von 1907 führte zur britisch-französisch-russischen Triple Entente zum Zwecke der Eindämmung des Deutschen Reichs .
Edward Grey, 1st Viscount Grey of Fallodon - Wikipedia, the free encyclopedia
As early as 13 December 1905 Grey had assured the Russian Ambassador Count Alexander Benckendorff that he supported the idea of an agreement with Russia.[12] Negotiations began soon after the arrival of Sir Arthur Nicolson the new British Ambassador in June 1906. In contrast with the previous Conservative government that had seen Russia as a potential threat to the empire, Grey's intention was to re-establish Russia "as a factor in European politics"[13] on the side of France and Great Britain in order to maintain a balance of power in Europe[14]
... Grey believed that whether he liked it or not his hands were tied by the terms of the Entente cordiale.
...
Although Grey's activist foreign policy, which relied increasingly on the Entente with France and Russia, came under criticism from the radicals within his own party, he maintained his position because of the support of the Conservatives for his "non-partisan" foreign policy. In 1914, Grey played a key role in the July Crisis leading to the outbreak of World War I. His attempts to mediate the dispute between Austria-Hungary and Serbia by a "Stop in Belgrade" came to nothing, owing to the tepid German response. He also failed to clearly communicate to Germany that a breach of the treaty not merely to respect but also to protect the neutrality of Belgium — of which both Britain and Germany were signatories — would cause Britain to declare war against Germany. When he finally did make such communication, German forces were already massed at the Belgian border, and Helmuth von Moltke convinced Kaiser Wilhelm II it was too late to change the plan of attack.
ich las in einem buch „the millstone“ (Geoffrey Miller) das folgende über grey:
The Millstone will show:​

 That Grey was more aware of what was settled by the secret military conversations than he pretended to be.
 That the situation created by the German naval programme gave Britain no option other than to evacuate the Mediterranean.
 That Anglo-French naval co-ordination and strategic planning remained chaotic.
 That the Cabinet could not have prevented Britain’s entry into the war; all they could have done was to prevent the formation of a coalition Government.
 That the pledge to France and consideration of British interests were the sole determinants of Britain’s entry.
 That the German promise in August 1914 not to attack the French coast was irrelevant.
 That, far from informing the German Government of the pledge given to Cambon as he claimed, Grey was determined to conceal this fact until Monday, 3 August.
 That the issue of Belgian neutrality was used in August 1914 to assuage consciences and prevent the formation of a coalition Government, but was not crucial to the decision to intervene.
 That the Continental policy, committing British troops to fight in Europe, was decided upon in August 1911 by a small inner circle of the Cabinet who knew precisely what it would entail.

weiter brauch ich nichts zu sagen.
 
Grey ein Kriegstreiber? Ich halte von Grey auch nicht sonderlich fiel, aber was ich bisher über ihm weiß, widerspricht deiner Aussage. Grey war ohne Frage antideutsch, das waren aber so einige liberalen Imperialisten, und er wollte die Machtfragen jener Zeit nach Möglichkeit mit Frankreich und Russland und unter Ausschuss des Deutschen Reiches und Österreich-Ungarn lösen.

Grey hat auch Großbritannien Balance of power Politik aufgegeben und war immer wieder sehr bemüht, Petersburg und Paris sein Loyalität zu zeigen. Er ließ sich dann auch schon mal von Petersburg erpressen, ohne dies als solche wahrzunehmen, da er meinte, man würde an seine Loyalität zweifeln und darüber war er sauer. Grey war dermaßen fixiert auf diese Allianz, das er gar nicht merkt, was er dabei für Porzellan zerschlug. So eine "unglückliche" Außenpolitik Großbritannien hätte es mit einen Landsdowne oder Salisburg oder auch Roseberry ganz sicher nicht gegeben und damit auch nicht eine dermaßene Verfestigung der Blöcke, wie sich dann im Ersten Weltkrieg gegenüberstanden.

Das Grey mit seiner einseitigen Politik dabei auch die anderen Mäche, hier eben Deutschland und Österreich, vor dem Kopf stieß, war ihm vollkommen egal. Das kann man schön anhand der Annektionskrise von 1908 sehen. Ich glaube, das Grey bei der Beurteilung seiner Tätigkeit als Außenminister der Weltmacht Großbritanniens immer noch in der Geschichtsschreibung viel zu gut wegkommt.
 
Grey ein Kriegstreiber? Ich halte von Grey auch nicht sonderlich fiel, aber was ich bisher über ihm weiß, widerspricht deiner Aussage.

Sehe ich auch so.

Vielleicht kann Nomen Nescio mal zusammenfassen, was er eigentlich will? :fs:

Selbst der Klappentext von Millers Buch (aus der Straits-Trilogie) gibt ja nun nicht so Aufregendes her.

@turgot: bei Grey ist - aber das haben wir bislang nur vereinzelt angerissen - die früh erlangte, feste Überzeugung über die Aggressivität des deutschen Imperialismus ausschlaggebend, zur Empfindung man könnte sagen: widerwärtig. Mit der festen Überzeugung, dass hier ein Staat imperiale Hegemonie von Dänemark über den Balkan bis Bagdad anstrebt, läßt sich schwerlich eine vertrauensvolle Haltung in der Politik durchziehen.

Greys Bemühungen (in erster Linie war das eine Verzögerungsstrategie ggü. russischen Wünschen) um den britisch-russischen Interessenausgleich 1913/14 erfolgten vor dem Hintergrund der britischen Prognosen zur russischen Rüstung, und aus der Furcht vor der Wiederkehr des "Great Game".
 
Zuletzt bearbeitet:
Nomen Nescio schrieb:
Haldanes Besuch hatte Erfolg, und er und der Reichskanzler arbeiteten an eine Formel, womit das Fundament gelegt wurde für ein politisches Übereinkommen. Haldane war davon überzeugt, daß er eine konstruktive Lösung gefunden hatte

Welchen Erfolg meinst du denn eigentlich?
So viel ich über diese Vorgänge weiß, waren Wilhelm und Tirpitz der irrigen Auffassung, es sein ihnen gelungen, Haldane von der Notwendigkeit eines dritten aktiven Geschwaders zu überzeugen. Haldane hingegen notierte in seinen Aufzeichnungen, das Wilhelm und Tirpitz meinen, auf dieses Geschwader nicht verzichten zu können. Des Weiteren ist die Reichsleitung davon ausgegangen, das Haldane im Namen der britischen Regierung spreche, während dieser betonte, seine Mission hätte reinen Sondierungscharakter und die erzielten Ergebnisse müssten vom Kabinett gebilligt werden. Mit anderen Worten, alles stehe unter Vorbehalt der Entscheidung des britischen Kabinetts. Problematisch war auch die nicht autorisierte Äußerung Haldanes, das Großbritannien gar nicht die Frage der maritimen Abrüstungen aufwerfen wolle. Dies weckte auf deutsche Seite natürlich gewisse Hoffnungen, denn diese Komponente war neu. Bisheriger Stand war gewesen, das Großbritannien ein politisches Abkommen nur abschließe, wenn auch eine Flottenvereinbarung abgeschlossen würde. Haldane hat sich ziemlich weit aus dem Fenster gelehnt.

Epkenhans, Die wilhelminische Flottenrüstung, S.115ff
 
Zuletzt bearbeitet:
Welchen Erfolg meinst du denn eigentlich?
So viel ich über diese Vorgänge weiß, waren Wilhelm und Tirpitz der irrigen Auffassung, es sein ihnen gelungen, Haldane von der Notwendigkeit eines dritten aktiven Geschwaders zu überzeugen. Haldane hingegen notierte in seinen Aufzeichnungen, das Wilhelm und Tirpitz meinen, auf dieses Geschwader nicht verzichten zu können. Des Weiteren ist die Reichsleitung davon ausgegangen, das Haldane im Namen der britischen Regierung spreche, während dieser betonte, seine Mission hätte reinen Sondierungscharakter und die erzielten Ergebnisse müssten vom Kabinett gebilligt werden. Mit anderen Worten, alles stehe unter Vorbehalt der Entscheidung des britischen Kabinetts. Problematisch war auch die nicht autorisierte Äußerung Haldanes, das Großbritannien gar nicht die Frage der maritimen Abrüstungen aufwerfen wolle. Dies weckte auf deutsche Seite natürlich gewisse Hoffnungen, denn diese Komponente war neu. Bisheriger Stand war gewesen, das Großbritannien ein politisches Abkommen nur abschließe, wenn auch eine Flottenvereinbarung abgeschlossen würde. Haldane hat sich ziemlich weit aus dem Fenster gelehnt.

Epkenhans, Die wilhelminische Flottenrüstung, S.115ff

ich dachte, daß dies bekannt war. offensichtlich muß ich wieder in meinen büchern stobern, denn es gibt manche sachen, die deutlich zeigen, daß ein falsches spielchen gespielt wurde.

über haldane hatte ich mal das folgende geschrieben

Haldanes Besuch hatte Erfolg. Er und der Reichskanzler arbeiteten an eine Formel, womit das Fundament gelegt wurde für ein politisches Übereinkommen. Haldane war davon überzeugt, daß er eine konstruktive Lösung gefunden hatte
my work up to this point has been attended with a measure of succes that was neither foreseen nor attended.
Haldanes Aussagen und sein Auftreten hatten in Berlin den Eindruck erweckt, daß er im Namen des britischen Kabinetts sprach. Einmal zurück in Berlin redete er sofort mit PM Asquith. Der sprach im englischen Unterhaus lobende Worte über die Begegnung. Und Haldane selbst hat sich öfter positiv geäußert. Deutschland aber wartete jetzt vergebens auf eine Englische Reaktion.

Mod an: Zitat wurde entfernt. Mod aus

Darum drehte er alles, was Haldane erreicht hatte, zurück, und forderte von Deutschland konkrete Zusagen, daß es die Flottengesetze ändern würde.
Zwar war Deutschland sehr enttäuscht, aber schließlich stimmte es zu unter der Bedingung, daß GB das erreichte politische Abkommen anerkannte.
Wiederum weigerte Grey. Jetzt forderte er sogar, auf Vorschlag der Marineleitung, daß die Novelle überhaupt nicht ausgeführt werden sollte.
Es war deutlich, daß damit die Möglichkeit eines Akkordes verpaßt war. Am 10. April 1912 ließ Deutschland wissen, daß es von weiteren Besprechungen absah.
Offiziell hatte Deutschland die Besprechungen beendet. Die Schuld hatte aber eindeutig Grey.
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Vielleicht kann Nomen Nescio mal zusammenfassen, was er eigentlich will?
ich lese hier dauernd, daß der großverbrecher (meine worte) deutschland ist. weder GB, noch F, noch D, noch R, noch Ö-U, noch S gehen aber frei.

besonders aber, wenn man von "schuld" reden würde, müßte an erster stelle frankreich genannt werden. es war eine ganz kleine clique die frankreich auf kriegskurs steuerte. sie saß aber auf den entscheidenden posten: heeresleitung und außenministerium. alles wurde noch mal angekürbelt als poincaré das staatsruder bekam.

ich muß wieder suchen, aber werde dann nach und nach schreiben was ich weiß.

eines habe ich aber sofort zur verfügung
1891 besuchte der russischen Außenminister Paris. Da wurde ihm das Konzept eines Vertrages von General Mirabel gezeigt.
Die Essenz dieses Konzeptes (und des endgültigen Vertrages) waren die Artikel 2 und 3. Die schrieben vor, daß wenn nur eines der Mitglieder der Triple Allianz (Deutschland, Ö-U und Italien) mobilisieren würde, dies für Frankreich und Rußland bedeutete, daß Deutschland sofort angegriffen würde. Auch wenn Deutschland nicht mobilisiert hätte.
Der Vertrag wurde unterzeichnet durch die Generäle Boisdeffre (F) und Obruchev (R). Als es beim Zar kam, zauderte der. Denn wenn der Inhalt des Vertrages bekannt würde, würden die guten Beziehungen mit Deutschland plötzlich sehr stark unter Druck kommen. Er stellte darum als Bedingung, daß nur dem Minister-Präsidenten und dem Präsidenten Frankreichs der Inhalt mitgeteilt würde. Frankreich stimmte zu, und am 17. August 1892 unterzeichnete der Zar. Erst als Außenminister Giers am 27. Dezember 1893 unterzeichnet hatte, war der Vertrag gültig.
Die Forderung des Zaren hatte zu Folge, daß das französische Parlament ahnungslos blieb; übrigens auch viele Minister.

 
Zuletzt bearbeitet:
Selbst der Klappentext von Millers Buch (aus der Straits-Trilogie) gibt ja nun nicht so Aufregendes her.
daß miller nicht berufshistoriker ist/war, bedeutet noch nicht, daß darum seine bücher plötzlich minder wert oder nicht zuverlässig sind.

communis opinio war, daß der reichstagsbrand durch die nazis angestiftet war. ich erinnere mal am buch von fritz tobias (1962), der behauptete Van der Lubbe sei alleintäter. plötzlich entstand eine richtige polemik, die bis heute noch nicht beendet ist.
als die mauer fiel, und originale dokumente in der ehemaligen DDR gefunden wurden, wurde durch befurworter von tobias' these gesagt, daß es fälschungen waren.

dennoch: tobias war kein historiker.
 
Zuletzt bearbeitet:
communis opinio war, ...
als die mauer fiel, und originale dokumente in der ehemaligen DDR gefunden wurden, wurde durch befurworter von tobias' these gesagt, daß es fälschungen waren.
dennoch: tobias war kein historiker.

Interessant, dass die Verknüpfung der Vita von Miller gleich eine solche Reaktion auslöst.

Inhaltlich bringst Du den induktiven Schluss, dass durch Beobachtung (eines oder) weniger Vorgänge [Tobias] sämtliche nicht-professionelle Darstellungen ungeprüft als "akzeptabel" anzusehen sind. So kann es natürlich nicht laufen, zumal zu diesem Themenkomplex umfangreiche Forschungen bestehen. Miller hat daneben keine Quellenforschung betrieben, sondern die Literatur selektiv zusammengefasst (wie das zB auch Massie gemacht hat).

Hier sollte man sich eine kritische Grundhaltung bewahren, nicht mehr und nicht weniger. :winke:

besonders aber, wenn man von "schuld" reden würde, müßte an erster stelle frankreich genannt werden. es war eine ganz kleine clique die frankreich auf kriegskurs steuerte. sie saß aber auf den entscheidenden posten: heeresleitung und außenministerium. alles wurde noch mal angekürbelt als poincaré das staatsruder bekam.

Schau mal hier, das ist wesentlich differenzierter zu sehen:
http://www.geschichtsforum.de/f58/das-projektierte-russisch-britische-marineabkommen-32681/
http://www.geschichtsforum.de/f62/w...eifellos-gro-e-schuld-am-kriegsausbruch-6895/
http://www.geschichtsforum.de/f62/poincar-besucht-russland-im-juli-1914-a-31936/

Man muss die komplexen Vorgänge nicht künstlich oder in Nachfolge der deutschen Verdrängungsliteratur vor 1945 simplifizieren.
 
@Nomen Nescio

Zwei Bitten:
Es wäre im Interesse der besseren Lesbarkeit schön, wenn du so ab und zu die Regeln der Groß- und Kleinschreibung anwenden könntest.

Des Weiteren musst du bei deinen Beiträgen, die Schrift nicht in so einer Größe gestalten. Die Grundeinstellung ist vollkommen in Ordnung.


Nomen Nescio schrieb:
ich dachte, daß dies bekannt war. offensichtlich muß ich wieder in meinen büchern stobern, denn es gibt manche sachen, die deutlich zeigen, daß ein falsches spielchen gespielt wurde.

Du musst bei der Einordnung und Bewertung dieser Vorgänge dein Blick nicht nur auf dieses lokale Ereignis richten, sondern sie in weltpolitischen Zusammenhang betrachten. Großbritannien hatte mit seinem Partner Russland, Stichwort Persien, seine liebe Not, denn Russland hat, grob gesprochen, das Abkommen von 1907 immer wieder mit Füßen getreten und darüber konnte es nicht ausbleiben, das es zu Spannungen kam. Für Grey waren die britisch-deutschen Gespräche eine Gelegenheit den Russen zu zeigen, das man sich auch mit dem Deutschen Reich einigen könnte. Diese Gespräche sollten also aus der Sicht von Grey und dem Foreign Office das Zarenreich disziplinieren.

Des Weiteren ist Großbritannien, zumindest war man im Foreign Office dieser Auffassung gelangt, durch das deutsche Flottenrüsten in eine gewisse Abhängigkeit von Russland geraten zu sein. Greys Bestreben war die absolute Sicherheit und dafür war er bereit so einige heftige Kröten zu schlucken.

Im Unterhaus wurde aus diesem Grunde massiv eine Annäherung an das Deutsche Reich gefordert und das konnte von der liberalen Regierung nicht so ohne weiteres ignoriert werden. Das Grey selbst kein so großes Interesse daran hatte, ist ganz offenkundig. Er war einfach viel zu antideutsch eingestellt.

Tirpitz und Wilhem II. haben es Grey aber auch reichlich einfach gemacht. Tirpitz verlangte, ohne selbst etwas zu bieten, schon im Vorfeld die englische Neutralität und eine Flottenrelation von 2:3. Diese Forderungen waren absurd. Tirpitz kannte Großbritanniens Two power Standard, eben aufgrund der Insellage und der weltweiten imperialen Verpflichtungen . Außerdem war gar nicht daran zu denken, das Großbritannien ein politische Vereinbarung abschließt, die direkt oder auch nur indirekt sich gegen seine Bündnispartner richten würde. Das würde Grey nie zulassen. Diese Bündnisse waren für ihm cardinal points. Diese Forderung waren also dazu geeignet, die Gespräche scheitern zu lassen.

Großbritannien hatte ein lebhaftes Interesse an einer Flottenvereinbarung, da das Rüsten enorme finanzielle Mittel verschlang, die die Liberalen lieber für soziale Programme, wie sie es auch im Wahlkampf versprochen hatten, ausgeben. Auch dieser Umstand war der politischen Reichsleitung sicher nicht unbekannt.

Man kann also konstatieren, das beide Positionen sehr weit auseinander lagen und die Ergebnisse entsprechend ausfielen.
 
Zuletzt bearbeitet:
ich lese hier dauernd, daß der großverbrecher (meine worte) deutschland ist. weder GB, noch F, noch D, noch R, noch Ö-U, noch S gehen aber frei.

Ich finde deine Wortwahl unangemessen. Hier behauptet niemand, dass das Deutsche Reich die Alleinschuld am Ausbruch des Ersten Weltkrieges hat. Es ist mittlerweile anerkannter Forschungsstand, das auch Frankreich und Russland, aber auch Großbritannien und selbstverständlich in nicht zu verachtenden Ausmaße Österreich-Ungarn, eine nicht ganz unerhebliche Mitschuld zu tragen haben.

Das Deutsche Reich aber hat eine maßgebliche Mitverantwortung am Weltkrieg. Das wird aus zahlreichen Quellen ganz unzweifelhaft nachgewiesen. Allein wie das deutsche Auswärtige Amt sich bemühte, den Krieg endlich zu entfesseln ist schon krass.
 
Interessant, dass die Verknüpfung der Vita von Miller gleich eine solche Reaktion auslöst.

Inhaltlich bringst Du den induktiven Schluss, dass durch Beobachtung (eines oder) weniger Vorgänge [Tobias] sämtliche nicht-professionelle Darstellungen ungeprüft als "akzeptabel" anzusehen sind. So kann es natürlich nicht laufen, zumal zu diesem Themenkomplex umfangreiche Forschungen bestehen. Miller hat daneben keine Quellenforschung betrieben, sondern die Literatur selektiv zusammengefasst (wie das zB auch Massie gemacht hat).

Hier sollte man sich eine kritische Grundhaltung bewahren, nicht mehr und nicht weniger. :winke:



Schau mal hier, das ist wesentlich differenzierter zu sehen:
http://www.geschichtsforum.de/f58/das-projektierte-russisch-britische-marineabkommen-32681/
http://www.geschichtsforum.de/f62/w...eifellos-gro-e-schuld-am-kriegsausbruch-6895/
http://www.geschichtsforum.de/f62/poincar-besucht-russland-im-juli-1914-a-31936/

Man muss die komplexen Vorgänge nicht künstlich oder in Nachfolge der deutschen Verdrängungsliteratur vor 1945 simplifizieren.
Ich simplifiziere nicht. Warum sollte ich auch, für mich ist es an sich nicht wichtig wer der Drahtzieher war. Schließlich bin ich weder Deutscher, noch Brite, noch Franzose, noch Russe, noch Österreicher, noch Serbe.
Mich geht es um die Wahrheit.

Darf ich erstens daran erinnern, daß in den 50. Jahren eine internationalen Kommission Historiker in Frankreich (m.M.n. Verdun) schon sagte, daß Deutschland nicht die Alleinschuld trug, sondern daß alle beteiligten Länder daran Schuld hatten.

Zweitens sagst du nichts über die Geheimklausel des Vertrages zwischen Frankreich und Russland.

Drittens möchte ich wissen, woher Du weißt, daß Miller nicht Quellenuntersuchung betrieb.

Viertens weise ich darauf, daß Quellenuntersuchungen auch nicht alles sagen.
Ich stütze stark auf das 'Buch von J.H.J. Andriessen, "De andere waarheid", da er m.E. als Einziger kein Interesse daran hat, mit der Wahrheit zu schummeln, und seine Quellenangabe (die ich teils in Bibliotheken prüfte) tadellos ist.
Wohlan, bei meinem Studium des WK I ist mir allmählich aufgefallen, daß sogar bis heute viel "westlich (i.e. Amerikanisch/Englisch)" orientierte Historiker bestimmte Tatsachen fast nachplapperten, ohne sie selbst noch zu untersuchen.

Sehr erfreut war ich darum, als ich von diesem Andriessen einen Beitrag vom 16. Mai 2003 im Netz fand, den ich hier – soweit wichtig – kopiere.

5) De mythe van de betrouwbaarheid van de Britse geschiedschrijving over de Eerste Wereldoorlog en dan natuurlijk de mythevorming over de strijd zelf en niet te vergeten, de fantastische verhalen over de Duitse keizer. Alleen over de mythevorming rond deze man is een dik boek vol te schrijven.
Ad 5.
Wat was het geval? Reeds in 1915 besloot de Britse regering tot het laten vastleggen van de geschiedenis van de oorlog en benoemde daartoe twee historici die elk afzonderlijk van elkaar een project toegewezen kregen. Het eerste project behelsde het schrijven van een populaire versie van de geschiedenis van de oorlog met als hoofddoel het ontzenuwen en tegengaan van allerlei geruchten. De versie moest in patriottische stijl geschreven worden en voorzien van veel fotomateriaal. De bibliothecaris van de Koninklijke bibliotheek Sir John Fortescue kreeg de opdracht zich van deze taak te kwijten.

De tweede opdracht, het schrijven van een meer gedetailleerde studie door een eerste klas militair expert, ging naar Brigade Generaal Edmonds. In verband met de gevoeligheid van het onderwerp werd zijn studie geclassificeerd en zou pas na 40 jaar na gereedkomen openbaar mogen worden.

Het eerste deel van de populaire versie verscheen reeds in december 1918 en de Britse regering schrok enorm want Sir Fortescue nam geen blad voor de mond. Zo schreef hij dat de Britse regering de oorlog had kunnen voorkomen, dat generaal Haig in paniek was geraakt bij Mons en Smith Dorien in de steek had gelaten tijdens de gevechten bij Le Cateau en dat maarschalk French als opperbevelhebber een volstrekte failure was geweest.

Dat was natuurlijk nooit de bedoeling geweest en de regering haastte zich dan ook Fortescue van zijn taak te ontheffen en het project werd daarna bij Edmunds ondergebracht. Die had niet veel tijd nodig om te beslissen de hele populaire versie maar overboord te zetten en dit project te schrappen. De officiële Britse geschiedschrijving over de Eerste Wereldoorlog was daarmede in handen van slechts één man gekomen, brigade generaal Edmonds en deze was vast voornemens om met zijn geschriften een voor Groot-Brittannië zo gunstig mogelijk beeld te schetsen.

Hij gaf zijn medewerkers opdracht om kritische of controversiële zaken te mijden en zich uitsluitend bezig te houden met de officiële dispatches die in de loop der jaren door de autoriteiten waren uitgegeven. Voorts vaardigde hij de richtlijn uit dat in het toekomstige werk de beslissingen van Haig en andere Britse generaals ondersteund moesten worden en toen, in 1928, Haig stierf, schreef Edmonds zijn weduwe dat zij zich geen zorgen behoefde te maken over Haig's image want dat hij de geschiedenis van Haig's commando zou schrijven ik citeer: 'geheel overeenkomstig en in overeenstemming met Haig's eerder geuite wensen terzake'. Tot zover over de objectiviteit van Edmonds zelf.
5: Der Mythus der Zuverlässigkeit der Britischen Geschichtsschreibung über WK I, der Mythus über den Kampf, sowie der Mythus über Wilhelm II ist teils reine Phantasie.

Ad 5.
Was war der Fall? Schon 1915 entschloß sich die Englische Regierung die Kriegsgeschichte durch zwei Historiker festlegen zu lassen. Das erste Projekt war eine populäre Version und hatte den Zweck des Verneinens von Gerüchten. Diese Version sollte geschrieben werden durch den Bibliothekar der Königlichen Bibliothek, Sir John Fortescue.
Der zweite Auftrag, eine eher militärische Analyse zu schreiben sollte Brigade-General Edmonds schreiben. Sein Werk sollte 40 Jahre geheim bleiben.
Fortescues erster Teil erschien Dezember 1918 und die Britische Regierung erschrak sehr. Er schrieb u.a. daß die Britische Regierung den Krieg hätte vorbeugen können, daß General Haig panisch wurde bei Bergen und Smith Dorien in dem Stich gelassen hatte bei den Kämpfen bei Le Cateau, und schließlich daß der Oberbefehlshaber, Marschall French, ein Versager war.
Das war natürlich nicht die Absicht der Britischen Regierung. Sie machte Fortescues Auftrag ein Ende, und seine Arbeit wurde Edmonds zugeteilt. Der stoppte die populäre Version.
Er beauftragte seine Mitarbeiter um kritische oder kontroverse Sachen zu meiden und sich zu beschränken auf die offiziellen Meldungen, die durch die Behörden ausgegeben waren. Weiter gab er an, daß in der Zukunft die Entscheidungen von Haig und andere Britischen Generäle unterstützt werden sollten. Als Haig 1928 starb, versicherte Edmonds seine Witwe, daß sie sich keine Sorgen zu machen brauchte, denn "er würde über Haig schreiben völlig gemäß und in Übereinstimmung mit Haigs diesbezügliche Wünsche". Bis soweit Edmonds Objektivität.


Zum Schluß: ich behaupte nicht, daß "sämtliche nicht-professionelle Darstellungen ungeprüft als "akzeptabel" anzusehen sind". Gar nicht. Das ist hineininterpretieren.
Ich verwerfe sie dagegen auch nicht. Versuche Stichprobeweise zu prüfen. Darum finde ich Schultze-Rhonhoff ein lesenswertes Buch, aber auch nicht mehr. Es ist gut um die Argumente mal kennen zu lernen.
So finde ich Tobias auch nicht glaubwürdig.

Um mal ein persönliches Beispiel zu geben: ich kenne ein Mann, der nicht Historiker ist. Er war Matrose bei der Niederländischen Marine. Als er Rentner war, hat er einen Mord untersucht, der im damaligen Niederländisch-Indien um 1949 statt fand.
Der damalige Polizeiinspektor, der diese Sache untersuchte, war der Vater meines besten Freundes. Weil ich da selbst gewohnt habe, die Umgebung kannte, und dieser Mord immer verdächtigt blieb, weiß ich ziemlich viel davon. Trotz meiner damaligen Jugend.
Wohlan, dieser von mir genannten Mann hat den Mord gelöst und zusammen mit einem Journalisten ein Buch geschrieben. Es ist ein Buch über die Geschichte um jener Zeit.

Ist das Buch jetzt nicht gut? Ist der Inhalt nicht zuverlässig, weil er kein Berufshistoriker ist?
 
Ich finde deine Wortwahl unangemessen. Hier behauptet niemand, dass das Deutsche Reich die Alleinschuld am Ausbruch des Ersten Weltkrieges hat. Es ist mittlerweile anerkannter Forschungsstand, das auch Frankreich und Russland, aber auch Großbritannien und selbstverständlich in nicht zu verachtenden Ausmaße Österreich-Ungarn, eine nicht ganz unerhebliche Mitschuld zu tragen haben.

Das Deutsche Reich aber hat eine maßgebliche Mitverantwortung am Weltkrieg.
Es war nicht unangemessen gemeint. Was ich damit sagen wollte (vermutlich ist daran die Fremdsprache Schuld), ist nichts anderes als "Deutschland trägt die meiste Schuld an allem". Das ist m.E. ein Fehler. Soweit ich es verstehe, sind Franzosen der Initiator dieses Krieges. Ohne das wäre es aber früh oder spät doch zu einem Krieg gekommen. Dafur gab es zu viel Interessenkonflikten.

Was die Französischen Politiker betrieben und bezweckten, lebte so wenig im Französischen Volke, daß Poincaré als Präsident Zeitungen bezahlte, um eine Kriegsstimmung zu erwecken. Bis dann war die Revanchegedanken im Französischem Volke kaum lebendig.

Was der Carte blanche betrifft, auch da gibt es mehrere Schuldigen. Deutschland gab Ö-U einen Scheck; Frankreich an Rußland; Rußland an Serbien. Ja, eigentlich gab Grey die Franzosen auch so einen Scheck.

Ich habe leider den Namen des Mannes vergessen. Es gab aber ein Mann, ich dachte Mitglied der Britischen Regierung, der Grey 1914 beschuldigte von Verrat. Er würde darum die Regierung verlassen haben. Nach seinem Tode erschien sein Sicht auf Greys "Bemühungen".
Warum wird sein Buch als nicht zuverlässig betrachtet. Was ich damals gelesen habe (es gab eine Kopie im Netz, ich downloadte sie, habe aber bei einem Crash sie nicht nur verloren,aber auch den Link), wird durch was ich weiß nicht wesentlich widersprochen.
 
Zuletzt bearbeitet:
Zurück
Oben