Gefolge und Ausrüstung eines Ritters

Herzeloyde

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Ich habe gelesen, das ein Ritter nach Möglichkeit nicht alleine unterwegs war. (Georges Duby: Guillaume le Marechal) Der einsame Ritter auf grosser Aventure-Fahrt ist, laut Duby, ein Konstrukt der Literatur. Ritter seien vielmehr bestrebt gewesen, sich in angemessener Gesellschaft zu bewegen, um ihre Zugehörigkeit zu einer Gruppe zu demonstrieren.

In Deutschland und Frankreich des ausgehenden 12. Jahrhunderts reiste man zu Hoftagen, Festen und Turnieren.
Wie aber sah das Gefolge eines Edelmanns, beispielsweise eines Grafen aus. Ich vermute, dass das ganze Gefolge beritten war, aber wieviele Ritter, Knappen, Knechte, Köche(?), Gehilfen(?) gab es da?

In der Literatur (z.B. Wolfram von Eschenbach) ist die Rede von mehreren Streitrössern (pro Ritter), die an der Hand mitgeführt werden. Inwieweit ist das als literarische Übertreibung zu werten? Wurden Streitrösser unterwegs geritten oder mitgeführt?
Wie wurden Rüstungen transportiert, braucht es dazu wirklich eigens ein Lasttier (und wie sieht das in der Realität eines Kreuzzugs aus, wenn die Tiere, wie das auf dem III. Kreuzzug geschah, verdursten?) oder passt ein kurzes Kettenhemd beispielsweise in eine Satteltasche?
 
Wie aber sah das Gefolge eines Edelmanns, beispielsweise eines Grafen aus. Ich vermute, dass das ganze Gefolge beritten war, aber wieviele Ritter, Knappen, Knechte, Köche(?), Gehilfen(?) gab es da?

Ein Graf ist ja nicht irgendein "Edelmann" respektive Ritter, sondern gleich ein ziemliches hohes Tier. Wieviele Leute den Herren auf Turniere oder Festivitäten begleiteten, weiss ich auch nicht, wird aber sicher stark von Anlass, Repräsentationswunsch und Gelbeutel gehangen haben.

Militärisch war so ab dem Hochmittelalter die sog. Lanze wichtig; ob und wieviele Lanzen ein Lehnsmann seinem Herren im Krieg stellen konnte war dann Teil des Lehensverhältnisses (gron gesagt), und sagte auch viel über Ansehen bzw Vermögen es Lehensmannes aus.

http://de.wikipedia.org/wiki/Lanze_(Militärischer_Verband)

In der Literatur (z.B. Wolfram von Eschenbach) ist die Rede von mehreren Streitrössern (pro Ritter), die an der Hand mitgeführt werden. Inwieweit ist das als literarische Übertreibung zu werten? Wurden Streitrösser unterwegs geritten oder mitgeführt?

Auch die Kapitel des Templerordens schrieben drei Pferde pro Ritter vor; wieso die dann zu zweit auf einem reiten ist eine andere Frage...

(siehe Bild im Anhang, altes Siegel des Ordens...)

Es gab jedenfalls einen Unterschied zwischen Schlachtrössern und "normalen" Reitpferden, oft Zelter. Die Schlachtrösser wurden also während eines Marsches eher nicht geritten, sondern geführt.

http://de.wikipedia.org/wiki/Zelter_(Pferd)

Wie wurden Rüstungen transportiert, braucht es dazu wirklich eigens ein Lasttier (und wie sieht das in der Realität eines Kreuzzugs aus, wenn die Tiere, wie das auf dem III. Kreuzzug geschah, verdursten?) oder passt ein kurzes Kettenhemd beispielsweise in eine Satteltasche?

Die meisten Rüstungen (ins. Kettenhemden) transportiert man am billigsten "am Mann". Die hohen Herren, die sich ein eigenes Reitpferd leisten konnten, mögen Teil ihrer Rüstung anders transportiert haben (ins. als die Dinger später immer schwerer wurden), und auch einen hochmittelalterlichen Topfhelm wird man nicht ganztags getragen haben, aber ein Heer im Krieg hat nicht die Transportkapazität, um der Masse der Kombattanten ihre Rüstungen bequem durch die Gegend zu kutschieren.

Die (noch mal schwereren) Turnierrüstungen des späteren Mittelalters werden sicher per Packpferd oder Wagen transportiert worden sein, aber das waren ganz andere Bedingungen.
 

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Wie Kettenhemden transportiert wurden, kann man auf dem Teppich von Bayeux sehr schön sehen.
 

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Danke für eure Antworten, Reinecke und El Quijote,

Ein Graf ist ja nicht irgendein "Edelmann" respektive Ritter, sondern gleich ein ziemliches hohes Tier. Wieviele Leute den Herren auf Turniere oder Festivitäten begleiteten, weiss ich auch nicht, wird aber sicher stark von Anlass, Repräsentationswunsch und Gelbeutel gehangen haben.
Da hast du sicher recht. Also ganz konkret: Wenn bespielsweise Otto, Pfalzgraf von Burgund, im Jahr 1192 zum Hoftag seines Bruders, Kaiser Heinrich VI nach Worms reist, dann wird er (wenn ich mich am Wiki-Artikel mit der Lanze orientiere) bis zu 20 Ritter mitgenommen haben ... das ist ist ja ein massiver organisatorischer Aufwand!

Auch die Kapitel des Templerordens schrieben drei Pferde pro Ritter vor; wieso die dann zu zweit auf einem reiten ist eine andere Frage...
Interessant, dass die 3 Pferde haben müssen wusste ich nicht, eine kostspielige Bedingung das. Ich meine mal gehört zu haben, dass die zwei Reiter auf einem Pferd Demut symbolisieren.

Wie Kettenhemden transportiert wurden, kann man auf dem Teppich von Bayeux sehr schön sehen.
Danke auch für den Hinweis. Handelt es sich hier um erbeutete Kettenhemden?
 
Ich habe gelesen, das ein Ritter nach Möglichkeit nicht alleine unterwegs war. (Georges Duby: Guillaume le Marechal) Der einsame Ritter auf grosser Aventure-Fahrt ist, laut Duby, ein Konstrukt der Literatur. Ritter seien vielmehr bestrebt gewesen, sich in angemessener Gesellschaft zu bewegen, um ihre Zugehörigkeit zu einer Gruppe zu demonstrieren.

In Deutschland und Frankreich des ausgehenden 12. Jahrhunderts reiste man zu Hoftagen, Festen und Turnieren.
Wie aber sah das Gefolge eines Edelmanns, beispielsweise eines Grafen aus. Ich vermute, dass das ganze Gefolge beritten war, aber wieviele Ritter, Knappen, Knechte, Köche(?), Gehilfen(?) gab es da?

In der Literatur (z.B. Wolfram von Eschenbach) ist die Rede von mehreren Streitrössern (pro Ritter), die an der Hand mitgeführt werden. Inwieweit ist das als literarische Übertreibung zu werten? Wurden Streitrösser unterwegs geritten oder mitgeführt?

In der Realität wird man von eher von mehreren Rittern pro Streitross, als umgekehrt ausgehen dürfen. Ein gut ausgebildetes Streitross (dextrarius) kostete ein Vermögen und entsprach dem Wert von 45 Rindern oder 15 Ackerpferden. Die Preise vervielfachten sich im laufe des Spätmittelalters. Um 1290 kostete am Bodensee ein gutes Ritterpferd 20 Mark Silber, während für besonders gut ausgebildete Streitrösser noch mehr bezahlt wurde wie in Basel, wo 1274 ein Pferd für 100 Mark Silber verkauft wurde. Die sieben Streitrösser eines flämischen Ritters, Geraard de Moor wurden 1297 auf 960 Pariser Pfund geschätzt, was einem Wert von 80 einfachen Pferden entsprach.
 
Zur Anzahl der Streitrösser: Normal war es, dass ein Ritter und sein Knappe auf Reisen ein Schlachtross mitführten. Dann noch ein oder zwei Zelter und ein Packpferd.
Wobei sich mir hier eine Unterfrage stellt: Für welche Anlässe außer Bannerfolge und Turnieranreise nahm ein Ritter sein kostbares Schlachtross eigentlich mit ?
 
Normal war es, dass ein Ritter und sein Knappe auf Reisen ein Schlachtross mitführten. Dann noch ein oder zwei Zelter und ein Packpferd.
Das klingt ziemlich konkret. Kennst du da Quellen? Das wär ja prima.
Für welche Anlässe außer Bannerfolge und Turnieranreise nahm ein Ritter sein kostbares Schlachtross eigentlich mit ?
Nirgendwohin sonst würde ich aus dem Bauch heraus sagen. Dass Zelter auch repräsentativ etwas hermachen war mir neu. Aber wenn das so ist, dann macht es wirklich keinen Sinn ein Schlachtross mitzunehmen, wenn man es nicht braucht.
 
Wo ich das gelesen habe, weiß ich leider nicht mehr. Warum glaubst du, dass Zelter sehr repräsentativ waren ? Ich könnte mir eher vorstellen, dass der Ritter aus sicherheitstechnischen Gründen sein Schlachtross zu Hause ließ, jedenfalls würde ich als Pferdedieb so ein Pferd zuerst versuchen, zu stehlen. Aber auch das Reiten an sich war bestimmt eine Spur bequemer auf einem Reitpferd als auf so einem "Muskelberg" ;).
 
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Hm, in dem Wiki-Artikel, den Reinecke empfohlen hat (siehe oben) wird das zwar nicht direkt so dargestellt, aber das Bild spricht sehr dafür, dass ein Zelter auch optisch gut aussah, darum habe ich meine Meinung von Zeltern revidiert.
In der mittelhochdeutschen Dichtung wird zwischen ors (Schlachtross) und pherit (Reitpferd) unterschieden. Und wenn es nicht gerade um Enites Zelter geht, erinnere ich mich eigentlich nur an eher despektierliche pherit-Beschreibungen.
z.B. Parzival: Gâwân zuo dem pfärede gienc, mit lîhtem sprunge erz doch gevienc. ... Für sîn ors ze behalten: des geltes muoser walten.
(Gawan ging zu dem Pferdchen. Er musste sich nicht eben sehr anstrengen beim Laufen, um es zu erjagen. Für sein Streitross musste er es nehmen und mit dem Tausch zufrieden sein.)
Und man sieht, dass die Ritter in der Dichtung durchaus auf ihren Schlachtrössern durch die Gegend reiten.
Ich glaube nicht, dass man das in der Realität aus Sicherheitsgründen unterlassen hat, sondern eher aus vorsicht. Die Wege waren sicher nicht überall bestens und das Verletzungsrisiko für die teuren Pferde vermutlich doch ziemlich hoch ...
 
Danke auch für den Hinweis. Handelt es sich hier um erbeutete Kettenhemden?

Nein, es handelt sich um Kettenhemden, die bei der Einschiffung in der Normandie an Bord getragen werden.

Und wenn es nicht gerade um Enites Zelter geht, erinnere ich mich eigentlich nur an eher despektierliche pherit-Beschreibungen.
z.B. Parzival: Gâwân zuo dem pfärede gienc, mit lîhtem sprunge erz doch gevienc. ... Für sîn ors ze behalten: des geltes muoser walten.
(Gawan ging zu dem Pferdchen. Er musste sich nicht eben sehr anstrengen beim Laufen, um es zu erjagen. Für sein Streitross musste er es nehmen und mit dem Tausch zufrieden sein.)

Dass er das pfärede mit leichtem Sprung fing, muss nicht unbedingt despektierlich sein.
 
Dass er das pfärede mit leichtem Sprung fing, muss nicht unbedingt despektierlich sein.
Das ist wahr. In diesem Fall handelt es sich aber tatsächlich um ein erbärmliches Tier. Weiter vorne wird es so beschrieben:
(er) kom geritn ûf eime runzîde kranc, daz von leme an allen vieren hanc. (Er kam geritten auf einem schwachen Gaul, an allen vieren lahmend hinkte er daher.)

Ich wollte keine Verwirrung stiften. Die Textstelle war mehr eine Fussnote für mich, dass pherit/phert nicht immer ein Zelter ist, sondern auch ein beliebiges anderes Reitpferd (rûnzît: kleines Pferd, Klepper, Mähre) sein kann.

Jedenfalls, danke für eure Hilfe, da kommt ja einiges zusammen!

Weiss jemand noch genauer, mit wie vielen Leuten die Adligen damals durch die Lande zogen?
 
Nun ja,kleinste taktische Einheit eines Ritterheeres war die "Lanze" oder "Glefe"
Diese bestand aus dem Ritter selbst , , seinem Knappen, einem Degenkämpfer oder Coutiller,zwei Bogen- oder Armbrustschützen und einem Knecht, also mindesten aus 6 Mann.
 
Die Lanze war eine organisatorische, keine taktische Einheit; die traten idR nicht zusammen auf dem Schlachtfeld auf. ;)
 
nun ja,das früh- und hochmittelalterliche Heer unterscheidet m.W.im wesentlichen eigenlich relativ undifferenziert zwischen Reitern,Fußvolk und ggf. noch Schützen und Belagerungstechnikern als Spezialtruppen. Und da die Lanze durchweg beritten war ,würde ich sie schon als taktische Einheit sehen zumal sie "arbeitsteilg" einsetzbar war. Erst mit dem Aufkommen der Ritterorden haben wir doch die geschlossene gepanzerte Ritterphalanx zu Pferde.
 
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