Geldwechsel waehrend der Revolution

gnlwth

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Hallo,

ich habe mal eine praktische Frage: Nehmen wir an, ich muss im Jahr 1792 Frankreich mehr oder weniger Hals ueber Kopf verlassen, und segle nach England. Jetzt stehe ich da in Dover am Hafen und brauche Geld - und auch, wenn ich noch so clever bin und mit noch so viel weiser Voraussicht schon Monate vorher Geld auf irgendwelche Bankkonten in London transferiert habe - da liegt es gut. Ich habe aber jetzt Hunger, ich brauche jetzt eine Mietkutsche zur naechsten Relaisstation, ich muss gleich ein Ticket fuer die Postkutsche nach London kaufen etc. Wie mache ich das? Mein franzoesisches Geld wird ja wohl niemand haben wollen, wer weiss schon, was das morgen noch wert ist (oder ob es ueberhaupt irgendwas Wert ist). Haette ich schon vor dem Verlassen des Landes die Moeglichkeit gehabt, an Englische Pfund zu kommen? (Schwer vorstellbar im revolutionaeren Frankreich - vielleicht auf dem Weg durch Belgien, wenn ich den genommen habe?) Und wenn ich nicht an Englische Pfund gekommen waere, dann vielleicht an irgend eine andere stabile Fremdwaehrung (was?? Preussische Thaler?), die ich dann in England wiederum haette umtauschen koennen? Haette es da am Hafen dann Wechselstuben gegeben? Koennte ich Schecks/Wertbriefe meiner Englischen Bank einloesen, die ich vorher irgendwie besorgt haette? Oder muss ich mein Essen mit meinem Schmuck bezahlen, bis ich in London angekommen bin und endlich Geld von meinem Konto abheben kann? Oder bin ich einfach total gear**** und muss hoffen, dass mich der Buergermeister zum Essen einlaedt und mich dann nach London faehrt?

Also, wie funktionierte das damals mit dem Devisentausch auf die Schnelle (Devisenhandel im grossen Stil war natuerlich moeglich, aber mir geht es um "mal eben schnell Geld wechseln")?

Viele Gruesse,
gnlwth


P.S. Vielleicht hat mir auch einer meiner Agenten vor meiner Abreise einfach einen Sack englisches Geld zukommen lassen. Aber wenn nicht?
 
Generell würde man in England Deine Louis d'Or wahrscheinlich überall annehmen. Der Umgang mit Münzgeld war damals relativ international. Französische, Schweizer, osteuropäische Münzen wurden auch in Mitteldeutschland z.B. angenommen. Ich nehme an, dass Du Wertgegenstände verkauft hättest. Das passiert eigentlich in fast allen Romanen aus der Zeit und scheint sehr üblich gewesen zu sein. Schwierig ist Papiergeld einzuschätzen. Mir sind bis jetzt en passant viele Quellen zu Münzfälschungen untergekommen (auch Steckbriefe in Zeitungen deswegen). Aber Papiergeld scheint - ich will mich darauf nicht festlegen - nicht unbedingt international anerkannt gewesen zu sein. Heißt, es scheint mir innerhalb eines Staates kursiert zu sein, aber eben nicht mit ins Ausland als Zahlungsmittel genommen worden zu sein.

Also ich denke nicht, dass man in Frankreich an englisches Papiergeld gekommen wäre. Wenn Du dazu Zeit gehabt hättest, hättest Du ja auch versuchen können, Dein eigenes Papiergeld in französisches oder anderes Münzgeld umzutauschen (auch wenn das bei großen Summen natürlich heißt, dass Du ein ziemliches Gewicht mit Dir rumschleppen musst).
 
Im 18. Jhdt. gab es bereits ein entwickeltes internationales Bankwesen.
Italienische Banken hatten in ganz Europa Niederlassungen oder ZB
die Rothschild Bank gab es in Paris, London und Amsterdam.

Da war es doch einfach Guthabenanweisungen auszustellen und über die Grenzen mitzuführen.
Natürlich mit entsprechender Wertumrechnung der Währungen und Gebühren für die Banker....:devil:

Bargeld musste man also nicht in grösseren Mengen mitführen .
Ausserdem gab es in wohl allen englischen Häfen Geldwechsler , welche
vor allem Guineen von ankommenden Seeleuten eintauschen wollten
gegen Schillinge ( Gold gegen Silbergeld )
Das hatte seinen Grund im zwar nominellen Wert des Pfundes in in Form der Guinee mit 20 Schillingen - in der Praxis jedoch wurde für die Guinee
mehr gezahlt .
Das resultierte aus der inflationären Tendenz des Pfund.
 
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