Germanen in Nordwestdeutschland und die Völkerwanderung

Die Karte zeigt zumindest die westliche Region:

http://www.archaeologie-krefeld.de/Bilder/Museum/Erdgeschoss/Raum%203/Tafel%20IV/stammesgebiete.JPG



Da die Angaben recht ungenau sind, was Räume und Stämme betrifft, so kannst Du eventuell auch die Berichte zur Varusschlacht nehmen, Cherusker, Brukterer etc gaben sich im freien Germanien die Klinke in die Hand, Ubier z.B. wurden im jahrhundert vorher umgesiedelt, dies betrifft, aber wahrscheinlich den Raum südlich von dir.
Ist es reines Interesse oder willst Du so etwas wie ein Darstellung eines Germanen anstreben?
 
Wenn man es genau nimmt, so liegt dieses Gebiet in einer Kontaktzone mehrerer gentes. Im NW saßen an der Hase die Chasuarier, im NE saßen, überwiegend im Wesertal, die Angrivarier. Von Osten her waren die Cherusker innerhalb der "Weserfestung" vorgeschoben, im SW saßen die Brukterer, bzw. die kleinen Brukterer. Chasuarier und Brukterer wurden in der 2. Hälfte des 1. Jhds. n.Chr. von Chauken bzw. Angrivariern und Chamaven verdrängt, so daß Anfang des 2. Jhd. der Raum dann eher im Grenzbereich chaukischer und angrivarischer Gruppen lag. Konkrete Aussagen zu deinem Gebiet halte ich daher für unzuverlässig. Auch archäologische Funde können da nur bedingt weiterhelfen. Ich weiß jetzt nicht, wie in deinem Gebiet die Fundlage ist, kommt eher Rhein-Weser-Material vor oder nordseegermanisches, vielleicht sogar elbgermanisches. Vielleicht gibt es über deine Region Literatur die sich hiermit im Einzellfall befaßt. Vielleicht habe ich auch was. Mal gucken.
 
Moorleichen

Also ich wohne dierekt am mehr oder weniger bekannten Ochsenmoor. Ich meine mich erinnern zu können, dass dort ein Wanderer schon einmal eine Moorleiche gefunden haben soll, ist aber glaube ich schon länger her (30-50J. schätze ich). Ich glaube auch, dass dort schon einmal ausgrabungen gemacht wurden, aber ob da was gefunden wurde weiss ich nicht.
 
Da gibt es einiges, zu empfehlen sind die Tagungsbände zu Kalkriese, die sich auch mit der Umgebung befassen. Mir liegt was an von einen Knüppelweg durchs Moor, wo Holzknüppel/Schwerter gefunden wurden.
 
Also ich wohne dierekt am mehr oder weniger bekannten Ochsenmoor. Ich meine mich erinnern zu können, dass dort ein Wanderer schon einmal eine Moorleiche gefunden haben soll, ist aber glaube ich schon länger her (30-50J. schätze ich). Ich glaube auch, dass dort schon einmal ausgrabungen gemacht wurden, aber ob da was gefunden wurde weiss ich nicht.


Frag mal Sindri, die hatte da was erwähnt die Tage...

:yes:
 
Vielleicht ist die Dissertation von Dieter Bischop, der (glaube ich) Kreisarchäologe für den Landkreis Diepholz ist, für dich von Interesse, Zar Alexander. Der Titel lautet "Die römische Kaiserzeit und frühe Völkerwanderungszeit zwischen Weser und Hunte".
Direkt zu hier siedelnden Germanenstämmen habe ich darin zwar auf die schnelle nichts gefunden, wenn du dich aber für archäologische Funde im Landkreis interessierst, wird das Buch trotzdem sehr interessant für dich sein.

Ich wollte gerade schreiben, dass es das in jeder gut sortierten Bibliothek in der Region geben wird, habe aber gesehen, dass die Unibibliothek in Vechta es nicht hat, und sage deshalb lieber erstmal garnix... :still:
 
Knüppelweg

Danke für den Tipp! Ich habe grad mal meinen vater bevragt und er hat mir auch etwas über den Knübbelweg gesagt und von sehr vielen Speerspitzen die dort gefunden wurden. Das ganze gibt es im Dümmermuseum in Lembruch, ebenfalls in der Samtgemeinde Lemförde, zu sehen, ich werde mich in nächster Zeit mal dort umsehen. Nach dem Buch werde ich auch mal sehen, ich könnte mir gut vorstelle wenn es das dort zu kaufen gäbe!

Ausserdem, falls ihr noch nicht wisst wo ihr im Sommer mal Urlaub machen wollt, kommt in die Dümmerregion! Wir haben sogar ein Staatlich anerkanntes Erholungsgebiet! *CHILL*

(((Man darf doch wohl mal Werbung machen...)));)
 
Revision einer Behauptung über die Chattuarier

Demnach liegen mindestens zwei Jahrhunderte zwischen den Erwähnungen der Chasuarier und der Chattuarier, genug Zeit zur Wanderung.

Durch Zufall ist mir eine Notiz in die Hände gefallen: Die Chattuarier werden auch bei Velleius Paterculus zum Jahre 4 n. Ztr. erwähnt, und zwar bezüglich eines Feldzugs des Tiberius bis jenseits der Weser.
 
Auch wenn es nervt: Ich lese gerade in einer Anmerkung (Seyfahrt, 1968, Bd. 2, S.199, Anm.95) zu dem Feldzug Julians gegen die Attuarier zum Jahre 360 bei Ammianus Marcellinnus (Buch XX 10) nicht nur, daß sie bereits von Velleius Paterculus erwähnt werden, sondern daß man sie meistens auch mit einem bei Strabon (VII, 292) Stamm sowie den bei Tacitus erwähnten Chasuarii (Germania 34) identifiziert.
 
Also dieser Stamm ist mir noch nie unter gekommen - hab auch noch mal nachgeschlagen.
:grübel:

Dann lies: Chattuarier, das sagt dir sicherlich, da bin ich mir sicher mehr;
ansonsten aber beachte

1) Ammiani Marcellini Res gestae XX 10,2 (z. B. Ammianus Marcellinus: Liber XX):
[...] Francorum, quos Atthuarios vocant [...]

Die Übersetzung in der von Wolgang Seyfahrt (Ammianus Marcellinus, Römische Geschichte, Berlin: Akademie-Verlag, 1968, Bd. 2, S.115) kommentierte Ausgabe tatsächlich übersetzt: "Franken, die man Attuarier nennt"

2) Velleius Paterculus (sogar übersetzt)
Velleius Paterculus:
105 (1) Tiberius rückte sogleich in Germanien ein, besiegte die Canniefaten, Attuarier und Brukterer und nahm die Cherusker in die Obhut des römischen Volkes auf.
oder auf Latein: Velleius Paterculus

Vielleicht hättest du es mal mit Googeln probieren sollen:

Attuarier/Chattuarier/Kattuarier
Stamm an der mittleren und oberen Ruhr, der von Tiberius unterworfen wurde.

Limesprojekt - Lexikon - A

oder

Julianus unterwirft Attuarier im heutigen Ruhrgebiet.
chronik für das Jahr 360 - Jahreschronik bei '2000 Jahre Chronik - Geschichte online' - 2000 years in history: this year = history of 3 - (c) 2001 ff by ICA-D, Jockgrim, Germany
 
Es wäre fast sinnvoller, für die Frage, ob Chattuarier (Attuarier) und Chasuarier (Hasuarier) ein und derselbe Stamm sind oder nicht, einen eigenen Thread aufzumachen. Aber wie auch immer; da ich mich eben durch Barbarossas kritische Bemerkung zum Googeln gezwungen fühlte, bis ich zufällig auf diese Seite gestoßen:
Römer und Franken

Dort findet sich diese Karte (angehängt), auf der tatsächlich mal beide in Frage stehenden Germanenstämme eingetragen sind, nach Literaturangabe auf der Seite: B. Harenberg (Hg.), Chronik des Ruhrgebietes. Dortmund: Chronik-Verlag, 1997, S.11
 

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Also ich habe heute die Reclamausgabe von Tacitus "Germania" gekauft und lese darin folgende Sätze:

33. In der Nähe der Tenkterer stieß man einst auf die Brukterer; jetzt sind, wie man weiß, die die Chamaver und Angrivarier dorthin gezogen. [...]
34. An die Angrivarier und Chamaver schließen sich südostwärts die Dulgubnier und Chasuarier an sowie andere weniger bekannte Stämme; im Norden folgen die Friesen.

Als ich zunächst die Übersetzung las, dachte ich, daß die Lokalisierung auf den heutigen Karten nach Tacitus demnach verkehrt sein muß. Aber es scheint sich um einen Übersetzungsfehler zu handeln? Im lateinischen Original steht ja "a tergo" (Tacitus: Germania), was Der kleine Stowasser mit "im Rücken" übersetzt. Ist nordostwärts also doch die annähernde Rekonstruktion des Wohnsitzes der Chasuarier nach Tacitus?
 
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