Germanische Namen

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Ich hab hier ein Problemchen mit ein paar Namen, nämlich Deudorix und Baitorix. Diese Namen klingen für mich jetzt nicht besonders "germanisch", sondern eher keltisch / gallisch (ist das richtig so?) sollen allerdings nach Strabo die Namen zweier Sugambrer sein.
Kann das ein Grund sein, warum man versucht hat, die Sugambrer als Kelten zu sehen, war Strabo einfach unachtsam oder lassen sich daraus Schlüsse auf eine Besonderheit in der sugambrischen Namensgebung sehen?
 
Du meinst diese Stelle?
ὄνομα Θουσνέλδα, καὶ υἱὸς τριετὴς Θουμέλικος· ἔτι δὲ Σεσίθακος, Σεγιμήρου υἱὸς τῶν Χηρούσκωνἡγεμόνος, καὶ γυνὴ τούτου Ῥαμίς, Οὐκρομήρου θυγάτηρ, ἡγεμόνος Χάττων, καὶ Δευδόριξ, Βαιτόριγος τοῦ Μέλωνος ἀδελφοῦ υἱός, Σούγαμβρος.

In der Tat interessant, dass der Name Deudorix/Δευδόριξ und nicht *Theudorix/*Θευδόριξ lautet. Dennoch halte ich das für nichts weiter als ein Theuder(e)iks, was 'Volksherrscher' bedeutet.
Auch den Βαιτόριξ würde ich getrost als germanischen Namen anerkennnen.
-rex (lat.), -rix (gall.), -reiks (germ.) sind engstens miteinander verwandt. Also nicht druch Astereiks und Obelrex verwirren lassen.
 
Danke. Sind also nicht mit Astereiks und Obelrex verwand ;). Die Stelle hatte ich wohl gemeint (wieder was gelernt, nämlich das Strabo auf griechisch schrieb)

Aber gut, es im Original zu sehen. Das bringt mich nämlich zu Melon. Bei Deudorix und Baitorix kann man dann wohl davon ausgehen, dass das Zweitglied vererbt wurde. Aber müsste Melon dann nicht Melonorix heißen, oder ist das eine Kurzform. Oder sehe ich das zu eng mit der Vererbung?
 
Ob eine solche Form überhaupt möglich war, weiß ich nicht. Zumindest beim Δευδόριξ/*Θευδόριξ (Þiudareiks) ist der Name ein Kompositum, dessen Einzelbestandteile Sachen (Volk und König) benennen, keine Eigennamen darstellen. Ich gehe davon aus, dass dies in gleicher Weise für Βαιτόριξ gilt. Umgekehrt muss der Bestandteil -reiks nicht an jeden Namen gehängt werden, nur weil sein Träger gerade das Königsheil innehat.
 
Kann das ein Indiz dafür sein, dass die sugambrischen Namen eigentlich monothematisch gebildet wurden und man bei den Herrschenden ein –reiks anhängen konnte.
Oder Moment, die Glieder benennen Sachen. Meinst du damit, dass es eigentlich nicht deren Namen waren, sondern eigentlich nur deren Funktion?

Jetzt bin ich ein bisschen verwirrt :confused: (also nichts neues ;))
 
Bei Köbler im germanischen WB wird zwar unter *baid auf Baitorigos verwiesen (das ist die in der Geographika angegebene Deklinationsform von Baitorix), aber leider nicht erklärt, was *baid ist.
 
Kann das ein Indiz dafür sein, dass die sugambrischen Namen eigentlich monothematisch gebildet wurden und man bei den Herrschenden ein –reiks anhängen konnte.
Oder Moment, die Glieder benennen Sachen. Meinst du damit, dass es eigentlich nicht deren Namen waren, sondern eigentlich nur deren Funktion?

Nein, glaube ich nicht. Die -reiks Endung ist ja auch anderweitig belegt und dennoch nicht ausschließlich. Gerade den Namen Theoderich finden wir bis heute im Deutschen (Dietrich), wir kennen ihn aber auch im Skandinavischen, im Gotischen oder bei den Franken. Wobei die Verwendung in den modernen skandinavischen Sprachen wie im Deutschen natürlich nicht heißen muss, dass der Name genuin ist. Alarich, Theoderich, Roderich etc. wurden nicht erst mit ihrer Königswahl oder ihrem Herrschaftsantritt so genannt, sondern waren so getauft bzw. vor der Christianisierung so genannt.
 
Namensliste

Hallo,

eher ganz unwissenschaftlich möchte ich mich mit einer Frage hier anhängen: gibt es eine Seite/link zu germanischen Namen - wie hießen die germanischen Männer in Mitteldeutschland in der Zeit ca. 200 v. bis 200 n. Chr. ?! ?
Danke !!!
 
...nochmal nachfrag:
Lese gerade von GEO das Heft "Die Germanen" , im Artikel über die Runenschrift/Sprache der Germanen sind auch germanische Namen aufgeführt (Harja, Haduwulf, Erila, Blidgund, Odlind,...) die Anhand der Inschriften auf z.B. Kämmen, Schwertern oder Steinen gefunden wurden. Hat jemand dazu (Namen bzw. germanische Sprache ) weiterführende links ????
Bitteeeeeeee
 
wie hießen die germanischen Männer in Mitteldeutschland in der Zeit ca. 200 v. bis 200 n. Chr. ?! ?

Da die Germanen zu dieser Zeit keine eigene Schriftl. Überlieferung hatten, musst dich an römische Quellen halten.


 
Die eigene, schriftliche Überlieferung, die es in Form von Runeninschriften ab ca. 200 tatsächlich gegeben hat, liefert tatsächlich ein paar germanische Namen.
Die Universität Kiel hat mit ihrem Runenprojekt sage und schreibe alle bekannten Runeninschriften online gestellt und mit Erklärungen und bibliografischen Angaben versehen. Runenprojekt Kiel - Startseite
Hier findest du auch 241 (mutmaßliche) Namen. (Da wir heute zu wenig über die gemeingermanische Sprache wissen, ist fast immer unklar, ob es wirklich Namen sind!)

Zu
Deudorix und Baitorix:
Die Möglichkeit, dass hier Brukterer keltische Namen tragen, würde ich nicht ausschließen. Zwar mag aus dem -rix durch lautlichen Wandel später ein -rich werden, aber angesichts solcher eindeutig lateinischen Beispiele wie Flavus oder Italicus, scheint es mir so, als wäre es keineswegs unüblich, dass Germanen "fremde" Namen annehmen. Wie einzelne römisch beeinflusste Cherusker römische Namen annahmen, könnte auch keltisch beeinflusste Brukterer keltische Namen angenommen haben.
Dass Kelten bzw La-Téne-Kultisten an der Ethnogenese der Brukterer teilhatten, gilt als relativ sicher.
 
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Zu Deudorix und Baitorix:
Die Möglichkeit, dass hier Brukterer keltische Namen tragen, würde ich nicht ausschließen. Zwar mag aus dem -rix durch lautlichen Wandel später ein -rich werden,

Das -reiks ist bei den Goten ja nachgewiesen.

aber angesichts solcher eindeutig lateinischen Beispiele wie Flavus oder Italicus, scheint es mir so, als wäre es keineswegs unüblich, dass Germanen "fremde" Namen annehmen. Wie einzelne römisch beeinflusste Cherusker römische Namen annahmen, könnte auch keltisch beeinflusste Brukterer keltische Namen angenommen haben.

Nuja... dies sind die römischen Namen mit Rom verbündeter Germanen, Italicus ist klar ein Beiname der darauf verweist, dass er eben in Italien aufwuchs. Flavus heißt blond. Auch dieser Name verweist nicht gerade auf germanische Namensgebung, sondern eher auf ein römisches Cognomen.
 
Nein, glaube ich nicht. Die -reiks Endung ist ja auch anderweitig belegt und dennoch nicht ausschließlich. Gerade den Namen Theoderich finden wir bis heute im Deutschen (Dietrich), wir kennen ihn aber auch im Skandinavischen, im Gotischen oder bei den Franken. Wobei die Verwendung in den modernen skandinavischen Sprachen wie im Deutschen natürlich nicht heißen muss, dass der Name genuin ist. Alarich, Theoderich, Roderich etc. wurden nicht erst mit ihrer Königswahl oder ihrem Herrschaftsantritt so genannt, sondern waren so getauft bzw. vor der Christianisierung so genannt.

Aber es fällt schon auf, dass sehr viele Führer germanischer Völker "....Erich" hießen;

Zur Ergänzung: "Geiserich" => Wandale.

... und es entsteht der Eindruck, dass diese Namensendung besonders im gotischen Umfeld Verwendung findet, einem Volk also, dass als eines der ersten germanischen Völker das Königtum einführte.

Was wiederum zu der Fragestellung führt, ob die Übernahme der Herrschaft nicht bereits bei der Taufe der künftigen Könige abzusehen war?

MfG Jürgen
 
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Nette Theorie, aber derartige Namen kamen auch bei den Merowingern und Sueben.
Die Sugambrer mit dem -rix sprachen gewiss nicht Gotisch. Ob gotisch reiks auf eine Entlehnung aus dem Keltischen zurückgeht oder auf eine gemeinsame indogermanische Wurzel, ist umstritten. Wenn es sich bei rix um ein keltisches Lehnswort handelt, so könnte sich dieses in den Jahrhunderten zwischen der Nennung von Deudorix und Baitorix zum gotischen reiks gewandelt haben.
Ich selbst schließe aus der Schreibweise und der unklaren Gemengelage zwischen Kelten und Germanen um die Zeitenwende (laufende Ethnogenese, germanische Wanderungen etc), dass dort wahrscheinlich zwei Sugambrer eben keltische Namen trugen.
 
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Nicht zuletzt sollte man bedenken, daß Sugambrer u.a. sich u.U. mit Hilfe keltischer Dolmetscher oder vielleicht sogar in Keltisch mit Römern unterhalten haben. Dann wäre es möglich, daß sie ihre Namen dabei Keltisch wiedergegeben haben. So wie heute z.B. ein Peter seinen Namen in einem englischsprachigen Gespräch als Piter wiedergeben würde oder ein Stefan sich Steven nennen würde. Wäre dies so, dann würden die keltischen Namen von vermeintlichen Germanen überhaupt nichts mehr aussagen.
 
Nette Theorie, aber derartige Namen kamen auch bei den Merowingern und Sueben.
Die Sugambrer mit dem -rix sprachen gewiss nicht Gotisch. Ob gotisch reiks auf eine Entlehnung aus dem Keltischen zurückgeht oder auf eine gemeinsame indogermanische Wurzel, ist umstritten... .

Schon richtig,

... auch bei Merowingern und Sueben tauchen Namen mit der Endung "...Erich" auf,

...aber als Namen von Königen;

... und sowohl die Merowinger, als auch die Sueben hatten zu oben verlinkten Zeiten schon das Königtum eingeführt.

Nicht anders als Goten, Gepiden und Wandalen drei oder vier Jahrhunderte vorher.

MfG Jürgen
 
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Sorry, aber -erich als Endung ist nicht korrekt. Wenn schon, dann -rich und das ist nur die neuhochdeutsche Form. Das <e> gehört zu dem vorhergehendem Morphem.
 
Ungeachtet der ethnischen Verhältnisse im Rhein-Main-Weser-Gebiet um die Zeitenwende, würde ich bei den angeführten sugambrischen Namen doch für eine germanische Herkunft plädieren, ohne natürlich die Tatsache unbeachtet zu lassen, dass dort auch Kelten im Spiel gewesen seien könnten. Dennoch denke ich, dass sich Entsprechungen von Deudorix und Baitorix auch in späterer Zeit noch im germanischen Raum finden lassen:

- Deudorix --> Theuderich, z.B. Merowingerkönig Theuderich I. (484-533)

- Baitorix --> Baderich, König der Thüringer (500-530)
 
Ungeachtet der ethnischen Verhältnisse im Rhein-Main-Weser-Gebiet um die Zeitenwende, würde ich bei den angeführten sugambrischen Namen doch für eine germanische Herkunft plädieren, [...] dass sich Entsprechungen von Deudorix und Baitorix auch in späterer Zeit noch im germanischen Raum finden lassen:

- Deudorix --> Theuderich, z.B. Merowingerkönig Theuderich I. (484-533)

- Baitorix --> Baderich, König der Thüringer (500-530)

Klingt gut, hat aber gravierende Schönheitsfehler:

In der Tat interessant, dass der Name Deudorix/Δευδόριξ und nicht *Theudorix/*Θευδόριξ lautet. Dennoch halte ich das für nichts weiter als ein Theuder(e)iks, was 'Volksherrscher' bedeutet.

Eigentlich ist hier nämlich bei Δευδόριξ ein <Þ/Θ> zu erwarten, stattdessen präsentiert uns Strabo den Namen, ca. 500 - 600 Jahre vor der Lautverschiebung mit <D/Δ>. Und bei Baderich haben wir dasselbe Problem. Das germanische <d> würde zu althochdeutsch <t> also genau umgekehrt, wie es im Bsp. Baitorix > Baderich der Fall ist. Und das germanische intervokalische <t>, welches wir bei Baitorix ja tatsächlich haben, würde ein <s> erwarten lassen, was zur Folge hätte, dass aus einem germnaischen Baitorix am ehesten ein *Besorich werden müsste.
 
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