Germanische Sprache. Herkunft und Bedeutung von Namen.

Dieses Thema im Forum "Völkerwanderung und Germanen" wurde erstellt von vindus, 18. September 2022.

  1. vindus

    vindus Aktives Mitglied

    Ich bin auf den Stamm der Landoudioi gestoßen. Nein, nicht im richtigen Leben sondern in der Literatur. ;)
    Der Name erschien mir so merkwürdig dass ich erst mal recherchiert habe ob es dazu was zu finden gibt aber die Etymologie scheint gänzlich unbekannt, auch wenn das „Land“ im Namen offensichtlich ist. Zu „-oudioi“ fiel mir nur ein dass es vielleicht als „aud“ gesprochen wurde und habe daher „auda“ für Reich gefunden und zu Landaudioi die Reich an Land sind/die Landreichen übersetzt. Auch die Herkunft der Germanen. heute hauptsächlich auf keltisch „gair“ zurückgeführt könnte m.E. nach auch mit dem heutigen Wort Gier verwandt sein. Die gierigen Menschen die über den Rhein kamen und in Gallien plünderten. Ist die Herleitung für die Landoudioi so denkbar? Also ich kenne mich mit der Deklination nicht so gut aus und weiß nicht mit Sicherheit ob das „io“ als Endung überhaupt korrekt ist. Bei den Germanen gebe ich zu ist das etwas gewagt, zumal es ja schon Interpretationen zum Namen gibt.
     
  2. Ugh Valencia

    Ugh Valencia Aktives Mitglied

    Hast du dir das wiki mal zu Landoudioi angesehen? Da geht z.B. raus hervor, dass "Landoudioi" lateinisch* ist und keine Selbstbezeichnung dieses Stammes. Es finden sich dort auch weitere Bezeichnungen dieses Stammes, die wohl auch alle eher Fremdbezeichnungen sind. Mit dem "Land" als offensichtliche Herleitung wäre ich vorsichtig. Der Name könnte auch in Verbindung mit der Lahn stehen, wo diese Gruppe verortet wird.

    *Bei der Endung -oi würde ich eher auf eine griechische Pluralendung tippen, die eventuell im Lateinischen einfach beibehalten wurde (oder aber auch ein wiki-Fehler sein könnte).
     
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  3. El Quijote

    El Quijote Moderator Mitarbeiter

    Der Artikel scheint mir ein wenig fragwürdig zu sein, denn das sieht doch sehr nach griechischer und nicht nach lateinischer Schreibung aus (Nominativ Plural o-Deklination) und als Quelle wird der natürlich griechisch schreibende Klaudios Ptolemaios angegeben - dort finde ich keinen Stamm dieses Namens.
     
  4. vindus

    vindus Aktives Mitglied

    An Lahn habe ich auch gedacht, abder warum heißen die dann später Landi?
     
  5. dekumatland

    dekumatland Aktives Mitglied

    da finden sich noch diese Varianten:
    aber die "Quelle" in der Fußnote kann ich nicht einsehen.
    Landoudioi - Langiones - Lanciones - Longiones - Logiones ... merkwürdig
    (volksetymologisch kommt mir die erste - wohl griechische - Form so vor, als ob da an der Lahn zu viele Trinkhörner mit Met geleert wurden und mit schwerer Zunge Trinksprüche wie "prost liebe Landleute" lallend undeutlich wurden...) :D
     
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  6. Stilicho

    Stilicho Aktives Mitglied

    Recht viele Schreibformen für den letztlich gleichen Namen kennen wir aus dem MA ja recht oft.
    Zumal es ja keine Einheitssprache gab.

    Also Lan-di (Lander, Landuder) oder Lan-gi (Lahn-Gauer?) sind nicht überraschend, wenn dann einer das "n" vergisst oder "g" nach "c" vermurkst - geschenkt.

    Von der Lahn kennen wir den lateinischen Namen Laugona, später Logana, Logene or Loyn
    Der mittelalterliche Gau hieß pagus Loganahe oder pagus Logenensis.

    Von der sehr ähnlichen Leine sind die mittelalterlichen Schreibformen Lagina bzw. Laginga, Lainegha und pagus Lagina für den Leinegau überliefert.
     
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  7. vindus

    vindus Aktives Mitglied

    Hey! Ich dachte auch an eine Nasalierung tatsächlich! Ein wenig wie im bayerisch/österreichischem Sprachraum wo sich das n zu h (stimmlos) verändert und somit fast gar nicht mehr ausgesprochen wird.
     
  8. vindus

    vindus Aktives Mitglied

    Dann ist das doch eher eine auf die Lahn bezogene Beschreibung.
     
  9. vindus

    vindus Aktives Mitglied

     
  10. Sepiola

    Sepiola Aktives Mitglied

    Die Stelle ist 2,11,22; die Seitenangabe ist korrekt: Danduten – Wikipedia

    In den verschiedenen Ptolemaios-Abschriften gibt es abweichende Schreibweisen. Bei Delta (Δ) und Lambda (Λ) können leicht Abschreibfehler entstehen, ebenso bei ny (ν) und ypsilon (υ). Bestbezegte Variante ist Dandoutoi, außerdem finden sich die Varianten Daudoutoi, Landoutoi und schließlich auch Landoudioi.
    Dass letztere die "richtige" sein soll, halte ich für wenig wahrscheinlich.
    Gut möglich, dass keine davon richtig ist, denn auf Germanisch ergibt keine einen Sinn.

    Ein Zusammenhang mit der Lahn ist bei all diesen Varianten auszuschließen.

    Eine Gleichsetzung mit der ptolemaischen Dandoutoi/Landoudioi mit den Langiones ist rein hypothetisch und bestenfalls umstritten. "Diese Verknüpfung wird aber schon von Müllenhoff (1900, S.
    552) – wohl zu Recht – abgelehnt" (Günter Neumann, Reallexikon der germanischen Altertumskunde V, S. 225)

    Was bitte soll mit der Lahn zu tun haben?
     
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  11. vindus

    vindus Aktives Mitglied

    Die Landoutoi lebten an der Lahn.
     
  12. El Quijote

    El Quijote Moderator Mitarbeiter

    Der von Ugh Valencia verlinkte Artikel existiert seit dem 19. September nicht mehr, es gibt eine Redirect zu den Danduten.
    Hier die Versionsgeschichte: https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Landoudioer&action=history
     
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  13. Sepiola

    Sepiola Aktives Mitglied

    ???

    - Der Name der Landoutoi (falls er korrekt überliefert sein sollte) hat sicher nichts mit der Lahn zu tun. Die Lahn hieß Log(a)na bzw. Log(i)na; das -g- ist erst in der Neuzeit geschwunden.

    - Bei Ptolemaios gibt es auch keinen Hinweis, dass sie an der Lahn lebten. Die Lahn kommt bei Ptolemaios gar nicht vor.
     
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  14. vindus

    vindus Aktives Mitglied

  15. El Quijote

    El Quijote Moderator Mitarbeiter

    Solche Wikipedia-Spiegelseiten, die alte Fassungen von Wikipedia-Artikeln konservieren sind natürlich immer Niue so wertvoll, wie der jeweilige Wiki-Artikel zum damaligen Zeitpunkt war. Das Manko dieses Artikels ist, dass ihm Belege fehlen. Aus der Nennung der Landi bei Strabon z.B. lässt sich deren Siedlungsgebiet nicht ermitteln.
     
  16. Sepiola

    Sepiola Aktives Mitglied

    Es gibt übrigens auch die (m. E. ebenfalls problematische) Hypothese, welche die Landoi bei Strabon als Korruptele für Marsoi sieht.
     
  17. Sepiola

    Sepiola Aktives Mitglied

    Wer führt eigentlich heute noch die Herkunft der Germanen (gemeint ist vermutlich die Herkunft des Germanennamens) auf keltisch "gair" zurück?
    Konkret: In welcher keltischen Sprache, die für die vorchristliche Zeit in Frage käme, lässt sich das Wort "gair" nachweisen oder zumindest rekonstruieren, und was bedeutete es?
     
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  18. vindus

    vindus Aktives Mitglied

    Was bedeutet heute noch? Seit wann ist diese Deutung denn nicht mehr geläufig?
     
  19. Carolus

    Carolus Aktives Mitglied

    Das Thema hatten wir schon mal im folgenden Thread gehabt - und zumindest hat im Altirischen dieses Wort die Bedeutung "nah":

     
  20. vindus

    vindus Aktives Mitglied

    Wäre das dann nicht sogar mit dem deutschen „hier“ oder mit „her“ wie in „kommt her“ verwandt sein?
     

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