Gescheiterte Tatischtschew-Mission

Hosenbatz

Neues Mitglied
Hallo Forumskollegen,
ich habe von einer Mission gelesen, auf die der Zar seinen Adjudanten Tatischtschew mit Instruktionen für Friedensverhandlungen am 31.Juli morgens nach Berlin geschickt hat. Er wurde aber verhaftet, just als er in den Zug steigen wollte. Verantwortlich dafür war Sasonow. Ein Fall von Hochverrat, aber scheinbar ohne weitere Konsequenzen für ihn.

ist das wirklich so passiert ? Würde dann ja bedeuten, daß Sasonow den Krieg wollte.
 
Hallo Hosenbatz,

WO hast Du das gelesen?


Im Anhang findest Du den kopierten Text eines Artikels dazu aus der "national-apologetischen" Zeitschrift "Die Kriegsschuldfrage", Jg. 1924, Heft November, S. 508 - 510, als PDF. Bitte genau durchlesen.

Entlang des Artikels wird deutlich, dass Tatischtschew keineswegs verhaftet wurde und auch nicht am 31. Juli, wenngleich durch Sasonow persönlich am Vorabend im Bahnhof an der Abreise gehindert.

Daraus kann man, siehe Artikel, keinesfalls schließen, dass Sasonow "den Krieg gewollt habe".

Daraus kann man schließen, dass Sasonow einen Brief des Zaren vom 30. Juli 1914 an Wilhelm II. verhindern wollte.

In diesem Brief des Zaren an Wilhelm II. bat der Zar um Vermittlung.

Doch weil - bei weitem nicht nur - Sasonow zu diesem sehr späten Zeitpunkt vollkommen überzeugt gewesen war, dass Wilhelm II. und seine Kreise hinter dem österreichisch-ungarischen Ultimatum an Serbien standen und der Doppelmonarchie für einen evt. Krieg, auch mit Russland, den Rücken frei hielten bzw. dazu ermutigten, deswegen verhinderte Sasonow persönlich die Abreise von Tatischtschew.

Vielleicht konnte hiermit Deine Frage ausreichend beantwortet werden.

Viele Grüße,

Andreas
 

Anhänge

  • Tatischtschew 1914.pdf
    17,4 KB · Aufrufe: 537
Hallo Andreas,
danke für Deine Antwort.Gelesen bei Docherty/ McGregor. Deren Schlüsse befand ich interessant genug, um das Buch zu lesen. Die Sache mit Tatischtschew wollte ich mal genauer hinterfragen, habe im Netz nichts über diese Sache gefunden.
Von Verhaftung kann ja keine Rede sein, auch der Wortlaut des Briefes ergibt keine neue Option, somit unterstützt diese "Tatischtschew-Mission" die Autoren nicht in ihrer Argumentation. Naja.

Gruss Detlev
 
Docherty und MacGregor haben doch im Kopp-Verlag veröffentlicht. Die Werke dieses Hauses haben höchsten einen humoristischen Wert (wenn man über Unsinn lachen kann).
 
Hallo Detlev,

gerne geschehen.

Zudem hat zudem Wilhelm II. auf dem Rand des zuvor eingetroffenen Zaren-Briefes vom 30.7.1914 bereits eine schroff abweisende Bemerkung niedergeschrieben, die im Artikel wiedergegeben wurde.

romanus001 hat passend auf die humoristische Qualität von "geschichtlichen" Werken aus dem Kopp-Verlag aufmerksam gemacht.

Viele Grüße,

Andreas
 
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