Geschichte der Banken

knallfrosch

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Ich suche eine Erklärung dafür, dass Banken über die Jahrhunderte so viel Macht aufbauen konnten und warum die Kartellämter fast aller Staaten dieser Entwicklung anscheinend tatenlos zugesehen haben, während in anderen, weniger einflussreichen Bereichen der Wirtschaft Kartelle meist früh genug erkannt und zerschlagen wurden.
Da dieses Thema viel Futter für Verschwörungstheoretiker bietet, interessiert mich nur historischer Konsens. Ich frage mich auch, welcher unumstößlichen wissenschaftlichen Einsicht dieses Gesamtgebilde entspringt oder ob es sich womöglich nur um ein wildgewuchertes Geflecht handelt, dem man zu viel Zeit zum Wachsen gab.
 
Das historische Thema ist etwas unhandlich, wenn man von "den" Banken redet, zumal hier länderspezifische Unterschiede bestehen und die Jahrhunderte schwer vergleichbar sind. Dann müsste man schon etwas tiefer in die Finanzmärkte und Bankensysteme einsteigen.

Als Spiegelbild von Einfluss sind auch die diversen Krisen interessant und erhellend, hier eine Liste:
List of banking crises - Wikipedia, the free encyclopedia

Dazu wechselten die Funktionen: die Bedeutung der Staatsfinanzierungen, Finanzierung von Unternehmen, Kapitalsammelstellen, oder seit ein paar Jahrzehnten das Investmentgeschäft.

Zur Frage der Kartelle könntest Du Dich zB mit der Anti-Trust-Geschichte oder Anti-Trust-Kampangen in den USA oder den europäischen Ländern (oder Japan, mit dem Einschnitt des Weltkrieges) beschäftigen, Beispiel siehe hier:
Sherman Antitrust Act - Wikipedia, the free encyclopedia
 
Zunächst solltest du deine Frage einmal territorial und zeitlich eingrenzen. Beziehst du dich etwa auf frühkapitalistische Tendenzen im deutschen Sprachraum nach den großen Pestwellen oder auf die jüngsten Entwicklungen des internationalen Bankengeflechts die unter anderem mangels einer effektiven internationalen Wirtschaftsaufsicht zur Finanz und Wirtschaftskrise 2008 und nachfolgend zur Bankenkrise 2009 beigetragen haben? Ich vermute eher zweiteres, wobei du wohl nach zeitlich weiter zurückliegenden Ursachen suchst, die nach deiner Ansicht zu einer heutigen Übermacht der Banken beigetragen hätten. Immerhin beziehst du dich auf "Kartellämter" aller Staaten und die gibt es noch nicht so lange.

"In anderen Wirtschaftsbereichen wurden Kartelle meist sofort effektiv bekämpft." In welchen denn?

Das es in einigen europäischen Ländern gravierende Bankenkartelle gab(!) ist richtig. Österreich ist wohl das beste Beispiel, hier war die strukturelle und organisatorische Verklammerung von Politik (besser gesagt Parteiproporz) und den Banken verantwortlich für eine offene Absprache der Zinssätze. Das Kartell wurde erst im Zuge Österreichs Beitritts zur EU 1995 durch Urteile des EuGH effektiv bekämpft. Das Österreichische Bankenkartell erfüllte sogar den Tatbestand eines sog. "hard-core" Kartells.

Die von dir beschriebene "Übermacht" der Banken sehe ich nicht wirklich. Viele Kritiker sehen in den Ratingagenturen, die eng mit dem Bankensystem verknüpft sind eine zu starke Machtkonzentration. Das liegt aber nicht daran, dass man sie schalten und walten lässt wie sie wollen. In den meisten Staaten bestehen hierzu klare Regelungen, z.B. in Österreich das "RatingagenturenVollzugsG" (leider nutzlos, da in Österreich derzeit keine Ratingagenur ansässig). Allerdings bräuchte es hierzu eine einheitliche internationale Regelung (etwa auf WTO Ebene), da die wichtigsten Ratingagenturen ihren Hauptsitz in den USA haben.

Das Bankensystem hat schon häufig für Verschwörungstheorien und Esotherik gedient. Die Nationalsozialisten stellten die Behauptung aus, dass ein jüdischer Bänker aus New York die bolschewistische Revolution finanziert hätte. Tatsächlich wurde die bolschewistische Revolution unter Lenin, u.a. durch deutsche Reichsmark finanziert.
Du bezeichnest die Banken als "wildgewuchertes Geflecht". Das musst du präzisieren, sonst muss ich annehmen, dass auch du Verschwörungstheorien nicht abgeneigt bist.

Gruß Arminius
 
Du bezeichnest die Banken als "wildgewuchertes Geflecht". Das musst du präzisieren, sonst muss ich annehmen, dass auch du Verschwörungstheorien nicht abgeneigt bist.

Arminiuses geht hier nicht um Verschwörungstheorien sondern um die die Frage wem nützt es dass das System so ist wie es ist ?

Es nutzt den Banken. Ganz einfach. Das ist eine tatsache und hat mit Verschwörungstheorien nichts zu tun.
 
Die Fragestellung ist dahingehend zu kompliziert da sich ja das Bankenwesen massiv gewandelt.

Man denke an die Unterschiedlichen Formen von Geld.

Silber und Goldmünzen, Banknoten und Buchgeld.

Heutzutage ist das meiste Geld Buchgeld und somit von den Banken geschaffen. Siehe dazu: - taz.de und Ökonom über das Geldmachen: "Geld entsteht aus dem Nichts" - taz.de.

Das Bankgeschäft hat sich auch massiv verändert, vom Geldgeber zum großen Finanzdienstleister (was auch kritisch ist in der heutigen Zeit).

Kredite wurden und werden auch von Nichtbanken erteilt. Was einigen vielleicht sogar zum Verhängnis wurde z.B Tempelrittern.

Das einzig konstante ist Wahrscheinlich das Banken und Banker nie beliebt waren man denke an die Juden im Mittelalter (die natürlich nicht alle Kreditgeber waren doch diese Berufsgruppe hat das Bild des geldgeilen Juden geprägt).
 
Hier "purzelt", wie auch in dem verlinkten taz-Artikel, einiges durcheinander.

Die Geldschöpfung der Banken ist heute durch Basel II begrenzt.

Basel II ? Wikipedia

Darüber hinaus gibt es auch noch die sog. Basel III Regeln:

Deutsche Bundesbank - Basel III

Damit ist die Geldschöpfungsmenge der privaten Banken begrenzt, um auf den taz-Artikel zurück zu kommen, auch ein Dispo-Kredit ist demnach mit einem Eigenkapital-Anteil zu "decken".

Zum sog. "Vollgeldkonzept". Natürlich kann keine Bank dieser Welt, das Giralgeld was sich auf ihren Konten befindet sofort in Bargeld tauschen, aber die Geschäftsbank kann Bargeld in dieser Höhe bei der Zentralbank beschaffen. Wie wiederum die zu Geld kommt, kann man z.B. hier nachlesen, einigermaßen aktuelle Aufsatzliste der FU Berlin zum Thema:

Volkswirtschaftslehre: Neueste Publikationen

M.
 
Melchior: Danke für die Hinweise. Wirtschaftshistorisch gab es übrigens verschiedene methodische Vorschläge bzw. Ansätze zur Begrenzung der Giralgeldschöpfung. Neben der hier erwähnten Mindestreservehaltung anhand der Einlagenstruktur gab es Vorschläge der Verknüpfung der Mindestreserve mit der Kreditschöpfung. die Vorschläge haben sich leider nicht durchgesetzt. Dagegen setzen die Basel-Vereinbarungen bei der "aktiv" definierten Risikodeckung an, verlangen also bestimmte Eigenkapitalumfänge (nicht Mindestreserve bei der Zentralbank!) als Risikopuffer gegen Kreditausfälle. Das alte Basel I sah bereits eine 8%-Deckung vor, allerdings nicht mit risikogewichteten Aktiva-Strukturen. Basel II nahm dann eine - unzureichende - Risikogewichtung verschiedener Aktiva-Strukturen vor, um die eigenkapitalunterlegten Ausfallrisiken abzubilden. Im Ergebnis wurde die Kreditschöpfung der Banken hierdurch - wie ebenfalls durch die liquiditätsorientierte Mindestreserve - begrenzt und gleichzeitig die Risikoaktiva aufgrund der Eigenkapitalunterlegung verteuert.

@hamburger, stalinorgel usw: Den verschwörungstheoretischen Quark über Zinsen haben schon viele propagiert, ua die Nationalsozialisten. Es wäre sinnvoll, sich dazu mal ein paar Basics anzueignen, bevor man loslegt.

Was ich am Erstaunlichsten daran finde: wenn jemand erkennbar nicht vom Fach und Laie ist, wieso wagt es sich dann an solche Themen heran und verbreitet dann so einen Quark? Gut, den Quark merkt er selber nicht. Aber der da durchscheinende Fanatismus lässt doch zugleich starkes Interesse an der Sache erscheinen. Da müsste man doch über Hinweise eigentlich erfreut sein, wenn einem nicht zugleich die Weltanschauung als Brett vorm Kopf daran hindert? Warum lesen die keine Fachliteratur? Selbst bei Wikipedia findet man dazu hunderter recht ordentlicher Aufsätze, mit denen man mal anfangen kann.
 
Warum lesen die keine Fachliteratur? Selbst bei Wikipedia findet man dazu hunderter recht ordentlicher Aufsätze, mit denen man mal anfangen kann.

Die Fachliteratur ist schwerer zu lesen als die verschwörungstheoretischen Machwerke und außerdem bekommt man beim VT-Geschwurbel und in VT-Kreisen so schön bestätigt, daß man zu einer kleinen, feinen Minderheit von Mega-Checkern gehört - nur alle anderen sind zu blöd... Da stört es denn auch nicht so, daß/ wenn V-Theorien inkonsistent, gegenseitig inkompatibel etc sind. Vor allem aber nehmen sie das Selbstdenken ab, denn sie wollen *geglaubt* werden. Auch das immunisiert gegen Fachliteratur.
 
silesia schrieb:
Wie sich die Argumente gleichen:
Zur Kontroverse zwischen Freiwirtschaft und NSDAP

Marxistische Argumentationsweisen waren ähnlich. Die Extreme berührten sich.
Nicht überraschend. War es nicht Golo Mann, welcher das politische Spektrum - anstelle eines Halbkreises -als Kreis darstellte? Bei einem Halbkreis sind Rechts- und Linksextreme weit möglichst von einander getrennt. Bei einem Kreismodell sitzen Links- und Rechtsextreme neben einander und stehen der demokratischen Mitte frontal gegenüber. Bei diesem Modell wächst zusammen, was zusammen gehört.

Stalinorgel84 schrieb:
Alles was eine Geschäftsbank benötigt, um Kredite in Höhe von 100.000 Euro zu vergeben, ist eine Reserve in Höhe von 2.000 Euro. Dieser Multiplikator-Effekt entsteht durch den Mindestreservesatz von 2%. Banken haben also das Privileg, selbst hergestelltes „Geld“ zu verleihen, dafür Zinsen zu verlangen und beim Ausbleiben der Rückzahlung reale Werte durch den jeweils zuständigen Staatsapparat pfänden zu lassen.
Danke für das Augen öffnen. Da ich bei einem Kreditinstitut arbeite, werde ich das gleich mal zur Sprache bringen. Seit 1983 muss ich mich mit Leuten rumschlagen, die Sparbücher und Festgelder bei uns anlegen. Und diese Leute kassieren bei uns auch noch Zinsen. Dabei könnte man doch auf diese Depositen vollständig verzichten. Wir erstellen einfach Giralgeld, wenn wir Kredite vergeben.

Warum gibt eigentlich eine Pfandbriefbank Pfandbriefe heraus? Vollkommen unnötig. Will eine Pfandbriefbank Immobiliendarlehen gewähren, muss sie doch einfach Giralgeld schöpfen. Warum zahlt sie dann vollkommen sinnlos Zinsen an die Halter ihrer Sparbriefe? Ganz offensichtlich sitzen nur Pfeifen in den Bankvorständen.

Könnte natürlich auch sein, dass es Vorschriften der Aufsichtsbehörden gibt, welches die Giralgeldschöpfung verhindern. Aber mit so einem Kleinkram beschäftigt sich ein echter Welterklärer verständlicherweise nicht.
 
Nicht überraschend. War es nicht Golo Mann, welcher das politische Spektrum - anstelle eines Halbkreises -als Kreis darstellte? Bei einem Halbkreis sind Rechts- und Linksextreme weit möglichst von einander getrennt. Bei einem Kreismodell sitzen Links- und Rechtsextreme neben einander und stehen der demokratischen Mitte frontal gegenüber. Bei diesem Modell wächst zusammen, was zusammen gehört.

Ich bin mir nicht sicher, dass Golo Mann (wenn er's denn war) mit diesem Modell der Politologie oder der Geschichtswissenschaft wirklich einen Gefallen getan hat. Wissenschaftler versuchen zwar manchmal komplexe Dinge mit einfachen Modellen griffiger zu machen, aber das misslingt auch ab und zu.

Es ist ganz unzweifelhaft so, dass die Altkommunisten leninscher, stalinscher und thälmannscher Prägung Antidemokraten waren, aber das bei diesem Modell zusammenwüchse, was zusammengehörte kann man wirklich nicht sagen. Bei allen Gemeinsamkeiten in Ablehnung von Demokratie und pluralistischen Strukturen sind doch die Zielvorstellungen der Extreme völlig andere.

Das Modell hat - um vielleicht Golo Manns Geschichtsbild näher zu kommen - allenfalls einen Wert um die Probleme der Weimarer Republik zu veranschaulichen.
 
Zuletzt bearbeitet:
Danke für das Augen öffnen. Da ich bei einem Kreditinstitut arbeite, werde ich das gleich mal zur Sprache bringen. Seit 1983 muss ich mich mit Leuten rumschlagen, die Sparbücher und Festgelder bei uns anlegen. Und diese Leute kassieren bei uns auch noch Zinsen. Dabei könnte man doch auf diese Depositen vollständig verzichten. Wir erstellen einfach Giralgeld, wenn wir Kredite vergeben.

Was Hamburger/Stalinorgel hier tatsächlich nicht kapiert hat, ist der Vorgang der Giralgeldschöpfung. Wiki schreibt:

"Die aktive Giralgeldschöpfung ist beschränkt durch die gesetzliche Mindestreserve. Dabei ist der Giralgeldschöpfungsfaktor, also der Multiplikator der maximalen theoretischen Geldschöpfung, der reziproke Wert des Mindestreservesatzes. Das Bargeld wird angelegt, ein Teil davon wird zur Mindestreserve, der andere Teil als Kredit vergeben, damit Waren gekauft und das Geld von einem anderen Kunden wieder angelegt werden kann. Iterativ ergibt sich dadurch, dass insgesamt Kredite in Höhe des reziproken Werts des Mindestreservesatzes vergeben werden können, der Giralgeldschöpfungsfaktor."
Giralgeldschöpfung ? Wikipedia

Die Betrachtung ist eine volkswirtschaftliche, in der Aggregation über das Bankensystem, und keine einzelwirtschaftliche für eine bestimmte Bank. Eine bestimmte Zentralbankgeldmenge reicht aus, um daraus eine Kreditmenge zu gewähren, die - platt gesagt - irgendwo im Bankensystem wiederum zu Einlagen führt, für die Zentralbankgeld als Mindestreserve zu halten ist. Die Ausgabe von ZBG steuert damit - theroretisch! - die Kreditschöpfung, diese wiederum den Umfang der definierten Geldmenge (des Geldmengenaggregates, zB M3). Mindestreservesätze für Sichteinlagen, Termineinlagen, Spareinlagen und Ausgabe von ZBG werden hier als Steuerungsinstrumente für die Geldmenge gesehen.

Ob das funktioniert, hängt ebenso von der Kreditnachfrage ab.

Die Betrachtung auf eine einzelne Bank herunterzubrechen, wie das von Hamburger/Stalinorgel vorgenommen wird, ist völliger Quatsch.

Darüber hinaus sind bzgl. Kreditschöpfung seit Jahrzehnten die Anlagen- und Liquiditätsgrundsätze der Aufsichtbehörden relevant. Diese sind zT im Verordnungswege erlassen worden, zT Gesetzesbestandteil. Die neuere Entwicklung betrifft die Solvabilitätsordnung.

Als Beispiele:
Grundsatz 1 ? Wikipedia
Grundsatz II ? Wikipedia

So geht die Geschichte des Grundsatz I (Ausführungsbestimmung zu § 10 KWG) auf den Zusammenbruch der Herstatt-Bank 1974 zurück.
 
Silesia, gut erklärt.

Von Bankbetriebslehre hat Hamburger1984 wohl keine Ahnung. Ich hätte mich ja gerne mal mit ihm über Dinge wie Laufzeitkongruente Refinanzierung oder Fristentransformation unterhalten, aber das hat sich ja erledigt.

EQ: Schwieriges Thema. Links- und Rechtsextreme sind in der Ideologie sicherlich sehr unterschiedlich, doch in der Wahl der Mittel und die Auswirkung ihrer Herrschaft auf die Masse der Menschen - zumindest für mich - doch sehr ähnlich.
 
Von Bankbetriebslehre hat Hamburger1984 wohl keine Ahnung. Ich hätte mich ja gerne mal mit ihm über Dinge wie Laufzeitkongruente Refinanzierung oder Fristentransformation unterhalten, aber das hat sich ja erledigt.

Wenn man sich die Banken-Runs in der Vergangenheit anschaut, so ist das sicher der spektakulärste Verlauf jeder Krise.
Bankenkrise ? Wikipedia
List of banking crises - Wikipedia, the free encyclopedia

Die Passivseite der Banken (neben dem Eigenkapital pimalDaumen die Einlagen von Nichtbanken und die Interbanken-Verbindlichkeiten) besteht idR zu > 90% aus Schulden. Das hieraus Geldmengen-Aggregate gebildet werden, ist eine volkswirtschaftliche geldtheoretische Betrachtungsweise nach "Konsolidierung" des Bankensektors, um geldpolitische Instrumente zu Steuerungszwecken einzusetzen. Diese Betrachtungsweise wurde in der Vergangenheit aber auch von Nichtökonomen übernommen, und zT pilosophisch "ausgedeutet". In der Geschichte der Wirtschaftstheorien findet man solche Ansätze von Geldmengenaggregaten bereits in der Krise nach 1929. Empirie und Theoriebildung liefen auseinander, was stets zu einer starken Aufladung und Polarisierung in der Diskussion führte.

Einzelwirtschaftlich, also für die einzelne Bank, sind das Schulden, für die die Aktiva eines Kreditinstitutes haften. Hier setzte bei den Krisen jeweils das gleiche Problem an: die Werthaltigkeit der Banken-Aktiva (Finanzanlagen wie Beteiligungen, Anleihen, Kredite, Liquidität) wird in Folge von Kursstürzen, Kreditausfällen, Wertberichtigungen, Verlusten von den Nichtbanken bezweifelt. Die Einlagen werden in der Folge dann abgezogen. Der Abzug wird durch Eingriffe der Zentralbank, Deckung durch Sicherungsfonds, Zwangsschließungen abgebremst oder beschleunigt sich eben zum Run, der dann auch weitere Banken einbezieht.

Das Vertrauen in die Solvabilität und Bonität des Bankensystems war in jeder dieser Krise zumindest teilweise erschüttert. Ausgangspunkt war aber stets die Vermögensseite von Kreditinstituten (von Sonderfällen der Schieflagen aufgrund von Fristentransformation in der Refinanzierung mal abgesehen -> Illiquidität oder Liquiditätsstockungen aufgrund von Fehlsteuerungen, die von Nichtbanken zunächst kaum beachtet wurden).

Durch die volkswirtschaftlichen Aggregatbetrachtungen wurden diese Vertrauenskrisen zunächst auf die Einlagen, dann auf das Zentralbankgeld als Kern jeden Geldmengenaggregates übertragen. Diese historisch oft analysierten Wirkungsketten sind der eigentliche Anlass, über Wertdeckungen der ZB-Geldmenge (Gold und andere Edelmetalle, etc.) nachzudenken, und Anlass der historischen Streitereien über Papiergeld (soweit früher auch Banken berechtigt waren, solches herauszugeben, also zu drucken).
 
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