Geschichte der DDR

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Lukrezia Borgia

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Entstehung der DDR

Nach der bedingungslosen Kapitulation übernahmen gemäß der „Berliner Erklärung“ vom 05. Juni 1945 im westlichen Deutschland die USA, Großbritannien und Frankreich die Regierungsgewalt. Der Ostens Deutschlands wurde zur Sowjetischen Besatzungszone (SBZ). In der SBZ übernahm am 9. Juni 1945 die Sowjetische Militäradministration (SMAD) die Führung. Es schien, als würden ausgerechnet hier die Weichen für eine demokratische Grundordnung am raschesten gestellt werden. Bereits ein Monat später wurde „die Bildung und Tätigkeit aller antifaschistischen Parteien“ und Gewerkschaften „auf dem Territorium der sowjetischen Besatzungszone“ erlaubt. Die Kommunistische Partei Deutschlands (KPD), die Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD), die Christlich-Demokratische Union (CDU) sowie die Liberal-Demokratische Partei (LPD) formierten sich in Anknüpfung an das traditionelle deutsche Parteienspektrum vor der Machtergreifung Hitlers neu. Durch diesen Antifa-Block versuchte die Sowjetunion Einfluss auf das gesamte Deutschland zu nehmen. Die KPD wurde hierbei von der SMAD bevorzugt behandelt und materiell besser versorgt als andere Parteien.

Respekt verschaffte sich die sowjetische Siegermacht durch Errichtung von „Speziallagern“, in denen anfangs NS-Belastete, ab 1946 in erster Linie der Politik der SED kritisch gegenüberstehende Personen interniert wurden. Etwa ein Drittel der 150.000 dort bis 1950 festgehaltenen Personen kam aufgrund der menschenunwürdigen Bedingungen in diesen Lagern ums Leben. Die von der SMAD angeordnete Bodenreform, deren Leidtragende die Großbauern waren, wurde scharf seitens der CDU kritisiert, woraufhin deren Parteivorsitzende auf Druck der Sowjets abdanken mussten. Weiter wurden bis 1948 fast 10.000 Unternehmen verstaatlicht, was der späteren Planwirtschaft entgegen kam. Seit September 1945 drängte die KPD-Führung auf eine Verschmelzung mit der SPD. Die Meinungen hierzu waren bei den Sozialdemokraten gespalten. Letztlich hielten diese jedoch dem Druck aus ihren eigenen Reihen, sowie von SMAD und KPD nicht stand, so dass am 22. April 1946 die Vereinigung von SPD und KPD zur Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands (SED) vollzogen war.

Schon vor Zusammenschluss der amerikanischen und britischen Besatzungszone zur Bizone zeichnete sich ab, dass die Welt in ein kommunistisches Gebiet unter Hegemonie der Sowjetunion und ein demokratisches Lager mit den Vereinigten Staaten an der Spitze geteilt werden würde. Dass sich die Trennlinie durch Deutschland ziehen würde, war spätestens klar geworden, als die SED- Führung die gesamtdeutsche Konferenz der Ministerpräsidenten im Juni 1947 aufgrund von „Verfahrensfragen“ scheitern ließ. Als die Vorherrschaft der SED in der ostdeutschen Parteienlandschaft kaum mehr zu verhüllen war, formierten sich CDU und LDP zum „Wellenbrecher des dogmatischen Marxismus“. Dieser Widerstand mündete in der Absetzung der CDU-Vorsitzenden. Nachdem auch die Konferenz der Außenminister im Dezember 1947 in London sich auf unbestimmte Zeit vertagte, gab Otto Grotewohl von der SED bekannt, dass „an der Zerreißung Deutschlands in zwei Zonen nicht mehr gezweifelt werden“ kann.

Die Währungsreform, die am 20. Juni 1948 in den Westzonen und mit einigen Tagen Verspätung auch in der SBZ vonstatten ging, machte die letzten Hoffnungen für ein Gesamtdeutschland zunichte. Die Währungsreform nahmen die Sowjets zum Vorwand für die Berlinblockade. Eigentlicher Anreiz war jedoch, sich auch Westteil der Stadt einzuverleiben. Die westlichen Besatzungsmächte antworteten mit Errichtung einer Luftbrücke zur Versorgung der Westberliner Bevölkerung, so dass die Blockade zu einer „stumpfen Waffe“ mutierte.

Am 8. Mai 1948 teilte der SMAD-Chef der Einheitspartei mit, dass von der „Teilung Deutschlands als vollzogene Tatsache“ auszugehen sei. Bereits im Oktober 1948 nahm der Volksrat einen von der SED ausgearbeiteten Verfassungsentwurf an. Neue Parteien waren in Ostdeutschland entstanden. Unter anderem die National-Demokratische Partei Deutschlands (NDPD) sowie die Demokratische Bauernpartei Deutschlands (DBD). Natürlich waren diese Vereinigungen ebenso unter der Kontrolle der SED wie Massenorganisationen, von denen die bekanntesten der Freie Deutsche Gewerkschaftsbund (FDGB), die Freie Deutsche Jugend (FDJ), der Demokratische Frauenbund Deutschlands (DFB) und der Kulturbund (KB) waren. Ziel war es, so viel Bürger wie möglich „entsprechend ihrer gesellschaftlichen Lage und ihren speziellen Bedürfnissen“ zu erfassen. Im Sommer 1948 zählte die SED, für die die KPdSU als Vorbild fungierte, bereits 1,8 Millionen Mitglieder.

Mit der Parole „Mehr produzieren, gerechter verteilen, besser leben!“ warb die SED für die Planwirtschaft. Nach Ablehnung des Marshallplanes durch die sowjetische Besatzungsmacht übernahm Ostdeutschland das russische Herrschafts- und Wirtschaftsystem. Schauprozesse gegen „Wirtschaftsverbrecher“ brachen den letzten Widerstand. Viele Unternehmer flüchteten sich in den Westen. Die Sowjetunion beendete an dieser Stelle auch ihre rücksichtslose Demontagepraxis und wandelte mehr als 200 Firmen in Sowjetische Aktiengesellschaften um.

Ab Ende 1948 rechnete man weltweit fest mit der Errichtung eines ostdeutschen Staates. Überraschenderweise sprach man auf der SED-Parteikonferenz im Januar 1949 jedoch noch vom Kampf um die deutsche Einheit. Für dieses Marionettentheater war Stalin verantwortlich, der erst eine ostdeutsche Regierungsbildung dulden wollte, wenn in Westdeutschland diesbezüglich vollendete Tatsachen geschaffen worden seien. Nachdem in Deutschland am 14. August 1949 der erste Deutsche Bundestag gewählt wurde, erhielt eine Delegation der SED am 27. September grünes Licht für die Gründung der DDR. Der aus dem im Mai 1949 III. Volkskongress hervorgegangene Volksrat erklärte sich am 7. Oktober 1949 zur „Provisorischen Volkskammer“. Vier Tage später wurden Otto Grotewohl zum Ministerpräsidenten und Wilhelm Piek zum Präsidenten der DDR gewählt.
 
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Vorgeschichte des 17. Juni 1953 (Die frühen 50er Jahre)

Bestimmende Macht in der DDR war trotz des formal weiterbestehenden Mehrparteiensystem die sowjetisch beeinflusste SED – ob nun in der Wirtschaft, in der Politik und in der Gesellschaft. Nach der Wahl Walter Ulbrichts zum Generalsekretär der Partei begann eine Parteisäuberung, der viele Parteifunktionäre, die nicht ganz den ideologischen Vorstellungen der Führung entsprachen, zum Opfer fielen. Der Wille zur Angleichung an die UdSSR war im Volk vorhanden. Nicht ohne Grund erreichte die SED im September 1950 bei einer Wahlbeteiligung von fast 100 Prozent ein Traumergebnis von 99,7 Prozent. Auch das Bekenntnis zu Stalin wurde unter den DDR-Bürgern zu einem regelrechten Kult, einer Art Ersatzreligion. Diese Tendenz wurde von der Partei mit Losungen wie „Von der Sowjetunion lernen, heißt siegen lernen“ unterstützt.

Die Schauprozesse in Ungarn und Bulgarien aus dem Jahre 1949, in denen Kommunisten als angebliche Spione des Westens angeklagt und zum Tode verurteilt wurden, machten einen großen Eindruck auf die SED-Führung. In der DDR wurden dann im Sommer 1950 die westdeutschen Kommunisten Leo Bauer und Kurt Müller verhaftet, andere wurden ihrer Positionen in der Partei enthoben. Ziel war es, eventuellen Widerstand aus den eigenen Reihen durch Einschüchterung schon im Keim zu ersticken. Auch in den Augen der DDR-Führung „konkurrierende“ Organisationen wie etwa kirchliche Einrichtungen wurden zur Zielscheibe des Terrors.

Bei Gesprächen im April 1952 wurden Otto Grotewohl und Walter Ulbricht von Stalin nahegelegt eine „Volksarmee (zu) schaffen – ohne Geschrei. Pazifistische Periode ist vorbei“. Auch wurden seit diesem Zeitpunkt die SED-Parteimitglieder „stärker im kämpferischen Geist“ erzogen. Obwohl der SED bewusst war, dass die DDR-Volkswirtschaft die Vorgaben der Planwirtschaft nicht erfüllen können wird, musste die Armee mit Geräten auf neuestem technischen Stand ausgerüstet sein musste. Dies stellte den jungen Staat vor ein ungeheures Finanzierungsproblem. Der Mittel- und Bauernstand wurde durch Steuern und Abgaben gezwungen, diese Projekte zu finanzieren.

Die Zahl der angeblichen Wirtschaftsverbrecher stieg, bis Januar 1953 wurde gegen mehr als 1.200 Landwirte ermittelt. Harte Strafen gegen Wirtschaftsverbrechen verdoppelte die Zahl der Häftlinge in der DDR von Sommer 1952 bis Frühjahr 1953 auf über 66.000. Die Erhöhung der Akkordsätze und staatliche Preiserhöhungen belasteten auch den Arbeiterstand weiter. Dies führte dazu, dass die Spannungen zwischen Regime und Bevölkerung ein bedenkliches Ausmaß annahmen. In der Partei, die einen „Arbeiter- und Bauernstaat“ proklamierte, schrumpfte der Arbeiteranteil bei den Mitgliedern auf unter 40 Prozent. Viele DDR-Bürger wanderten in die Bundesrepublik aus. Die SED verkannte die Situation, so dass selbst Moskau versuchte, schlichtend einzugreifen. Die Partei wurde aufgefordert, den Klassenkampf gegen die Handwerker und Bauern einzustellen. Gleichzeitig wurde ihnen eine Minderung der Rüstungslasten zugesichert.

Die Bevölkerung war jedoch kaum mehr zu beruhigen. Am 16. Juni 1953 legten Bauarbeiter in der Berliner Stalinallee die Arbeit nieder um ihren Willen nach mehr Freiheit zu unterstreichen. Davon angestachelt, versammelten sich am nächsten Morgen ganze Betriebsbelegschaften in der Berliner Innenstadt. Während die Volkspolizei versuchte mit Schlagstöcken gegen die Demonstranten vorzugehen, wehrten sich diese mit Steinen gegen das staatliche Einschreiten. Daraufhin kommen Panzer zum Einsatz. Die Aufstände des 17. Juni und der folgenden Tage in über 250 Städten der DDR kosteten über 50 Menschen das Leben, mindestens 20 davon wurden standrechtlich erschossen, fast 10.000 Bürger wurden verhaftet.
 
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