Geschichte der finnischen Völker

Crawford

Mitglied
Hallo, ich benötige unbedingt Infos über die finnischen Völker. Vor allem im kulturellen und militärischen Bereich. Besonders: Wie war das Verhältnis zu den germanischen Nordeuropäern und Beziehungen der finnischen Stämme Russlands (Mari, Mordwinen usw.) zu Ihren Nachbarn (Russen, Tataren, usw) Man findet kaum Literatur und im Internet gibt es auch nicht viel (außer auf russisch und finnisch, in beiden Sprachen habe ich "Lücken" ). :kratz:

:confused:
 
Vielen Dank, Hamilkar, der Link hat mir sehr geholfen! Kann ich jedem Finnland-Interessierten nur weiterempfehlen! Gruß, C
:hoch: :D :hoch: :D :hoch:
 
Ich hatte immer gedacht, daß die Finnen eine sehr alte Volksgruppe sind. Ich las vor einiger Zeit einen Bericht, der eine Einwanderung der Finnen nach Finnland für die Zeit nach Christus ansetzt. Zudem soll der Baltische Kulturkreis, der teilweise bis nach Südfinnland reicht, von den baltischen Völkern getragen werden. In alten Quellen heißen die Bewohner dieser Region Aisten.

Nun meine Fragen. Wann wanderten die Baltikum-Finnen (z.B.Esten/Tschuden, Liven, Kuren, Woten) ins Baltikum ein? Wanderte die Bezeichnung der "baltischen" Aisten auf die Esten, so daß man Aisten und Esten nicht gleichsetzen kann oder waren die "baltischen" Aisten vielmehr finnische Aisten?
Gab es vor den Finnen schon finnische Völker in Finnland oder wurden ältere Völkergruppen erst danach "finnisiert"?
 
beorna schrieb:
Wann wanderten die Baltikum-Finnen (z.B.Esten/Tschuden, Liven, Kuren, Woten) ins Baltikum ein?
Die Kuren gehören leider nicht dazu. Diese gehörten zu den baltischen Sprachen und gingen in den Letten auf...

Nachtrag:
Übrigens nennen sich die Finnen auch "Suomalainen".

altpreußisch hieß Finnland übrigens "Sambia" (ich dachte immer das liegt in Afrika :rofl: )
 
Zuletzt bearbeitet:
beorna schrieb:
Ich hatte immer gedacht, daß die Finnen eine sehr alte Volksgruppe sind.
Sind sie auch. Die Trennung der Finnisch-Ugrischen Sprachen fand vor etwa 4.000 bis 5.000 Jahren statt.

Sie sind auch von den Genen her sehr rein, d.h. weisen mit anderen europäischen Völkern wenig Gemeinsamkeiten auf, selbst mit den Esten sind sie eher sprachlich verwandt als von den Genen.

Es gibt zwei Theorien der Besiedlungsgeschichte:

1.) Die von Tacitus um etwa 90 n.Chr. erwähnten "Fenni" waren Sumpfbewohner und Samen. Die Finnen wanderten um 100 bis 800 n.Chr. nach Finnland ein.

2.) Kammkeramik-Funde weisen darauf hin, dass die Finnen bereits in den frühen Anfängen dieser Kultur nach Finnland kamen, d.h. um etwa 2700 - 2500 v.Chr., was aber umstritten ist. Dafür spräche auch die genetische Abgeschlossenheit der Finnen von anderen Völkern.
 
Lungos schrieb:
Sind sie auch. Die Trennung der Finnisch-Ugrischen Sprachen fand vor etwa 4.000 bis 5.000 Jahren statt..
Ich meinte jetzt nur das Volk der Finnen , nicht die Sprachfamilie

Lungos schrieb:
Sie sind auch von den Genen her sehr rein, d.h. weisen mit anderen europäischen Völkern wenig Gemeinsamkeiten auf, selbst mit den Esten sind sie eher sprachlich verwandt als von den Genen..
Gerade von den Genen sollen sie den indogerm. Europäern näher stehen als ihren östlichen Sprachverwandten

Lungos schrieb:
Es gibt zwei Theorien der Besiedlungsgeschichte:

1.) Die von Tacitus um etwa 90 n.Chr. erwähnten "Fenni" waren Sumpfbewohner und Samen. Die Finnen wanderten um 100 bis 800 n.Chr. nach Finnland ein..
Das ist aber ein sehr langer Zeitraum

Lungos schrieb:
2.) Kammkeramik-Funde weisen darauf hin, dass die Finnen bereits in den frühen Anfängen dieser Kultur nach Finnland kamen, d.h. um etwa 2700 - 2500 v.Chr., was aber umstritten ist. Dafür spräche auch die genetische Abgeschlossenheit der Finnen von anderen Völkern.
Das ist das gleiche Problem wie bei Kelten, Germanen etc. Ein so früher Zeitpraum für die Entstehung der Finnen (nur das Volk) ist doch sehr abwegig
 
Nochmal zurück zu den finnischen Völkern im Baltikum. Die sogenannten Baltischen Kulturen sind nach ihren Trägern, den Balten, benannt. Allerdings erstrecken sie sich bis ins südliche Finnland. Die Völker dieses Kulturkreises heißen z.B. in römischen Quellen Aisten. Nach der herrschenden Meinung müßten also die Aisten Balten sein. Weiß jemand, wann dann die finno-ugrischen Völker ins Baltikum zogen?Übrigends, die Kuren zählt man heute tatsächlich zu den Balten. Ich habe aber mal gesehen, leider weiß ich nicht mehr wo, daß die Kuren ein ursprünglich finnisches Volk gewesen sind, die baltisiert wurden.
 
Also wenn die wage Vermutung richtig wäre, dass die finnisch-ugrischen Völker zumindest sprachlich mit den Magyaren verwandt seien (wie ist da inzwischen der Forschungsstand?), dann würde ich - ganz spekulativ - sagen, dass die Finnen erst im Verlaufe des Mittelalters dorthin gekommen sind (da meines Wissens die Ungarn erst im Mittelalter auf der europäischen Landkarte in Erscheinung treten. Aber da lasse ich mich gerne verbessern).
 
El Quijote schrieb:
Also wenn die wage Vermutung richtig wäre, dass die finnisch-ugrischen Völker zumindest sprachlich mit den Magyaren verwandt seien (wie ist da inzwischen der Forschungsstand?)

Das ist keine vage Vermutung, sondern seit langer Zeit etablierter Stand der Forschung.

Das Magyarische ist definitiv eine ugrische Sprache und gehört damit fraglos zu den finno-ugrischen Sprachen.
Die finno-ugrischen Sprachen bilden mit den samoyedischen die Uralische Sprachfamilie.
 
Eine Einwanderung im Mittelalter halte ich in der Tat für zu spät. Die Magyaren wurden doch eher als südliche Gruppe von den turk-mongolischen Wellen nach Westen oder besser Südwesten mitgerissen. Bei den Finnen kann das nicht der Fall sei.
 
askan schrieb:
Hier habe ich einen interessanten Artikel über Verganenheit der finnischen Sprachen:

http://www.eurasischesmagazin.de/artikel/?thema=Sprache&artikelID=101703

Aus diesem Link hatte ich in einer früheren Diskussion schon einmal zitiert. Da die Diskussion mittlerweile in der Rumpelkammer liegt, krame ich meinen damaligen Beitrag, soweit er sich auf den Link bezieht, noch einmal hervor:

Wer ein Wort wie Acker ausspricht, zitiert, ohne es zu wissen und zu wollen, die jahrtausendealte Geschichte dieses Worts. Durch alle uns bekannten germanischen Sprachetappen hat das Wort das bedeutet, was es heute im Deutschen bedeutet. Ein wenig anders steht es mit der lateinischen Entsprechung ager : „ Acker, Weideland, freies Feld“. Altgriechisch agrós heißt nur selten „Acker“, meist „freies Feld (im Gegensatz zur Stadt)“. Altindisch ájra- bedeutet nur „Ebene, Fläche, Flur“. Latein, Altgriechisch und Altindisch sind zwar nicht die Vorläufer des Germanischen, sondern nur ältere Geschwister, scheinen aber eine archaischer aussehende, noch nicht von dominanter Ackerbaukultur geprägte Bedeutung zu zeigen.
Einen klärenden Schritt in die sprachliche Vorgeschichte erlaubt die Kenntnis einer einfachen Wortbildungsregel. Substantive können von Verben durch Anhängen von -ro- , altindisch -ra- abgeleitet werden. Altindisch aj- heißt „vorwärtsbewegen, (Vieh) treiben“. Als sprachlich durchsichtige, ursprüngliche Bedeutung von ájra - bzw. indogerman. - ergibt sich so „Trift (d.h. das unbebaute Land, auf das man das Vieh zum Weiden treibt)“. Die Entwicklung der sprachlichen Bedeutung spiegelt hier offenbar einen Übergang von Viehwirtschaft zu Ackerbau.

Das könnte eventuell schon stimmen, aber es gibt doch einige Einwände:

1. Die Zusammensetzung aus altindisch "aj-" und "-ra-" ergibt im Altindischen Sinn, im Deutschen nicht. Denn "Ack-" heißt im Deutschen (wie überhaupt im Germanischen) nicht "Vieh treiben", und ein "Acker" ist auch niemals eine "Trift".
(Eine Erklärung für ein Ur-Indoeuropäische muß für alle Zweige plausibel sein, nicht nur für einen einzelnen. Sonst ist nur das indische Wort erklärt, nicht aber das indoeuropäische Grundwort.)

2. Die Archäologie belehrt uns, daß Viehwirtschaft und Ackerbau Hand in Hand entstanden sind. Es ist also unrealistisch, daß in einer Sprache ein Wort für "Weide" entstanden wäre, ohne daß man ein Wort für "Acker" gekannt hätte.
(Die Vorstellung, daß es sich bei den Ur-Indogermanen um ein rein nomadisches Volk von Viehzüchtern gehandelt haben könnte, ist ohnehin längst widerlegt. Zu der Zeit, als erstmals in den nordpontischen Steppen Nomadenvölker auftauchen, gab es in Kleinasien schon längst seßhafte, ackerbauende Indoeuropäer.)

3. Es gibt eine viel näherliegende Erklärung für das indoeuropäische Wort. Im Sumerischen heißt nämlich das Wort für Acker "agar". Es könnte sich schlicht um ein altes Lehnwort handeln.

4. Das könnte nun zwar Zufall sein, aber es gibt eine Reihe weiterer Wörter, die mit der Landwirtschaft zusammenhängen und offensichtlich aus semitischen Sprachen stammen, z. B.
indoeuropäisch "thauro" (Stier, vgl. Latein "taurus", griechisch "tauros") = semitisch "tawr"
indoeuropäisch "ghait" ("Geiß") = semitisch "gady"
indoeuropäisch "bhar(s)" (Korn, vgl. altisländisch "barr", englisch "barley") = semitisch "barr".
 
askan schrieb:
Echt? Mir kam er komplett neu vor.

Naja, auch ich kann nicht alles wissen.

Es war bei einer dieser berühmten Indoeuropäer-Diskussionen. Aber wer liest da schon jeden Beitrag...
 
Bei der berühmten Frage, ob die die Blondien vom Nord- oder Südrand des Kaukasus kommen? :D
 
askan schrieb:
Bei der berühmten Frage, ob die die Blondien vom Nord- oder Südrand des Kaukasus kommen? :D
... weil sie dort vom Vitamin D vergilbt sind ...

Nein, hier wollte ein Teilnehmer die germanische Sprache über den Cro-Magnon bis zum Neandertaler zurückverfolgen.

Aber nun: pssst!
 
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