Geschichte des Punk

Bin letztens auf diesen tollen Thread gestoßen, und hab' ihn mir in den letzten 3 Tagen von vorn bis hinten durchgelesen.

Erstmal muss ich bekennen, das ich von hause aus eigentlich kein Punk bin. Eher im Gegenteil, denn der Soundtrack meiner Jugend wurde eher von Bands wie Depeche Mode, Yello, Pet Shop Boys oder New Order bestimmt. Wobei letztere ja durchaus aus der Punk-Bewegung hervorgegangen sind, was man ihnen aber in den 1980ern nicht mehr angehört hat. Später hat sich mein musikalisches Interesse allerdings in alle möglichen Richtungen ausgedehnt. So habe ich auch den Punk zumindest ein wenig gestreift.

Im Rückblick hab' ich den Eindruck, das da in den Jahren 1976/77 eine Art musikalische Supernova explodiert ist, die zwar nach wenigen Jahren zum größten Teil verglüht war, deren Schockwellen aber bis heute nachwirken. (Hab' ich da jetzt zu dick aufgetragen?)
Was Punk m.E. so wichtig macht, ist diese DIY- und Scheiß-drauf-was-die-anderen-denken-Attitüde. Das hat sich in der Folge auch auf viele andere musikalische und jugendkulturelle Strömungen übertragen.
Überhaupt gefällt mir oft die Musik von Bands, die sich vom klassischen Punkrock wegentwickelt, sich aber ihre Punk-Attitüde bewahrt haben, am besten. So ist eine meiner Lieblings-Dub-Platten "Rhythm Collision" von Ruts DC (könnte natürlich auch daran liegen das die vom Mad Professor gemixt wurde).

Da hier im Faden irgendwer (ich kuck' jetzt nich' nochmal nach, wer's war) die elektronische Musik etwas pauschal gedisst hatte, muss ich natürlich noch darauf hinweisen, das Atari Teenage Riot für mich die vieleicht wichtigste Punkband der 90er war. Sie haben es wie keine andere Band geschafft, die Agressivität, Energie und Ästhetik des Punk mit den Mitteln der elektronischen Musik nachzuvollziehen. Und in puncto Provokation (z.B.: "Hetzjagd auf Nazis") macht ihnen auch so schnell keiner was vor. :devil:

So, wie kriege ich jetzt die Kurve von ATR zur Weimarer Republik?
Ach, egal!

Auch ein halbes Jahrhundert vor Punk gab es schon so eine Art No-Future-Generation, wie man in folgendem Artikel lesen kann. Die Punks der Weimarer Republik
 
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Auch ein halbes Jahrhundert vor Punk gab es schon so eine Art No-Future-Generation, wie man in folgendem Artikel lesen kann. Die Punks der Weimarer Republik

Kawum! Interessant, schön das dieser Thread mal immerwieder auf Interesse stößt und ich habe jetzt auch mal alles überflogen und musste festellen, daß es mal intensivere Zeiten im GF gab, sich mit Gedanken auszutauschen.

Aber nun meine Rückfrage auf deinen letzten Satz und deiner Feststellung bzw. Vergleich, daß eine Generation ohne Zukunft gleichzusetzen ist mit Punk?

Ich denke, daß ist das schon viel genannte Erkennungsmerkmal, welches nicht selbst von dem Punk als Subkultur hervorgehoben wird, sondern von Außen erstellt wird, um diesen Punk im Gesellschaftsgefüge zu definieren.

Punk kann alles sein, nach seiner eigenen Definition, da sich Punk selbst keiner Schranken oder Gleichstellungsmerkmal unterzieht. Die Gesellschaft kommt damit aber nicht zurecht und muß alles und jeden Katalogisieren, daher kommt dann auch eine Verbindung zustande, daß es Gesellschaftsschichten, vor allem bei Jugendlich gab, die durch Zukunftsängste geprägt waren.

Zack und schon ist es Punk ... diese Keine Zukunft gab es bestimmt schon unter den alten Griechen, Römern ....usw. kein Grund dafür, alles als Punk zu bezeichnen.
 
Aber nun meine Rückfrage auf deinen letzten Satz und deiner Feststellung bzw. Vergleich, daß eine Generation ohne Zukunft gleichzusetzen ist mit Punk?

Ich denke, daß ist das schon viel genannte Erkennungsmerkmal, welches nicht selbst von dem Punk als Subkultur hervorgehoben wird, sondern von Außen erstellt wird, um diesen Punk im Gesellschaftsgefüge zu definieren.

Punk kann alles sein, nach seiner eigenen Definition, da sich Punk selbst keiner Schranken oder Gleichstellungsmerkmal unterzieht. Die Gesellschaft kommt damit aber nicht zurecht und muß alles und jeden Katalogisieren, daher kommt dann auch eine Verbindung zustande, daß es Gesellschaftsschichten, vor allem bei Jugendlich gab, die durch Zukunftsängste geprägt waren.

Zack und schon ist es Punk ... diese Keine Zukunft gab es bestimmt schon unter den alten Griechen, Römern ....usw. kein Grund dafür, alles als Punk zu bezeichnen.
Der Vergleich kommt ja nicht von mir, sondern vom Autor des verlinkten Artikels Ulrich Gutmair. Der von mir vor diesen Link gesetzte Satz, war mehr oder weniger als Überleitung gedacht.
Sicher muss man nur wegen so'n paar Ähnlichkeiten nicht gleich von den "Punks der Weimarer Republik" sprechen. Aber als Journalist muss man vielleicht manchmal solche Überschriften benutzen, um Aufmerksamkeit zu erregen. Davon abgesehen finde ich den Artikel schon ganz interessant, und auch nicht vollkommen OT.

Ich glaube, um hier einen "Anfang" zu finden, wäre es interessant alle Bands zusammen zu tragen, die die Punkbands der 70iger Jahre beeinflusst haben.
Da kann man sicher auch The Monks nennen. Die haben's damals trotz ihrer "seltsamen Musik" sogar bis ins deutsche Fernsehen (Beat Club) geschafft, was man sich bei YT auch anschauen kann.
 
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Da kann man sicher auch The Monks nennen. Die haben's damals trotz ihrer "seltsamen Musik" sogar bis ins deutsche Fernsehen (Beat Club) geschafft, was man sich bei YT auch anschauen kann.

Cooles Beispiel und es zeigt auf, welche verschiedenen Musikstiele sich im Punk vereinigen, bzw. wie die Macher des Genre Punk (musikalisch) sich im Vorfeld von verschiedene Musikrichtungen beeinflussen liesen. Interessant dabei der Einfluß bei den Beastie Boys. Hier haben wir einen musikalischen Überschnitt zum schwarzen Rap und Funk, der durch die Weißen Buben der Beasties aus dieser schwarzen Ecke in den alternativ Bereich hohes Ansehen erwirken konnten und wiederum für viele Bands nach den 90iger als beeinflussend wirkten.

:yes:
 
Ich hab' mich ja gefragt, warum eigentlich außer dem Punk keine andere Musikrichtung einen eigenen Thread abbekommen hat. Nachdem ich mir aber gerade einige Seiten im "Was hört Ihr gerade"-Thread angeschaut habe, bekomme ich langsam eine Ahnung woran das liegen könnte. :(

Vielleicht ist es ja auch unnötig sich über die Geschichte diverser Spielarten des Rock & Pop Gedanken zu machen, denn Andy Partridge hat das Ganze schon vor über 30 Jahren mit seiner History of Rock'n'Roll phenomenal auf den Punkt gebracht. :D Und seitdem jagt ja eh nur ein Revival das Nächste.
 
Ich hab' mich ja gefragt, warum eigentlich außer dem Punk keine andere Musikrichtung einen eigenen Thread abbekommen hat. Nachdem ich mir aber gerade einige Seiten im "Was hört Ihr gerade"-Thread angeschaut habe, bekomme ich langsam eine Ahnung woran das liegen könnte.
Hm, ist es nicht bezeichnender, dass es einen Thread für den gesamten Punkrock/Punk gibt, während Klassik und Alter Musik meistens extra Threads zu einzelnen Komponisten gewidmet sind?

Außerdem habe ich auch mal einen Thread zu französischer "Barock"musik u.ä. in Dtl. gemacht, der sogar eine Weile ganz gut gelaufen ist.:cool:
 
Bzwo wollte vielleicht auch auf den Umstand hinweisen, das gerade der Musikstil bei dem sich angeblich die wenigste Mühe bei der Präsentation gegeben wird, und dem nachgesagt wird hauptsächlich Gesellschaftliche Verlierer anzuziehen oder anzusprechen...
wo die Performer angeblich nicht mehr als 3 akkorde können durften und alle eh drogensüchtig waren etc etc...

und schwupps 30 Jahre später haben die alle studiert und sind auf einmal Intellektuell.
und haben in den Köpfen der heute Erwachsenen signifikante Spuren hinterlassen, ganz im Gegenteil zu den biederen Superstars damals.
 
Bzwo wollte vielleicht auch auf den Umstand hinweisen, das gerade der Musikstil bei dem sich angeblich die wenigste Mühe bei der Präsentation gegeben wird, und dem nachgesagt wird hauptsächlich Gesellschaftliche Verlierer anzuziehen oder anzusprechen...
wo die Performer angeblich nicht mehr als 3 akkorde können durften und alle eh drogensüchtig waren etc etc...

und schwupps 30 Jahre später haben die alle studiert und sind auf einmal Intellektuell.
und haben in den Köpfen der heute Erwachsenen signifikante Spuren hinterlassen, ganz im Gegenteil zu den biederen Superstars damals.
Das mit dem Studieren/geregeltem Leben stimmt schon. Aber dagegen haben sich die meisten Punkmusiker auch weniger ausgesprochen. Eine Ausnahme sind halt diejenigen bei denen Working Class sozusagen zum Selbstverständnis dazu gehört. Arbeit konkret abzulehnen kenne ich eigentlich nur von den "Kassierern".
 
Hm, ist es nicht bezeichnender, dass es einen Thread für den gesamten Punkrock/Punk gibt, während Klassik und Alter Musik meistens extra Threads zu einzelnen Komponisten gewidmet sind?
Das es einige Threads zur klassischen Musik gibt ist mir durchaus auch schon aufgefallen. Es geht mir aber eher um die vielen Stile der Populärmusik (insbesondere aus der 2.Hälfte des 20.Jahrhunderts). Ich denke, das das auch durch den 2.Teil meines Beitrags deutlich wurde.

Bzwo wollte vielleicht auch auf den Umstand hinweisen, das gerade der Musikstil bei dem sich angeblich die wenigste Mühe bei der Präsentation gegeben wird, und dem nachgesagt wird hauptsächlich Gesellschaftliche Verlierer anzuziehen oder anzusprechen...
wo die Performer angeblich nicht mehr als 3 akkorde können durften und alle eh drogensüchtig waren etc etc...

und schwupps 30 Jahre später haben die alle studiert und sind auf einmal Intellektuell.
und haben in den Köpfen der heute Erwachsenen signifikante Spuren hinterlassen, ganz im Gegenteil zu den biederen Superstars damals.

Ähm..., nö. Obwohl..., jetzt wo Du's sagst. Wer weis was mein Unterbewusstsein so alles zum Ausdruck bringen wollte? :grübel:
Allerdings haben diese biederen Superstars von denen Du sprichst, in meinem Kopf scheinbar auch keine Spuren hinterlassen. Jedenfalls fällt mir da auf Anhieb kein Name ein.

Eigentlich wollte ich nur andeuten, das die Freunde der durch den heftigen Einsatz elektrisch verstärkter Gitarren gekennzeichneten Spielarten der Populärmusik hier im Forum etwas überproportional vertreten sein könnten. Und das das vielleicht auch der Grund ist, weshalb man hier zwar die Geschichte des Punk findet, aber Thread-Titel wie: Geschichte des Soul, Geschichte des Hip Hop, Geschichte des Country oder auch Geschichte der elektronischen Musik vergebens sucht. Nicht mal eine Geschichte des Jazz gibt's zu entdecken. :weinen:

Natürlich könnte ich versuchen für mein(e) Spezialgebiet(e) (einen) entsprechende(n) Thread(s) zu eröffnen, nur befürchte ich, das ich damit nur auf geringes Interesse stoße.
 
Ist Punk jetzt eigentlich zunächst Musik und dann Lebenseinstellung oder andersherum?

Mich interessiert zunächst die Musik.

Wer war denn jetzt die erste Punkband und wie will man das definieren?

Wie will man eigentlich "Punkmusik" definieren?

Und ist das eigentlich nicht zu wissenschaftlich?

Punk ist nicht wissenschaftlich.
Gibt es Unterschiede zwischen Punk und Rock?

Waren THE WHO die erste wirkliche Punkband?
Oder eine Rockband?

Dieses Thema ist sehr kompliziert.:confused:
 
Ist Punk jetzt eigentlich zunächst Musik und dann Lebenseinstellung oder andersherum?

Mich interessiert zunächst die Musik.

Wer war denn jetzt die erste Punkband und wie will man das definieren?

Wie will man eigentlich "Punkmusik" definieren?

Und ist das eigentlich nicht zu wissenschaftlich?

Punk ist nicht wissenschaftlich.
Gibt es Unterschiede zwischen Punk und Rock?

Waren THE WHO die erste wirkliche Punkband?
Oder eine Rockband?

Dieses Thema ist sehr kompliziert.:confused:

Um jetzt nicht wieder alles neu aufzurollen, was hier schonmal angesprochen wurde, empfehle ich Dir dieses Thema vom ersten Beitrag an, durchzulesen und deine Fragen werden beantwortet.

http://www.geschichtsforum.de/f31/geschichte-des-punk-30610/
 
Ich habe mich gerade durch den kompletten Thread gelesen und dann erst gesehen, dass der letzte Beitrag schon über neun Jahre alt ist :oops:, egal: ich wollte eure Aufmerksamkeit nur auf den Song "The Complete History of the Development of Punk on New York's Lower East Side from 1950 to 1975" des von mir sehr verehrten Jeffrey Lewis lenken.

Das Stück ist jetzt auch schon wieder 20 Jahre alt, er spielt es aber dann und wann immer noch live (z.B. letztes Jahr in den Hängenden Gärten von Ehrenfeld). Bei Youtube gibt es diverse Versionen davon mit leicht variierenden Titeln.
 
Zur Geschichte des Punk:
Derzeit im Kino
Jan Heck (Regie) "Schleimkeim - Otze und die DDR von unten" D 2023

Ich war gestern in dem Film. Es kommen keine Historiker zu Wort sondern ausschließlich Zeitgenossen: Punks, Mitstreiter, Bandmitglieder (1 Schlagzeuger und 1 Guitarrist), Freundeskreis.
Besonders stark fand ich die Kollagen am Beginn des Films mit auch recht vielen Live-Mitschnitten, dann auch der Blick in eines der gefürchteten Gefängnisse, ein Punk, der ohne Musik allein eingesperrt einsaß, nur weil sein Auftreten und seine Kleidung der Staatsmacht nicht passte. Ich hätte gern noch mehr Originalschauplätze gesehen wie Otzes (Dieter Ehrlichs) Heim in Thüringen.

Ich hab's in einem sehr kleinen Kinosaal gesehen. Wen der Punk der frühen 1980er in der DDR interessiert, für den ist die Doku wohl ein Muss. Ich kenne die Zeit eher weniger. Die Musik von SK ist mir natürlich geläufig und die Brisanz der Inhalte war mir nie so bewusst wie hier in der Doku. War schön, dass auch einige Punks mit im Kino waren.
 
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