Geschichtsklausur "Bismarck"

Fortress

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Hallo liebe Community,
in den nächsten Wochen steht bei mir eine Geschichtsklausur zum Thema Bismarck an. Die Schwerpunkte werden dabei auf seiner Innen- und Außenpolitik liegen. Ich habe schon versucht, die wesentlichen Punkte dieses Themas zu erfassen, werde aber das Gefühl nicht los, dass meine Notizen diesem komplexen Thema nicht gerecht werden. Gibt es Punkte die eurer Meinung nach noch mit in meine Lernzettel aufgenommen werden sollten und/oder nachgearbeitet werden sollten?


Innenpolitik

Die Innenpolitik Bismarcks bestand für mich so wie ich es verstanden habe aus 2 Bereichen: Dem Kulturkampf und dem Umgang mit den Sozialdemokraten

Kulturkampf
  • Beschreibt primär den Konflikt der katholischen Kirche und der katholischen Zentrumspartei mit den politischen Ansichten Bismarcks

  • Bismarck führte im Laufe dieses Konfliktes einige Reformen zur Schwächung der Position der kath. Kirche ein:

  1. Kanzelparagraph (1871), Strafandrohung für Priester die durch ihre Predigten das Kaiserreich gefährdeten
  2. Staatlich kontrollierter Unterricht (1872)
  3. Die Einführung von Trauungen und Geburtenregistrierung durch staatliche Standesämter (1874)

  • Die Reformen bleiben weitestgehend wirkungslos, das Zentrum verbucht sogar Wählerzunahmen. 1879/80 gibt Bismarck den Kampf gegen die kath. Kirche weitestgehend auf und mildert einige Gesetze wieder ab.


Sozialdemokraten

  • Sozialdemokraten stellen für Bismarck den "Hauptfeind des Kaiserreiches" dar.

  • Deshalb erlässt Bismarck die Sozialistengesetze:

  1. Verbot sozialdemokratischer Vereine
  2. Verbot sozialdemokratischer Versammlungen
  3. Verbot sozialdemokratischer Publikationen.

  • Hochrangige Sozialdemokraten werden verhaftet und/oder des Landes verwiesen.

  • Auf der anderen Seite versucht Bismarck durch die Sozialgesetzgebung die Sozialisten zu "besänftigen"(?). Es folgt die Einführung von: Krankenversicherung (1883), Unfallversicherung (1884) und Altersversicherung (1889)
  • Trotz allem bleibt die SPD im Untergrund bestehen und wird sich 1912 zur stärksten Partei Deutschlands aufschwingen




Außenpolitik

Bismarcks Außenpolitik lässt sich wohl ebenfalls in 2 Bereiche gliedern: Die Zeit der Einigungskriege vor der Reichsgründung, und die Zeit der Bündnis- und Kolonialpolitik nach der Reichsgründung.


Einigungskriege

  • Deutsch - Dänischer Krieg(1864)
  • Die Einigung von Schleswig und Holstein sowie der gemeinsame Sieg von Österreich und Preußen haben ein gestärktes Nationalgefühl zur Folge

  • Preußisch - Österreichischer Krieg (1866)
  • Hat die Auflösung des deutschen Bundes zur Folge. Auf Anraten Bismarcks verzichtet Wilhelm I. auf den Einmarsch in Wien und lässt die Grenzen Österreichs weitestgehend unbehelligt.

  • Deutsch - Französischer Krieg (1870/71)
  • Nach der Kriegserklärung Frankreichs aufgrund der emser Depesche trägt Preußen den Sieg davon. Im besetzten Versailles wird am 18.01.1871 mit der Proklamation Wilhlem I. das dt. Kaiserreich ausgerufen.


Bündnispolitik

  • Prinzipiell eine Defensivpolitik, mit dem Ziel des Erhalts des Status Quo
  • Verhinderung einer zwei-Fronten-Konstellation
  • Erhalt des europ. Gleichgewichts, Darstellung Deutschlands als "Vermittlerrolle"
  • Isolation Frankreichs, u.A. um Rache für Versailles zu unterbinden
  • Zurückhaltung in Sachen Kolonien

  • Insgesamt 6 von Bismarck hervorgerufene Bündnisse:

  1. Zweibund (1879): D-Ö/U unterstützen sich im Angriffsfall Russlands
  2. Dreikaiserbund (1881): D-R-Ö/U verbünden sich gegen Frankreich
  3. Dreibund (1882): D-Ö/U-I unterstützen sich gegenseitig im Falle eines Angriffs seitens Frankreich
  4. Rückversicherungsvertrag (1887): Gewährt die Neutralität R-D
  5. Mittelmeerabkommen (1887): GB-I einigen sich auf Erhalt der momentan Grenzen im Mittelmeerraum. Dies sollte vorallem einer Expansion R's vorbeugen
  6. Orient-Dreibund (1887): GB-I-Ö/U. Gleiche Ziele wie Mittelmeerabkommen (?).

Desweiteren meine ich im Zusammenhang mit Bismarck etwas von einer Zuckerbrot & Peitschen-Politik gelesen zu haben. Gehe ich recht in der Annahme dass sich diese auf die Sozialistengesetze und die Sozialgesetzgebung bezieht?

Ich bin für Kritik und Anregungen jeglicher Art dankbar.

Mit freundlichen Grüßen :winke:
 
Gibt es Punkte die eurer Meinung nach noch mit in meine Lernzettel aufgenommen werden sollten und/oder nachgearbeitet werden sollten?

Deine Punkte sind die "Klassiker", die eigentlich in jedem Unterricht zu Bismarck vorkommen sollten. Bei der Frage, was Du sonst noch aufnehmen könntest, würde ich mich an dem tatsächlich von euch behandeltem Stoff orientieren. Vielleicht habt ihr ja gewisse Schwerpunkte gesetzt?

Desweiteren meine ich im Zusammenhang mit Bismarck etwas von einer Zuckerbrot & Peitschen-Politik gelesen zu haben. Gehe ich recht in der Annahme dass sich diese auf die Sozialistengesetze und die Sozialgesetzgebung bezieht?

Ja, siehe Zuckerbrot und Peitsche ? Wikipedia

Da Du ausdrücklich die Kolonialpolitik erwähnst: Da könnte man sicher noch einige Dinge ergänzen - im Zusammenhang mit der Bündnispolitik wäre da besonders die "Kongokonferenz" interessant. Vgl. Kongokonferenz ? Wikipedia
 
Du solltest auch in der Lage sein, jeweils ein Urteil zur Politik abzugeben. Ist Bismarcks Sozialpolitik ein Erfolg? Ein Meilenstein? Oder (aus welchen Gründen) nicht?

Ähnliches für die anderen Bereiche.

Was war die Bedeutung des Krieges gegen Dänemark? Wie / Wieso kam es zum Krieg gegen Österreich?

Wie ist Bismarcks Bündnissystem zu bewerten? Geniales Instrument der Friedenssicherung oder riskantes Spiel, das früher oder später einen Krieg wohl auch nicht verhindern hätte können? Ein kluges Konstrukt oder ein ständiges Stopfen von Löchern?
Wo lagen die Risiken? Warum sah Wilhelm II dieses Bündnissystem als "unehrenhaft" an?

Warum war man beim Rücktritt Bismarcks insgesamt zunächst in Deutschland eher froh und "befreit"?

(Die Fragen zielen natürlich auf Extreme, die Antworten dürfen ruhig in der Mitte liegen, müssen aber begründet sein).

Reichsverfassung - falls ihr sie behandelt habt - nicht vergessen ...
 
Zuletzt bearbeitet:
Zwei kleine Formulierungen, die mir als "Fehler" aufgefallen sind:

Deshalb erlässt Bismarck die Sozialistengesetze:

Der Reichstag hat die Sozialistengesetze auf Bismarcks Bitten erlassen. Das ist wichtig, weil es in Gewisser Weise das Ende des Kulturkampfes erklärt (neuer innenpolitischer Feind, Stimmen des Zentrums werden benötigt).


Auf der anderen Seite versucht Bismarck durch die Sozialgesetzgebung die Sozialisten zu "besänftigen"(?). Es folgt die Einführung von: Krankenversicherung (1883), Unfallversicherung (1884) und Altersversicherung (1889)

Die Arbeiter anstatt die Sozialisten. Die überzeugten Sozialisten waren wohl kaum zu besänftigen aber die Arbeiter sollten mit dem politischen System des Kaiserreichs versöhnt werden und so von den Sozialdemokraten entfernt werden.
 
fortress schrieb:
  1. Rückversicherungsvertrag (1887): Gewährt die Neutralität R-D
  2. Mittelmeerabkommen (1887): GB-I einigen sich auf Erhalt der momentan Grenzen im Mittelmeerraum. Dies sollte vorallem einer Expansion R's vorbeugen
  3. Orient-Dreibund (1887): GB-I-Ö/U. Gleiche Ziele wie Mittelmeerabkommen (?).
Die Mittelmeerentente wird gern auch Orient-Dreibund genannt. Von daher betrachtet, hast du wohl ein Bündnis zu viel genannt.:winke: Allerdings wurde bereits 1887 die Mittelmeerentente auch noch einer Überarbeitung unterzogen.


Man muss die Mittelmeerentente von 1887 auch vor dem Hintergrund der europäischen Krisen betrachten. 1887 kriselte es zwischen Frankreich und dem Deutschen Reich (Boulanger Krise). Ist Osten Europas war es der Krisenherd Bulgarien der zwischen Österreich-Ungarn und Russland massiven Unmut hervorrief. Die Krise zwischen Österreich-Ungarn und Russland war so heftig, das sich der russische Zar künftig weigerte mit Österreich-Ungarn bündnispolitische Vereinbarungen einzugehen. Das DreiKaiserabkommen war für den Zaren tot. Für Bismarck ging es darum, Österreich-Ungarn in ein Bündnis mit einer adäquaten Mächtegruppe zu geleiten. Des Weiteren hat Bismarck, ebenfalls 1887, mi Russland den sogenannten Rückversicherungsvertrag abgeschlossen, um vor allem auch dafür Sorge zu tragen, dass das Zarenreich sich nicht auf Frankreich zubewegt. Ausganspunkt der Bemühungen für die Mittelmeerentente war Interesse Italiens nach einer Abmachung mit Großbritannien. Vertragsgegenstand sollte das Mittelmeer sein.
 
Zum Kulturkampf: Viele deutsche Bischöfe wurden verhaftet, ausgewiesen oder verließen das Land durch Flucht.

Weiterhin: Welche Rolle spielten der Arbeiterpapst Leo XIII., Bischöfe wie von Ketteler und der Priester Adolf Kolping (v. a. Soziale Frage).
Dann soltle nicht die katholische Kirche geschwächt werden, sondern der politische Katholizismus (s. Ultramontanismus).

Die Sozialisten wurden per definitionem nicht (nur) für Sozialdemokraten erlassen, sondern auch und vor allem für Sozialisten und Kommunisten. Da sich die Sozialdemokraten bis ins 20. Jahrhundert noch immer als marxistisch ansahen, fielen sie auch unter jene Kategorie.

Ich würde auch den Zweiten Deutschen Einigungskrieg nicht als Preußisch-Österreichisch bezeichnen, sondern besser als Deutsch-Deutsch oder schlicht als Bruderkrieg.

Zu Bismarcks Status Quo: Dabei könntest du den Begriff des "saturierten" Staates einfließen lassen.

Ich habe hier eine ganz nette Internetseite gefunden, die dir vielleicht weiterhelfen könnte: Innenpolitik im Kaiserreich
 
Vielen Dank schonmal für die zahlreichen und aufschlussreichen Antworten :)

Deine Punkte sind die "Klassiker", die eigentlich in jedem Unterricht zu Bismarck vorkommen sollten. Bei der Frage, was Du sonst noch aufnehmen könntest, würde ich mich an dem tatsächlich von euch behandeltem Stoff orientieren. Vielleicht habt ihr ja gewisse Schwerpunkte gesetzt?

Tatsächlich gibt es neben den "Klassikern" eigentlich keine Schwerpunkte die in Frage kämen. Da ich dich aber so verstehe, dass meine Auflistung somit zumindest den Kern der Thematik erfasst hat, ist meine Sorge dass etwas wesentliches fehlen könnte wohl unbegründet.

Ja, siehe Zuckerbrot und Peitsche ? Wikipedia

Da Du ausdrücklich die Kolonialpolitik erwähnst: Da könnte man sicher noch einige Dinge ergänzen - im Zusammenhang mit der Bündnispolitik wäre da besonders die "Kongokonferenz" interessant. Vgl. Kongokonferenz ? Wikipedia

Die Kongokonferenz ist ein wirklich guter Hinweis. Zumal Deutschland hier auch ganz explizit in der "Vermittlerrolle" auftritt.

Du solltest auch in der Lage sein, jeweils ein Urteil zur Politik abzugeben. Ist Bismarcks Sozialpolitik ein Erfolg? Ein Meilenstein? Oder (aus welchen Gründen) nicht?

Schwierig... Das Problem an seiner Politik ist doch genau diese Zuckerbrot/Peitschen-Idee. Ich denke, dass die Einführung der Sozialversicherungen zweifelsohne ein Meilenstein war. Immerhin gaben sie der Bevölkerung (Die ja aufgrund der Industrialisierung Ausbeutung und Leben am Existenzminimum gewohnt war) Sicherheiten die sie sonst nicht gewohnt waren, auch bis ins hohe Alter hinein. Dies war mit Sicherheit ein enormer Fortschritt im Europa des 19. Jahrhunderts.
Auf der anderen Seite steht sein Kampf gegen die Arbeiterklasse. Auch wenn er die SPD nie offiziell verboten hat, sind seine Maßnahmen doch sehr drastisch. Gerade die Zensur von Sozialistischer Literatur und die Verfolgung anders denkender sind im ausgehenden 19. Jahrhundert ganz bestimmt kein Meilenstein gewesen, vielleicht schon fast als Rückschritt zu bezeichnen. Und dass die SPD wenige Jahre später zahlenmäßig so stark war zeigt meiner Meinung nach auch, dass seine Gedanken, wie ein Staat auszusehen habe, eventuell nichtmehr wirklich zeitgemäß waren. Und das vorallem seine Ansichten von großen Teilen der Bevölkerung nicht geteilt wurden.


Ähnliches für die anderen Bereiche.

Was war die Bedeutung des Krieges gegen Dänemark? Wie / Wieso kam es zum Krieg gegen Österreich?

Wie ist Bismarcks Bündnissystem zu bewerten? Geniales Instrument der Friedenssicherung oder riskantes Spiel, das früher oder später einen Krieg wohl auch nicht verhindern hätte können? Ein kluges Konstrukt oder ein ständiges Stopfen von Löchern?
Wo lagen die Risiken? Warum sah Wilhelm II dieses Bündnissystem als "unehrenhaft" an?

Warum war man beim Rücktritt Bismarcks insgesamt zunächst in Deutschland eher froh und "befreit"?

(Die Fragen zielen natürlich auf Extreme, die Antworten dürfen ruhig in der Mitte liegen, müssen aber begründet sein).

Reichsverfassung - falls ihr sie behandelt habt - nicht vergessen ...

Die Reichsverfassung lasse ich einmal außen vor -denn die haben wir tatsächlich nicht behandelt.
Bismarcks Außenpolitik macht auf mich nicht den Eindruck, als sei sie dazu konzipiert gewesen, über seine Amtszeit hinaus zu bestehen. Das beständige Flicken von Löchern trifft es glaube ich schon ganz. Bismarck hat es mit viel Einsatz geschafft alle seine Pläne umzusetzen, dieses Konzept war aber von so vielen Faktoren (Länder & Personen, aber auch dem Konfliktpotential bspw. auf dem Balkan) abhängig, dass das Zusammenbrechen nur eine Frage der Zeit war, was man ja auch sehr schön mit dem Amtsantritt von Wilhelm II gesehen hat. Dass der sich jetzt aus Bismarcks Sicht außenpolitisch wie der Elefant im Porzellanladen benommen hat, mag das ganze beschleunigt haben. Generell zeigt sein Eingreifen in die Außenpolitik aber, wie instabil das ganze war.
(Ich habe den Eindruck, mir fehlen hier Argumente. Was ich aufzähle scheinen mehr Folgen als wirkliche Fehler Bismarcks gewesen zu sein - oder?)


Zwei kleine Formulierungen, die mir als "Fehler" aufgefallen sind:



Der Reichstag hat die Sozialistengesetze auf Bismarcks Bitten erlassen. Das ist wichtig, weil es in Gewisser Weise das Ende des Kulturkampfes erklärt (neuer innenpolitischer Feind, Stimmen des Zentrums werden benötigt).

Danke, das klingt wirklich sinnvoll! :winke:

Die Arbeiter anstatt die Sozialisten. Die überzeugten Sozialisten waren wohl kaum zu besänftigen aber die Arbeiter sollten mit dem politischen System des Kaiserreichs versöhnt werden und so von den Sozialdemokraten entfernt werden.

Gleiches hierfür. Danke!

Die Mittelmeerentente wird gern auch Orient-Dreibund genannt. Von daher betrachtet, hast du wohl ein Bündnis zu viel genannt.:winke: Allerdings wurde bereits 1887 die Mittelmeerentente auch noch einer Überarbeitung unterzogen.

Das ist mir auchschon aufgefallen, zumal die Ziele der beiden Bündnisse dann ja auch (logischerweise) die gleichen sind. Hab aber in meinen Unterrichtsaufzeichungen beide Bündnisse einzeln aufgeführt stehen, lasse ich also wohl drin.


Man muss die Mittelmeerentente von 1887 auch vor dem Hintergrund der europäischen Krisen betrachten. 1887 kriselte es zwischen Frankreich und dem Deutschen Reich (Boulanger Krise). Ist Osten Europas war es der Krisenherd Bulgarien der zwischen Österreich-Ungarn und Russland massiven Unmut hervorrief. Die Krise zwischen Österreich-Ungarn und Russland war so heftig, das sich der russische Zar künftig weigerte mit Österreich-Ungarn bündnispolitische Vereinbarungen einzugehen. Das DreiKaiserabkommen war für den Zaren tot. Für Bismarck ging es darum, Österreich-Ungarn in ein Bündnis mit einer adäquaten Mächtegruppe zu geleiten. Des Weiteren hat Bismarck, ebenfalls 1887, mi Russland den sogenannten Rückversicherungsvertrag abgeschlossen, um vor allem auch dafür Sorge zu tragen, dass das Zarenreich sich nicht auf Frankreich zubewegt. Ausganspunkt der Bemühungen für die Mittelmeerentente war Interesse Italiens nach einer Abmachung mit Großbritannien. Vertragsgegenstand sollte das Mittelmeer sein.

Äußerst aufschlussreich, hab mir das auf die Liste gesetzt, die ich bei Gelegenheit abarbeiten will. Insbesondere die europäischen Konfliktherde werde ich allerdings für die Klausurvorbereitung außen vor lassen - gehen mir dann doch zu sehr ins Detail, wie interessant sie auch sein mögen.

"Für Bismarck ging es darum, Österreich-Ungarn in ein Bündnis mit einer adäquaten Mächtegruppe zu geleiten."Könntest du den Satz noch genauer erläutern? Stellte das dt. Kaiserreich diese adäquate Macht da, und warum war das so wichtig?

Die Sozialisten wurden per definitionem nicht (nur) für Sozialdemokraten erlassen, sondern auch und vor allem für Sozialisten und Kommunisten. Da sich die Sozialdemokraten bis ins 20. Jahrhundert noch immer als marxistisch ansahen, fielen sie auch unter jene Kategorie.

Das ist gut zu wissen. Inwiefern unterscheiden sich denn die Sozialisten von den Sozialdemokraten? Ist die Sozialdemokratie denn einfach Sozialismus mit demokratischen Einflüssen?

Ich würde auch den Zweiten Deutschen Einigungskrieg nicht als Preußisch-Österreichisch bezeichnen, sondern besser als Deutsch-Deutsch oder schlicht als Bruderkrieg.

Eine Frage: Warum? Mir scheint dass sowohl Deutsch-Deutscher wie auch der Bruderkrieg eher emotionsbelastete Begriffe sind, während Preußisch-Österreichisch den Sachverhalt etwas objektiver beschreibt. Lasse mich da sehr gerne eines besseren belehren. :friends:

Zu Bismarcks Status Quo: Dabei könntest du den Begriff des "saturierten" Staates einfließen lassen.

Ich habe hier eine ganz nette Internetseite gefunden, die dir vielleicht weiterhelfen könnte: Innenpolitik im Kaiserreich

Schönes Wort und hilfreiche Seite. Danke :winke:
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Ich bin währenddessen über diese (wahrscheinlich sehr bekannte) Karikatur gestolpert.
http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/0/0e/Bismarck_als_Weichensteller,_Punch_1878.png

Allerdings wüsste ich da jetzt zum Beispiel nicht wirklich was ich schreiben sollte. Um die Sache mal kurz so anzureißen wie ich sie verstehe:

Bismarck wird als "Weichensteller" dargestellt. Die Weichen stellt er mit Hilfe des Diplomatiehebels (siehe Aufschrift). Russland und Großbritannien bewegen sich in seine Richtung und werden vorraussichtlich auf seiner Höhe zusammentreffen. Das Schild Danger und die Raben lassen vermuten dass dieses Aufeinandertreffen nicht gerade glimpflich ausgehen würde, und so dicht wie Bismarck am Geschehen steht wird es ihn wahrscheinlich auch voll erwischen.

Ich stelle mir allerdings einige Fragen dazu:
-Was hat es mit dem "half speed" Schild auf sich?
-Ist der Eisenbahn eine symbolische Rolle beizumessen? Assoziationen von mir wären zum einen natürlich das vermehrte Aufkommen der Eisenbahn zu der Zeit, aber auch eine Geschwindigkeit und Unaufhaltsamkeit.
-Warum gerade Russland und Großbritannien? Was war denn zwischen den beiden so problematisch? Und wie wäre Deutschland davon betroffen gewesen?
-Und wie ist die Jahreszahl einzuordnen? Mai 1878 gab es ja noch keine der Bündnisse Bismarcks. Es gab allerdings meines Wissens auch kein Zusammentreffen GB-R. Er scheint also mit seiner Bündnispolitik das Zusammenstoßen der beiden verhindert haben zu können...

Fragen über Fragen, ich hoffe ihr könnt mir weiterhelfen :)
 
Die Sozialisten wurden per definitionem nicht (nur) für Sozialdemokraten erlassen, sondern auch und vor allem für Sozialisten und Kommunisten. Da sich die Sozialdemokraten bis ins 20. Jahrhundert noch immer als marxistisch ansahen, fielen sie auch unter jene Kategorie.

Ich weiß nicht ob wir uns darüber schon mal auseinander gesetzt hattn, mit irgendjemandem im Forum hatte ich es schon mal. Sozialdemokraten, Sozialisten, Kommunisten waren grundsätzlich im Kaiserreich das selbe. Natürlich gab es in der Sozialdemokratie/im Sozialismus verschiedene Strömungen, aus denen sich im späten 19. Jahrhundert schließlich revolutionäre von reformistischen Sozialisten entwickelten. Diese brachen aber erst 1917 mit der Spaltung der SPD in MSPD und USPD, also nach Bismarck miteinander. In die Gleiche Zeit fiel auch die Spaltung in das was wir Kommunisten und das was wir Sozialisten nennen. Der Terminus "demokratischer Sozialismus" findet sich auch heute noch im Grundsatzprogramm der SPD als eigener Unterabschnitt im Abschnitt "Grundwerte".
 
-Was hat es mit dem "half speed" Schild auf sich?

Meine Interpretation: Der Karikaturist betont, dass Bismarck als Weichensteller immerhin beide Mächte auf halbe Geschwindigkeit gedrosselt hat. Interessanterweise liegt es nun an ihm, die Weiche zu stellen und in die europäische Bündnispolitik einzugreifen. Da war der Karikaturist des Punch offenbar sehr hellsichtig.
 
Interessanter Ansatz.

Die gedrosselte Geschwindigkeit würde ich allerdings auf die "Gefahrstelle" der Weiche beziehen, nicht auf Bismarcks Diplomatie.

Beide Züge wirken so, als würden sie aufeinander zurasen ("Great Game" bzw. asiatische Konfrontation der beiden Mächte GB/RUS), wenn sie die Weichenstelle passieren. Das Bild ist nach dem Ausgabentitel 1878 datiert.

Die Beschriftung der "Flagge" an der Seite des russischen Zuges kann ich allerdings nicht identifizieren.
 
fortress schrieb:
Für Bismarck ging es darum, Österreich-Ungarn in ein Bündnis mit einer adäquaten Mächtegruppe zu geleiten."Könntest du den Satz noch genauer erläutern? Stellte das dt. Kaiserreich diese adäquate Macht da, und warum war das so wichtig?

Nein, das Deutsche Kasierreich war ja bereist seit dem 07.Oktober 1879 mit Österreich-Ungarn verbunden.

Bismarck ging es daraum, in den Balkanhändel nach Möglichkeit in Hinterhand zu bleiben. Zu diesem Zwecke war er bemüht Großbritannien in den Vordergrund zu schieben und sich mit Rußland auseinanderzusetzten. Die Interessen Österreich-Ungarns und Großbritanniens auf dem Balkan lagen lange Zeit nicht weit auseinander. Bismarck hatte nun wirklich kein Interesse daran, in einen Gegensatz zu Russland zu geraten.
 
Ich muss mich im Übrigen verbessern, da ich statt "Sozialistengesetze" nur das Wort "Sozialisten" geschrieben habe.

Im Kaiserreich waren Sozialisten, Kommunisten und Sozialdemokraten dasselbe, ja. Aber nur unter dem Begriff "Reichsfeinde". Ansonsten haben sie – wie du selbst erkanntest – verschiedene politische und ideologische Strömungen in sich getragen, die sich je nach Gruppierung unterschieden haben.

Ich wollte lediglich mit dem Kommentar darauf verweisen, dass die Gesetze nicht explizit für Sozialdemokraten erlassen worden sind, sondern ebenso für Sozialisten und Kommunisten und alle systemoppositionellen Organisationen, die sich den marxistischen Ideen verpflichtet gefühlt haben.

Sozialdemokratie ist nicht nur Sozialismus mit demokratischen Einfluss. So einfach kann man das nicht sagen. Such dir doch dazu mal eine passende Definition heraus.

Tatsächlich ist der historisch korrekte Begriff "Deutsch-Deutscher" oder "Bruderkrieg". Da nicht nur Österreicher und Preußen gekämpft hatten und das wieder zu engstirnig/zu weit gefasst wäre. Emotionen sind zumindest im Deutsch-Deutschen Krieg nicht. Österreicher waren deutsch, Preußen waren deutsch, ebenso wie die meisten Mitteleuropäer zu der Zeit auch. Deutsch ist da sowieso ein sehr ungenauer Begriff, da man ihn nicht wirklich für eine Nationalität oder ethnische Herkunft gebrauchen kann, sondern eher für das Wohngebiet.
 
Die Sozialdemokraten wurden gerne auch als Terroristen diffamiert. Karl Marx wurde beispielsweise als Roter Terrorist bezeichnet.
 
In einem etwas persönlichen Anliegen:

Wenn man mich für meinen Beitrag negativ bewertet und nur "Unfug!" als Begründung schreibt, hätte ich schon gerne eine konkrete und differenzierte Begründung, was genau an meinem Beitrag Unfug war. Über Etikette und Manieren lässt sich natürlich streiten und ich denke, viele hatten eher eine Spielecke und keine Kinderstube.

Also – wo und warum, bitte, ist mein Beitrag Unfug?

Wobei ich da schon wieder etwas Weltbildorientiertes wittere, was jeglicher wissenschaftlicher Grundlage entbehrt.
 
In einem etwas persönlichen Anliegen:

Wenn man mich für meinen Beitrag negativ bewertet und nur "Unfug!" als Begründung schreibt, hätte ich schon gerne eine konkrete und differenzierte Begründung, was genau an meinem Beitrag Unfug war. Über Etikette und Manieren lässt sich natürlich streiten und ich denke, viele hatten eher eine Spielecke und keine Kinderstube.

Also – wo und warum, bitte, ist mein Beitrag Unfug?

Wobei ich da schon wieder etwas Weltbildorientiertes wittere, was jeglicher wissenschaftlicher Grundlage entbehrt.


Decurion schrieb:
Ich würde auch den Zweiten Deutschen Einigungskrieg nicht als Preußisch-Österreichisch bezeichnen, sondern besser als Deutsch-Deutsch oder schlicht als Bruderkrieg.

Die ursprüngliche Bezeichnung, Krieg zwischen Preußen und Österreich, ist schon korrekt. Schließlich führten hier zwei Staaten gegeneinander Krieg. Und in Österreich waren die Deutsch-Österreicher eindeutig in der Minderheit.

Decurion schrieb:
Dann soltle nicht die katholische Kirche geschwächt werden, sondern der politische Katholizismus (s. Ultramontanismus

Es ging auch darum, die staatliche Oberhoheit über die Kirche zu gewinnen.


Davon aber einmal abgesehen, von mir hast du den Roten nicht erhalten.:)
 
Ich wollte auch nicht jammern, sondern eher um eine sachliche Erklärung meines Unfugs bitten.

Um es mal ganz kurz zu sagen: Ich will niemanden bloßstellen oder öffentlich vorführen oder sonstwas (falls dies nun jemand denkt). Eine private Nachricht nehme ich auch gerne an, so sie weiter Erläuterungen enthält.

@ Turgot: Der Bruderkrieg war mir nur als solcher oder als "Deutsch-Deutscher Krieg" geläufig. Dass ich also die Bezeichnung "Preußisch-Österreichischer Krieg" als falsch deklariert habe, ist in diesem Zusammenhang ein Fehler meinerseits gewesen (also bitte einfach darüber hinweg sehen).

Ad punctum Katholizismus: Unter der "Schwächung der katholischen Kirche" verstehe ich eher etwas Grundsätzliches, was Bismarck wohl nicht angestrebt hatte. Wohl aber – wie du sagst – eine Art "Investiturstreit" um die Primatialgewalt im Deutschen Reich, was ich aber nicht mit der Weltkirche gleichgesetzt habe. Da habe ich mich wohl undeutlich bzw. schief ausgedrückt.
 
...
Die Sozialisten wurden per definitionem nicht (nur) für Sozialdemokraten erlassen, sondern auch und vor allem für Sozialisten und Kommunisten. Da sich die Sozialdemokraten bis ins 20. Jahrhundert noch immer als marxistisch ansahen, fielen sie auch unter jene Kategorie.
..

Ich weiß nicht ob wir uns darüber schon mal auseinander gesetzt hattn, mit irgendjemandem im Forum hatte ich es schon mal. Sozialdemokraten, Sozialisten, Kommunisten waren grundsätzlich im Kaiserreich das selbe. Natürlich gab es in der Sozialdemokratie/im Sozialismus verschiedene Strömungen, aus denen sich im späten 19. Jahrhundert schließlich revolutionäre von reformistischen Sozialisten entwickelten. Diese brachen aber erst 1917 mit der Spaltung der SPD in MSPD und USPD, also nach Bismarck miteinander. In die Gleiche Zeit fiel auch die Spaltung in das was wir Kommunisten und das was wir Sozialisten nennen. Der Terminus "demokratischer Sozialismus" findet sich auch heute noch im Grundsatzprogramm der SPD als eigener Unterabschnitt im Abschnitt "Grundwerte".
Das, was üblicherweise kurz als Sozialistengesetz bezeichnet wird, hieß offiziell Gesetz gegen die gemeingefährlichen Bestrebungen der Sozialdemokratie
Sozialistengesetz ? Wikipedia

"Demokraten"stand damals auch nicht für "harmlos", sondern die waren auch "vaterlandslose Gesellen", man erinnere sich nur an Friedrich Wilhelms
Gegen Demokraten helfen nur Soldaten.
Und Wilhelm II. tönte 1899: "Ehe nicht die sozialdemokratischen Führer durch Soldaten aus dem Reichstag herausgeholt und füsiliert sind, ist keine Besserung zu erhoffen."
 
Im Reichstag war ja 1899 auch die berüchtigte Zuchthausvorlage gescheitert, die für die Organisierung und Durchführung von Streiks Zuchthausstrafen vorsah. Wilhelm war über die Ablehnung sicher nicht sonderlich begeistert.

Schon 1895 war die sogenannte Umsturzvorlage gescheitert.
 
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