Gesellschaftsvertrag von Rousseau

Hanni167

Neues Mitglied
Hey Leute,

ich hab ein paar Fragen zu dem Gesellschaftsvertrag von Rousseau:

Wie findet man eine Gesellschaftsform, die mit der ganzen gemeinsamen Kraft die Person und das Vermögen jedes Gesellschaftsmitgliedes verteidigt und schützt, und Kratf deren jeder einzelne, obgleich er sich mit allen vereint, gleichwohl nur sich selbst gehorcht und so frei bleibt wie vorher? Dies ist die Hauptaufgabe, deren Lösung der Gesellschaftsvertrag gibt ...
(Der Gesellschaftsvertrag) läßt sich in folgende Worte zusammenfassen: Jeder von uns stellt gemeinschaftlich seine Person und seine Kraft unter die oberste Leitung des allgemeinen Willens, und wir nehmen jedes Mitglied als untrennbaren Teil des Ganzen auf...Die Gesell-
schaftsgenossen führen als Gesamtheit den Namen Volk und nennen sich einzeln Teilhaber
der höchsten Gewalt Staatsbürger...(Worin besteht) das höchste Wohl aller, das als Zweck
...der Gesetzgebung sein soll? (Er) besteht (in) Freiheit und Gleichheit... (Unter) Gleihheit ...
ist nicht zu verstehen, dass alle eine durchaus gleich große Kraft und einen ebenso großen
Reichtum besitzen, sonderen dass die Gewalt...nur die Kraft der Gesetze und der Stellung im Staat (ausgeübt werden) darf, dass ferner kein Staatsbürger so reich sein darf, um einen anderen kaufen zukönnen, noch so arm, um sich verkaufen zumüssen. Dies setzt auf seiten der Kleinen Mäßigung des Geizes und der Habsucht voraus...Will man dem Staat Bestand ver-
leihen, so darf man weder zu Reiche noch Bettler dulden...Was ist den nun die Regierung?
(Sie ist nur) ein Auftrag, ein Amt, in dem einfache Beamte des Staatsoberhauptes (die durch
den Gesellschaftsvertrag vereinigten Staatsbürger) in seinem Namen die Macht ausüben, die
er ihnen übertragen hat, und die er, sobald es ihm gefällt, beschränken, abändern und ganz zurück nehmen kann...
(Jean-Jacques-Rousseau 1712-1778)

Also das mit der Freiheit und das Vermögen des Bürgers haben aus dem Text schon herausgelesen.

Fragen:
Welche Forderungen stellte Rousseau auf für eine gerechte Gesellschaftsform?

Und in welcher Phase der franz. Revolution wurde versucht, diese Ideen Rousseaus in die Tat umzusetzen?

Danke für eure Hilfe (franz. Revolution ist nicht ganz mein Ding);)
 
Fragen:
Welche Forderungen stellte Rousseau auf für eine gerechte Gesellschaftsform?

Und in welcher Phase der franz. Revolution wurde versucht, diese Ideen Rousseaus in die Tat umzusetzen?

ELQ hat natürlich recht. Trotzdem unternehme ich den Versuch einer Antwort - allerdings nach dem Motto "Motivation durch Zweifel".

Antwort auf Frage 1: Man kann zweifeln, ob Rousseau überhaupt theoretisch definieren wollte, wie eine gerechte Gesellschaft aussehen soll. Vielmehr hat er versucht, empirisch zu definieren, wie die Gesellschaft NICHT aussehen sollte.

Rousseau vertrat die Ansicht, dass es in grauer Vorzeit mal eine "Wildform des Menschen" gab. Diese "Wildmenschen" hätten - frei von Gruppenzwängen - nur ihre eigenen Neigungen ausgelebt. Das Zusammenleben in einer "Gesellschaft" habe sich historisch entwickelt und sei nicht mehr "korrigierbar". Das Phänomen "Gesellschaft" sei trotzdem im Grunde eine Vergewaltigung der menschlichen Natur...

Von einem Theoretiker, der diese Auffassung vertritt, erwartest Du "positive" Aussagen darüber, wie eine ideale Gesellschaft aussehen sollte? Eine Gesellschaft, die den Idealen von Rousseau entsprochen hätte, wäre eine Gesellschaft gewesen, die nicht existiert - im Sinne von "nur ein toter Indianer ist ein guter Indianer".

Antwort auf Frage 2: Vom ersten Moment an. Die Einstellung von Rousseau (die damals in krassem Widerspruch zur herrschenden Meinung stand) war eine der gedanklichen Grundlagen der Französischen Revolution.

Warum? Vergleiche die (realen) Verhältnisse vor der besagten Revolution mit den (idealtypisch angestrebten) Verhältnissen danach, und Du siehst den Unterschied.

Denkanstoß:

Rousseau hat folgenden Satz gesagt:

"Die Freiheit des Menschen liegt nicht darin, dass er tun kann, was er will, sondern dass er nicht tun muss, was er nicht will."

Meiner Ansicht nach ist dieser Satz eine gute Zusammenfassung all dessen, was Rousseau in seinen Werken wortreich erläutert hat. Ich teile seine Grundhaltung nicht, aber vor diesem einen Satz verbeuge ich mich! Der ist die Grundlage der französischen Revolution. Und der ist auch die Grundlage unserer heutigen freiheitlich-demokratischen Grundordnung.

MfG
 
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