Gibt es den wissenschaftlichen Begriff "Militärstaat" wirklich?

F

Fragestellung

Gast
Sehr geehrte Damen und Herren und Diverse,

kürzlich hatte ich ein Gespräch mit einer anderen Person und diese hat mich auf ein zuvor unbekanntes Konzept aufmerksam gemacht. Das
Konzept des Militärstaates.
Der "Militärstaat" unterscheidet sich vom gewöhnlichen Staat dadurch, wie er primär mit seinen Rohstoffen umgeht. Der Militärstaat nutzt seine
Steuereinnahmen hauptsächlich oder sogar vollständig dazu, sein Militär zu unterhalten. Da der Gegenstand dieses Forums die Geschichte ist, will ich die heutigen Überlegungen ausgehend von dem Konzept nicht weiter thematisieren.

Diese andere Person brauchte auch ein Beispiel für einen Militärstaat, so abstrus es klingt: Das britische Empire während einiger Jahrhunderte seiner Entwicklung, ungefähr bis ins 18. Jahrhundert. In diesem Zeitraum nutze der englische Königshof die Steuereinnahmen hauptsächlich, um die Flotte zu finanzieren. Aufgaben wie Justiz oder Regulation des Handels blieben im Aufgabenbereich der Fürsten. Auch sei das Heilige Römische Reich zeitweise ein Militärstaat gewesen, man hat dort Geld für Reichskriege und Reichsexekutionen eingezogen, aber fast jeder Staat innerhalb des Heiligen Römischen Reiches war unabhängig. Beispielsweise mussten Leute, die vor den höchsten Gerichtshof Preußens prozessierten, schwören, den Fall nicht mehr vor Reichsinstanzen vorzubringen. Letztere galten als notorisch langsam, weswegen man das gerne in Kauf nahm.
Auch der attische Seebund und die Assyrer sollen dieser Definition entsprochen haben.

Meine Frage an das Forum: Gibt es im wissenschaftlichen Kontext den Begriff des Militärstaates wirklich? Wurden solche Staatswesen irgendwie systematisch untersucht?
Oder handelt es sich um eine Eigenkreation meines Bekannten oder etwas, dass er von einen Schriftsteller oder so aufgeschnapt hat?

MfG,

Fragestellung.
 
Bisher war ich davon ausgegangen, dass ein Militärstaat sich dadurch bestimmt, dass das Militär an der Macht ist.

Aber es mag verschiedene Grade von Militärstaat geben: der "abgeschwächte" dahingehend, dass ein überproportional hoher Anteil der Staatsausgaben ins Militärbudget fließt, trotzdem das Militär die Macht nicht direkt ausübt, sondern indirekt. Wo hier die Grenze liegt, ob bei >50% oder anderswo, weiß ich nicht.
 
Das antike Sparta könnte man als Militärstaat bezeichnen. Ich würde dabei weniger mit volkswirtschaftlichen als eher mit gesellschaftlichen Argumenten begründen, die Erzeihung der Jugend zum Militär z.B.
Ähnlich könnte man auch die gesellschaftliche Bedeutung von Menschen im Wilhelminischen Deutschland interpretieren. Auch nach abgeleistetem Militärdienst hatte ein Offizier ein höheres Ansehen. Die Frage "Wo hat er gedient?" war auch im Zivilleben nicht ungewöhnlich.
 
Meine Frage an das Forum: Gibt es im wissenschaftlichen Kontext den Begriff des Militärstaates wirklich? Wurden solche Staatswesen irgendwie systematisch untersucht?
Oder handelt es sich um eine Eigenkreation meines Bekannten oder etwas, dass er von einen Schriftsteller oder so aufgeschnapt hat?
Der Militärstaat ist quasi das Gegenstück zum Zivilstaat.

Gebräuchlicher erscheinen mir jedoch die Begriffe Militarismus Militärdiktatur und Zivilgesellschaft.
 
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