Giftgas nur ein Papiertiger?

Zum Ende des Zweiten Weltkrieges hätten Gasangriffe von deutscher Seite weit verheerendere Folgen gehabt, als im Ersten Weltkrieg. 1944 besaß man Sarin. Darauf wäre kein Alliierter vorbereitet gewesen. Sarin kann neben den Atemwegen auch über die Haut aufgenommen werden.
Weshalb man es nicht einsetzte, verstehe ich allerdings nicht. Moralische Gründe können es mit Sicherheit nicht gewesen sein. Vielleicht hat man an eine nachhaltige Wirkung nicht geglaubt. Im Bewegungskrieg ist es auch nicht unproblematisch. Vielleicht hat es auch der Winter 44/45 verhindert, da Sarin bei niedrigen Temperaturen kondensiert. Allerdings kann es dadurch noch heimtückischer werden, wenn man z.B. einen Tropfen (oder auch viel weniger) davon auf die Uniform oder an die Schuhe bekommt, damit ins Quartier geht, wo es dann zu verdampfen beginnt und alle Anwesenden vergiftet.
 
kaum ist etwas weniger , oder ?
Kaum ist relativ. ;)
Wenn ich jeden Bauernaufstand und Guerillakrieg zwischen 1918 und heute zähle, wieviel wären denn das? Wenn ich jetzt chemische Waffen im Vergleich sagen wir zu chemischen Sprengstoffen setze...

@Rurik
Ja, bisher habe ich auch noch keinen plausiblen Grund gelesen, warum Hitler das Giftgas nicht eingesetzt hat. Einzige Erklärung für mich ist das psychologische Trauma durch seine Erblindung im 1. WK.
 
völlig OT, aber weil Florian damit angefangen hat ...

Ein Schüler hat mal die Relativitätstheorie erklärt mit:
"Fünf Flaschen Bier im Keller ist relativ wenig, fünf Flaschen in der Mannschaft ist relativ viel".
 
Rurik,
Zum Ende des Zweiten Weltkrieges hätten Gasangriffe von deutscher Seite weit verheerendere Folgen gehabt, als im Ersten Weltkrieg. 1944 besaß man Sarin. Darauf wäre kein Alliierter vorbereitet gewesen. Sarin kann neben den Atemwegen auch über die Haut aufgenommen werden.

Stimmt , aber die Deutschen wussten nicht was und wieweit sich die chemische Kriegsführung bei den Alliierten entwickelt hat .
Im ersten Weltkrieg hatten auch die Deutschen mit dem Einsatz von Giftgas begonnen und die Alliierten sehr schnell mit der gleichen Waffe geantwortet .
Dazu besassen die Alliierten durch ihre Luftüberlegenheit die Möglichkeit "Vergeltswaffen " überall auf deutschem Gebiet abzuwerfen und damit einen "Gaskrieg " von einem Ausmass zu führen der Deutschland unmöglich gewesen war .
Das solche Waffen gegen Truppen bei weitem nicht so erfolgreich waren wie gehofft hatte der erste Weltkrieg gezeigt genauso wie die Tatsache das der Gegner, wenn er ähnliche technische und industrielle Möglichkeiten hat sehr schnell mit gleicher Münze zurück schlägt.
Bei fast allen Einsätzen nach dem ersten Weltkrieg wurde Giftgas dann auch nur gegen technsich komplett unterlegenen Gegner eingesetzt , der dazu ausser stande war .
 
Stimmt , aber die Deutschen wussten nicht was und wieweit sich die chemische Kriegsführung bei den Alliierten entwickelt hat.
Nur hatte Deutschland, oder genauer gesagt Hitler und seine Kumpane, ab einem bestimmten Punkt nichts mehr zu verlieren. Entweder die Sowjets wurden 1943 platt gemacht oder der Krieg war so oder so verloren. Spätestens nach Stalingrad hätte Hitler - aus seiner Logik heraus - zum letzten Mittel greifen müssen. Ob die deutschen Städte nun mit Giftgas ausradiert wurden oder nicht.
 
Mag (Gottseidank) sein, dass Hitler persönliche Aversitäten gegen Gas hatte. Immerhin war er selbst bei Kriegsende 1918 gasverletzt.
 
EL_Mercenario,
Nur hatte Deutschland, oder genauer gesagt Hitler und seine Kumpane, ab einem bestimmten Punkt nichts mehr zu verlieren. Entweder die Sowjets wurden 1943 platt gemacht oder der Krieg war so oder so verloren. Spätestens nach Stalingrad hätte Hitler - aus seiner Logik heraus - zum letzten Mittel greifen müssen. Ob die deutschen Städte nun mit Giftgas ausradiert wurden oder nicht.

ohne Städte keine Industrie , ohne Industrie keine Munition , Waffen , Ersatzteile usw. die Niederlage wäre noch schneller und noch totaler gewesen .
So blieb ihm noch die Hoffnung auf seine "Wunderwaffen ".
 
...ich lese hier bisher nur Spekulationen darüber, aus welchen Gründen Gas nicht eingesetzt wurde. Ob nun Hitlers persönliche Ablehnung oder der Bewegungskrieg ausschlaggebend waren, ist zunächst sekundär. Am Anfang müsste doch die Frage stehen, ob es überhaupt möglich war (technisch, logistisch, strategisch) diese Massenvernichtungswaffe (etwa nach Stalingrad) einzusetzen. Die von vielen Generälen der Wehrmacht und später der Bundeswehr vertretene These, die Gaswaffe sei aus humanitären Gründen nicht zum Einsatz gekommen, halte ich für höchst unwahrscheinlich. Vielmehr handelt es sich bei dieser Waffe um eine unberechenbare. Sowohl taktisch, als auch strategisch-psychologisch. Wer es gewohnt war den Krieg zu planen und eine Kosten-Nutzen Perspektive verinnerlicht hatte, mag diese Waffe regelrecht gescheut haben.
 
Mal logisch denken.
Zu dieser Zeit gab es schon gut funktionierende Gasmasken.
Dann noch zum Thema Logistik.
Der Wind lässt sich nicht vorschreiben, wohin er weht.
Im ersten Weltkrieg ist es vorgekommen, dass sich die Gasabblaser selbst vergifteten, weil sich der Wind gedreht hat.
Alles Gründe um auf dieses Zeug zu verzichten.
 
Zuletzt bearbeitet:
Ist doch viel einfacher , sobald der Gegner sich auf den Gaskrieg eingerichtet hat sinken die Verluste unter den Soldaten dramatisch .
Die UdSSR konnte aus einer wesentlich grösseren Bevölkerung schöpfen und hätte ausserhalb der Reichweite deutscher Waffen neue Divisionen die auf den Gaskrieg vorbereitet sind aufstellen können während sich immer deutlicher zeigte das die Allierten jeden punkt in Deutschland oder dem besetzten Europa bombadieren konnten.
Ein Einsatz Chemischer Kampfstoffe hätte kurzfristig einen Vorteil gebracht , langfristig aber nur Nachteile.
Aus dem gleichen Grund hat Japan seine chemischen und biologischen Kampfmittel nur gegen Chinesen nicht aber gegen die Westalliierten eingesetzt .
 
Zum Ende des Zweiten Weltkrieges hätten Gasangriffe von deutscher Seite weit verheerendere Folgen gehabt, als im Ersten Weltkrieg. 1944 besaß man Sarin. Darauf wäre kein Alliierter vorbereitet gewesen. Sarin kann neben den Atemwegen auch über die Haut aufgenommen werden.

Der Wehrmacht stand zwar Sarin zur Verfügung, allerdings in relativ kleinen Mengen. Aber ein anderes Nervengas stand in erheblicher Menge zur Verfügung: Tabun. Tabun verfügt zwar "nur" über ein Sechstel der Letalität von Sarin, ist aber damit immer noch um ein vielfaches wirksamer als die Loste und ähnliche chemische Kampfstoffe.

Tatsächliche besaßen die Alliierten zu diesem Zeitpunkt weder Nervenkampfstoffe noch adäquate Schutzmaßnahmen gegen dieselben. Ein Einsatz hätte also mit Sicherheit verheerende Folgen gehabt. Die Antwort wäre aber dann auch entsprechend ausgefallen; immer daran denken, die A-Bombe war schon in der Produktion.

Weshalb man es nicht einsetzte, verstehe ich allerdings nicht. Moralische Gründe können es mit Sicherheit nicht gewesen sein. Vielleicht hat man an eine nachhaltige Wirkung nicht geglaubt. Im Bewegungskrieg ist es auch nicht unproblematisch. Vielleicht hat es auch der Winter 44/45 verhindert, da Sarin bei niedrigen Temperaturen kondensiert. Allerdings kann es dadurch noch heimtückischer werden, wenn man z.B. einen Tropfen (oder auch viel weniger) davon auf die Uniform oder an die Schuhe bekommt, damit ins Quartier geht, wo es dann zu verdampfen beginnt und alle Anwesenden vergiftet.

Ich denke das beste Argument die Nervengase nicht einzusetzen, war genau wie 3 Jahre vorher, das völlige Unwisse über den Rüstungsstand der Alliierten bei den chemischen Kampfstoffen.

Als Göring 1941 Gasangriffe gegen London forderte, verhinderte Hitler diese mit dem Hinweis auf die Möglichkeit eines gleich gearteten Alliierten Gegenschlages gegen Berlin. Es war also in Berlin zu diesem Zeitpunkt nicht bekannt, dass die Alliierten über keine Nervenkampfstoffe verfügten.

Ich stimme übrigens auch in der Hinsicht zu, dass die problematische logistische Situation am Ende des Krieges den Transport von hochgiftigen chemischen Kampfstoffen milde gesagt riskant gemacht hätte.
 
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Tatsächliche besaßen die Alliierten zu diesem Zeitpunkt weder Nervenkampfstoffe noch adäquate Schutzmaßnahmen gegen dieselben. Ein Einsatz hätte also mit Sicherheit verheerende Folgen gehabt. ...

Im Spiegel war mal vor einigen Jahren ein Artikel über britische Pläne für Bombenangriffe mit Nervengas auf deutsche Städte. Es war sogar eine alte britische Karte mit den Windrichtungen und den zu erwartenden Wirkungszonen dabei. So weit ich es in Erinnerung habe, verfügten die Briten sehr wohl über Nervengase und erwogen sogar den Einsatz. Die Amerikaner waren jedoch dagegen und man fürchtete ebenfalls die Deutschen Repressalien.
 
Ich vermute mal hätten die Deutschen im 2. WK Giftgas eingesetzt dann hätte es auf deuschen Städten nicht nur Brandbomben geregnet.
 
Ich vermute mal hätten die Deutschen im 2. WK Giftgas eingesetzt dann hätte es auf deuschen Städten nicht nur Brandbomben geregnet.

Das mag sein, es hört sich aber wieder so an, als hätten die Militärs auf Gas verzichtet um die Kampfführung auf einer "humanen" Ebene zu halten. Bei der allgemeinen Entgrenzung des "totalen Krieges" bis 1945, halte ich diese Motive für sehr zweifelhaft. Dieser Logik entsprechend, hätte auch auf die V-Waffen verzichtet werden müssen, um nicht in die Gefahr zu geraten, selbst mit Raketen beschossen zu werden. Meine Vermutung geht eher dahin, dass es technisch und logistisch nicht möglich war Giftgase in größeren Mengen per Flugzeug über dem Feindgebiet abzuwerfen - sonst wäre genau das passiert.
 
Zum Glück war die Atombombe vor Kriegsende auch noch nicht fertig.
Wenn sie das währe, könnten wir hier heute nicht schreiben.
Die Eierköpfe hätten damals alles gemacht um sich gegenseitig zu vernichten.
 
Das mag sein, es hört sich aber wieder so an, als hätten die Militärs auf Gas verzichtet um die Kampfführung auf einer "humanen" Ebene zu halten. Bei der allgemeinen Entgrenzung des "totalen Krieges" bis 1945, halte ich diese Motive für sehr zweifelhaft. Dieser Logik entsprechend, hätte auch auf die V-Waffen verzichtet werden müssen, um nicht in die Gefahr zu geraten, selbst mit Raketen beschossen zu werden.

Vergleiche hinken ja gern:
Zu den V-Waffen gab es keine vergleichbare Antwort der Alliierten (und davon ging man ja von deutscher Seite fest aus), beim Gas-Einsatz wussten beide Seiten, dass es zu Gegenschlægen kommen wuerde.
Es war einfach eine Abwægung zwischen Aufwand - militærischer Nutzen - Risiko.

Gruss, muheijo
 
Vergleiche hinken ja gern:
Zu den V-Waffen gab es keine vergleichbare Antwort der Alliierten (und davon ging man ja von deutscher Seite fest aus), beim Gas-Einsatz wussten beide Seiten, dass es zu Gegenschlægen kommen wuerde.
Es war einfach eine Abwægung zwischen Aufwand - militærischer Nutzen - Risiko.

Gruss, muheijo

Das hört sich wieder so an, als habe man bewusst auf den Einsatz von Gasangriffen verzichtet und zudem die V-Waffen eingesetzt, weil auf alliierter Seite keine vergleichbare Technik zur Verfügung stand. Die V-Waffen habe ich als Vergleich gebraucht, um zu verdeutlichen, dass dem Deutschen Reich, selbst nach verlorener Lufthoheit über dem Reichsgebiet (etwa Frühjahr 1944) jede Möglichkeit recht war, das Grauen in die feindlichen Städte zu bringen. Ab dem Spätsommer 1944 begann die Bombardierung von Englischen und Belgischen Städten mit der A4 Rakete. Wenn der Einsatz von Giftgas zu dieser Zeit realisierbar gewesen wäre, so wäre auch dieser erfolgt. Interessant ist vielleicht noch dieser Hinweis bei Wiki, der zeigt, dass man den Alliierten eher eine Zurückhaltung in Sachen Gaseinsatz zusprechen kann, als dem NS-Regime:
Der Einsatz als Terrorinstrument heizte die Spirale der Gewalt im Krieg weiter an und führte in London zu Diskussionen, mit Kampfgas zu vergelten. Insgesamt forderte der Einsatz der A4-Raketen mehr als 8000 Menschenleben, hauptsächlich Zivilisten.
 
Das hört sich wieder so an, als habe man bewusst auf den Einsatz von Gasangriffen verzichtet

Davon bin ich ueberzeugt.
Grund: Zu wenig Wirkung bei zu viel Aufwendung von Ressourcen und das Risiko des Gegenschlages.
Trotz der ganzen verrueckten Entscheidungen in den letzten Kriegsjahren muss man so einen Einsatz trotz allem auch der eigenen Armee und der eigenen Bevølkerung verkaufen kønnen - es konnte sich jeder ausrechnen, wie die Antwort der Alliierten ausgesehen hætte.
Und das Gas als Waffe war vielen 1.WK-Veteranen ja noch zu Genuege bekannt. Und das es nicht kriegsentscheidend war, wusste man Anhand der Erfahrungen des letzten Krieges ebenfalls.
Es gab also nur Gruende dagegen, keinen dafuer.

Das sah bei den V-Waffen, die ja als "Wunderwaffen" galten, anders aus.
Dass sie das nicht waren, und inwieweit wer trotzdem daran geglaubt hat, kønnen wir hier mal vernachlæssigen. Man wird sich wohl zumindest einen psychologischen Effekt erhofft haben.

Gruss, muheijo
 
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