Gleichgeschlechtliche Partnerschaft im römischen Reich

C

Curly

Gast
ich muss nen vortrag über gleichgeschlechtliche ehe halten und mein lehrer meinte ich sollte bei der geschichte im römischen reich anfangen. (da auch bissl auf die pädophilen eingehen)
nun kenn ich mich in der zeit überhaupt nicht aus und hab im i-net auch nicht wirklich was gefunden...
ich weiß nur, dass die homosexualität da wohl sehr offen ausgelebt worden sein soll (komisches deutsch ;) )

wäre unheimlich nett, wenn mir da jemand helfen könnte!!!!!

danke schonmal :winke:
 
Wenn du etwas Zeit hast und dich für antike Literatur interessierst, würde ich mal den "Satyricon" von Petronius lesen, eine sehr aussagekräftige Quelle. Enkolpius der Romanheld wird vom Fluch des Priapus geschlagen und er leidet unter Impotenz und ist in einer Haßliebe dem Strichjungen Giton zugetan.

Trimalchio, ein reicher Freigelassener war einst der Sexsklave seines Dominus, wurde aber im Testament bedacht und machte ein Vermögen als Exporteur von Wein. Der Satyricon ist überhaupt eine Fundgrube zum antiken Alltagsleben und auch sprachlich eine wichtige Quelle, als in vielen Passagen sich die Hauptfiguren im typischen Idiom der lateinischen Umgangssprache unterhalten, sozusagen ein antikes Cockney.


Ein Szenario wirklich knallharter Orgien enthüllt Sueton in der Biographie des Tiberius, der sich angeblich von seinen "Elritzen" im Pool einen blasen ließ. Auch sonst ist Sueton eine sehr ergiebige, wenn auch nicht immer sonderlich glaubhafte, Quelle was das Sexualleben der römischen Caesaren von Caesar bis Domitian betrifft.
 
Zuletzt bearbeitet:
Hm. Das verwundert mich. Versuch´s mal mit der Suche nach "Homosexualität Antike" bei Google, da kommt dann so einiges!
Ein Großteil der Treffer wird sich vermutlich eher auf Griechenland denn auf Rom beziehen. Die Griechen sind hierfür bekannter.

Außerdem gibt es zu allem was -sexualität enthält viel im Internet.
 
Vielleicht ist das jetzt ein bisschen Offtopic, aber ich habe vor kurzem in einem Buch über Alexander den Großen einen Abschnitt gelesen, den ich in diesem Zusammenhang ganz passend finde.

Es geht um die kulturelle Differenz zwischen der damaligen und unserer heutigen gesellschaft und in diesem Zusammenhang darum, dass dies am Geschlechterverhältnis besonders deutlich werde.

Denn die Ehe zwischen Mann und Frau hatte bei den Griechen und Makedonen kein Monopol auf legitime Sexualität und war auch nicht der einzige oder auch nur der bevorzugte Fokus intensiver Gefühlsbeziehungen.
[...] Die gleichgeschlechtliche Liebe war jedoch als solche nirgendwo verpönt: Junge Männer gingen emotionale Bindungen zu Knaben ein, die nicht danach beurteilt wurden, ob sie eine sexuelle Komponente hatten oder nicht. [...] Die Frage, ob Alexander homosexuell war, ist darum falsch gestellt, weil sie Alexander und seinen Zeitgenossen sinnlos erschienen wäre. Ebensowenig eignet sich Alexander als Idol befreiter Sexualität.
(Wiemer, Hans-Ulrich: Alexander der Große, 1. Aufl., München 2005, 75.)

Ich denke, das wird so oder ähnlich auch für die Situation in Rom zutreffen. Vielleicht kannst du ja auch noch ein Stück weiter ausholen und gleich mit Alexander als prominentem Aufhänger anfangen.
 
Du schreibst, du sollst beim Röm. Reich "anfangen"?
Dass heisst, du behandelst auch andere Epochen und Regionen?

Hier eine Arbeit über Homosexualität im islamischen Raum:
liwat im fiqh

gibt es auch als PDF zum Ausdrucken. Interessant für dich wahrscheinlich nur die Zusammenfassung.
Alles andere dürfte dein Zeitrahmen sprengen...
 
Das erinnert mich an ein persisches Sprichwort:

"Eine Frau für die Nachkommenschaft und einen Knaben fürs Vergnügen"
 
Man sollte noch anmerken, daß man in der Antike unter all dem etwas anderes verstanden hat. Die Übertragung heutiger Verhältnisse und der Begriffe die diese benennen in die Antike ist eigentlich nicht möglich.

Zum Satyricon und Sueton sollte man bedenken, daß diese Schriften die in ihnen beschriebenen Personen negativ darstellen wollten. Hier wird also dieses Verhalten als Teil von etwas Negativem genannt. Das führt zu der Frage ob der Begriff Locker und Tolerant wirklich so verwendet werden sollte.

Insbesondere in Rom ist hier zudem ein deutlicher Bruch zwischen der Frühen und Mittleren Republik und der Zeit ab der Späten Republik. Noch in der Mittleren Republik wurde solches Verhalten wenn man es nicht mit Sklaven ausübte sondern mit Freien teilweise mit der Todesstrafe geahndet, insbesondere in der Armee.

Womit wir bereits wieder bei einer völlig anderen Lebenswirklichkeit sind, den solche Handlungen ausgeübt mit Sklaven galten beispielsweise eben nicht als homosexuell, auch galt der aktive Part in einer solchen Beziehung nicht als solcher, während man den passiven Part als solchen betrachtete.

Die Antike ist auch in Griechenland sehr anders als das was heute unter diesem Begriff Homosexuell verstanden wird.

Für die Behauptung Homosexuell zu sein (im heutigen Sinne) hätte einen selbst ein Dorier damnals vermutlich umgebracht. Aus Wut über diese Beleidigung.

Zur Knabenliebe sollte man noch anführen, daß sehr oft der ältere Liebhaber den Knaben zugleich bei Frauen einführte, in Sparta sogar bei der eigenen Ehefrau oder Tochter usw

Die Welt damals unterscheidet sich deutlich vom heutigen Geschehen.

In Rom in der Späten Republik und in der Kaiserzeit gab es zwar ansatzweise mit heutigen Verhältnissen vergleichbare Zustände, aber diese wurden nicht positiv gesehen. Und Verkehr mit Sklaven galt wiederum nicht als das.

Homosexualität im heutigen Sinne wäre in der Antike abgelehnt worden bzw wurde abgelehnt oder negativ bewertet, hingegen war Bisexualität vermutlich weiter verbreitet als es heute der Fall ist.
 
Ich habe ein bisschen etwas zusammengestellt.

Der sexuelle Verkehr mit einem Sklaven war für einen Römer den Verkehr mit einer Sache, daher irrelevant; sie hießen in Rom concubini. In Athen dagegen dagegen war die Notzucht eines Sklaven verboten, wie es Aischines Gegen Timarchos heißt; das Gesetz soll angeblich von Solon stammen.

Anders der homosexuelle Verkehr unter freien römischen Bürgern. Hier war man zu Zeiten der Republik sehr reserviert gegenüber den griechischen Sitten wie z.B. auch Gymnastik. (Dagegen war Päderastie unter der Etruskern hoch geschätzt, dazu vieles bei Athenaios 517f-518a.) In der frühen Republik, 4. Jh v.Chr., ist der Fall des Konsul Veturius bekannt (der aus dem 2. Samnitischen Krieg), der sich seiner "Schändung" durch Plotius widersetzt hatte. Ein anderer Fall ist ein Soldat, der wegen Homosexualität mit einem Freien ins Gefängnis kam (sein Name: Cornelius), auch 4. Jhr; im 3. Jh. bezichtigt Claudius Marcellus den Tribun Scantinius öffentlich, dass er seinem Sohn einen "unzüchtigen Antrag" gemacht hatte. Schon um 226 v.Chr. soll die Lex Scantinia geschaffen sein, worin es Strafen für homosex. Verhalten gegeben haben soll. Ob es allerdings nach diesem Scantinius benannt wurde, weiß ich nicht. Es wurde allerdings selten angewandt.

Relevant bei solchen Handlungen war nicht das Geschlecht, sondern die Rolle: wer war der aktive Partner, wer der Penetrierte. Letzterer hieß pedicus oder cinaedus, und war übel angesehen. So heißt es in einem Spottgedicht, das die Soldaten über Gaius Julius sangen: Caesar bezwang Gallien, Nikomedes den Caesar (Nikomedes = König von Bithynien). Ob das irgendeine historische Wahrheit hat oder bloßer Spott, weiß ich nicht.

Dennoch war Päderastie besonders bei Intellektuellen stark verbreitet oder sie wurde als selbstverständliche Neigung angesehen. Dagegen lehnten z.B. Ovid und Quintilian die Päderastie ab. Zustimmend schreibt Lukrez, De rer.nat.:
Daher der Liebhaber, von Venus Pfeil durchbohrt, (ob denn nun vom Knaben mit glänzendem Körper oder von einem herrlichen Weib geschossen)
Oder bei Catull, der neben Gedichten an Clodia oder Lesbia auch Gedichte an den schönen Iuventius schrieb:
Raubte beim Spiel dir, Juventius, mein leckeres Kerlchen, ein Küßchen,
Süß wie Ambrosia, ja süßer noch schmeckte es mir.
Augenblicks traf mich die Strafe. usw.
Die Verachtung gegenüber der passiven Rolle zeigt sich bei diesem Dichter besonders schön, und ich hoffe, das folgende Gedicht an Aurelius wird nicht wegen Unflätigkeit zensiert:
Ich werd's hinten, werd's oben euch besorgen,
Lustmolch Furius und du Aurelius, Tunte,
falls aus meinen frivolen Versen ihr im
Ernst den Schluß zogt, ich wäre ohne Anstand.
Die Gedichte zeigen z.B. auch, dass Iuventius und Catull eine Zeitlang zusammenlebten, aber Iuv. nun doch nicht so für den Älteren entflammt war. Zeigt immerhin, dass solche Verhältnisse in der späten Republik geduldet waren.

Auch Vergil hat einiges Päderastische geschrieben. In der Aeneis wird vom Helden-Liebespaar Nisus und Euryalus erzählt, dann auch noch in seinen Eklogen, z.B. 2. Ekloge, beginnt so:
Korydon glühte, der Hirt, für den jugendlich schönen Alexis,
Den sein Herr sich erkor; und nichts bot einige Hoffnung.
Es heißt, hier werden biographische Vorkommnisse des Dichters verarbeitet. Ebenfalls Tibull, der in der Kaiserzeit gelegt hat und den Jungen Marathus verehrte:
Hüte dich ja, zu vertraun dem lieblichen Volke der Knaben;
Denn des Bezaubernden ist hier, ich bekenn es, genug.
Und bei den Kaisern natürlich, bei denen man allerdings aufpassen muss, was Gerücht ist was wahr. Nero, der einen Mann geheiratet hat (Sporus), allerdings doch sehr zum Unwillen des Senats. Dann die ganze Liste: Otho soll nach Sueton pathicus gewesen sein, Vitellius nach Sueton hatte ein "unzüchtiges Verhältnis mit dem Freigelassenen Asiaticus". Titus hatte eine Schar von Lustknaben und Kastraten um sich, ebenfalls nach Sueton. Domitian soll zwar Päderastie abgelehnt haben, aber mit dem Kastraten Earinus was gehabt haben, nach Dio Cassius. Immerhin hat er die Kastration für Knabenbordelle verbieten lassen, woran man auch sieht, was zur Kaiserzeit alles so abging in Rom.

Dagegen zeigen IMO die sehr persönlichen Briefe des jungen Marc Aurel an seinen älteren Freund Fronto viel an Erotischem und gleichzeitig Herzlichem. Die Antionouskult bei Hadrian ist bekannt.

Commodus soll auch pathicus gewesen sein, Heliogabal war "polymorph pervers" veranlagt und wschl. transsexuell.

Na, und dann war Schicht mit dem Schmuddelkram:
Konstantin der Große erläßt ein Gesetz über mangelnde Männlichkeit, Valentinian II. will 390 Homosexuelle ins Feuer bringen, 428 nChr Codex Theodosianus, 538 bringt Iustinian die Novellen 77 und 141 heraus: Todesstrafe für Homosexualität, beinahe gleichzeitig mit der Schließung der Platonischen Akademie. Sic transit...
 
Das erinnert mich an ein persisches Sprichwort:

"Eine Frau für die Nachkommenschaft und einen Knaben fürs Vergnügen"
Das ist ein persisches Sprichwort? Ich kenne so etwas Ähnliches aus Ps.-Demosthenes, Gegen Neaera, in dieser Form:
"Wir haben Kurtisanen für unser Vergnügen, Beischläferinnen für die tägliche Gemeinschaft, und Gattinnen für die Aufzucht unserer Kinder."
Hier kommen allerdings die Knaben gar nicht vor :grübel:
 
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