Google, Wikipedia und der Irrglaube etwas zu wissen...

Mir ging es oben vor allem darum, den Wert fachwissenschaftlicher Lexika und Handbücher zu betonen, da sich anscheinend die Auffassung durchsetzt, das Internet würde alles schon richten.

Dem ist aber nicht so und (noch) kann auf fachwissenschaftliche Literatur nicht verzichtet werden, wenn man eine wirklich kompetente historische Analyse betreiben will! :confused:
 
Bei der Menge von Wiki-Links, mit denen hier um sich geschmissen wird, hieße das nach Deinem eigenen Vergleich, daß sich diese Beiträge auf Konversationslexikon-Niveau bewegen. Soweit ist das ja auch in Ordnung. Darf ja jeder halten wie er will. Mir persönlich würde das für ein Fach-Forum (und für das halte ich geschichtsforum.de) nicht reichen. Wenn das nicht der Anspruch dieses Forums sein sollte und nur ich das so sehe, bin ich bisher anscheinend auf einem falschen Dampfer gewesen und sollte meine Ansprüche relativieren.

Ich denke doch, dass hier nicht nur mit Wikipedia argumentiert wird, sondern auch ganz viel mit Buchwissen und Forschungsstand gearbeitet wird. Das Quellenstudium kommt hier im Forum leider häufig zu kurz, obwohl es doch das historische Kerngeschäft ist. Das mit dem Niveau ist so ein Problem. Ich bin sehr dafür, dass wir uns hier ein hohes Niveau erhalten, aber dieses Forum richtet sich an alle Geschichtsinteressierten und unsere Mitglieder reichen vom promovierten Historiker und promovierten Archäologen bis hin zum Grundschüler. Auch für die ist das Forum da. Wir haben manchen Geschichtsstudenten über dessen Wissen oder Arbeitsmoral man nur den Kopf schütteln kann und manchen Laien, der es mit Professoren aufnehmen könnte, ich denke, die Mischung hier ist ganz gut. Der Anspruch richtet sich eben auch immer an der Mischung der interessierten.
Und um hier noch einmal auf Wikipedia zurückzukommen: ich habe an Wikipedia unter anderem kritisiert, dass Wikipedia teilweise schon für ein Konversationslexikon zu akademisch ist. So schlecht ist also auch Wikipedia nicht: nicht zu vergessen, dass die Mehrheit der Autoren - auch hier wiederhole ich mich - Singlemänner um die 30 mit akademischem Abschluss sind.

Mir ging es oben vor allem darum, den Wert fachwissenschaftlicher Lexika und Handbücher zu betonen, da sich anscheinend die Auffassung durchsetzt, das Internet würde alles schon richten.

Dem ist aber nicht so und (noch) kann auf fachwissenschaftliche Literatur nicht verzichtet werden, wenn man eine wirklich kompetente historische Analyse betreiben will! :confused:

Völlig d'accord - auch wenn es vielleicht nicht so scheint.
 
Nichts gegen den Brockhaus oder Fachlexika, ABER:
1. Hat die nicht jeder im Regal.
2. Sind sie heutzutage nach kurzer Zeit nicht mehr aktuell.

Bleibt also die Möglichkeit, Periodika zu nutzen, aber wer kann die alle lesen und außerdem sparen gerade da auch Unibibliotheken ganz gewaltig. Abgesehen davon, dass nicht jeder die Möglichkeit hat, in einer solchen ständig ein und aus zu gehen.

Deshalb bleibe ich dabei: Um sich einen schnellen wirklich aktuellen Überblick zu verschaffen, ist Wikipedia nicht zu toppen. Wer wirklich in die Tiefe gehen will, muss schon ein bisschen mehr tun. Und das Denken nimmt uns sowieso nichts und niemand ab. In diesem Sinne...
 
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Der schnelle, aktuelle Überblick ist aber auch nur dann aktuell, wenn die Quellen nachvollziehbar sind. Diese Möglichkeit erfordert dann aber das querlesen im englischen und am besten noch einer 3.Sprache, ganz wie es von EQ schon gesagt wurde.

Oft kommt es mir so vor, als würden die Links auf die Wikipedia-Seiten nur eingefügt werden, damit man selbst nicht soviel tippen muss, da dort das Wissen bzw. die Aussage schon schön formuliert abgefasst zu lesen ist.
Auch wenn es nun etwas off-topic wird: Ich würde hier nicht von jedem Studenten, Historiker bzw. Wissenschaftler erwarten, dass jeder einzelne Beitrag mit wissenschaftlicher Literatur fundiert und untermauert ist, denn oft will man einfach nur schnell und kurz seine Meinung zu einem Thema kund tun. Dazu rennt man sicherlich nicht in die Bibliothek. Geht der Austausch jedoch in die Tiefe, so würde es sicherlich keinem Schaden, sein Wissen mit Quellen bzw. der Literatur die zu dieser Meinung geführt hat, zu belegen.

Was sich gut mit Wikipedia ergänzt, naturlich nur für einen Einstieg bzw. eine oberflächliche Aussage, ist die Möglichkeit, dass man inzwischen auf eine größere Anzahl an wissenschaftlicher Literatur über verschiedene Projekte (Google, Jstor, ...) online verfügen kann.
 
JStor ist zwar super, nur leider nicht von überall einsehbar. Und wenn Du kein VPN zur nächsten Einrichtung hast, von zuhause schon mal gar nicht.
 
Also die Bayrische Staatsbibliothek ermöglicht den Zugang ohne VPN, allerdings nur im "Großraum München". Welche Faktoren dort letztendlich zu berücksichtigen sind kann ich nicht sagen.
 
Aus aktuellem Anlass sehe ich mich als Mitglied - nicht als Mod - dazu genötigt, daran zu erinnern, dass nicht googeln eine Kompetenz ist (wenn es dabei auch gewisse Feinheiten gibt, die nicht jeder beherrscht und die über Suchparameter wie +Suchwort, -Suchwort und "Suchwort im Kontext" hianusgehen), sondern das filtern dessen, was Google (oder eine andere Suchmaschine) ausspuckt.
 
Dir ist aber hoffentlich bewusst, dass du damit den bewussten und intelligenten Umgang mit dem Internet und Internet-Quellen einforderst?

:ironie:

Ich wage zu behaupten, dass Menschen, die bedenkenlos alles nachplappern, was im Internet steht, auch bedenkenlos alles nachplappern würden, was sie in einem Buch gelesen hätten, wenn sie denn eins lesen würden :devil:. Womit ich sagen will: wer nicht bewusst mit schriftlichen Quellen umgeht, kann logischerweise nicht bewusst mit dem Internet umgehen, und wer mit schriftlichen Quellen umgehen kann, täte gut daran denselben Maßstab an Internetquellen anzulegen.
 
Naja, manchmal muss es schnell gehen und dann gerät man u.U. an eine Internetquelle, die nix taugt. Nicht jeder hat täglich die Zeit und Muße, sein Regal zu durchforsten (Wo stand das doch geschrieben?) oder in die Bücherei zu rennen. Um so größer meine Achtung vor den Forianern, die das konsequent durchhalten.
 
Das ist ja auch sehr richtig, aber man sollte sich die Seite, welche man zitiert, zumindest einmal ansehen und querlesen zumindest um nicht irgendeinen Blödsinn zu verlinken. Ich habe live erlebt, wie zum Beispiel der Artikel zum "Worldsbiggestchat" in der Wikipedia an einem Tag fünf mal umgeschrieben wurde. Wiki ist als erste Übersicht ganz gut, aber für tiefergehendes ziemlich ungeeignet. Wenn ich jedoch nur google bemühe, lande ich auf verschiedensten Homepages, von denen die meisten Privatpersonen gehören, die einfach ihr "Wissen" in die Welt plärren - ein Anspruch auf Richtigkeit besteht da aber nicht. Man sollte dann eventuell darauf hinweisen, dass man sich die Seite nicht genau angesehen hat, dann hat man zumindest nicht das Problem der Bloßstellung als absolut Ahnungsloser der wild irgendwelche obskuren Thesen in den Raum wirft :D
 
Ich wage zu behaupten, dass Menschen, die bedenkenlos alles nachplappern, was im Internet steht, auch bedenkenlos alles nachplappern würden, was sie in einem Buch gelesen hätten, wenn sie denn eins lesen würden :devil:. Womit ich sagen will: wer nicht bewusst mit schriftlichen Quellen umgeht, kann logischerweise nicht bewusst mit dem Internet umgehen, und wer mit schriftlichen Quellen umgehen kann, täte gut daran denselben Maßstab an Internetquellen anzulegen.

Wer allerdings ein Buch liest und die darin enthaltenen Inhalte wiedergibt, muss sich zwangsläufig damit auseinandersetzen. Wer dagegen von Copy and Paste lebt, ist diesem Zwang nicht mehr ausgesetzt.
Auch Google Books ist keine wirkliche Lösung, denn die Gefahr, dass man nicht das ganze Buch liest - schon um die Augen zu schonen - ist doch gegeben. Meist gibt man sich mit einer schnell gefundenen Passage zufrieden und bemerkt dabei vielleicht gar nicht, dass der Autor gerade nur die Forschungsgeschichte referiert, selber aber zu einem völlig anderen Ergebnis kommt.
 
Wurd vielleicht schon erwähnt, aber mir fällt dazu eine witzige Szene ein:

In einer Folge von Hart aber fair war Oskar Lafontaine zu Gast. Er behauptete Merkel hätte als "linientreue FDJ-Funktionärin" in Moskau studiert, was der Moderator und seine Redaktion dementierten. Darauf konterte Lafontaine:

"Das ist erwiesenermaßen falsch, was sie hier behaupten. Sie müssen bei Wikipedia nachlesen, dort lesen sie dass Frau Merkel in Moskau als Austauschstudentin war [...]" :rofl:

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Nein im Ernst, Wikipedia ist eine der größten Erfindungen seit dem Internet. Aber es ist keine Quelle zum Zitieren und weiterem Arbeiten, nur eine Einführung in das jeweilige Themengebiet.
Selbst mit Wikipedia-Artikeln die als "lesenswert" und "exzellent" eingestuft sind und dutzende Fußnoten enthalten, muss man vorsichtig umgehen. Ich meine, selbst scheinbar richtige, da durch Quellenangaben belegte Stellen können falsch sein -
wer kontrolliert denn, dass die Stelle nicht erfunden wurde, wer hat die jeweilige Quelle überhaupt zur Hand?
So verhält es sich auch mit den meisten anderen Internetseiten.
 
Manche Menschen sind sogar unfähig beim Abschreiben von Wiki ihre Spuren zu verwischen. SChlimm genug, wenn Studenten zu faul sind Quellenzitate für Referate selbst auszuwählen und einzutippen und deshalb einfach die im Wikipediaartikel verwendeten nehmen. Aber dann gibt man doch wenigstens die von Wiki angegebene Übersetzung an (und schaut ob sie überhaupt in der Bibliothek steht und bereitet sich ggf auf Nachfragen vor) und nicht irgendeine andere.
 
Ich denke, das Wikipedia-Prinzip ist langsam an seine natürlichen Grenzen gestoßen. Das Prinzip Schwarmintelligenz hat sich bewährt, der Anonymitätsgrundsatz aber nicht. Die Zukunft gehört einer online-Enzyklopädieform, bei der Benutzer ihrem Beruf oder ihrer Ausbildung gemäß nur in bestimmten Sachgebieten mitarbeiten dürfen, und die Artikel von den Autorengruppen signiert werden müssen, um die Zuordbarkeit zu gewährleisten.
 
In der WP hatte man es ja dann bemerkt und zwischenzeitlich gelöscht, weil unbelegt - es blieb erst stehen, als die lieben Journalisten das einfach aus WP abschrieben und es damit "offiziell" wurde. Da müssen sich diese Journalisten als erstes an die Nase fassen. :)
 
In der WP hatte man es ja dann bemerkt und zwischenzeitlich gelöscht, weil unbelegt - es blieb erst stehen, als die lieben Journalisten das einfach aus WP abschrieben und es damit "offiziell" wurde. Da müssen sich diese Journalisten als erstes an die Nase fassen. :)

Das erbärmliche daran ist ja, dass die Leute damit ihr Geld verdienen. Die sollten eigentlich auf andere Art und Weise an ihre Informationen kommen, das heißt sichere Quellen. Vor 10 jahren hat es ja auch geklappt, aber die Faulheit scheint zu siegen;)
 
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Das erbärmliche daran ist ja, dass die Leute damit ihr Geld verdienen. Die sollten eigentlich auf andere Art und Weise an ihre Informationen kommen, das heißt sichere Quellen. Vor 10 jahren hat es ja auch geklappt, aber die Faulheit scheint zu siegen;)
Die müssen auch immer schneller immer mehr Text produzieren. Das nicht nur was mit Faulheit zu tun, oft geht es einfach nicht anders bei dem Druck in den Redaktionen. Blöd ist das trotzdem.
 
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