Größe eines Lehens

Maurius

Mitglied
Hi,

da ich für die Schule ein Kurzreferat über den Feudalismus halten muss, bin ich bei den Rechenscherer auf das Lehn gestoßen.
Ich hab mich schon etwas darüber informiert, jedoch habe ich nie eine Größenangabe über ein Lehn gefunden.

Mein Frage wäre, wie viel ein Lehn eines Kronvasallen bzw Vasallen an Hektar umfasst hat. Außerdem würde es mich intressieren , falls überhaupt Aufzeichnungen vorhanden sind, wie viele ha ein Bauer im Mittelalter bewirtschaftete?

Ich bedanke mich schon im vorhinein für die Antworten.

lg Maurius
 
Hi,


Ich hab mich schon etwas darüber informiert, jedoch habe ich nie eine Größenangabe über ein Lehn gefunden.

Mein Frage wäre, wie viel ein Lehn eines Kronvasallen bzw Vasallen an Hektar umfasst hat.

Es wundert mich nicht, dass du da keine Antwort gefunden hast. Die Antwort dürfte so ähnlich ausfallen wie auf die Frage: Wie groß ist ein Haus? Da ist von der kleinen Hütte bis zum Wolkenkratzer alles drin!

Ein Lehen (nicht Lehn) ist nicht nach einem größenmäßigen Standard definiert. Das kann von einem kleinen Dorf bis zu einem Herzogtum eigentlich fast alles sein. Ein Lehensnehmer konnte auch an Untervasallen Teile seines Lehens wieder weiter zum Lehen geben, zumindest im HRR. In England war das m. W. wieder etwas anders. Da konnten auch die Unterlehen nur vom König vergeben werden.

Viele Grüße

Bernd
 
Wieviel ha bewirtschaftete ein Bauer?
Nun müßte man wissen wo der Bauer wohnt und was Du unter "bewirtschaften " verstehst. Und wann der Bauer gelebt hat.
Gaaaanz grob:
Ein Mann allein kann in etwa 30 Morgen Ackerland bestellen, wenn er mit Pferden arbeitet. Mit Ochsen oder Kühen ist´s deutlich weniger. 4 Morgen sind in etwa ein ha. Also ungefähr 7 1/2 ha unterm Pflug. Dies gilt für ebene Flächen, also ganz grob Norddeutschland. Nun hatte ein "Bauer" im allgemeinen kein "Eigenland" sondern Anteil an der "Allmende". Zur Allmende gehörte alles Land des Dorfes ausser den eigentlichen Hofstellen mit Hofweide und Garten. Wald, Wasser, Weide und Ackerland.
Nun kommts drauf an: Wieviele Knechte hatte der Hof, wieviele Zugtiere, mehr Weidewirtschaft oder mehr Ackerbau?
An Weideland brauchte so ein Dorf ungefähr 1 ha Weide je Kuh ,Bulle Kalb und Pferd.
Dazu für je 3 Schweine 1ha, 10 Schafe noch 1ha.
Dazu kommt noch ungefähr 1/3 des Ackerlands an Brachland. (Dreifelderwirtschaft)
Schaffen konnte ein Bauer allein mit Frau ganz grob:
10 ha Ackerland, 1ha für die Schweine, 1 für die Schafe, 2 für die Pferde, 12 für die Kühe und Kälber.
also rund 26 ha. Das war dann aber schon einer von den Bessergestellten.

Woher weiß ich das?
30 Tage ist in Europa rund die Zeit für die Aussaat mit Pflügen etc, 1 Morgen Land ist die Fläche die ein Mann mit 2 Pferden am Tag bestellen kann , macht 30 Morgen.
1 Großvieheinheit sind eine Kuh, Bulle (Stier),Ochse,Pferd ,Kalb, oder 3 Schweine oder 10 Schafe. Zur Ernährung braucht so eine Großvieheinheit in der extensiven Landwirtschaft in etwa einen Hektar Weide.
Aber alles mit ganz viel ungefähr.
 
Interessantes Thema. Mir gefallen besonders die alten Flächenmaße die sich ja davon abgeleitet haben, wieviel ein Bauer in einer gewissen Zeit bewirtschaften konnte, z.B.:

Morgen - Fläche, die man an einem Morgen mit einem Ochsengespann pflügen konnte
Joch bzw. Tagwerk - Fläche, die man an einem Tag pflügen konnte

Natürlich sind diese Flächenangaben dann nicht besonders genau.

(Quelle: Alte Flächenmaße bei Wikipedia)
 
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Ich hab mich schon etwas darüber informiert, jedoch habe ich nie eine Größenangabe über ein Lehn gefunden...

Mein Frage wäre, wie viel ein Lehn eines Kronvasallen bzw Vasallen an Hektar umfasst hat. ...

Was die Größe eines Lehens betrifft, gab es niemals exakte Vorgaben, Mindestgrößen oder gar Staffellungen für Krohnlehen oder Afterlehen etc. Die Vergabe eines Lehen war einfach ein Rechtsschritt, genau wie es ein Testament, der Verkauf eines Grundstückes und andere, rechtlich verbindliche Aktionen waren. Ob nun jemand in den Besitz eines kleinen Häuschens kommt – oder eine Insel auf den Bahamas erbt ist ja genauso wenig von der Größe abhängig. Daher kann es keine Pauschalisierung oder „Richtwerte“ zu diesem Thema geben.

Natürlich kann man sich die Frage stellen, welchen Zweck der Geber eines Lehens mit seinem Schritt verfolgte. Unter den vielen Möglichkeiten kann man vielleicht die häufig als Afterlehen vergebenen, kleineren Rittergüter in den Focus nehmen. Ganz wichtig für solche Überlegungen ist dabei der ZEITPUNKT dieser Lehensvergabe. Die Zeiten in welchen Ritter die mittelalterlichen Schlachtfelder dominierten umfassten keinesfalls das ganze Mittelalter! Indem ein Lehensherr solch ein (After)lehen einrichtete, versuchte er seine eigene militärische Stärke anzuheben. Ritter in ihrer Blütezeit waren generell Reiterkrieger und ihre Ausrüstung umfasste zumindest ein Kriegspferd, eine gewisse Rüstung und Waffen wie die Stoßlanze und wenigstens eine Nahkampfwaffe (wenn man das so pauschal sagen kann…). Der Lehensgeber erwartete von seinem zukünftigen Vasallen also, dass dieser mittels des Lehens (wenigstens) in die Lage versetzt wurde, sich selbst auszurüsten, zu versorgen und vielleicht noch weitere Dienste finanzieren konnten. Eine „feste Burg“ war nicht zwingend im Interesse des Lehensgebers. Gerade viele kleinere Ritter besaßen keine Burgen, sondern wohnten bestenfalls in festen Häusern. Die Schicht der Ministerialen entstand aus solchen Überlegungen. Im entsprechenden Wiki-Artikel wird im Diskussionsbereich auf gewisse Probleme hingewiesen. Nett auch die Verlinkung dort, die ich ebenfalls mit einfüge um den Blick vom reinen „Ritter“ wegzuführen. Gerade in späteren Zeiten wurde die Ausrüstung zunehmend teuerer (statt Kettenhemd ein Plattenpanzer etwa), oder es wurde die Stellung einer ganzen „Lanze“ für den Krieg erwartet.
Ministeriale ? Wikipedia
http://www.zum.de/Faecher/G//BW/Landeskunde/rhein/geschichte/mittelalter/salier/ministerial.htm
Lanze (Militärischer Verband) ? Wikipedia

Der letzte Absatz soll nur grob die Schwierigkeiten anreißen, die selbst im vordergründig vielleicht einfachsten Fall einer Lehensvergabe mit herein spielen. Für dein Referat dürfte wichtiger sein, dass es sich um einen Rechtsschritt handelte, bei welchem der Gebende von seinem Lehnsträger genau auszuhandelnde Dienstleistungen im Gegenzug erwartete…
 
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