Großdeutsche Lösung und das Kaiserreich

Großdeutsche Lösung

Hat vielleicht einer von euch eine Karte, in der alle Gebiete aufgezeichnet sind, die Deutschland nach der "Großdeutschen Lösung" hätte umfassen sollen?

wäre sehr dankbar
 
Der Unterschied liegt darin, dass in der Habsburgerversion das gesamte kuk-Reich miteinbezogen werden sollte. Unter österreichischer Führung...
 
Anders ausgedrückt war eine "großdeutsche" und eine "großösterreichische" Lösung in der Diskussion.
 
Das ist ja genau mein Thema - da fühle ich mich direkt berufen, darauf zu antworten.
Also die deutsche Einigung hätte ganz sicher unter Ausschluß des Kgr. Ungarn und Venetiens stattgefunden. Demzufolge wäre die Ost- und Südgrenze Deutschlands an der ( von mir ) schwarz-gestrichelten Linie verlaufen.
Hier die Karte:


 

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Ich suche Information über Anhänger der Großdeutschen Lösung im Deutschen Kaiserreich zu finden. Wieso war es um diese Bewegung, die vor und nach das Kaiserreich durch viele eifrig kämpften, in dieser Zeit so ruhig? Wie sah man im Kaiserreich die Österreicher, als eigenes Volk oder als deutsche?
 
Die Frage der Vereingung mit Österreich, also die großdeutsche Variante,war im Kaiserreich m.W. nach gar nicht aktuell. Sie tauchte erst nach dem verlorenen Weltkrieg wieder auf der Tagesordnung auf.

Diese sogenannte großdeutsche Lösung könnte im Kaiserreich von 1871 Anhänger vor allem in den süddeutschen Ländern gehabt haben, das diese in der Vergangenheit ja schon immer mehr oder weniger enge Beziehungen mit Österreich gepflegt haben.
 
Die Frage der Vereingung mit Österreich, also die großdeutsche Variante,war im Kaiserreich m.W. nach gar nicht aktuell. Sie tauchte erst nach dem verlorenen Weltkrieg wieder auf der Tagesordnung auf.

So sehe ich das auch.

Das "könnte" ist aber ein spannender Aspekt. Aktuell war das sicher nicht, aber ich frage mich, wie man die weitere Entwicklung von Österreich-Ungarn wahrgenommen hat, welche Einschätzungen da bestanden, und ob man solche "großdeutsche" Perspektiven für den Fall eines Auseinanderbrechens gesehen hat.

Mir sind da ad hoc keine Überlegungen oder Zitate bekannt, im Sinne politischer Gedankenspiele von hochrangigen Akteuren.
 
Die Deutschösterreicher hätten nach 1871sicher nichts gegen eine Vereinigung gehabt.

Andrássy sah die Dinge so, dass es eine Absicht des Deutschen Reiches die Deutschösterreicher einzuverleiben wohl nicht gäbe, denn das Deutsche Reich könne diesen sicher nicht die gleiche bedeutende Stellung geben, wie sie in der Doppelmonarchie innehätten. Also bestand aus Sicht des Ballhausplatzes keine diesbezügliche Gefahr. Die Preusssenhasser von Gagern, Biegeleben, Blome und Klopp sind ja ohnehin aussortiert worden.

Erzherzog Albrecht stand Deutschland überaus kritisch gegenüber und wollte einen Ausgleich mit Russland; also genau das Gegenteil von dem, was Andrássy anstrebte.
 
Tatsächlich gab es durchaus Randgruppen im Kaiserreich, die eine großdeutsche Lösung befürworteten. 1897 schrieb zB Julius von Verdy du Vernois an Graf Waldersee einen Brief, in dem er einen Plan darlegte, der einen Staatsstreich vorsah (der primär gegen die Sozialdemokratie gerichtet war). In diesem Zuge sollte eine Allianz mit Russland eingegangen, Deutsch-Österreich annektiert und das Kaiserreich komplett neu organisiert werden, [FONT=Verdana, sans-serif]Stein, [/FONT][FONT=Verdana, sans-serif]Die deutsche Heeresrüstungspolitik 1890 – 1914[/FONT][FONT=Verdana, sans-serif], S. 218 f. Wie die Geschichte zeigt, fand sich für derlei Pläne aber nie eine Mehrheit der wichtigen Entscheidungsträger.
[/FONT]
 
Die Deutschösterreicher hätten nach 1871sicher nichts gegen eine Vereinigung gehabt.


.. aber die dort herrschenden Habsburger schon! Ein Anschluss zwischen 1871 - 1918 wäre einer Revolution gegen das - durchaus beliebte - Regiment Franz-Josefs´ gleichgekommen, um sich dann denn Hohenzollern zu unterwerfen oder als "Reichsland" dem deutschen Reich beizutreten? Das wollten die Deutsch-Österreicher in der Mehrheit wohl nicht. Der Wunsch zur Verwirklichung einer "Grossdeutschen Lösung" kam erst nach Abtritt der Dynastien hüben wie drüben auf, im Hinblick auf das gemeinsam erlittene Schicksal und die ungewisse Zukunft.

Der dynastische Gedanke trennte bis 1918 die Deutschen von den Deutsch-Österreichern, die bestehenden Gemeinsamkeiten fielen nach dem Zerfall der jeweiligen Imperien einer Diktatur zum Opfer, dergestalt, dass sich der Gedanke einer "Österreichischen Nation" - bis 1945 eigentlich undenkbar - festsetzte und ein Zusammengehen beider Nationen für die Zukunft ausschliesst.
 
Der Wunsch zur Verwirklichung einer "Grossdeutschen Lösung" kam erst nach Abtritt der Dynastien hüben wie drüben auf, im Hinblick auf das gemeinsam erlittene Schicksal und die ungewisse Zukunft. .

Ist zwar OT, aber:

Der Wunsch hatte im Deutschen Reich nach 1918 doch wohl auch Gegner, die das nach dem verlorenen Weltkrieg als Klotz am Bein sahen. Und die lagen nicht so ganz daneben.

Zum einen wurden die zusätzlichen Versorgungslasten durch den Anschluss gefürchtet, bei einem ohnehin vor dem Kollaps stehenden Reichsetat. Bereits 1919 wurde geschätzt, dass der Anschluss direkt eine Milliarde kosten würde, die man nicht habe.

Zudem wurde befürchtet, dass dem Deutschen Reich dann erhöhte Reparationsforderungen gestellt würden bzw. die Position in den Verhandlungen geschwächt würde.

Schließlich diente Österreich ganz offen dazu, Reparationsforderungen zB betr. Balkan und Italien "elegant" auf die Nachfolgestaaten von Ö-U abzuschieben.

Siehe zB
"Akten der Reichskanzlei. Weimarer Republik" Online "2. Lieferung von Kohlen an Österreich." (1.141.2:)
 
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