Große, mittlere und kleine Höfe in Deutschland

Was haltet ihr für einen großen, mittleren oder kleinen Hof?

  • Kleine Höfe haben 100 Personen maximal

    Stimmen: 7 100,0%
  • Kleine Höfe haben mehr als 100 Personen

    Stimmen: 1 14,3%
  • Mittlere Höfe haben 200 Personen maximal

    Stimmen: 3 42,9%
  • Mittlere Höfe haben mehr als 200 Personen

    Stimmen: 4 57,1%
  • Mittlere Höfe haben mehr als 300 Personen

    Stimmen: 2 28,6%
  • Große Höfe haben mind. 200 Personen

    Stimmen: 2 28,6%
  • Große Höfe haben mind. 300 Personen

    Stimmen: 3 42,9%
  • Große Höfe haben mind. 500 Personen

    Stimmen: 3 42,9%
  • Große Höfe habend mind. 1000 Personen

    Stimmen: 2 28,6%

  • Umfrageteilnehmer
    7
  • Umfrage geschlossen .
Württembergischer Hof

Ich habe jetzt die Angabe gefunden, der württembergische Hof habe 326 Personen um 1770 umfasst.
Das wäre auch immerhin noch halbwegs bescheiden, wenn man ansonsten von den Bauwerken der Württemberger ausgeht.
Ich habe jetzt von Eugénie einen Hinweis zum Umfang des württembergischen Hofes bekommen.
1763 zählte der Hofstaat rund 1.800 Personen.*

Also dürften sich die 326 Personen nur auf den Hofstaat beziehen, den Carl Eugen anlässlich einer Badereise mitnahm, die im Zusammenhang mit der Nennung der Zahl erwähnt wurde.

Vielen Dank an der Stelle an Eugénie. :yes:

* Walter, Jürgen: "Carl Eugen von Württemberg" Biographie. Mühlacker ; Irdning, Steiermark : Stieglitz-Verl, 2009. , S. 44.
 
Badischer Hofstaat 1786

Der Badische Hofstaat war nach der Vereinigung von Baden-Baden und Baden-Durlach auf 440 Personen angewachsen.
Diese Zahl umfasst nicht die Staatsverwaltung, das Militär und das häufig unter dem Hofstaat abgerechnete Forstwesen bis auf den Hofoberforstmeister (von Hornstein) und auch nicht die Familienmitglieder des Herrscherhauses.

Der gesamte Hofstaat setzte sich neben einem allgemeinen Hofstaat in Karlsruhe u.a. aus der Kammerbedienung der Töchter des Erbprinzen Carl Ludwig, der Kammerbedienung des Erbprinzen Carl Ludwig sowie seiner Brüder (die getrennt waren), dem Hofstaat der Erbprinzessin Amalie Friederike (Gattin Carl Ludwigs), dem Hofstaat der verstorbenen Markgräfin Caroline Luise (den man beibehielt), dem Hofstaat der Markgräfin Marie Victorie von Baden-Baden und der Erbprinzessin Elisabeth Auguste von Baden-Baden zusammen.
Der umfangreichste Hofstaat unter diesen war derjenige der Erbprinzessin von Baden-Baden, welchem ihr Gatte der Graf von Althann an Stelle eines Oberhofmeisters vorstand. Er umfasste 42 Personen besagten Graf inklusive.

Die meisten Kammerjunker waren Offiziere in badischen oder fremden Diensten, während die Kammerherren in der Regel Ämter im Staats- oder Militärdienst bekleideten. Es gab 30 Kammerherrenposten und 19 Kammerjunker. Erstaunt hat mich die Zahl von nur 3 Läufern und 4 Portechaisenträgern (eine Portechaise ist im badischen Landesmuseum Karlsruhe ausgestellt). Die Zahl von 18 Lakaien (exklusive derer der einzelnen Kammerbedienungen der Prinzen, Prinzessinnen etc.) deutet darauf hin, dass wohl nicht an allen Türen Bediente standen.

Es gab 1786 15 vacante Stellen und etwa 20 oder mehr Doppelfunktionen. Leibmedicus und Kammerdiener war offenbar eine übliche Doppelfunktion.

Ein Vergleich von Hofstaat und Einwohnerzahl
Zum Zeitpunkt des Erbfalles des Markgrafen Karl Friedrich zählte Baden-Durlach etwa 90.000 Einwohner. Mit der Wiedervereinigung mit Baden-Baden kam dessen ebenfalls zerstreutes Territorium unvollständig hinzu. Recht gut lässt sich der Hofstaat im Vergleich zum kleinen badischen Militär einordnen. Dieses zählte 1786 an Infanterie ein einziges Infanterieregiment, das Leibinfanterieregiment, sowie zwei Füsilierbataillone (Durlach und Rastatt) und eine Garnisonskompanie. Die Kavallerie beschränkte sich auf das Garde du Corps und ein paar Husaren, die einem Inspekteur unterstanden sowie ein paar Dragoner bei den Kreistruppen. Im Militäretat werden bei den Husaren bis auf den Kommandeur keine weiteren Offiziere erwähnt, was daraufhin deutet, dass es nur ein paar Mann zu Melderfunktionen waren (ähnlich wie auch übrigens in Schwarzburg-Rudolstadt). Es gab natürlich daneben noch das Kreisregiment Baden-Durlach (Inf.) und ein wenig Artillerie unter einem Hauptmann sowie eine "Pflanzschule". Der höchste Rang der badischen Armee, der sich findet, ist der eines Obersten.*

* "Badenscher gemeinnüziger Hof- und Staats-Kalender für das Jahr 1786" Karlsruhe und Kehl, bei J.G. Müller, 1786
 
Ein Vergleich von Hofstaat und Einwohnerzahl
Zum Zeitpunkt des Erbfalles des Markgrafen Karl Friedrich zählte Baden-Durlach etwa 90.000 Einwohner. Mit der Wiedervereinigung mit Baden-Baden kam dessen ebenfalls zerstreutes Territorium unvollständig hinzu. Recht gut lässt sich der Hofstaat im Vergleich zum kleinen badischen Militär einordnen. Dieses zählte 1786 an Infanterie ein einziges Infanterieregiment, das Leibinfanterieregiment, sowie zwei Füsilierbataillone (Durlach und Rastatt) und eine Garnisonskompanie.
Der Kalender "Neues Reichs- Staats-, Hand- und Addreßbuch" von 1791 gibt die Einwohnerzahl von Baden mit 200.000 Menschen an, das Militär habe laut dem Werk einen Etat von 3.000 Mann.
 
Hofstaat von Kurtrier 1787

Leider habe ich bis jetzt keine Angaben zur Zahl der Untertanen von Kurtrier finden können.

Der Hofstaat umfasste 1787 420 Personen.
Es gab 6 vacante Stellen und mindestens 21 Doppelfunktionen.

Bei der Auflistung des Hofstaates fällt eine große Anzahl von höheren Stellen auf, die nicht selten von Reichsgrafen und Grafen besetzt wurden. So gab es allein wenigstens 107 Kämmerer (dasselbe wie andernorts Kammerherren) und mindestens 21 Geheimräte. Von diesen vielen hohen Chargen befand sich sicherlich nur ein geringer Teil tatsächlich bei Hofe, denn viele dienten daneben auch wie ein Vrinz von Treutenfeld als kaiserlicher Reichshofrat an fremden Höfen oder aber auch in fremden Armeen. Ebenfalls nicht direkt bei Hofe waren von dem Hofstaat die etwa 50 Revierjäger oder Revierverseher. Eine Art Schlosswache wird nicht unter den Hofstaat gerechnet, was dafür spricht, dass man wohl die Leibgarde zu Pferd oder die kurfürstliche Schweizergarde (ein Kämmerer war Obristwachtmeister derselben) als Schlosswache verwendete.
Im Vergleich zu anderen Höfen sprang mir ins Auge, dass es keine weiblichen Dienstboten im Küchentrakt gab. Überhaupt gab es fast nur männliche Hofbediente ausgenommen die Hofmusik mit ihren Sopranistinnen und Altistinnen. Die Zahl der Lakaien und Diener ist im Verhältnis zu anderen Höfen überschaubar. Wie es damals üblich war, konnte ein großer Teil der Lakaien während der Konzerte nicht als Diener aufwarten, weil sie auch eine Funktion in der Hofmusik inne hatten.*

Es würde mich freuen, wenn mir jemand mit der Einwohnerzahl der Territorien des damaligen Kurfürsten von Trier helfen könnte.

* "Des Hohen Erzstiftes und Kurfürstenthums Trier, Hof=Staats= und Stands=Kalender ..." Koblenz, bei J.B. Krabben, 1787
 
Königl. und Kurfürstlicher Hof zu Hannover

Der Hof zu Hannover von 1782 war recht bescheiden in den Dimensionen, wenn man ihn einmal mit dem markgräflich-badischen Hofstaat vergleicht.
Exklusive dem Forstwesen umfasste der Hofstaat samt Stallmeisterei und Jagdwesen (das immer zum Hofstaat gerechnet wurde) laut dem Hofkalender von 1782 312 Personen. *

Sehr markant war für mich, dass weibliche Hofbediente bis auf die sogenannten Schlossfrauen komplett fehlen. So werden keinerlei Küchenmägde oder sonstige Mägde aufgelistet.
Während die Küchenbesatzung ansonsten komplett besetzt war, fehlten auch übliche Hofbediente wie Läufer, Kutscher (!) und Portechaiseträger. Vielleicht wurden dergleichen nicht in Dienst genommen, weil man davon ausging, dass der Kurfürst-König seine Kutscher mitbringen würde, und die höheren Hofchargen mussten während der Abwesenheit des Kurfürsten mit den eigenen Kutschen fahren. Während keine Kutscher erwähnt werden, kommt aber ein Hofradmacher beispielsweise vor, der wohl die Räder der kurfürstlichen Kutschen ausbesserte.
Ganz befremdlich war für mich aber, dass nichtmal ein Hofprediger oder dergleichen unter dem Hofstaat aufgeführt wird.
Ebenfalls auffällig ist die geringe Anzahl an Kämmerern. Das waren nur sieben, inklusive dem Oberkämmerer. Vielleicht war es zum einen schwierig in diesen Rang aufzusteigen, wenn der Kurfürst nicht im Lande war, vielleicht bewarben sich auch lieber die braunschweig-lüneburgischen Adeligen um einen Posten direkt am Hof von St. James, statt eine Kämmererstelle in Hannover inne zu haben, wo man sich kaum unter den Augen des Kurfürsten hervor tun konnte.
Hingegen erstaunlich groß ist die Zahl der Hofmedici und Hofchirurgi, 14 (darunter der berühmte Thaer) bzw. 10. An den meisten Höfen waren nur 2-3 Personen in diesem Rang. Die große Anzahl mag dafür sprechen, dass es sich um reine Ehrenämter handelt. Ähnlich wie bei den vielen Kämmerern am kurtrierischen Hof, dürften die vielen Hofmedici kaum am Hofe zu Hannover gewesen sein.

Es war für mich spannend einmal die Verhältnisse an einem Hof zu betrachten, wo der Souverän selber garnicht anwesend war. Die Folgen daraus kann man wohl aus der Zusammensetzung des Hofstaates ablesen kann.


* "Königl. Groß=Britannisch= und Chur=Fürstl. Braunschweig=Lüneburgischer Staatskalender auf das Jahr Christi, 1782."
 
Hofstaat von Sachsen-Gotha-Altenburg

Deutlich größer als der Hofstaat von Braunschweig-Lüneburg und ein wenig umfangreicher als der von Kurtrier und Baden war der Hofstaat von Sachsen-Gotha-Altenburg 1778.

Es gab eine kleinere Anzahl von Bedienten bzw. adeligen Hofchargen, welche der Herzogin und den Prinzen zugeteilt waren. Insgesamt, samt Forstwesen, von dem scheinbar die Jägerei nicht zu trennen war, umfasste der Hofstaat 466 Personen.

Einen nennenswerten Anteil machte das hochwertig besetzte Hoftheater aus. Es gab allein 17 Schauspieler, unter denen sich bedeutende Namen wie Conrad Ekhof, dem Hoftheaterdirektor, und August Wilhelm Iffland befanden. Berühmte Namen daneben waren der Theaterdirektor und 2. Bibliothekar Heinrich August Ottocar Reichard, der als Komponist u.a. internationale Bekanntheit erlangte, sowie der Musikdirektor und Opernkomponist Anton Schweizer.

Für mich war die Anzahl der Lakaien und Kammerdiener im Verhältnis zu den übrigen Hofchargen überraschend groß. Wobei man dazu sagen muss, dass dafür zum einen viele Lakaien auch als Heiduken oder bei der Kammerbedienung bestimmter Familienmitglieder auftraten und zum anderen keine Portechaisenträger, Portiers, Saalwächter oder Türwächter (wohl sonst innerhalb des Schlosses) auftauchen. Ich nehme einmal an, dass es keine Sänften gab. Außerdem fand ich interessant, dass bis auf einen keine Läufer aufgeführt werden. Scheinbar waren an diesem Hof Läufer unüblich - Läufer liefen den Kutschen vorraus und trugen extra, teilweise prächtige Livreen. Obwohl man mit Schweizer einen herausragenden Komponisten engagiert hatte, tauchen in der Hofmusik bloß drei Sänger und zwei Sängerinnen auf, was darauf hindeutet, dass man mit dem Stammpersonal nicht beabsichtigen konnte, große Opern zu inszenieren. Allerdings griff man für größere Projekte, wobei beispielsweise ein Chor vonnöten war damals bei kleineren Höfen gern oder notgedrungen auf Laien zurück.*

Sicherlich erklärt sich zu einem Teil die doch erhebliche Größe des Hofstaates auch aus der Anzahl an Schlössern, deren Anlagen beispielsweise von Hofgärtnern gepflegt werden mussten und wo zumindest eine geringe Mindestbesetzung auch bei Abwesenheit des Souveräns vor Ort bleiben musste. Noch vor der großen Landesteilung des 17.Jh. war Sachsen-Gotha ein recht bedeutender Staat gewesen, dem das große Residenzschloss Friedenstein zu Gotha Ausdruck verleihen sollte. Neben dem Residenzschloss in Gotha gab es noch eines in Altenburg mit bspw. eigener Kellerei, Konditorei etc. und eine weniger besetzte Nebenresidenz Tenneberg. Daneben existierten noch weitere Schlösser nachrangiger Bedeutung: Friedrichswerth, Friedrichsthal (in Gotha), Eisenberg (ehemals Residenz der Linie Sachsen-Eisenberg), Molsdorf und Ichtershausen.

* "Herzoglich Sachsen-Gotha- und Alternburgischer Hof- und Adreß-Calender auf das Jahr 1778." Gotha, bei Carl Wilhelm Ettinger.
 
Erste Zusammenfassung

Hier nun einmal eine Übersicht. Die Einwohnerzahlen einiger Reichsstände werden noch nachgereicht.

Staat/Reichsstand - Jahr - Hofhaltung Pers. - Einwohnerzahl

Kaiserhof zu Wien - M. 18.Jh. - ca. 2.000 - 13.000.000
Hzm. Württemberg - 1763 - 1.800 - 650.000
Kurfürstentum Bayern - 1747 - 1429 - 700.000
Kurfürstentum Pfalz - 1775 - 900 - 800.000
Sachsen-Gotha-Altenb. - 1778 - 466 - ? (über 100.000)
Kurfürstentum Sachsen - 1701 - 460 - 1.400.000
Markgrafschft. Baden - 1786 - 440 - 200.000
Kurfürstentum Trier - 1787 - 420 - ? (mehrere 100.000)
Kurf. Braunschw.-Lün. - 1782 - 312 - ? (ca. 700.000?)
Hochstift Würzburg - 18. Jh. - 260 - 230.000
Schwarzb.-Rudolstadt - 1789 - 184 - ca. 55.000
Hoh.-Neuenst.-Weik. - M.18.Jh. - 100 - ? (ein paar tausend)
Löwenst.-Werth.-Roch. - 1742 - 92 - 59.000 (nur teilweise)
Grafsch. Reuß-Untergreiz - 18.Jh. - ca. 35 - ? (ein paar tausend)

Das Problem ist natürlich, dass wir zu einem direkten Vergleich im Prinzip Angaben aus jedem Jahr von den Höfen bräuchten, da die Zahl der Hofchargen wie am Beispiel von Löwenstein-Wertheim-Rochefort ganz schön zu sehen, enorm schwanken konnten.
 
Hofstaat von Hessen-Kassel 1774

Der Hofstaat von Hessen-Kassel umfasste 1774, also kurz vor dem Unabhängigkeitskrieg, 463 Personen.

Das Hoftheater und -ballett bestand überwiegend aus Franzosen und Französinnen. Die Hofmusik war mit 26 Köpfen recht überschaubar. Eine Oper ließ sich mit den 5 italiänischen Sängern und Sängerinnen sicher nicht realisieren. Mit 7 Kammerherren war deren Anzahl doch recht gering. Eine offenbar hessische Eigenheit war, dass man die Hausmeister der Schlösser "Burggraf" nannte. Die Anzahl weiblicher Dienstboten war an diesem Hof marginal und beschränkte sich auf den Hofstaat der Landgräfin. *


* "Hochfürst. Hessen-Casselischer Staats- und Adreß-Calender auf das Jahr Christi 1774." Cassel, Verlag des Waisen- und Findelhauses
 
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