Wo kann man denn dazu detailliert nachlesen?
Das ist leider problematisch. In Bücher über den 1. WK findet sich immer nur genaue Information über die deutsche und österreichische Planung. Was Frankreich und Russland geplant und besprochen haben wird nur angedeutet. Was z.B. Poincare und der Zar im Juli 1914 in Petersburg genau besprochen haben, konnte ich bisher noch nirgends nachlesen.
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Im August 1914 standen die fünfte, die sechste und die siebte Armee an der Grenze zu Frankreich und wurden teilweise sogar offensiv. Also hätten mindestens vier Armeen im Osten aufmarschieren können, oder?
Nun der Moltkeplan (modifizierter Schlieffenplan) sah 1914 die Vernichtung der franz. Armeen an der belgischen Grenze vor, wenn möglich durch ein doppeltes Umfassungsmanöver. Dafür brauchte Moltke die deutschen Angriffstruppen an der deutsch-franz. Grenze. Außerdem musste man die franz. Verteidigungstruppen binden, so dass die nicht nach Paris verlegt werden konnten. Wenn man den Schlieffenplan durchziehen wollte, konnte man schlecht Truppen in den Osten verlegen.
Deswegen finde ich es auch so merkwürdig, dass im August 1914 die beiden Reservekorps aus dem Westen in den Osten verladen wurden. Selbst wenn die russische Mobilmachung überraschend schnell war, so früh in einem Krieg darf sich doch kein derartiger Planungsfehler zeigen.
Das war ja auch nicht so geplant, sondern von Moltke ad hoc entschieden, mit der reichlich sinnfreien Begründung, die Truppen würden zum Sieg gegen Frankreich nicht mehr benötigt. Zum Zeitpunkt der Verlegung, war schon klar, dass die Truppen zu spät im Osten eintreffen würden, um die Schlacht bei Tannenberg noch zu beeinflussen.
Die mangelnde Rüstung in Wien musste doch bekannt sein.:grübel:
Die österreichische Rüstung war im Prinzip ausreichend, um die Russen zumindest eine Weile hinzuhalten. Es hätte ev. auch geklappt, wenn die Österreicher nicht ihre halbe Armee erst gegen Serbien hätten aufmarschieren lassen.
P.S. Neben der Kostenfrage ist die Heeresvermehrung ja wohl auch an der militärischen Führung gescheitert. Eine Ausweitung des Offizierskorps hätte ja aus bürgerlichen Kreisen kommen müssen...
Und mit bürgerlichen Offizieren und Soldaten aus dem Arbeitermillieu, die nicht über den rechten Schneid verfügen, war kein Krieg zu gewinnen. Das dürfte wohl der Hauptgrund für die Versäumnisse gewesen sein, denn die Heeresvermehrung scheiterte nicht an der Kostenfrage, sondern wurde vor 1913 von der Heeresführung gar nicht angestrebt. Vielmehr wurde signalisiert, dass kein Bedarf an weiteren Truppenaufstellungen mehr besteht. Daraufhin wurde das Geld dann in die Flotte verbraten.
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1. das französische Hauptheer konnte in einem "klassischen" Bewegungskrieg eingeschlossen und besiegt werden - dies wiederum unter der Voraussetzung, daß Belgien kaum nennenswerten Widerstand bot
2. die russische Mobilmachung war so langsam, daß die russischen Armeen erst aufmarschieren konnten, als der entscheidende Sieg gegen Frankreich bereits erfolgt war
Meines Wissens waren die russischen Mobilisierungszeiten in etwa bekannt, ebenso war der mögliche belgische Widerstand mit einberechnet. Der Generalsstab hat ja auch zur Lösung dieser Probleme folgerichtig drei deutsche Armeekorps bereitgestellt, die den russischen Angriff abgeschlagen haben und riesige bewegliche 40cm Kanonen entwickelt, die die belgischen Forts zerstören konnten. Hier sehe ich keine wesentlichen Berechnungsfehler. Das Westheer war zwar 3-4 Tage hinter der Planung zurück, aber daran darf ein solider Plan ja wohl nicht scheitern, zumal der Zeitdruck nach dem Zusammenbruch der russischen Offensive nicht mehr so groß war.
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