Gründe für den Militarismus

N

neownd

Gast
Hallo, ich habe eine Frage.
Könnt ihr mir ein paar Stichpunkte und Gründe nennen, wieso die Deutschen ab 1871 so sehr dem Militär verschrieben waren? Es äußerte sich ja sozusagen in jeder Lebenslage - egal ob in der Mode oder im Beruf (Fabriken).
Woran kann das gelegen haben?
 
neownd schrieb:
...Könnt ihr mir ein paar Stichpunkte und Gründe nennen, wieso die Deutschen ab 1871 so sehr dem Militär verschrieben waren? Es äußerte sich ja sozusagen in jeder Lebenslage - egal ob in der Mode oder im Beruf (Fabriken).Woran kann das gelegen haben?

In folgenden Links findest du etwas zu deiner Frage, die m. E. immer auch in Verbindung mit der Rolle des Adels und der Entstehung des (dt.) Imperialismus gesehen werden muss:
http://www.uni-potsdam.de/u/putz/dez00/hbpg2.htm
http://www.bpb.de/publikationen/01P337,0,0,Nationalismus_Imperialismus_Erster_Weltkrieg.html

Falls du Zeit für die Lektüre von Büchern hast, hier zwei Tipps:
Vogel, Jakob: Ulrich, Bernd und Ziemann, Benjamin: Untertan in Uniform. Militär und Militarismus im Kaiserreich 1871-1914, Frankfurt/Main 2001.
ders.: Nationen im Gleichschritt. Der Kult der "Nation in Waffen in Deutschland und Frankreich (1871-1914), Göttingen 1997 (Kritische Studien zur Geschichtswissenschaft, Bd 118).
 
Weil durch den deutsch-französischen Krieg von 1870/71 ein vereintes Deutschland erst geschaffen wurde. Dem Paulskirchen-Parlament von 1848/49war dies nicht gelungen.
Bismarck sagte: Die deutsche Einheit schafft man nicht mit Majoritätsbeschlüssen, sondern nur mit Blut und Eisen".
Bei der komplizierten Lage während der Gründerjahre und der sozialen Frage, bezeichnent das Sozialistegesetz, glaubte man sich irrtümlicherweise nur auf das Militär verlassen zu können. :grübel:
 
Der Militarismus im deutschsprachigen Raum ist deutlich älter als die Reichsgründung von 1871. Seine Vorläufer findet er u.a. im preußischen Militarismus. Als Beispiele seien entsprechend entstehende gesellschaftliche Strukturen unter Friedrich Wilhelm I., dem Soldatenkönig, oder auch unter Friedrich dem Großen, der den Soldatenrock nicht mehr auszog, genannt.
 
Der Militarismus im deutschsprachigen Raum ist deutlich älter als die Reichsgründung von 1871. Seine Vorläufer findet er u.a. im preußischen Militarismus. Als Beispiele seien entsprechend entstehende gesellschaftliche Strukturen unter Friedrich Wilhelm I., dem Soldatenkönig, oder auch unter Friedrich dem Großen, der den Soldatenrock nicht mehr auszog, genannt.
(KIRLON)

Der "deutssprachige Raum" ist mehr als das Königtum Preussen, dessen Soldatenkönig als Spinner in den Deutschen und europäischen Staaten abgetan wurde. Der deutschsprachige Raum erholte sich in dieser Zeit noch immer vom 30 jährigen Kriege und war ein Musterbeispiel für das friedliche Zusammenleben nebst Geistesinsel für Forschung und Lehre.
Die Bevölkerungen im deutschssprachigen Raum waren zur Zeit des Soldatenkönigs des Landsknechttums ganz und gar überdrüssig.
Militarismus entstand als Folge der Revolution von 1789 in Form von Volksheeren und eben deren Selbstverständnis von sich.

Wie kommen Sie darauf, daß Friedrich der Große einen Waffenrock getragen hätte ? Er hatte seinen Rock, den er in Krieg und Frieden trug. Solcherart Bescheidenheit - die nebenbei bemerkt manchen Zeitgenossen gut getan hätte - hier als Beweis eines deutschen Militarismus anzuführen, streift die Grenze zur Komik.
 
Gast schrieb:
Der "deutssprachige Raum" ist mehr als das Königtum Preussen, dessen Soldatenkönig als Spinner in den Deutschen und europäischen Staaten abgetan wurde.

Dass der deutschsprachige Raum mehr war als das Königreich Preußen, ist mir bekannt. Ich wählte in meinem obigen Beitrag diesen Staat als Beispiel für das Entstehen des preußischen Militarismus als einem der Vorläufer des deutschen Militarismus!
Als was Friedrich Wilhelm I. zu seiner Zeit angesehen wurde, ist für den hier diskutierten Sachverhalt vollkommen unerheblich. Von Bedeutung ist lediglich, welche Rolle das von ihm geschaffene Heer in den gesellschaftlichen Strukturen einzunehmen begann!


Gast schrieb:
Der deutschsprachige Raum erholte sich in dieser Zeit noch immer vom 30 jährigen Kriege und war ein Musterbeispiel für das friedliche Zusammenleben nebst Geistesinsel für Forschung und Lehre.

Mal abgesehen davon, dass diese Interpretation jeglicher Grundlage entbehrt, war es dann wohl Friedrich II. der Große, der diese Insel der Glückseligkeit (die es nicht gab!) mit Krieg überzog - mit dem von seinem Vater geschaffenen und mittlerweile in Preußen fest etablierten Heer. Schon einmal darüber nachgedacht, dass er den Beinamen "der Große" für seine militärischen Erfolge vom Volk erhielt - und nicht für seine schöngeistigen Interessen?


Gast schrieb:
Militarismus entstand als Folge der Revolution von 1789 in Form von Volksheeren und eben deren Selbstverständnis von sich.

Aha. Wie kommt es denn, dass der Militarismus im Dt. Reich quasi staatlich verordnet war, während es im Mutterland der Revolution solche militaristischen Tendenzen in der deutschen Ausprägung nicht gab? Irgendwie ein Widerspruch, werter "Gast"...


Gast schrieb:
Wie kommen Sie darauf, daß Friedrich der Große einen Waffenrock getragen hätte ? Er hatte seinen Rock, den er in Krieg und Frieden trug. Solcherart Bescheidenheit - die nebenbei bemerkt manchen Zeitgenossen gut getan hätte - hier als Beweis eines deutschen Militarismus anzuführen, streift die Grenze zur Komik.

Von Waffenrock war nicht die Rede - sondern von Soldatenrock. Dass Friedrich Zeit seiner Herrschaft Uniform getragen hat, steht wohl außer Frage. Wer das allerdings verneint und vollkommen verquer als Beleg für seine unhaltbaren Thesen wertet, der streift nicht die Grenze zur Komik, sondern gibt sich der Lächerlichkeit preis.

So weit, so gut, lieber "Gast"...
 
Gast Militarismus entstand als Folge der Revolution von 1789 in Form von Volksheeren und eben deren Selbstverständnis von sich.

Aha. Wie kommt es denn, dass der Militarismus im Dt. Reich quasi staatlich verordnet war, während es im Mutterland der Revolution solche militaristischen Tendenzen in der deutschen Ausprägung nicht gab? Irgendwie ein Widerspruch, werter "Gast"...

Aha...Napoleon war also kein Militarist ! Vieleicht war er ja Eisverkäufer ?? Ach ich lese..."in der deutschen Ausprägung"...was ist hier gemeint ? Ja doch, Napoleons Heere trugen keine Pickelhaube, insofern ist die Ausprägung...

MOD: Beleidigungen entfernt. Wir, lieber Gast haben auch nicht genug Zeit, beleidigenden Stuß zu entfernen. Das ist hier nicht der Umgangston. Sollte es ohne diverse Fäkalumschreibungen nicht gehen, verzichten wir im Interesse ihrer knapp bemessenen Zeit daher dankend auf weitere Beiträge. Leopold Bloom.
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Es steht außer Frage, dass es Militarismus in der Gesellschaft eines jeden Staates gibt und gab. In Deutschland eben auch. Aber das in Deutschland auf dem preußischen Militarismus zurückzuführen, ist meiner Meinung nach zu kurz gesprungen. Der Militarismus war bis zur deutschen Einheit von 1871 ein Angebot Preußens, welcher nach der Einheit auch von anderen deutschen Bundesstaaten aufgegriffen wurde.:grübel:
 
Gast schrieb:
Gast Militarismus entstand als Folge der Revolution von 1789 in Form von Volksheeren und eben deren Selbstverständnis von sich.

Aha. Wie kommt es denn, dass der Militarismus im Dt. Reich quasi staatlich verordnet war, während es im Mutterland der Revolution solche militaristischen Tendenzen in der deutschen Ausprägung nicht gab? Irgendwie ein Widerspruch, werter "Gast"...

Aha...Napoleon war also kein Militarist ! Vieleicht war er ja Eisverkäufer ?? Ach ich lese..."in der deutschen Ausprägung"...was ist hier gemeint ? Ja doch, Napoleons Heere trugen keine Pickelhaube, insofern ist die Ausprägung...
Auf ihren Stuss hier einzugehen, verlangt mehr Zeit als ich erübrigen kann, zumal sie in geschraubten, leicht arrogantem Ton nur verbalen Durchfall produzieren, wie mir bei flüchtiger Durchsicht ihrer 1500 "Beiträge" aufgefallen ist.

Lieber Gast

Wir dulden hier im Forum keine Beleidigungen. Solche Beiträge werden in Zukunft nicht mehr freigeschaltet, sondern gleich gelöscht. :gelbekarte:

An die Mitglieder

Bitte geht nicht auf diese Beleidigungen ein. Danke
 
Kirlon schrieb:
Von Waffenrock war nicht die Rede - sondern von Soldatenrock. Dass Friedrich Zeit seiner Herrschaft Uniform getragen hat, steht wohl außer Frage. Wer das allerdings verneint und vollkommen verquer als Beleg für seine unhaltbaren Thesen wertet, der streift nicht die Grenze zur Komik, sondern gibt sich der Lächerlichkeit preis.

Nicht ganz korrekt, Friedrich II trug seinen Offiziersrock (Regiment 15/1) in den Jahren kurz vor seinem Tod beinahe täglich, keinesfalls immer.
 
Ein schon ältererThread. Bemerkenswert am Militarismus der Wilhelmischen Epoche, war, dass weite Teile des Bürgertums den Militarismus mitmachten. Im Militär spielte der Adel nach wie vor eine bedeutende Rolle, und die höheren Offiziere, zumal in renommierten Garderegimentern waren fast ausschließlich Adelige. Sicher, die Offiziere für die wachsenden Generalstäbe und technischen Truppenteile konnten nicht ausschließlich von Adeligen besetzt werden, und bei der Artillerie dominierten Bürgerliche. Doch konnte ein Bürgerlicher wie Ludendorff erst im Weltkrieg eine solche Karriere machen. Der Lebensstil der Aristokratie übte auf große Teile des Bürgertums eine große Faszination aus. Wer es sich leisten konnte, erwarb ein Rittergut- der erste Schritt an die Anpassung aristokratischer Lebensstile. Durch den Erwerb des Reserveoffizierspatents in angesehenen Regimentern konnte das Bürgertum am Glanz des Adels teilhaben, und das Reserveoffizierspatent war die Eintrittskarte für eine höhere Beamtenkarriere oder die diplomatische Laufbahn. Das ging soweit, dass manche Leute auf ihrem Grabstein zuallererst das reserveoffizierspatent erwähnten, noch vor dem akademischen Titel eines Dr. jur.


Heinrich Mann beschreibt dieses geistige Klima meisterhaft in seinem werk "Der Untertan".
 
Das ist allerdings verständlich, wenn man bedenkt, welche Stellung die Armee, seitdem es Preußen gab, hatte. Sie wurde ja als eine Art Schule der Nation angesehen. Die Bevölkerung war in die Wehrverfassung ganz anders eingebunden als vergleichbare Staaten dies seinerzeit übten. Allenfalls die schwedische Wehrverfassung Ende des 17.Jh./Anfang des 18.Jh. ist insofern vergleichbar.
Was Ludendorf und seine Zeitgenossen angeht, so sollte man bedenken, daß sie nicht zuletzt deswegen nicht nach oben kamen, weil die da oben nicht starben. Dieses Problem beschränkte sich nicht nur auf bürgerliche Offiziere.
 
Ein schon ältererThread. Bemerkenswert am Militarismus der Wilhelmischen Epoche, war, dass weite Teile des Bürgertums den Militarismus mitmachten. Im Militär spielte der Adel nach wie vor eine bedeutende Rolle, und die höheren Offiziere, zumal in renommierten Garderegimentern waren fast ausschließlich Adelige. Sicher, die Offiziere für die wachsenden Generalstäbe und technischen Truppenteile konnten nicht ausschließlich von Adeligen besetzt werden, und bei der Artillerie dominierten Bürgerliche. Doch konnte ein Bürgerlicher wie Ludendorff erst im Weltkrieg eine solche Karriere machen. Der Lebensstil der Aristokratie übte auf große Teile des Bürgertums eine große Faszination aus. Wer es sich leisten konnte, erwarb ein Rittergut- der erste Schritt an die Anpassung aristokratischer Lebensstile. Durch den Erwerb des Reserveoffizierspatents in angesehenen Regimentern konnte das Bürgertum am Glanz des Adels teilhaben, und das Reserveoffizierspatent war die Eintrittskarte für eine höhere Beamtenkarriere oder die diplomatische Laufbahn. Das ging soweit, dass manche Leute auf ihrem Grabstein zuallererst das reserveoffizierspatent erwähnten, noch vor dem akademischen Titel eines Dr. jur.


Heinrich Mann beschreibt dieses geistige Klima meisterhaft in seinem werk "Der Untertan".

In der Zeit von 1888 bis 1911 gab es eine Enwicklung der Herkunft der Offiziersanwärter, die zeigt, wie sich der Militarismus im kaiserlichen Deutschland in alle Schichten der Gesellschaft ausbreitete.
So ging die Zahl der Bewerber von Söhnen aus Offiziers- und Gutsbesitzerfamilien zurück, während die Zahl der Söhne von Akademikern, Kaufleuten, Handwerkern und mittleren Beamten bedeutend zunahm.
Bedeutend hierfür war eine Kabinettsorder vom 29. März 1890. Wilhelm II wollte einen "neuen Kurs" fahren und änderte die Richtlinen für den Offiziersersatz.
Wihlem II:
" Der gesteigerte Bildungsstand unseres Volkes bietet die Möglichkeit, die Kreise zu erweitern, welche für die Ergänzung des Offizierkorps in Betracht kommen. Nicht der Adel der Geburt allein kann heutzutage wie vordem das Vorrecht für sich in Anspruch nehmen, der Armee ihre Offiziere zu stellen. Aber der Adel der Gesinnung, der das Offizierkorps zu allen Zeiten beseelt hat, soll und muß demselben unverändert erhalten bleiben. Und das ist nur möglich, wenn die Offizieraspiranten aus solchen Kreisen genommen werden, in denen dieser Adel der Gesinnung zu Hause ist. Neben den Sprossen der adligen Geschlechter des Landes, neben den Söhnen Meiner braven Offiziere und Beamten, die nach alten Tradition die Grundpfeiler des Offizierkorps bilden, erblicke Ich die Träger der Zukunft Meiner Armee auch in den Söhnen solcher ehrenwerter bürgerlicher Häuser, in denen die Liebe zu König und Vatreland, ein warmes Herz für den Soldatenstand und christliche Gesittung gepflanzt und anerzogen werden."

Quelle:
Das Elitekorps des Kaisers - Die Marineoffiziere im Wilhelminischen Deutschland; Holger H. Herwig
 
Während meines Geschichstsstudiums habe ich gehört, dass bürgerliche Offiziere vor allem in der kaiserlichen Marine eingesetzt wurden, während das Heer, und hier besonders die Kavallerie, die Domäne des Adels blieb.
Die Marine verlangte von ihren Offizieren einen hohen Grad an technischer Bildung, was oft gerade die Bürgerlichen mitbrachten.

Der von Wilhelm II. durchgeführte Flottenaufbau sorgte somit dafür, dass viele neue Offiziersstellen geschaffen wurden, für die die Bürgerlichen die besten Voraussetzungen mitbrachten.
 
kann das einer alles zusammen fassen oda eine seite reinstellen wo alles zusammen gefasst ist? ich muss gfs darüber halten. und ich hab keine lust alles durchzulesen am ende wieerholt isch alles nur

Ach, Du hast keine Lust, wir sollen aber was für Dich tun? Kostet 15 € die Zeile, Leistung wird erst erbracht, wenn ich die Lastschriftermächtigung auf das Konto Deiner Eltern habe.
 
Hallo, ich habe eine Frage.
Könnt ihr mir ein paar Stichpunkte und Gründe nennen, wieso die Deutschen ab 1871 so sehr dem Militär verschrieben waren? Es äußerte sich ja sozusagen in jeder Lebenslage - egal ob in der Mode oder im Beruf (Fabriken).
Woran kann das gelegen haben?


Ein furchtbar alter Strang, bin hier über einen aktuelleren gelandet, wo entsprechend auf diesen verwiesen wurde. Würde gerne die damalige kurze Diskussion verlagern, wobei die Fragestellung weniger mit "warum", vielmehr mit einem "ob (es so war...)" zu beginnen hat, soweit genehm. Wenn axiomatisch ein deutscher Militarismus 1871-1914 als gegeben hingenommen wird, so würde mich vielmehr interessieren, was schon in jener Zeit und eben nicht ex post und nach heutigen Maßstäben "westlicher Wertegemeinschaft" als militaristisch angesehen wurde und in welchen konkreten Bereichen man dies festzurren kann im Vergleich mit anderen Großmächten dieser Jahre, bitte nicht auf der Grundlage weniger Anachronismen wie einem Kaiser in Uniform bei einer Militärparade oder einem hohen Ansehen des Militärs, wobei sich hier schon obige Frage anschließen könnte, inwiefern dies epochal anders war bei manch anderer Großmacht, ist aber eigentlich zu belanglos in meinem Kontext. Gerne übrigens nach innen wie nach außen, vielleicht mit leichter Abgrenzung zum Bellizismus, würde ja wieder in einer "Kriegsschulddebatte" münden. Und natürlich eingedenk der Tatsache, dass Militarismus im ausgehenden 19. Jahrhundert und darüber hinaus nach semi-offiziöser Lesart im 21. Jahrhundert ein vorwiegend dt. Phänomen war, ein Terminus wie Imperialismus wird auf viele europäische Staaten angewandt, jedoch zeigt meine bescheidene Leseerfahrung, diese "Militarismus" Formel wird fast exklusiv auf das Deutsche Reich angewandt(bezieht sich nicht auf vereinzelte Erscheinungen, die auch Frankreich einen Militarismus unterstellen, sondern auf dem Umstand, dass die Gleichung Militarismus und Kaiserreich einen öffentlichen Allgemeinplatz bilden, in der westlichen Welt; vorallem in der Bundesrepublik selbst - so eine gewaltige "Anklage" stützt sich sicher auf viel Wasserdichtes) dies nochmal zur Begründung, warum ich gerne Vergleiche sehen würde, mit anderen Staaten. Der preußische Militarismus vor 1871 mag auch aussen vor bleiben, weil ich hier zumindest einen Indikator für Militarismus - einen höheren Anteil der männlichen Bevölkerung im stehenden Heer vergl. mit anderen Mächten etwa- erkennen kann, auch wenn dies aus geostrategisch-demographischen Gründen für Preußen auch überlebenswichtig war und weil es dann wieder auf wenige Stichpunkte ("Soldatenkönig") zu sehr abschweift, zudem ich mich schon innerlich-mental darauf einstelle, zum "100." der 14er Ereignisse wird dem Kaiserreich sein Militarismus an jeder Straßenecke, zumindest aber in jeder neuen Monographie und Dokumentation vorgeworfen. Ist also aktuell dringlicher als eine Diskussion mit zu weitem Felde. ;)

Die bisherigen Antworten auf das "wieso" des Strangerstellers erfuhr übrigens bei genauer Betrachtung null Replik. So wird erstaunt vermerkt, wie sehr das Bürgertum sich "einspannen ließ" (sinngemäß) für das Militär, was eigentlich viel mehr schonmal eine mögliche Antwort auf meine Frage nach dem "war es wirklich so?" wäre. Würde aber gerne mehr Punkte vernehmen, vor größerer Reaktion.
 
Zuletzt bearbeitet:
Mehrere Anklagen vernehme ich im Spiegel-Artikel. Über den Schlußsatz, vom Volke, dass 1914 zum großen Teil jubelte, braucht wohl wenig erwähnt werden. Diese These gilt als längst obsolet, für alle Großmächte zutreffend. Es gab bei der "Kriegsbegeisterung" große regionale Unterschiede, wobei Städter eher als Dörfler zu eben genannter "Freudigkeit" tendierten.

Ansonsten ist der Artikel wie stets germanozentrisch. Damit die richtige Botschaft auch ankommt, mag die Froschperspektive der des Vogels auch vorzuziehen sein. Aber dennoch gut, dass du ihn bringst. Denn darum ging es mir ja. Eine Verdoppelung der Rüstungsausgaben 1900 - 1914 auf 2,4 Mrd RM und damit auch fünf Prozent des Volkseinkommens, die für die Rüstung verwendet wurden, lt. Spiegel online. So und nun können wir den für mich eben entscheidenden Schritt tun: Wir vergleichen mühsam mit anderen Großmächten; besser noch traditionelle Landmächte und hier suche ich eben die Quellen, die -wenn wir uns nunmal exemplarisch der Rüstung zuwenden- bei Einbeziehung div. Friktionen oder vorübergehender Kolonialkriege oder intern. Krisen, die in gewissen Jahren Höhen und Tiefen implizieren mögen, einen generellen Trend aufweisen, dass Deutschland weit mehr Prozente des Volkseinkommens in die Rüstung gesteckt hat, als etwa Frankreich.

...Das dt. Militär hingegen wird wie eh und je zu einer Karikatur gezeichnet. Ein Treppenwitz der Geschichte mag es sein, dass entgegen der Bildnisse vom tumben Empfehlsempfänger, der unfähig ist, seine eigenen Entschlüsse zu ziehen, dies angesichts der Doktrinen bei Briten und Franzosen der Fall war, selbst noch 1918, während die militärische Überlegenheit des Heeres u. a. darauf gründete, dem selbstständigen Entschluss, ab 1917 noch radikaler bis auf unterster Ebene, neben der Institutionalisierung des Generalstabs. Zugegeben, dies wäre eine militärische Widerlegung. Da auf diesem Gebiet mit einem milit. Forschungsamt zwischen Modegeschäften und Friseurläden im beschaulichen Freiburg kalkulierter Notstand herrscht, beziehen sich diese Anwürfe im Zuge des Zeitgeistes im postheroischen Zeitalter mittlerweile eher darauf, warum diese Waffenträger sich überhaupt für etwas in den Ring geworfen haben, was nicht unter Begriffen subsumiert oder Zielen anhängt wie "pluralistisch demokratische Meinungsvielfalft", auf so einer Diskussionsgrundlage mag man aber schwerlich voran schreiten.


Ich habe im Moment nichts zur Hand, kann ab Donnerstag gerne belegen, dass im Kaiserreich der Soldat besser behandelt wurde als in Frankreich oder auf der Insel. Es ist nachgewiesen, wie empört die Deutschen waren, als sie mit Briten gemeinsame Flottenmanöver (Mitte des ersten Jahrzehnts) machten, da sie so brutal drangsaliert wurden. Es ist auch nachweisbar, dass dieses berühmte "nach unten buckeln" in anderen Armeen stärker ausgeprägt war, dass die Briten und Franzosen zudem ihren Soldaten legal brutalste Folterungen zukommen ließen bei kleinen Verstößen, was auf dt. Seite längst vergangen war. Vor allem lässt sich sicher am Besten nachweisen, wie restriktiv oder brutal auch eine militärische Institution sich gerierte, wenn man sieht, wie viele Todesurteile sie im Kriege a) verhängt und b) auch ausführt. Vorab: Auch da kommt das Kaiserreich am Besten weg.

Nochmal eingangs zum Spiegel-Artikel: Es geht nicht darum, zu zeigen, dass die Verhältnisse bei der soldatischen Ausbildung im Reich hart waren oder die Rüstungsausgaben hoch -dies steht alles quasi in der Luft.

Sondern nochmals, um den umunstößlichen Fakt des Militarismus in Deutschland dieser Zeit zu unterstreichen, im Vergleich Bezeichnendes herauszustellen. Und da diese "militaristische" Ader des Reiches weit über die Fachgrenzen hinaus ein anerkanntes Exklusivitätsmerkmal eben jenes Deutschland war, welches sofort aufhörte, zu existieren, sobald nur die Grenze -gleich in welche Himmelsrichtung- überschritten wurde, gibt es sicher auch harte Fakten und Statistiken, die beste Währung in diesen Fällen. Sonst läuft man Gefahr, gewisse Zustände plausibel zu beschreiben, -der Köpenicker darf nicht fehlen- und auf einer Basis zu diskutieren, wo nicht widerlegt werden kann, alles über Gefühlswelten plausibel erscheint, aber die Gewaltigkeit des Anwurfs und die Konstanz, mit der er sich hält, kann mir nicht weiß machen, es gäbe für die Militarismus-Theorie nicht auch einige, richtig dicke Zahlen. Also bitte gehaltvoll und nicht Quellen (Spiegel) die in wenigen Dekaden eher als Quellen für bundesdeutsche Vergangenheitsbewältigungshybris herhalten könnten, denn für realistische Betrachtungsmuster einer zentraleuropäischen Großmacht zwischen dem 19. und 20. Jahrhundert. ;)
 
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