Gründung des deutschen Kaiserreichs 1871 : Anfang des deutschen Übels?

Domi26

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Hey,

ich brauch Hilfe für meine Präsentationsprüfung. Ich habe folgendes Thema:

Bismarcks Reichseinigunskriege und die Gründung des Deutschen Reiches von 1871: Anfang des deutschen Übels?

Ich habe vorallem Schwierigkeiten die Frage zu beantworten.

Bis jetzt ist mir nur die geographische Lage des deutschen Reiches eingefallen, da durch die Gründung eines starken und geschlossenen Deutschen Reiches anstatt loser Einzelstaaten sich ein mächtiger Staat gebildet hat, vor dem sich die umliegenden europäischen Staaten fürchten und immer versuchen werden sich durch bündnisse vor dem deutschen reich zu schützen, was automatisch zu den konflikten führen musste.

Habt ihr da noch andere Antworten auf die Frage?

Danke.
 
Anfang des deutschen Übels? Was für eine Ausdrucksweise.

Auch für 1871 gilt, das die Geschichte offen war und Bismarck hat mit seiner ab diesem Zeitpunkt praktizierten Außenpolitik gezeigt, dass das Deutsche Reich sich nicht auf der Autobahn in Richtung Drittes Reich bewegt hat. Es waren eben auch ganz entscheidend die handelnden Personen, eben ein Bismarck, die den Auschlag für den jeweiligen Kurs gaben. Natürlich war der folgende Aufstieg des Deutschen Reiches potenziell nicht ohne Gefahren verbunden, aber es war eben entscheidend wie man mit dem Machtzuwachs umging und hier gilt es zu differenzieren.

Natürlich hat sich die Lage Europas mit der Gründung des Deutschen Reiches am 18.01.1871 schlagartig verändert. War in Mitteleuropa bis zu jenem Zeitpunkt quasi ein Machtvakuum vorhanden, das die anderen Großmächte , zu nennen sind hier insbesondere das Zarenreich und Frankreich, als ihren persönlichen Spielplatz betrachteten, war nunmehr ein neues sehr beachtliches Kräftefeld entstanden.
 
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Bismarcks Reichseinigunskriege und die Gründung des Deutschen Reiches von 1871: Anfang des deutschen Übels?

Ich habe vorallem Schwierigkeiten die Frage zu beantworten.

Bis jetzt ist mir nur die geographische Lage des deutschen Reiches eingefallen, da durch die Gründung eines starken und geschlossenen Deutschen Reiches anstatt loser Einzelstaaten sich ein mächtiger Staat gebildet hat, vor dem sich die umliegenden europäischen Staaten fürchten und immer versuchen werden sich durch bündnisse vor dem deutschen reich zu schützen, was automatisch zu den konflikten führen musste.

Habt ihr da noch andere Antworten auf die Frage?

Ich denke, es geht eher um die Frage, wie dieser deutsche Nationalstaat zu Stande kam. Auch in der Revolution 1848 stand dessen Gründung (ob nun als groß- oder kleindeutsche Lösung) ganhz oben auf der Agenda; dies wäre ein (für das 19. Jh.) parlamentarisch-demokratischer Staat gewesen, der auf dem Prinzip der Volkssouveränität aufbaute.

Doch scheiterte dieser Versuch, ein geeintes Deutschland zu schaffen. Erfolgreich war hingegen Bismarcks Einigung mit "Blut und Eisen", was zu einem gänzlich anderem Deutschland führte: Einem Obrigkeitsstaat, der auf einem Bündnis souveräner Fürsten beruhte, und in dem die Regierung weiterhin von einem errblichen Monarchen, nicht von einer gewählten Regierung, abhängig war. Dazu kam im größten Teilstaat Preußen ein absolut vordemakratisches Zensus-Wahlrecht und, zumindest im Osten, ein Juktertum, das kaum weniger Macht hatte als im 18. Jh.

Auch wenn es in der Geschichte keine simplen, monokausalen Erklärungen gibt, kann man diese "Einigung von oben" doch als Teil eines deutschen "Sonderweges" betrachten; und diese Weg führte nun mal auch in den NS; alles Teil unserer Geschichte.

EDIT

Zur Verfassung 1849:
http://de.wikipedia.org/wiki/Paulskirchenverfassung

In Stichpunkten:
http://www.gzg.fn.bw.schule.de/schulen/emigrate/dokument/german19/summary/verfsg48.htm

vollständig:
http://www.documentarchiv.de/nzjh/verfdr1848.htm

Zur Verfassung von 1871:
http://de.wikipedia.org/wiki/Bismarcksche_Reichsverfassung

http://www.google.de/#hl=de&q=Bisma...&aqi=g2&aql=&oq=&gs_rfai=&fp=6bdcbaba77e593da

Debatten darüber hier im Forum:
http://www.geschichtsforum.de/f60/vergleich-der-verfassungen-von-1849-und-1871-a-25677/

http://www.geschichtsforum.de/f58/oktroyierte-verfassung-und-reichsverfassung-14079/

http://www.geschichtsforum.de/f58/bismarcksche-reichsverfassung-13334/

vollständig:
http://www.documentarchiv.de/ksr/verfksr.html

Groß- bzw kleindeutsche Lösung:
http://de.wikipedia.org/wiki/Gro%C3%9Fdeutsche_L%C3%B6sung

http://de.wikipedia.org/wiki/Kleindeutsche_Lösung

"Blut und Eisen"
http://www.geschichtsforum.de/f58/blut-und-eisen-erkl-rung-11302/

http://de.wikipedia.org/wiki/Blut_und_Eisen
 
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Bismarcks Reichseinigunskriege und die Gründung des Deutschen Reiches von 1871: Anfang des deutschen Übels?

Also die Ausdrucksweise dieser Frage ist sehr "unklar".

Was ist denn überhaupt "deutsches Übel"? Wer auch immer dieses Thema erstellt hat, legt hier eine gewisse politische Tendenz in seiner Denkweise dar.
Worauf bezieht sich den ein deutsches Übel? Gibt es überhaupt ein "deutsches" Übel?

In Assoziation und mit dem kausalen Zusammenhang von Einigungskriegen und Nationalstaatgründung im Zeitraum Mitte des 19.Jh. könnte doch auch dann z.B. die Frage konstruiert werden: "Guiseppe Garibaldis Einigungskriege und Gründung Italiens: Anfang des italienischen Übels?" oder "Abraham Lincolns Bürgerkrieg und der Vereinigte Nationalstaat von Amerika: Anfang des amerikanischen Übels?"

Also ich denke, diese o.g. Frage ist allgemein Übel!
 
Selbstverständlich war es ein Übel, dieser Staat. Für Frankreich mit seine Reparationszahlungen an Deutschland, für alle Anrainer der große, zollfreie Wirtschaftsraum mit seiner Abschottung nach aussen und dazu die militärische Bedrohung bzw "Wehrhaftigkeit" und die Angst, das dieses Reich nun seine Interessen auch militärisch durchsetzen konnte. Welch ein Übel, denn das konnten vorher ja nur die Anrainer. Nationalistisch bzw Chauvinistisch waren wohl ALLE Staaten.

Und Antisemitismus, auf das die Frage wohl abzielt, war und ist leider in Europa weit verbreitet. Kriegsverbrechen haben so ziemlich auch alle begangen, was allerdings die DEUTSCHEN Kriegsverbrechen weder entschuldigt noch relativiert.

Dieses deutsche Übel müssen WIR eben aufarbeiten, und dabei kann es uns egal sein ob die ........ ihr ...... Übel auch aufarbeiten, verherrlichen oder totschweigen.

....... kannst Du fast jeden europäischen Staat einsetzen.
 
Vielleicht sollte der Threadsteller die Fragestellung konkretisieren.


Selbstverständlich war es ein Übel, dieser Staat. Für Frankreich mit seine Reparationszahlungen an Deutschland, für alle Anrainer der große, zollfreie Wirtschaftsraum mit seiner Abschottung nach aussen und dazu die militärische Bedrohung bzw "Wehrhaftigkeit" und die Angst, das dieses Reich nun seine Interessen auch militärisch durchsetzen konnte. Welch ein Übel, denn das konnten vorher ja nur die Anrainer. Nationalistisch bzw Chauvinistisch waren wohl ALLE Staaten.

Und der vorherige Zustand war für die Deutschen reichlich "übel". Sie waren mit ihren Territorien das Vorfeld oder die Spielwiese der Großmächte. Veränderungen mussten mit diesen abgestimmt werden.
So hat man den Deutschen den Einheitsstaat verwehrt, den man für sich in Anspruch nahm. Und das Reparationen nach einen verloren Krieg entrichtet werden, war nun nichts, was die Gemüter nun besonders erhitzen musste. Frankreich hat letzten Endes sich selbst in diese Lage manövriert, denn man hatte ja schon einen vollständigen dipolmatischen Sieg, für ganz Europa erkennbar, errungen. Aber nein, man musste noch nachkarten und Preußen unbedingt demütigen.

Und Antisemitismus, auf das die Frage wohl abzielt, war und ist leider in Europa weit verbreitet. Kriegsverbrechen haben so ziemlich auch alle begangen, was allerdings die DEUTSCHEN Kriegsverbrechen weder entschuldigt noch relativiert.

Du interpretierst aber recht großzügig.
 
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leider , denke ich, interpretiere ich nicht großzügig, was versteckten und offenen Antisemitismus angeht.
Und dem Frager wirklich helfen können unsere Antworten wohl auch kaum. Denn egal was er sagt, DEM offenen Messer dieser Frage die Spitze nehmen wird schwer.
Denn von Bismarck über Wilhelm II auf Hitler zu kommen ist schwer.

Geht vielleicht über die sogenannte Kleindeutsche Lösung, aber da muß er auch schon "den Aal geben", denn die Frage ansich implementiert ja schon eine , höflich ausgedrückt, " politisch korrekte" Sicht der Geschichte, enthält sie doch eine Wertung.


Und Gut oder schlecht, böse und nicht böse ohne ein wofür hat in der Wissenschaft NICHTS zu suchen.

Ausserdem ist ohne Definition der Phrase " deutsches Übel" die Frage nicht zu beantworten. Nur DAS einem fragenden Geschichtslehrer ins Gesicht zu sagen, und den Wutanfall auszuhalten, erfordert den Mut zur Sechs.

Ich sags mal höflich:
Der Frager hat sich selbst als Wissenschafter und Lehrer disqualifiziert
 
Ich würde die Frage so beantworten, dass für die Großmächte Europas der deutsche Staat natürlich ein Übel war.
Preußen schloss sich mit einigen Kleinstaaten zu einem vermeintlich starkem Staat zusammen, welcher allerdings im ersten Moment weiterhin unter preußischer Fahne wehte.

Innenpolitisch würd ich mal eher sagen, dass das "moderne" Kaiserreich ein Segen war, denn der Norddeutsche Bund kam zu Stärke und zu Akzeptanz in Europa, welche der Norddeutsche Bund teilweise ja wohl vermisste.

Die Frage klingt ziemlich kritisch auf die beiden Weltkriege, da ja da das große Übel geschaffen wurde und (fast) immer in deutsche Verbindung gebracht wird. Wir wurden laut des Versailler Vertrages zum Kriegsaggressor bestimmt und den 2. Weltkrieg tragen wir auch zurecht.

1871 waren wir insgesamt noch fern von weltumspannenden Kriegen, die zu solchem Massenmord verholfen haben.

Dann wäre eher die industrielle Revolution das Übel, nicht aber die Reichsgründung!
 
Ich halte die Aufgabenstellung für eine bewusst provokante Formulierung (unter der Annahme, sie wurde vom Lehrer formuliert ;)), kann sie zu einer deutlichen Stellungnahme pro und contra führen.

Ansonsten die Politik der nächsten knapp 20 Jahre gezeigt, dass ein Europa mit einem starken Deutschland in der Mitte durchaus stabil sein konnte.

Solwac
 
Ich würde die Frage bejahen. Der Grund ist die vom TE schon erwähnte völlig neue machtpolitische Änderung für die europäischen Großmächte. Die Reichsgründung führte fast zwangsläufig zum Konflikt, ob es zum Krieg kommen mußte, ist fraglicher, aber für mich wahrscheinlich. Auch Bismark stolperte über das diplomatische Parkett, seine Mittlerrolle 1878 verärgerte z.B. Russland, er lavierte auf kaum längere Zeit durchzuhaltende Weise zwischen den anderen Mächten hin und her.

Es kam für das Reich eher darauf an, wen es als Verbündeten im Krieg auf seiner Seite haben wollte. Erst die Abkühlung gegenüber dem lange sehr freundlichen Russland, dann die (später erfolgte) gegenüber UK, das waren kardinale Fehler. Dazu der schlechte, auch von Bismark verschuldete Start mit der Annexion Elsaß-Lothringens, die einen garantierten Erbfeind bescherte.

Das ganze heißt nicht, daß das Deutsche Reich am 1. Weltkrieg "schuld" war, in dem heuchlerischen Sinne, wie es im Versailler Vertrag unterstellt wurde. 1914 war Krieg ein zulässiges Mittel der Politik. DR hat allerdings einiges zum Kriegsausbruch 1914 dazugetan und man war jedenfalls in weiten Kreisen von Militär und Regierung froh, daß der Krieg endlich kam, bevor Russland wie erwartet 1916/17 seine Aufrüstung abgeschlossen hatte.

Die deutsche Frage war kaum lösbar, nach 1945 lief das Ganze nur wegen der Teilung Deutschlands und der Blockbildung machtpolitisch gut, nach 1990 wegen der Einbindung der euröpäischen Staaten, vor allem Deutschlands, in die EG/EU. Ich möchte nicht wissen, was passieren würde, wenn jeder Staat heute wieder unkoordinierte Interessenpolitik machen würde.

Von einer demokratischen Einigung hätte ich nicht zu viel erwartet. Man muß nur die auf europäischen Krieg gebürstete Politik der Paulskirche 1848/49 anschauen. Man feuerte Preußen zum Krieg wegen Schleswig-Holstein an und war zutiefst enttäuscht, daß Preußen dem Druck der größeren europäischen Mächte nachgab und zurücksteckte, anstatt den ganz großen Krieg zu entfesseln, den viele Demokraten wollten.
 
Ich würde die Frage bejahen. Der Grund ist die vom TE schon erwähnte völlig neue machtpolitische Änderung für die europäischen Großmächte. Die Reichsgründung führte fast zwangsläufig zum Konflikt, ob es zum Krieg kommen mußte, ist fraglicher, aber für mich wahrscheinlich.
(...)
Die deutsche Frage war kaum lösbar, nach 1945 lief das Ganze nur wegen der Teilung Deutschlands und der Blockbildung machtpolitisch gut, nach 1990 wegen der Einbindung der euröpäischen Staaten, vor allem Deutschlands, in die EG/EU. Ich möchte nicht wissen, was passieren würde, wenn jeder Staat heute wieder unkoordinierte Interessenpolitik machen würde...

Damit sprichst du aber schon das eigentliche Hauptproblem an:
Nicht die Einigung Deutschlands war 1871 das Problem, sondern die Haltung der europäischen Staaten dazu, weil so ein weiterer Konkurrent im Streben nach immer politischer und wirtschaftlicher Macht in der Welt entstand. Man wollte Deutschland schwach und zersplittert halten.
Die Einheit Deutschlands wäre aber über kurz oder lang sowieso gekommen, weil das Volk/die Bürger sie verlangte - notfalls hätte es auch noch einmal eine Revolution gegeben, um das Ziel zu erreichen.
Somit muß man richtiger Weise sagen: Auf keinen Fall stellte die Einigung Deutschlands ein wie auch immer geartetes "Übel" dar, sondern das Gegeneinander und das Konkurrieren der europäischen Staaten untereinander. Damals wurde Deutschland weitgehend politsch isoliert.
Das hat man nach 1949 mit der Gründung der EWG/EG endgültig geändert, auch wenn es selbst 1989/90 noch einen großen Schreck nicht nur in Europa gab, als es hieß, Deutschland möchte wieder die deutsche Einheit erreichen. Doch diesmal konnten sich die ausländischen Gegner nicht durchsetzen, so daß die deutsche Einheit in einen friedlichen europäischen Einigunsprozeß eingebettet wurde - zum Glück.
 
Damit sprichst du aber schon das eigentliche Hauptproblem an:
Nicht die Einigung Deutschlands war 1871 das Problem, sondern die Haltung der europäischen Staaten dazu, weil so ein weiterer Konkurrent im Streben nach immer politischer und wirtschaftlicher Macht in der Welt entstand. Man wollte Deutschland schwach und zersplittert halten.
Nach der "Schande von Sadowa" forderten "die Franzosen", dass der Norddeutsche Bund die süddeutschen Staaten nicht umfassen dürfe. Mit der Deutschen Einheit "bis zum Main" war man hingegen einverstanden gewesen.

Angenommen Bismarck hätte sich zu einem evolutionären Prozess entschlossen und er hätte zusammen mit den süddeutschen Staaten versucht, die kleindeutsche Lösung mit der Zustimmung der Großmächte zu erreichen, wie lange hätte das wohl gedauert? Wäre das - jedenfalls aus heutiger Sicht - nicht der nachhaltigere Weg zur "Deutschen Einheit" gewesen als der schnellere Weg über den Krieg gegen Frankreich?
Die Einheit Deutschlands wäre aber über kurz oder lang sowieso gekommen, weil das Volk/die Bürger sie verlangte - notfalls hätte es auch noch einmal eine Revolution gegeben, um das Ziel zu erreichen.
Lässt sich die Erwartung, dass die "Deutsche Einheit" ohnehin gekommen wäre, nicht auch so deuten, dass diese auch diplomatisch, d.h. mit der Zustimmung der anderen Großmächte, erreichbar war?
Somit muß man richtiger Weise sagen: Auf keinen Fall stellte die Einigung Deutschlands ein wie auch immer geartetes "Übel" dar, sondern das Gegeneinander und das Konkurrieren der europäischen Staaten untereinander.
Im Grundsatz stimme ich Dir ja zu. Aber zu diesem Konkurrieren der Großmächte gehörte doch auch der Wille Bismarcks, die Einheit mit Blut und Eisen gegen Frankreich durchzusetzen, anstatt den langen Weg der Verhandlungen am grünen Tisch zu beschreiten. Das "Übel" der Reichsgründung könnte man also in deren Art und Weise sehen: die Demonstration, welche Erfolge sich mit Machtpolitik erzielen liessen, als Vorbild für alle Politiker, die erfolgreich sein wollen.
Damals wurde Deutschland weitgehend politsch isoliert.
Unter Bismarck war Berlin das diplomatische Zentrum Europas, allerdings auch deshalb weil Bismarck ein Meister darin war, die anderen Großmächte gegeneinander auszuspielen.
Das hat man nach 1949 mit der Gründung der EWG/EG endgültig geändert, auch wenn es selbst 1989/90 noch einen großen Schreck nicht nur in Europa gab, als es hieß, Deutschland möchte wieder die deutsche Einheit erreichen. Doch diesmal konnten sich die ausländischen Gegner nicht durchsetzen, so daß die deutsche Einheit in einen friedlichen europäischen Einigunsprozeß eingebettet wurde - zum Glück.
War es vielleicht auch das Pech der Deutschen, dass der Weg zur Einheit im 19. Jahrhundert über drei Kriege führte statt über Diplomatie und Kongresse?
 
Ich stimme Barbarossa eigentlich zu. Ein "deutsches Übel" war es aus Sicht der anderen Staaten, die nicht bereit waren, ihre Machtinteressen anzupassen. Ein "nichtdeutsches Übel" war es aus Sicht der Deutschen, die sozusagen ohne Rücksicht auf Verluste ein Stück vom Kuchen abhaben wollten. Keine Haltung ist irgendwie objektiv besser.

Ich glaube nicht, daß die Einigung durch drei Kriege so besonders problematisch oder vorbelastend war, denn die Einigung an sich stellte für die Etablierten das Unangenehme da, nicht der Weg dorthin. Ob es auch anders gegangen wäre? Wer kann das sagen, im Horizont der in der Zeit Handelnden lag die Möglichkeit fern, die aus der Rückschau machbar erscheinen könnte.
 
Naja, ich kann nur noch mals darauf hinweisen, was für ein Deutschland da durch Bismarck geschaffen wurde: Ein monarchistischer, militaristischer Obrigkeitsstaat ohne parlamentarische Kontrolle der Regierungspolitik, einer zutiefst autoritätshörigen Beamtenschaft und in weiten Teilen einem völlig undemokratischen Zensuswahlrecht.

Das dieses Faktum hierzulande kaum gewürdigt (bzw kritisch betrachtet) wird wundert allerdings kaum; schon das "Lied der Deutschen" setzt Einigkeit vor urdemokratische Sachen wie Recht und Freiheit, scheint symptomatisch zu sein... ;)
 
Angenommen Bismarck hätte sich zu einem evolutionären Prozess entschlossen und er hätte zusammen mit den süddeutschen Staaten versucht, die kleindeutsche Lösung mit der Zustimmung der Großmächte zu erreichen, wie lange hätte das wohl gedauert? Wäre das - jedenfalls aus heutiger Sicht - nicht der nachhaltigere Weg zur "Deutschen Einheit" gewesen als der schnellere Weg über den Krieg gegen Frankreich?

Das sich seit der Luxemburger Krise verschlechternde Verhältnis zu Frankreich verschäfte sich durch die spanische Thronkandidatur und die Emser Depesche. Das war der Anlass zum Krieg. Hätte es diese Irritationen nicht gegeben, wäre es möglicherweise zu einem evolutionären Prozess gekommen, an dessen Ende ein deutscher Nationalstaat ohne kriegerische Verwicklungen gestanden hätte.

Ich bin nicht sicher ob man behaupten kann, Bismarck hätte von langer Hand einen Krieg gegen Frankreich geplant mit dem Ziel der Reichsgründung. Ich glaube vielmehr, er ergriff kurzfristig die Möglichkeit, die sich ihm bot..

Unter Bismarck war Berlin das diplomatische Zentrum Europas, allerdings auch deshalb weil Bismarck ein Meister darin war, die anderen Großmächte gegeneinander auszuspielen.

Wobei man sagen muss, dass dieses Bündnissystem im Lauf der Jahre ziemlich unübersichtlich geworden war und stellenweise widersprüchliche Bündniskonstruktionen aufwies. Wie lange das noch fortzuführen gewesen wäre, sei dahingestellt.

War es vielleicht auch das Pech der Deutschen, dass der Weg zur Einheit im 19. Jahrhundert über drei Kriege führte statt über Diplomatie und Kongresse?

Auch in Italien war der Einigungsprozess von kriegerischen Verwicklungen unter Beteiligung Österreichs und Frankreichs begleitet. Allerdings war Italien militärisch nicht so stark, dass es für Frankreich oder Großbritannien zu einer massiven Bedrohung hätte werden können. Das war beim wilhelminischen Kaiserreich anders, das dazu noch kräftig mit dem Säbel rasselte und sich am Vorabend des Ersten Weltkriegs politisch höchst unklug verhielt. Erst die Verkettung all diese komplexen Elemente führte dann zum Untergang.
 
Bismarcks Reichseinigungskriege und die Gründung des Deutschen Reiches von 1871: Anfang des deutschen Übels?
Sicherlich muss man dies aus zwei Blickwinkel betrachten:

Der außenpolitische Blickwinkel
Hier stimme ich der vorherrschenden Meinung zu, dass die Deutschen hierbei keine Rücksichten auf ausländische Interessen nehmen mussten. Deshalb ist m. E. der Begriff Deutsches Übel hier zu verneinen

die innenpolitische Sicht
Das Reich Bismarcks war in seinem Verfassungsstatut nicht mehr zeitgemäß, wenn wir uns die USA oder Großbritannien ansehen. König Wilhelm von Preußen wollte kurz vor seiner Ausrufung zum Deutschen Kaiser zu Gunsten seines Sohnes abdanken. Dieser drängte seinen Vater von solch einen Plan Abstand zu nehmen. Also wurde der Kartäschenprinz der Bundespräsident des neuen Kaiserreiches. Diese Herrschaft war nun nicht wirklich ersprießlich für den neuen Staat. Reinecke hat dazu einen wichtigen Beitrag in diesem Faden verfasst. Unter Wilhelm II. wurde es dann wirklich übel.

Je nachdem, welchen Blickwinkel man einnimmt, würde ich eine unterschiedliche Antwort auf die gestellte Frage geben.
 
Hey,
ich muss für die schule ein Referat halten, die frage ist
" Deutsches Reich 1871 wer war Bismark
Sozialversicherungsgesetz.
Könnt ihr mir etwas zu dem Thema sagen ? :)
 
Hey,
ich muss für die schule ein Referat halten, die frage ist
" Deutsches Reich 1871 wer war Bismark
Sozialversicherungsgesetz.
Könnt ihr mir etwas zu dem Thema sagen ? :)

Schau mal hier:

Unterrichtsmaterial Sozialpolitik - Schutz, Gerechtigkeit, Sicherheit - Reichsgründung und Sozialgesetze

Ein "exzellenter" Wikipedia-Artikel zu Bismarck: Otto von Bismarck ? Wikipedia .

Oder etwas kürzer und übersichtlicher: Planet Wissen - Otto von Bismarck .

Bzw. eine etappenweise Chronik seines Lebens: Biographie: Otto von Bismarck, 1815-1898 .

Einige Bilder: Bismarck - Otto von Bismarck - Biographie, Lebenslauf in Bildern .

Jedenfalls versuchte Bismarck durch seine Sozialgesetzgebung der sozialdemokratischen Bewegung den Wind aus den Segeln zu nehmen, da nun ja der Staat, freiwillig, der Arbeiterklasse diese Privilegien zugesteht, ohne dass die SAP (nach Auslaufen des Sozialistengesetzes 1890 ja SPD) daran beteiligt gewesen wäre. Die zahlreichen Versicherungen waren ein wichtiger Schritt in Richtung Sozialstaat.
 
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