Gründung des deutschen Reiches

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Lea_Geschichte

Gast
Der ehemalige Bundespräsident Gustav Heinemann sprach zum 100. Jahrestag der Reichsgründung die Worte:

"Bismarck gehört nicht in die schwarz-rot-goldene Ahnenreihe derer, die mit der Einheit des Volkes zugleich demokratische Freiheit wollen"

Begrünge diese Aussage!

Wäre nett. Muss auch nicht so lang sein : D
 
Ok ich geb dir nen Anstoss, ausschmücken darfst du es selber.

Bismarck = alles andere als ein Demokrat.

sollte reichen.
Für welche Klasse musst du das denn machen?
 
8 Klasse. und ich bekomm das garnicht hin. mir reichen auch nur 5 sätze :D
 
Ein sinngemäßer Auszug aus einer Rede Bismarcks:

„Nicht auf Preußens Liberalismus sieht Deutschland, sondern auf seine Macht; Bayern, Württemberg, Baden mögen dem Liberalismus indulgieren, darum wird ihnen doch keiner Preußens Rolle anweisen; Preußen muß seine Kraft zusammenfassen und zusammenhalten auf den günstigen Augenblick, der schon einige Male verpaßt ist; Preußens Grenzen nach den Wiener Verträgen sind zu einem gesunden Staatsleben nicht günstig; nicht durch Reden und Majoritätsbeschlüsse werden die großen Fragen der Zeit entschieden – das ist der große Fehler von 1848 und 1849 gewesen –, sondern durch Eisen und Blut.“

Quelle: rbb Preußen-Chronik | Der neue Ministerpräsident Bismarck regiert gegen das Parlament (8. Oktober 1862)
 
Ok ich geb dir nen Anstoss, ausschmücken darfst du es selber.

Bismarck = alles andere als ein Demokrat.

sollte reichen.
Für welche Klasse musst du das denn machen?

Genau.

Die ohne Frage bedeutenden Sozialversicherungen hatten unter dem Strich aber doch eine antidemokratische Stoßrichtung. Es ging nämlich nicht ganz unwesentlih darum, der Sozialdemokratie die Arbeiter als Wähler abspenstig zu machen.
 
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8 Klasse. und ich bekomm das garnicht hin. mir reichen auch nur 5 sätze :D

1871: Preussens Alleingang, ohne das heilige römische Reich, deutscher Nation Neuzugründen, könnte schon völkerrechtlich schadhaft sein.
Das souveräne Königreich Bayern wurde durch Ränkespiel einverleibt.
Durch den Ausschluss der Habsburger waren in der Adelstradition die bayerischen Wittelsbacher das führende Geschlecht.
Der formelle "Auftrag" zur Reichsgründung musste also von den Wittelsbachern kommen. Ludwig der II., möglicherweise geistig umnachtet folgte im Hinblick auf seine Schulden(Schlösserbau) der Aufforderung Bismarcks.
Die Reichsgründung, ausgerufen in einem anderen, besetzten Land könnte nach heutiger Auffassung ebenfalls völkerrechtlich bedenklich sein.
Fazit: das deutsche Kaiserreich der preussischen Könige ist in seiner Gründung juristisch Schadhaft und moralisch abzulehnen, weil hierbei nur Preussen umetikettiert wurde.
 
Entschuldige JohnSteed, aber bist du sicher, dass du deinen Beitrag in den richtigen Thread gestellt hast? Deine Ausführungen haben irgendwie wenig bis gar nichts mit Leas Fragestellung zu tun. :nono:

Liebe Lea, ich rate dir dringend davon ab, bei der Bearbeitung deiner Aufgabe auf eine wie auch immer geartete dynastische Vorrangstellung der Wittelsbacher oder gar auf "völkerrechtlich schadhafte" (was soll das eigentlich sein? :confused:) Staatsgründungen einzugehen.

Für deine Hausaufgabe (?) dürfte es ausreichen, wenn du die demokratischen Ziele der Revolutionäre von 1848/49 (denn diese dürfte Heinemann vornehmlich gemeint haben, wenn er von "schwarz-rot-goldener Ahnenreihe" spricht) den Gründen gegenüberstellst, weshalb der stockkonservative preußische Monarchist Bismarck sich an die Spitze der ursprünglich größtenteils demokratisch gesinnten deutschen Einheitsbewegung gedrängt hat. Turgut hat weiter oben bereits ein hilfreiches Zitat dazu angeführt, hier noch zwei weitere in diesem Kontext relevante Bismarck-Zitate:

"Soll Revolution sein, so wollen wir sie lieber machen als erleiden."

"Revolutionen machen in Preußen nur die Könige"

Das soll jetzt aber erstmal genügen, ein bisschen was musst du ja auch selber machen. :p
 
Fazit: das deutsche Kaiserreich der preussischen Könige ist in seiner Gründung juristisch Schadhaft und moralisch abzulehnen, weil hierbei nur Preussen umetikettiert wurde.

Völkerrecht betrifft die Rechtsbeziehungen von Staaten untereinander.

Das Deutsche Reich wurde nach der Konstitution völkerrechtlich in eine Vielzahl von Verträgen gebunden, zT stand es in Rechtsnachfolge bestehender Verträge (zB. Garantie Belgiens).

An dem Status gab es nichts "schadhaftes", übrigens in Sukzession bis zur BRD, wie verfassungsgerichtlich festgestellt wurde.

Ansonsten solltest Du Hinweise bringen, was genau Du damit gemeint hast.
 
ElQuijote schrieb:
Lea dürfte längst in einem neuen Schuljahr sein.

Macht nichts, denn das tut der Diskussion als solches ja kein Abbruch.

John Steed schrieb:
Das souveräne Königreich Bayern wurde durch Ränkespiel einverleibt.

Ränkespiel?:confused:

Die Regierungen der süddeutschen Staaten, auch die Bayerns, gerieten in den Sog der öffentlichen Meinung, die die Vollendung der deutschen Einheit forderte.

Der Großherzog von Baden musste eh nicht groß gebeten werden. Bismarck ging betont rücksichtsvoll mit den Süddeutschen um, denn er wollte sie nicht in einen Staat zwingen; diese sollten vielmehr aus freien Stücken diesen Schritt vollziehen. Hierbei widerstand Bismarck beispielsweise den Anregungen des Kronprinzen, dem das alles viel zu langsam ging und die Süddeutschen notfalls eben auch zwingen wollte.

Bismarck hatte sich aber mit seiner Linie durchgesetzt. Bismarck hat seinem Staatssekretär Dellbrück nach Dresden geschickt, um mit Hilfe der sächsischen Diplomaten die Meinung in München ausloten. Sehr schnell bat München Bismarck Dellbrück nach München zu entsenden.
Bayern und Württemberg wurde im Verlauf der Verhandlungen eine Anzahl von Resveratsrechten eingeräumt. Aus diesem Grunde gab es mit den Staaten separate Beitrittsverträge.

In der Summe ist es Bismarck aufgrund der gegenüber Bayern gemachten Konzessionen gelungen, Ludwig für die Errichtung des Kaisertums zu gewinnen.
Ränkespiel würde ich dies aber nicht nennen.


John Steed schrieb:
Durch den Ausschluss der Habsburger waren in der Adelstradition die bayerischen Wittelsbacher das führende Geschlecht.
John Steed schrieb:
Der formelle "Auftrag" zur Reichsgründung musste also von den Wittelsbachern kommen.

Wo steht denn das geschrieben? In der Verfassung des Norddeutschen Bundes steht das m.W, nach nicht. Am 10.Dezember 1870 beschloß der Norddeutsche Reichstag mit großer Mehrheit Wilhelm I. zu bitten mit der Annahme der Kaiserwürde das Einigungswerk zu weihen. Das war natürlich gar nicht nach dem Geschmack Wilhelm. Trotzdem empfing er am 18.Dezember die Delegation des Reichstages. Die verfassungsgemäßen Beschlüsse waren im Bundesrat und Reichstag schon erfolgt.
 
Zuletzt bearbeitet:
1871: Preussens Alleingang, ohne das heilige römische Reich, deutscher Nation Neuzugründen, könnte schon völkerrechtlich schadhaft sein.

Das HRRdN war aber schon 65 Jahre zuvor untergegangen und schon im 18. Jahrhundert ein überlebtes Konstrukt. Weshalb wäre deiner Meinung nach die Neugründung eines Reiches notwendig gewesen, dessen Territorien (Böhmen, Mähren, "Reichsitalien", Österreich) ja zu großen Teilen außerhalb des neune Reiches lagen? Das deutsche Reich war ja nicht als Vielvölkerstaat, sondern als deutscher Nationalstaat angelegt.

Das souveräne Königreich Bayern wurde durch Ränkespiel einverleibt.
Durch den Ausschluss der Habsburger waren in der Adelstradition die bayerischen Wittelsbacher das führende Geschlecht.

Eine höchst theoretische ansicht. Praktisch war schon 1848 dem preußischen König die Kaiserkrone eines kleindeutschen Staates angetragen worden. Praktisch war Preußen die dominante Macht im deutschsprachigen Gebiet, spätestens seit dem Sieg über Österreich. Ein Stammbaum bis ins 9. Jahrhundert ist war nett, aber enthält politisch nur einen geringen Machtanspruch. Bayern hat für seine Einwilligung zum Reichsbeitritt Entschädigungen und Sonderrechte erhalten.

Der formelle "Auftrag" zur Reichsgründung musste also von den Wittelsbachern kommen. Ludwig der II., möglicherweise geistig umnachtet folgte im Hinblick auf seine Schulden(Schlösserbau) der Aufforderung Bismarcks.

Es ging ja nicht um die Wiedererrichtung des HRRdN sondern um die Ausrufung eines neuen Nationalstaats. Es gibt keine kontinuität zwischen dem HRRdN und dem Kaiserreich von 1871.

Die Reichsgründung, ausgerufen in einem anderen, besetzten Land könnte nach heutiger Auffassung ebenfalls völkerrechtlich bedenklich sein.

Es war damals aber ein anerkannter Schritt. Ich könnte auch die Eroberung Sachsens durch Karl den Großen als Angriffskrieg nach den Statuten der Vereinten Nationen geißeln, würde damit aber wenig sinnvolles produzieren, weil das eine mit dem anderen nichts zu schaffen hat. Im historischen Kontext war es ein nachvollziehbarer Schritt.

Fazit: das deutsche Kaiserreich der preussischen Könige ist in seiner Gründung juristisch Schadhaft und moralisch abzulehnen, weil hierbei nur Preussen umetikettiert wurde.

Und spätestens mit dem Fazit ignorierst du den gesamten historischen Kontext, der Schaffung eines deutschen Nationalstaates. Dass Deutsche Reich basierte zwar auf der preussischen militärischen Dominanz, war aber trotzdem nicht nur ein "Preußen plus" sondern ein Nationalstaat (ohne die deutschen Gebiete der Habsburger) aller Nord- und Süddeutschen Staaten.
 
Und spätestens mit dem Fazit ignorierst du den gesamten historischen Kontext, der Schaffung eines deutschen Nationalstaates. Dass Deutsche Reich basierte zwar auf der preussischen militärischen Dominanz, war aber trotzdem nicht nur ein "Preußen plus" sondern ein Nationalstaat (ohne die deutschen Gebiete der Habsburger) aller Nord- und Süddeutschen Staaten.
Richtig!
Der Nationalstaat ist ein Krankheitsbild des 18./19.Jahrhunderts.
Im Falle von Italien und Deutschland sogar eine gefährliche Fiktion.
Nicht nur ein Hirngespinst.
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El QuijoteLea dürfte längst in einem neuen Schuljahr sein. 25.09.2011 08:03
 
Zuletzt bearbeitet:
Im Falle von Italien und Deutschland sogar eine gefährliche Fiktion.
Nicht nur ein Hirngespinst.

Der Nationalstaatsgedanke wurde ja nicht zuletzt durch Napoleon, also auch durch die französische Revolution befördert. Weshalb sollten denn die deutsche und italienische Nation auf etwas verzichten?, was in den Nachbarstaaten bereits Realität war.
 
Der Nationalstaat ist nun wohl erstens keine Krankheit und auch keine Erfindung des 18/19 Jhdts.
England, Wales und Schottland , genau wie Dänemark , Schweden und Frankreich waren schon sehr lange Nationalstaaten.

Der Wunsch vieler Italiener und Deutscher, in jeweils einem einigen Staat zu leben, ist allerdings in dieser Zeit aufgekommen, auch die nationalistischen Bestrebungen in von Österreich und Preußen beherrschten Gebieten kann man wohl in diese Zeit legen. Die entsprechenden Nationen aber gab es auch im Selbstverständnis schon eher.

Das besondere an Deutschland und Italien ist, das "Nationen" ähnlicher Sprache sich zu einem Nationalstaat zusammenfinden wollten. Nicht nur das, die Nationalisten wollten eben eine scharfe Abgrenzung zu anderen Nationen in der Erkenntnis, das eine Definition der eigenen Nation aus sich heraus nicht möglich war.

Es war und ist das "Wir auch", was Deutsche vom Rest unterscheidet. Eine gemeinsame Schriftsprache und mittlerweile ein gemeinsame Verfassung sowie eine von allen mehr oder minder akzeptierte Regierung macht eben noch keine "Nation", es ergibt nur ein Volk im ursprünglichen Sinne. Diese Einheit wollte man wohl 1848 herstellen, hat sie zum Teil 1871 hergestellt, naja, und der Versuch, eine Nation durch niedermachen anderer herzustellen, ging ja nun, wie wir heute wissen , daneben.
 
Der Nationalismus ist ein weites Feld. Wir sind heute darauf geprägt, unter dem Begriff Nationalismus in erster Linie die nationalchauvinistischen und rassistischen Auswüchse der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts und ersten des 20. Jahrhunderts zu verstehen, also einen exklusiven Nationalismus. Wir sollten aber bedenken, dass der Nationalismus 1848 zunächst einmal eine bürgerlich-liberale Bewegung meinte, und wenn Wilson 1918 vom "Selbstbestimmungrecht der Völker" sprach, dann darf man das als eine ähnliche bis identische Auffassung begreifen.
 
Das muessen wir wohl umformulieren: Ein Nationalstaat kann "krank" werden, grundsætzlich scheint es aber die dauerhaftere Wahl zu sein als das Gegenstueck, der Vielvølkerstaat.

Gruss, muheijo

Dazu muss man allerdings berücksichtigen, dass es den Nationalstaat, weltgeschichtlich gesehen, noch gar nicht so lange gibt. Und dass die deutsche Sicht, oder sagen wir, die der größeren Nationalstaaten eine spezielle war und ist. Kleinere Staaten - nehmen wir zum Beispiel mal Benelux - hatten nicht so stark die Möglichkeit zur kulturellen Hegemonie ihrer Nationalkultur im eigenen Land. Für manche Gegenden - wie z.B. fast ganz Afrika, mit wenigen Ausnahmen wie z.B. dem kleinen Swasiland - stellt sich die Frage, ob es dort überhaupt Nationalstaaten nach unserer Definition gibt.
 
Für manche Gegenden - wie z.B. fast ganz Afrika, mit wenigen Ausnahmen wie z.B. dem kleinen Swasiland - stellt sich die Frage, ob es dort überhaupt Nationalstaaten nach unserer Definition gibt.

... Stimmt, und genau das scheint ja auch einen Gutteil an Konflikten in Afrika heraufbeschworen zu haben.
--> Ægypten wære vielleicht noch ein Staat vom Typ Nationalstaat, oder?

Gruss, muheijo
 
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